Es gibt gute Nachrichten, denn die EU und die USA haben sich auf einen Zoll-Deal geeinigt (naja, auf die Eckpunkte, denn die Details werden erst noch ausverhandelt). Die schlechte Nachricht ist, dass Europa 15 % an Zöllen für Exporte in die USA zahlen muss, während US-Waren zollfrei nach Europa fließen können. So sieht es zumindest grob vereinfacht aus.
Europa hat sich also der amerikanischen Übermacht gebeugt und das, obwohl wir mit 450 Millionen Einwohnern und unserer gewaltigen Wirtschaftskraft keinesfalls zweitklassig sind. Oder eben doch. Denn wir machen viel zu wenig aus unseren Möglichkeiten und deshalb war kein besserer Deal drin. Die Opportunitätskosten wären einfach noch viel höher gewesen. Denn ohne Zoll-Deal lägen die Zölle bei 25 % oder noch höher und die von der EU im Vorfeld geäußerten Vergeltungsmaßnahmen gegen die USA hätten seitens Trump zu noch schlimmeren Strafzöllen geführt. Der Schwächere ist in einer Eskalationsspirale selten der Gewinner…
"Man entdeckt eine Gelegenheit und vergleicht diese dann mit anderen Gelegenheiten. Und man investiert nur in die attraktivste dieser Möglichkeiten. Das sind deine Opportunitätskosten."
Man kann nun laut rumjammern, oder die Realität akzeptieren. Und endlich den Hintern hochbekommen und anpacken. Die EU muss endlich wieder auf Fortschritt setzen, auf weniger Sozialstaat und Hängematte als auf Unternehmertum und Zukunftsvisionen, auf Innovationen und Marktführerschaft anstatt auf Regulierung. Europa muss den Warnschuss als Weckruf verstehen und seine Nabelschau beenden, um wieder zu der Großmacht zu werden, die es schon hätte sein können. Und nach eigenem Anspruch längst sein müsste. Dann bekommt Europas Wort in der Welt wieder Gewicht, auch in der Außen- und Sicherheitspolitik.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche legt den Finger in die Wunde und fordert die Beseitigung interner Barrieren im EU-Binnenmarkt. Es gehe um eine Gesamt-Belastung durch solche Barrieren von 44 %, also fast das Dreifache der drohenden Trump-Zölle. Insbesondere die vielen unterschiedlichen Gesetze und Regelungen auf unterschiedlichen Ebenen, von den Bundesstaaten über die Regionen bis hin zu Kommunen würden Unternehmen abschrecken und damit (Binnen-) Handel und Wirtschaft lähmen, moniert auch die Wirtschaftsweisen Veronika Grimm. Es ist natürlich einfacher, über Trump zu schimpfen oder über EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die einfach nicht genug herausgeholt habe im Zoll-Deal mit Trump (wobei dieser alle Trümpfe in der Hand hielt und unsere Uschi nicht mal ein einziges As). Ob ihre neue EU-Binnenmarktstrategie wirklich die "schrecklichen Zehn" und damit die größten Hemmnisse beseitigen kann, bleibt abzuwarten. Zumindest besteht ein wenig Hoffnung - von Wegen Warnschuss gehört.
Es wird ein langer Weg, aber es wird keinesfalls einfacher, wenn man (noch länger) untätig rumsitzt und vom Laufen nur träumt.
Make Europe strong again. Now!
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
Der Zug ist doch längst abgefahren. Die EU ist zum Selbstbedienungsladen verkommen, der Geld stets mit hoher Zuverlässigkeit fehlallokiert.
AntwortenLöschenDie EU hat in seiner aktuellen Konstellation keine Zukunft.
Aber es sollte langsam auch klar sein, dass Europa die EU nicht braucht, sondern Brüssel die Gelder seiner Nettozahler.
Ich bin ein Fan der EU und der europäischen Gedankens. Klar ist aber, dass ein EU-Molloch niemandem nützt und ich hege daher Hoffnungen, dass der Druck von außen (Trump, Russland, China) zu einem Umdenken und Umsteuern führt. Die EUR sollte nicht alles regulieren/steuern, was sie kann, sondern was sie muss. Und nicht mehr. Aber das richtig und effizient.
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