Samstag, 18. Juli 2020

Warum Warren Buffett nicht in Bitcoin, 3D-Druck oder Biotech investiert

Warren Buffett ist der bekannteste und erfolgreichste Value Investor der Welt und er investiert anhand bestimmter Kriterien in Aktien. Anfangs waren diese vor allem durch die Lehren seines Mentors und Lehrers Benjamin Graham geprägt und stützen sich vor allem auf Kennzahlen und starke Unterbewertungen. Charlie Munger, sein Partner bei Berkshire Hathaway, inspirierte ihn, sich stärker an Markt- und Preissetzungsmacht, Wettbewerbsvorteilen, hohen Eigenkapitalrenditen und steigenden Cashflows zu orientieren und so hat sich Warren Buffett vom Value Investor zum Quality Investor weiterentwickelt.

Diese Kriterien sind nicht auf bestimmte Branchen beschränkt sondern finden sich übergreifend bei vielen Unternehmen bzw. ihren Aktien. Und doch setzt Buffett bekanntlich auf eher langweilige Branchen und ist nicht auf der Suche nach den "Investmentstorys von morgen". Dabei ist abzusehen, dass die Biotech-Branche die Welt verändern wird, ebenso der 3D-Druck. So wie vormals die Autoindustrie oder die Eisenbahn. Weshalb also Buffetts Zurückhaltung?

Im Prinzip ist es ganz simpel: denn Buffett interessiert sich nicht dafür, ob eine Branche oder ein Unternehmen etwas Revolutionäres erfindet, ob es die Welt verändert oder fast aus den Angeln hebt. Er versucht nicht, heute schon in das Iphone von morgen zu investieren, oder in das nächste Blockbuster-Medikament. Das überlässt er anderen. Denn die meisten dieser Pioniere scheitern und gehen Pleite. Zurück bleiben einige wenige Anbieter, die sich durchgesetzt haben.

Schaut man sich an, wie viele Eisenbahnunternehmen es heute noch in den USA gibt, kann man diese fast an einer Hand abzählen. Und Autohersteller sind es gerade mal noch drei - in der Anfangszeit des Automobils gab es hunderte Hersteller alleine in den USA. Sicher, wenn es einem gelingt, genau die eine Aktie zu finden, die am Ende das Rennen macht, dann ist man fein raus. Und reich. Aber blickt man zurück auf die Internetblase und all die gescheiterten Geschäftsmodelle von Web-Unternehmen, dann muss man erkennen, dass vor 20 Jahren  nicht absehbar war, dass Amazon oder Ebay oder Cisco sich durchsetzen und nicht eine der vielen anderen Startups aus dem Silicon Valley. Die meisten endeten im Totalverlust für ihre Anleger. Nur wenige werden zu einer Apple oder einer Alphabet (Google).
»Der Schlüssel zum erfolgreichen Investieren liegt nicht in der Frage, wie sehr eine Industrie die Gesellschaft beeinflusst oder ob sie wachsen wird, sondern darin, herauszufinden ob ein bestimmtes Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil hat, und wenn ja, wie lange dieser anhalten wird.«
(Warren Buffett)
Für Buffet sind diese "Chancen" keinen zweiten Blick wert, wenn überhaupt einen ersten. Was nicht heißt, das man damit kein Geld verdienen kann. Aber Buffett hält sich strikt an seinen Kompetenzkreis ("Circle of Competence") und er versteht sich als Investor, nicht als Spieler. Für ihn werden die Unternehmen erst dann interessant, wenn sie "gesetzt" sind, wenn sie Geld verdienen, ein nachvollziehbares Geschäftsmodell und solide Bilanzen vorzuweisen haben. Und ein fähiges, integeres Management.

Für Buffett ist alleine entscheidend, dass die Unternehmen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten absehbar steigende Renditen und Gewinne abwerfen. Dann, und nur dann, sind sie reif für Buffetts Investmentuniversum namens Berkshire Hathaway. Und durch das strikte befolgen seiner eigenen goldenden Regeln des Value Investings wurde Warren Buffett zu einem der reichsten Menschen der Welt.

Disclaimer: Alphabet, Amazon, Apple, Berkshire Hathaway, eBay befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.

1 Kommentar:

  1. Das mag so sein, aber aktuell hat Buffett doch ein riesiges Problem. Er sitzt auf einem enormen Bargeldberg und kann diesen nicht einfach mal so investieren. Wie kauf man mal eben für 10-20 Mrd. EUR ein paar Aktien, ohne dass es bemerkt wird und der Kurs durch die Decke geht. Ob er da als Value Investor in "alte, erfolgreiche Marktführer" investiert oder in Unicorns. In allen Fällen hat er das Problem, dass das Investmentvermögen zu groß ist. Kleinanleger haben es da einfacher die richtige Aktie zu finden. Wobei ich glaube, dass Buffett dennoch diverse Trends verschlafen hat und diese auch "nicht versteht", denn er investiert in keine Aktien, die er nicht versteht.

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