In diesem Kurzportrait geht es um Kinsale Capital. Der US-amerikanische Spezialversicherer ist ein wachstumsstarkes Unternehmen in einer Marktnische, das seit Jahren überdurchschnittliche Margen generiert und seine Wettbewerber auf Abstand zu halten weiß. Zu denen Buffetts Berkshire Hathaway ebenso zählt wie Lloyds oder Markel.
Der Aktienkurs kommt gefühlt seit zwei Jahren nicht von der Stelle, doch beim genaueren Hinsehen zeichnet er ein anderes Bild von steigenden Hochs und Tiefs. Diese Konsolidierungsphase zerrt an den Nerven der Anleger, insbesondere dann, wenn andernorts scheinbar leicht Geld zu verdienen ist. Doch der nächste Schub könnte bei Kinsale Capital bevorstehen, denn es ist eines der am besten geführten und profitabelsten Versicherungsunternehmen. Und das zahlt sich auf lange Sicht aus und sollte sich auch (bald) wieder im Aktienkurs niederschlagen. Kurseinbrüche nach den Quartalszahlen sind hier eher die Regel als die Ausnahme und (bisher) stets eine neue Chance für Hartgesottene. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich...
Die börsennotierte Kinsale Capital Group ist eine Holding, unter deren Dach die beiden operativ tätigen Töchter aktiv sind. Die Kinsale Insurance Company ist eine Versicherungsgesellschaft für Exzedenten- und Spezialversicherungen; sie ist auf schwer zu vermittelnde Schaden-, Unfall- und Sonderrisiken spezialisiert.
Exzedentenversicherungen sind vor allem im gewerblichen Bereich interessant, insbesondere für Freiberufler wie Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Anwälte, die für über Standardrisiken hinausgehende Risiken eine Aufstockungsversicherung benötigen.
Spezialversicherungen wiederum sichern Unternehmen gegen einzigartige Risiken ab, wie beispielsweise Hochwasser oder Pandemien. Diese sind kaum bei gewöhnlichen Versicherungen zu erwerben, zumal sich diese Generalversicherer immer öfter aus nicht-standard-orientierten Segmenten zurückziehen. Das bietet eine interessante Situation. Einerseits gibt es nur wenige Anbieter entsprechender Versicherungen, andererseits nimmt die Nachfrage kräftig zu. Der Klimawandel sorgt für immer mehr Extremwetterereignisse, gegen die Standardversicherungen keinen Schutz bieten und die Menschen gehen immer ausgefalleneren Aktivitäten nach, z.B. Axtweitwerfen. Diese Risiken sind nicht einfach zu kalkulieren und auch deshalb nur bei einer Handvoll von Spezialanbietern überhaupt abzudecken.
Die IT-Systeme von Kinsale ermöglichen es dem Unternehmen, beinahe schon ein Drittel der eingehenden Schadenmeldungen innerhalb der ersten Stunde zu bearbeiten. Das stellt einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil dar und resultiert in weiter steigenden Marktanteilen.
Kinsale Capitals zweites Standbein ist die Aspera Insurance Services Inc. Diese fungiert als Underwriting Manager für gewerbliche Unfall- und Personenschäden. Underwriting bedeutet, dass das Unternehmen selbst die Risiken einschätzt.Erfolgsfaktor Kosten-Schaden-Quote: Kinsale erzielt seit Jahren eine branchenweit führende Kosten-Schaden-Quote, kalkuliert also die versicherten Risiken besonders auskömmlich. Kinsale ist hier seit vielen Jahren Branchenprimus!
Solide Geschäftszahlen
Im 1. Quartal 2025 stieg der operative Gewinn je Aktie um 6 % auf 3,71 USD, die gebuchten Bruttoprämien wuchsen um 8 % im Vergleich zum Vorjahresquartal, die Netto-Kapitalerträge legten ggü. dem Vorjahreswert um 33,1 % zu und die annualisierte operative Eigenkapitalrendite ging mit 22,5 % durchs Ziel. Die Verluste aus Katastrophen dürften brutto bei 41 Mio. USD liegen und netto bei 22 Mio. nach Ausgleich durch die Rückversicherungen. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote wurde mit 82 % ausgewiesen und hier liegt der Hase im Pfeffer...
Denn die Großschadenereignisse der letzten Zeit haben zu außergewöhnlich hohen Versicherungsleistungen geführt, so dass Kinsales Ergebnis unter Vorjahr liegt - bei einer zurückgehenden Schaden-Kosten-Quote. Die Profitabilität ist also gesunken, allerdings branchenweit, während Kinsale nach wie vor zu den profitabelsten Branchenvertretern gehört. Auch weil man konsequent nur sehr auskömmliche Versicherungen abschließt und lieber auf Geschäft verzichtet als auf Margen. Der zuletzt erhöhte Wettbewerbsdruck brachte daher weniger Zuwachs als früher, doch solche Kampfpreise zahlen sich für die Billigheimer selten aus und gipfeln in den folgenden Jahren in üppigen Verlusten.
Dieses Spiel macht Kinsale Capital nicht mit. Man wird seine Prämien an die erhöhten Schadenfälle anpassen und seine Top-Position bei der Schaden-Kosten-Quote verteidigen. Zudem setzt Kinsale seine Aktienrückkäufe fort und hat hierbei im 1. Quartal für weitere 10 Mio. USD eigene Aktien erworben.
Die unbändige Macht des Zinseszinseffekts
Wagen wir noch einen Blick auf den Zaubertrank des Versicherungsbusiness: den "Float". Die Bruttoprämien stiegen im Gesamtjahr 2024 um 42,3 % auf 1,6 Mrd. USD und die Nettokapitalerträge sogar um 99,6 % - sie profitierten von einem starken operativen Cashflow und höheren Zinssätzen.
Und da sind wir bei einem weiteren wichtigen Aspekt: der Anlage des Floats. Warren Buffett begründete genau hierauf seinen enormen Erfolg mit Berkshire Hathaway, denn der Prämienfluss steht dem Unternehmen zinslos zur Verfügung, da zwischen Prämieneinnahme und Versicherungsleistung Jahre oder Jahrzehnte liegen können.
"Die Versicherer erhalten die Prämien im Voraus und zahlen die Schäden später. In extremen Fällen, z. B. bei bestimmten Arbeitsunfällen, können sich die Zahlungen über Jahrzehnte erstrecken. Durch dieses Modell, bei dem wir jetzt kassieren und später zahlen, verbleiben große Summen in unserem Besitz, die wir "Float" nennen und die letztendlich an andere gehen werden. In der Zwischenzeit können wir diese Gelder zum Nutzen von Berkshire investieren. Obwohl einzelne Policen und Schadensfälle kommen und gehen, bleibt die Höhe des von uns gehaltenen Floats im Verhältnis zum Prämienvolumen bemerkenswert stabil. Wenn unser Geschäft wächst, wächst auch unser Float. Wenn die Prämien die Summe der Kosten und eventuellen Verluste übersteigen, verzeichnen wir einen versicherungstechnischen Gewinn, der zu den Kapitalerträgen aus dem Float hinzukommt. Diese Kombination ermöglicht es uns, freies Geld zu nutzen - und, besser noch, dafür bezahlt zu werden, dass wir es halten."(Warren Buffett, Aktionärsbrief 2009)
Kinsales Investitionsportfolio lieferte auch im 1. Quartal 2025 weiter ab: Die Nettokapitalerträge erhöhten sich im Vergleich zum 1. Quartal 2024 um 33,1 % auf 43,8 Mio. USD Dieser Anstieg ist auf das Wachstum des Investitionsportfolios des Unternehmens zurückzuführen, das größtenteils aus der Investition des starken operativen Cashflows generiert wurde. Der operative Netto-Cashflow wuchs im 1. Quartal 2025 um 9,2 % auf 229,8 Mio. USD. Das Anlageportfolio des Unternehmens wies dabei eine unverändert hohe annualisierte Bruttoanlagerendite von 4,3 % auf; für das Gesamtjahr 2023 hatte sie noch bei 4,0 % gelegen.
Diese Leistung unterstreicht die Wirksamkeit der konservativen Anlagestrategie von Kinsale, die sich auf hochwertige Wertpapiere mit einer durchschnittlichen Kreditqualität von "AA-" konzentriert. Die gewichtete durchschnittliche Laufzeit des festverzinslichen Anlageportfolios, einschließlich der Barmitteläquivalente, betrug sowohl am 31. März 2025 unverändert 3,0 Jahre, während sich die Barmittel und investierten Vermögenswerte auf insgesamt 4,3 Mrd. USD beliefen nach 4,1 Mrd. am 31. Dezember 2024.
Meine Einschätzung
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Quelle: wallstreet-online.de |
Kinsale wirtschaftet effizient und ist hoch profitabel. Die hohen zweistelligen Wachstumsraten der letzten Jahre schwächen sich etwas ab, liegen aber branchenweit noch immer über Durchschnitt. Zudem dürfte Kinsale mit seinem Fokus auf den Einsatz modernster Technologie zu den Gewinnern des KI-Zeitalters gehören und seine Profitabilität weiter steigern können. Nicht immer von Quartal zu Quartal, aber im Lauf der Zeit.
"Langfristig ist es die Kapitalrendite eines Unternehmens und nicht die Entwicklung der Quartalsgewinne, die die Kursentwicklung maßgeblich bestimmt. Und die Kapitalrendite eines Unternehmens hängt maßgeblich von der Wettbewerbssituation innerhalb seiner Branche ab."(Edward Chancellor)
Als Spezialversicherer mit dem Fokus auf Nischenangebote ist Kinsale Capital sehr stark positioniert im Wettbewerb. Man gehört nicht zu den größten Anbietern, aber zu den profitabelsten und wachstumsstärksten. Und auch der Kurs liefert durchgehend überdurchschnittliche Renditen ab, selbst wenn er in den letzten Monaten konsolidiert hat. Wie der Blick auf den Langfristchart zeigt, haben sich Schwächephasen immer als eine echte Chance gewesen auf der Jagd nach überdurchschnittlichen Renditen. Daher habe ich meine Position zuletzt wieder aufgestockt.
Disclaimer: Habe Berkshire, Kinsale Capital auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
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