Freitag, 16. November 2012

Leifheit: solides Investment mit Übernahmephantasie

Den Haushaltsgerätehersteller Leifheit habe ich schon länger auf meiner Watchlist und nun habe ich zugeschlagen, nachdem der Kurs zuletzt schon angezogen war. Doch bei Leifheit kommen mehrere Faktoren zusammen, die das Unternehmen attraktiv und die Perspektiven interessant machen.

Gestern kam die Meldung über die Ticker, die beiden Großaktionäre, die HOME Beteiligungen GmbH und die MKV Verwaltungs GmbH, die 49% und 10% an Leifheit halten, sich von ihren Anteilen trennen möchten. Hinter den beiden Gesellschaften verbergen sich die Gründerfamilien Schuler-Voith und Knapp-Voith, deren Kinder andere Interessen hätten. So war man kürzlich bereits bei der Schuler AG ausgestiegen.

Die Leifheit AG wird also "ins Schaufenster" gestellt und ein Erwerber könnte auf einen Schlag mit 59% die Mehrheit an dem Unternehmen erlangen. Die Anteile sollen außerbörslich verkauft werden und ein Erwerber müsste dann den freien Aktionären ein Angebot für ihre Aktien machen. Und solche Angebote liegen üblicherweise im zweistelligen Bereich über den aktuellen Börsenkursen, weil man es den Aktionären ja schmackhaft machen muss, sich von ihren Anteilen an einem gut laufenden Unternehmen zu trennen. Wer also heute die Aktien der Leifheit AG kauft, setzt mittelfristig (auch) auf eine Übernahme. Und Übernahmen in Deutschland kommen gerade wieder in Mode, denn einerseits sind die deutschen Unternehmen wirtschaftlich hervorragend aufgestellt, andererseits aber stärker fremdfinanziert, was bei der sich abzeichnenden künftigen Zurückhaltung der Banken in der Mittelstandsfinanzierung (Stichwort Basel III und Eigenkapitalverschärfungen) nach neuen Finanzierungsmodellen schreit.

Übernahmephantasie alleine ist aber kein Grund, eine Aktie zu kaufen. Denn es ist nicht sicher, ob ein neuer Mehrheitsaktionär seinen Anteilsbestand dann signifikant ausbauen möchte und davon hängt ja ab, wie attraktiv sein Angebot an die anderen Aktionären sein wird, oder ob er nur dem Mindestpreis für das Pflichtangebot nachkommt. Ein Einstieg lohnt sich also nur, wenn das Unternehmen auch ohne Übernahmephantasie eine gute Investition wäre und man mittel- und langfristig an dem Unternehmen seine Freude haben wird.

Wer oder was ist Leifheit?
Leifheit stellt Haushaltsgeräte her und zwar unter den eigenen Marken Leifheit und Soehnle. Bis Ende des Jahres stammen auch noch die Dr. Oetker Backgeräte aus dem Hause Leifheit, doch hat man gerade eben den Lizenzvertrag zum Jahresende beendet, um sich stärker auf die beiden Kernmarken zu fokussieren und das breite Produktportfolio zu konzentrieren. "Ziel der Strategie ist es, die Marke Leifheit mit ihren Kategorien 'Reinigen', 'Wäschepflege' und 'Küche' stärker herauszustellen sowie die Marke Soehnle als attraktive, moderne Wellnessmarke zu positionieren". Die Produktsparte Dr. Oetker Backgeräte erzielte im Geschäftsjahr 2011 einen Umsatz von EUR 6,3 Mio. EUR, davon knapp 50 Prozent in Deutschland. Dieser Umsatzanteil - und die daraus resultierenden Gewinne - werden also künftig fehlen.

Und wie laufen die Geschäfte?
Die Marktkapitalisierung der Leifheit AG liegt bei etwas über 130 Mio. EUR und damit zählt das Unternehmen zu den kleineren Nebenwerten in Deutschland. Der 9-Monatsumsatz betrug 164 Mio. EUR (inkl. Dr. Oetker), wobei das Markengeschäft gute Zuwächse verzeichnete, während das Volumengeschäft (Herby, Birambeau) um 10% auf 32 Mio. EUR nachgab. Trotz leicht rückläufiger Umsätze steigerte Leifheit das operative Ergebnis um fast 10% auf 7,7 Mio. EUR. Das liegt vor allem an der neuen Strategie „Leifheit Go!“, einem Mix aus Preiserhöhungen, Innovationen und einer Sortimentsüberarbeitung mit Verzicht auf das margenschwache Geschäft, wodurch sich konzernweit die Brutto-Marge in den ersten neun Monaten um 1,5 Prozentpunkte auf 44 Prozent erhöhte. Positiv stimmt zudem die Entwicklung im dritten Quartal, denn das Margengeschäft entwickelte sich stärker als noch in den ersten sechs Monaten und wesentliche Kennzahlen wie die Bruttomarge und EBIT legten weiter zu. Konsequent hält Leifheit daher an seinen Prognosen für das Gesamtjahr fest und rechnet mit Erlöszuwächsen gegenüber dem Vorjahr, als 222 Mio. EUR umgesetzt wurden.

Gegenüber der Krise in Südeuropa stellt sich das Management nicht taub, sondern reagiert: man konzentriert sich nun verstärkt auf die Wachstumsmärkte in der Region Osteuropa und in ausgewählten Ländern Asiens und im Vertrieb soll künftig der Absatzkanal E-Commerce eine stärkere Rolle spielen. So sollen künftig die Produkte noch wesentlich stärker über den Internethandel verkauft werden, wobei Partnerschaften mit internationalen Kooperationspartnern forciert werden sollen.

Abgesehen vom Krisenjahr 2009 schreibt Leifheit Gewinne und wenn auch die Konsumzurückhaltung nicht spurlos an dem Unternehmen vorüber geht, hat das Management doch richtig reagiert und seine Strategie angepasst. Für 2012 gehen die Analysten vom Bankhaus Lampe von einem Gewinn je Aktie (EPS) von 1,82 EUR aus und für 2013 von 2,16 EUR. Allerdings noch inkl. der Sparte Dr. Oetker Backgeräte. Das 2013er KGV liegt somit bei rund 12,4 und die Dividendenrendite soll von 5,30% in 2012 sogar auf 6,15% in 2013 steigen.

Fazit
Leifheit betreibt kein spektakuläres Geschäft, sondern verdient grundsolide sein Geld. Die Produkte tauchen in vielen Haushalten auf und sind von hoher und langlebiger Qualität. Die Strategie wird angepasst, um auch in Krisenzeiten weiterhin gute Geschäfte machen und die Margen steigern zu können und die sich abzeichnende neue Eigentümerstruktur bietet zusätzliche Chancen für geduldige Aktionäre. Die Wartezeit wird einem mit einem risikoreduzierten Geschäftsmodell und einer hohen Dividendenrendite versüßt, so dass sich eine Übernahmespekulation bei Leifheit lohnen sollte.

Ich nehme Leifheit auf meine Empfehlungsliste.

1 Kommentar:

  1. Danke für den interessanten Artikel.
    Leifheit direkt in die Watchlist und dann schauen wir mal...

    Schönes Wochenende!

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