Montag, 29. Oktober 2018

Amazon einfach gedacht: Weshalb die Aktie (fast) zu jedem Kurs ein Kauf sein könnte...

Amazons KGV ist historisch niedrig. Das liegt natürlich daran, dass man erst seit einigen Quartalen dauerhaft in die Gewinnzone vorgedrungen ist. Entsprechend rasant ist das Gewinnwachstum und der operative Gewinn legte im vierten Quartal 2018 um 966% zu ggü. dem Vorjahresquartal. Der Aktienkurs brach trotzdem zeitweilig zweistellig ein. Was vor allem an Amazons verhaltenem Ausblick für das Weihnachtsquartal lag. Wobei man berücksichtigen sollte, dass die außergewöhnlichen Zuwachsraten im letzten Jahr auch der Milliardenübernahme von Whole Foods geschuldet waren, so dass dieses Umsatzwachstum von 36% nicht zu wiederholen war. Jedenfalls nicht ohne entsprechend große Übernahme.

Die Anleger beschlichen also Zweifel, ob Amazon nicht zu hoch bewertet sei und seine besten Zeiten hinter sich habe. Nun, über die faire Bewertung eine Ausnahmeunternehmens wie Amazon muss sich jeder selbst Gedanken machen, aber zu den Entwicklungen und Perspektiven in nächster Zeit möchte ich einfach mal ein paar Denkanstöße geben...

  • Amazon hat im dritten Quartal 2018 (Q318) im Nordamerika-E-Commerce-Business eine operative Marge von 5,9% erzielt, während in Q417 hier gerade mal der Break-Even erreicht werden konnte. Dabei hieß es bisher immer, mit seine Online-Handelsaktivitäten würde Amazon gar kein Geld verdienen, sondern (fast) ausschließlich mit seiner Cloud-Sparte AWS.
  • Die neue Margenherrlichkeit ist natürlich zuvorderst Prime geschuldet. Amazon Prime wächst weiter rasant und bindet die Kunden an Amazon. Im Februar hatte Amazon in den USA die Jahresgebühr für Prime von $99 auf $119 angehoben. Amazon generierte mit seinen knapp 100 Mio. Prime-Mitgliedern also rund $2 Mrd. Gebührenaufkommen in den USA in 2018 - pro Quartal sind das "sichere" $500 Mio. als "Basiseinkommen". Und damit eine mehr als solide Basis für die weitere Expansion in andere Geschäftsfelder und/oder den Ausbau von Prime-Angeboten.
    Quelle: Statista
  • Mit AWS ist Amazon ist Weltmarktführer in der Cloud. Das Wachstum lag bei etwa 46% ggü. dem Vorjahresquartal (damaliges Umsatzwachstum 49%); die Marge konnte auf 31% weiter erhöht werden! Trotz erneuter deutlicher Preissenkungen. Absolut lag der Umsatz von AWS in Q318 bei $6,7 Mrd. Operativ verdiente AWS in Q318 $2,1 Mrd. und damit 77% mehr als in Q417.
  • Amazon ist inzwischen die Nummer 3 im Advertising-Markt. Man dürfte bald 5% Weltmarktanteil erreichen. Google und Facebook kommen hier zusammen auf 50%. Also ist Amazon irrelevant. Oder eben nicht. Weil man von den anderen immer mehr und immer schneller Kunden absaugt. Denn wer auf Amazons Website ist, ist dort um zu kaufen. Bei Google oder Facebook nicht. Man verbringt Zeit oder sucht (Informationen). In den USA gehen inzwischen mehr als 50% der Nutzer auf die Amazon-Website, wenn sie nach Produkten suchen. Dieses Nutzerverhalten macht Amazons Such- und Advertising Business für Anbieter/Verkäufer viel relevanter als das von Google oder Facebook. Und Amazon legt in diesem Bereich erst gerade los. Vermutlich werden sie bald dieses Business auch außerhalb ihrer eigenen Website anbieten - und Amazon kennt die Kaufgewohnheiten und -vorlieben der Käufer besser als jeder andere. In Q418 generierte Amazon hier bereits Umsätze von $2,5 Mrd. und damit 123% mehr als im Vorjahresquartal. Es ist also absehbar, dass Amazon hier in 2019 deutlich mehr als $10 Mrd. umsetzen wird. Bei hoher und steigender Profitabilität!
  • Amazons Kredit-/Finanzbusiness wächst rasant. Amazon bietet Finanzierungen für kleine und mittlere Unternehmen an; vor allem für solche, die über Amazon verkaufen und/oder seine Logistik/Services in Anspruch nehmen. Amazon kennt also die Verkaufszahlen dieser Anbieter, kennt ihre Finanzzahlen und -ströme und das Zahlungsverhalten von deren Kunden. Amazon kann daher umgehend Kreditzusagen treffen - und das bei minimalem Risiko, denn Amazon kennt seine Business-Kunden besser, als es eine Bank jemals könnte. Amazon ist also schneller und hat eine minimale Ausfallrate  - wenn es beim Kunden mal nicht gut laufen sollte, sieht Amazon das sofort an seine Umsätzen und Deckungsbeiträgen und kann entsprechend früger gegensteuern bzw. unterstützend eingreifen. Daher kann Amazon mit geringeren Margen operieren als Banken; ist also auch noch preiswerter.
  • Amazon hat innerhalb von nur 3 Jahren 40 Frachtflugzeuge in seiner Airline Amazon Air an den Start gebracht - und betreibt damit bereits die fünftgrößte Cargo-Flotte weltweit! Lufthansa z.B. liegt weit zurück und selbst DHL Aviation als Nummer Zwei der Branche hat "nur" 200 Frachtflieger. Amazon Air will bereits in wenigen Jahren mehr als 400 Frachtflieger betreiben, womit man selbst an der heutigen Nummer Eins, FedEx, vorbeiziehen würde. Allerdings verdient man in der Luftfracht kaum Geld; Amazon löst hier vordergründig sein Problem, dass die klassischen Anbieter das Segment immer stärker vernachlässigen und so auch Amazon immer mehr Probleme mit der Logistik bekam (falsche und verspätete Lieferungen). Aber... wenn Amazon erst einmal Fracht kann, dann werden sie über Kurz oder Lang auch in den Passagierflugverkehr einsteigen. Wo die fetten Margen warten. Dieser "Kollateralvorteil", den Amazon quasi im Vorbeigehen einstreichen könnte, ist das absolute Horrorszenario für die vier großen Fluglinien der USA. Die zittern inzwischen gewaltig, aber die Entwicklung ist kaum mehr aufzuhalten. Vielleicht erfolgt Amazons Markteintritt in den Passagierflug sogar schon vor 2025!
  • Amazon drängt auch in den stationären Handel vor. Vor Jahren noch undenkbar, aber spätestens mit der Übernahme von Whole Foods lacht auch hier niemand mehr. Denn Amazon verbindet die Food-Verkäufe im Onlinebereich mit seiner Prime-Mitgliedschaft und seiner Website. Im Gegenzug können Kunden in den Whole Foods-Märkten ausgesuchte Amazon-Produkte (wie den Smart-Home-Speaker Echo oder E-Reader Kindle) kaufen und dort auch ihre Sendungen/Pakete hin liefern lasen und abholen. Amazon schafft(e) hier eine Symbiose!
  • Hinzu gesellt sich das kassenlose Einkaufserlebnis AmazonGo. Auch hier dreht Amazon mächtig auf und setzt die stationäre Konkurrenz unter Druck. Bezahlen, ohne Kreditkarte oder Smartphone oder Bargeld zücken zu müssen - klasse! Für Amazon, nicht für die anderen. Denn natürlich muss man zuvor bei Amazon seine Kontodaten hinterlegen bzw. seine Bezahlmethode. Gerne auch die neue Amazon-VISA-Card, bei der man mit jedem Einkauf auch noch bis zu 3% Gutschrift erhält - für künftige Einkäufe bei Amazon. Wer immer sich positiv über das Ökosystem von Apple äußert, sollte hier sofort das geniale Konzept von Amazon erkennen (und noch einmal weiter oben unter Kredit-/Finanzbusiness nachschauen - auch hier entsteht eine symbiotische Beziehung verschiedener Sparten).
  • Und dann bleibt noch Echo/Alexa, also Smart Home über Sprachassistenten. Amazon hat das nicht erfunden, aber als erster die Chance beim Schopf gepackt und ist hier schnell zum Marktführer aufgestiegen. Echo/Alexa ist nur ein weiterer Einstieg in das Amazon-Ökosystem.

Risiko Kartellbehörden
Seit einiger Zeit poppt ab und zu immer mal wieder ein Thema hoch, dass eine Bedrohung für Amazons Zukunftspläne darstellen könnte: ein Kartellverfahren. In den USA hat es schon illustre Giganten erwischt, die danach aufgeteilt wurden, wie Standard Oil oder auch AT&T. Und Amazon ist/wird ja in immer mehr Bereichen zum Dominator; was läge also mehr auf der Hand, als hier ein Kartellproblem zu sehen?

Nun, aus meiner Sicht sprechen die Fakten dagegen, ganz einfach. Die Kartellbehörden gehen nicht gegen Unternehmen mit marktbeherrschender Stellung vor, sondern gegen das Ausnutzen einer solchen. Sie sollen Preiserhöhungen bzw. zu hohe Preise für die Konsumenten verhindern. Jeff Bezos Maxime lautet: "Deine Marge ist meine Chance". Und genau so agiert Amazon. Man nimmt sich einen neuen Markt vor und ist dort sofort der Preisführer. Zu hohe Preise sind also noch nie ein "Problem" gewesen, wenn Amazon auf den Plan trat. Im Gegenteil, die Preise purzelten fast augenblicklich und Amazons Erfolg fußt darauf, dass sich die neuen Wettbewerber zu lange auf ihren hohen Margen - und damit den hohen Preisen für die Kunden - ausgeruht haben.

Amazon (Quelle: wallstreet-online.de)
Und auch die schiere Größe, gemessen am Umsatz, ist zu relativieren. Klar, Amazon macht den meisten Umsatz über seine Website. Man kann aber kaum Amazons Gesamtumsatz mit dem einzelner Wettbewerber in einzelnen Segmenten vergleichen. Das wäre genau so, als würde man Walmarts Umsatz mit dem von einem Tante Emma-Laden vergleichen mit viel geringerem Sortiment. Amazon erzielt fast 50% der Online-Umsätze in den USA - ein gigantischer Marktanteil. Aber online liegt insgesamt noch unter 10% aller Umsätze. Und schaut man auf den Lebensmittelhandel, liegt Amazons Spartenumsatz weit abgeschlagen hinter vielen anderen. Hinzu kommt, dass der Einzelhandelsgigant Walmart nicht untätig bleibt und spätestens seit der Übernahme von Jet.com vor drei Jahren auch online gegenzusteuern versucht. Und die Online-Umsätze nehmen bei Walmrt stark zu, wenn auch zulasten der Profitabilität des Gesamtkonzerns. Für Amazon sind das gute News, denn Walmart als größter Konkurrent wird nicht (mehr) als Opfer wahrgenommen, sondern als wiedererstarkender Gegner. Also kaum ein Grund für die Kartellbehörden, hier eingreifen zu müssen (sonst hätte man ja zuvor auch Walmart bei seinem Siegeszug einschränken müssen). Ich will damit im Grunde nur sagen, dass bei einem etwas differenzierteren Blick relativ wenig Angriffsfläche für "die Kartellkarte" gegen Amazon bleibt. Also zurück zum Wesentlichen: Amazon.

Während Teslas Elon Musk über Elektroautos, Stromspeicher und Mars-Besiedelung phantasiert und diese teilweise noch in weiter Zukunft liegenden Visionen umzusetzen versucht, schafft Amazon Fakten. Und verändert unsere Gegenwart in immer mehr Bereichen. Jeff Bezos verkauft keine Visionen, sondern er setzt sie bereits um. Heute schon. Amazon ist das Synonym für Disruption und verdient damit inzwischen richtig viel Geld und die Gewinne legen stark zu. Losgelöst von einem einzelnen Quartalsergebnis!


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Soll man wirklich?
Nach all diesen Eindrücken und Überlegungen, stelle ich mir mal die Frage, ob man Amazon-Aktien haben sollte und ob es wirklich wichtig ist, ob man dafür $1.400 oder $1.200 oder $1.600 bezahlt.

Soll man wirklich!
Meine klare Antwort ist: ja und nein. Ja, Amazon muss ich man haben. Und nein, der Preis ist nicht (so) entscheidend, denn der Wert des Unternehmens wird auch künftig massiv zulegen und daher wird es über Kurz oder Lang auch (wieder) sein Aktienkurs.

Wenn ich nur ein einziges Unternehmen kaufen könnte in meinem Leben, dann wäre es Amazon. Deshalb ist es inzwischen auch die mit Abstand größte Position in meinem Depot. Und bei Kursrücksetzern war und bin ich immer mal wieder auf der Käuferseite...

Disclaimer
Amazon befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

18 Kommentare:

  1. Wie immer: Klasse Artikel! Falls du Anregung suchst, ich würde mich sehr über eine Analyse von Alphabet freuen.

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  2. Klassischer Fall von confirmation bias.
    In diesem Fall würde ich immer von der base rate ausgehen.

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  3. Hallo Michael,
    aus meiner bescheidenen Sicht verstößt dieser Satz " der Preis ist nicht (so) entscheidend" komplett gegen die Grundsätze des Value Investings, die du hier ja sonst gerne zitierst. Z.B. gegen dieses Zitat, welches ich von deiner Seite kenne:
    Roland Könen (Vorstand der Value-Holdings Capital Partners AG)
    Ein gutes Unternehmen, zu teuer bezahlt, ist ein schlechtes Investment.

    Ich gehe mit dir, dass Amz ein sehr gutes Unternehmen ist. Dennoch ist die Bewertung derzeit astronomisch und daher aus meiner Sicht eine Wette auf weiterhin astronomisches Wachstum aber mit wenig Sicherheit. Genau diese fordert aber der Vater des Value Investing Benjamin Graham mit seinem Zitat:
    Ein Investment liegt immer dann vor, wenn nach einer gründlichen Analyse in erster Linie Sicherheit und erst im Anschluss daran eine zufriedenstellende Rendite steht.

    Ich wünsche dir viel Erfolg mit Amazon!

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    1. Amazon ist kein Value Investment nach Graham, das habe ich auch nie behauptet. Ich stufe Amazon als Quality Investment ein und da kommt eben nicht zuerst die Bewertung ins Spiel, sondern die Qualitätsmerkmale. Wie der Burggraben, wie der Cashflow, wie die Margen und die Aussichten hinsichtlich der künftigen Marktstellung (kann also der Burggraben beibehalten oder gar ausgebaut werden). Im Anschluss sollte man dieses Unternehmen dann möglichst preiswert einsammeln. Nach den strikten Value Investing-Regeln wäre Amazon zu keinem Zeitpunkt in der Vergangenheit jemals ein Kauf gewesen. Und auch unter Quality Investings Gesichtspunkten war in seinen Anfängen ja diese Marktdominanz und dieses Disruptionsvermögen nicht absehbar. Seit einigen Jahren aber schon.

      Ich habe diese Diskussion bereits geführt, als ich Amazon Anfang 2016 zu 512 Euro erstmals gekauft habe. Auch damals kamen die gleichen Gegenargumente. In den letzten zwei Wochen scheinen sich die Pessimisten durchzusetzen - warten wir mal ab. Wer zu 512 Euro eingestiegen ist, hat es sicherlich nicht bereut. Und die Marktbeherrschende Stellung hat Amazon seitdem massiv ausgebaut und in weitere Branchen übertragen. Hinzu kommt, dass man inzwischen nachhaltig profitabel ist und diese Profitablilität deutlich zulegt. Dennoch ist Amazon kein Graham-Investment. Wird es wohl in nächster Zeit auch kaum. Aber Wachstum hat für Graham auch nur eine untergeordnete Rolle gespielt, denn er war entscheidend durch die Weltwirtschaftskrise geprägt, in der er fast alles verloren hat.

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  4. Hallo Moritz,
    anhand deines Kommentares (inkl. der vorherigen) vermute ich, dass du von einer massiven Überbewertung von Amazon und wahrscheinlich auch des Gesamtmarktes ausgehst (Beginn Bärenmarkt). Könntest du deine Meinung bitte detailliert begründen. Danke.
    Torsten

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    1. Ich bin ein oldschool valueinvestor und vor allem der Schule von David Dreman immer treu geblieben. Mein Geld mache ich u.a. mit klassischen net-nets, turnarounds, Stalwart plays und Zyklikern. Ich kaufe also Unternehmen, die von den Meisten gemieden oder noch besser gehasst werden. Selten halte ich Aktien mit einem KGV von über 10. Die teuerste Aktie die ich gerade halte, ist Bakkafrost mit einem KGV von knapp 20.
      Wie die Märkte gerade stehen tangiert mich nur peripher, weil es vergeudete Zeit ist, sich damit zu beschätigen.
      Ich würde jedem, der Geld an der Börse machen möchte, empfehlen viele Bücher zu lesen und vor allem von Jungs, die ihre Milliartden schon lägst gemacht habe. Ich lese zB. jeden Tag min. 200-400 Seiten.
      Und wenn ihr einen guten Tip haben möchtet, dann haltet euch fern von gehypten Aktien in gehypten Branchen, den die Geschichte und Statistik zeigt einfach, dass es am Ende immer ein böses erwachen gibt. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

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    2. Hallo Moritz,

      kannst Du bitte einige Bücher nennen, die Du empfiehlst? Deine Aktien würden mich auch interessieren. Danke im vorab!

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    3. Mich würden ebenfalls die Bücher, die Investoren (bzw. deren Ansätze) sowie 1-2 Aktien-Beispiele interessieren.

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    4. Contrarian Investment Strategies: The Next Generation, von David Dreman

      The Most Important Thing Illuminated: Uncommon Sense for the Thoughtful Investor, von Howard Marks

      The Dhandho Investor: The Low-Risk Value Method to High Returns
      von Mohnish Pabrai

      Margin of Safety: Risk-Averse Value Investing Strategies for the Thoughtful Investor: Going Beyond Financial Myth-making to Find Real Investment Value, vo steh karman

      You Can Be a Stock Market Genius: Uncover the Secret Hiding Places of Stock Market Profits, von Joel Greenblatt

      Alle 3 Bücher von Peter Lynch

      Deep Value: Why Activist Investors and Other Contrarians Battle for Control of Losing Corporations, von Tobias E. Carlisle

      Das ist nur eine kleine Auswahl für den Anfang. Ich versuch so alle 2-3 Wochen ein neues Buch zu lesen.

      Aktientips gebe ich ungern ab, aber ich würde mir z.B. die DB, Bayer, Ensco, WDC, LCI, FTSI, Unfi, Imperial Metals ... anschauen. Das sind aber meistens Werte, die die meisten nicht anfassen möchten. Um so besser für mich. Ich kann über meine Rednite nämlich nicht klagen. Ich kann nur sagen, dass jemand der weniger als 100 Mio zu verwalten hat und durchschnittlich unter 20% pa liegt, sollte das Investieren lieber anderen Leuten überlassen.

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    5. Womit Moritz nichts anderes sagt, als dass Warren Buffett das Investieren lieber anderen überlassen sollte (auch wenn er vorsorglich die 100-Mio-Grenze gezogen hat) - ohne dass Moritz einen Nachweis für seine eigene Super-Immer-Outperformance nachweisen könnte. Manche würden das "overcondifence bias" nennen, aber da kann sich ja jeder selbst seinen Reim drauf machen...

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    6. Ich bin immer wieder " fasziniert" wie passiv aggressiv hier agiert und kommuniziert wird. Michael sagt ganz deutlich, dass man seinen eigenen Verstand benutzen soll!
      Er gibt Anregungen und seine Meinung kund,weißt auf seine Fehler hin und regt zur sachlichen Diskussion an, was hier durchaus die Meisten dankend annehmen und wofür auch ich dankbar bin.Ihnen danke ich für die Buchempfehlungen,viele stehen schon im Regal,Guy Spier fällt mir dazu noch ein.Nochmal deutlich: "Jeder investiert für sich allein"!!!

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  5. Amazon bietet sicher noch viele Chancen. Diese sind im Artikel gut analysiert.
    Allerdings besteht auch die Gefahr, dass Amazon sich verzettelt. In den einzelnen Bereichen ist Amazon durchaus sehr starker Konkurrenz ausgesetzt:

    - Microsoft, Google und IBM beim Cloud Computing
    - WalMart im Detailhandel
    - FedEx und DHL bei der Logistik
    - Netflix beim Streaming

    Ob Amazon da immer die Oberhand behält ? Auch Jeff Bezos gelingt nicht alles.
    Und wo stünde die Amazon Aktie, falls der Gewinntreiber AWS nicht mehr liefert ?

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    1. Der Vorteil von Amazon ggü. den von Dir genannten Wettbewerbern ist, dass es die Dinge miteinander verknüpfen kann. Siehe Amazon prime: Damit kann es seine Marktdominierende Stellung im Online-Handel auf andere Bereiche (Logistik, Streaming) ausweiten. Eine Ausnahme ist hier vielleicht AWS, da sich dieser Service eher an Unternehmenskunden als an Privatkunden wendet ...

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    2. Richtig; ich ergänze mal. Amazon Prime ist genial als Einstieg in das Amazon-Ökosystem. Du "buchst" Prime, um kostenlos Pakete zu bekommen. Und hast "kostenlos" Videostreaming dabei und Zugang zu einem Großteil der Musikbibliothek. Also schauste Dir das mal an - und nutzt es. Hast eh schon bezahlt. Und das läuft natürlich auch anders herum, wenn Du wegen des Streamings Prime buchst, dann bekommste Deine Pakete künftig umsonst geliefert - also schauste da vielleicht mal oder öfter hin beim Shoppen.

      Bei der Cloud und AWS unterschätzen viele das Potenzial. Denn AWS bietet seine Leistungen nicht nur am "freien Markt" an, sondern wie eben bei Prime beschrieben, hat Amazon sehr viele Händler, die als Kunden die Website/Plattform nutzen. Denen stellt Amazon Analysetools zur Verfügung. Und dann auch die logistische Abwicklung sowie das Rechnungswesen als Backoffice. Und den Serverspace... Wenn ein Händler über die Amazon-Website Waren verkauft und dort seinen Shop einrichtet, weshalb sollte er dann bei Microsofts Azure Kunde sein/bleiben? AWS liegt da viel näher. Und als teil dieses Amazon-Händler-Ökosystems dann auch die Finanzsparte mit Auswertungen und Finanzierungen seitens Amazon. Und, der Clou, wer einmal drin ist, müsste schon großen Aufwand betreiben, um sich hier wieder rauszulösen und zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Und an neue Händler kommt Amazon, weil Amazon die Kunden/Käufer hat. Wer nicht über Amazon verkauft/anbietet, verzichtet auf eine Menge potenzieller Kunden/Umsätze. Das können sich immer weniger Anbieter leisten...

      -> weiter in Teil 2

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    3. Teil 2

      Bei der Logistik hat Amazon doch alle Trümpfe in der Hand. Man arbeitet mit FedEx, UPS, DHL zusammen und bekommt Super-Preise. Aufgrund des hohen Volumens sind die Paketdienste von Amazon abhängig! Nicht umgekehrt. Amazon kann wählen. Da die Paketdienste aber immer schlechter werden (qualitativ), vor allem wegen fehlenden Personals, baut Amazon hier eigene Kapazitäten auf. Man kauft Trucks und bietet Interessenten ein Starterpaket inkl. Finanzhilfe, um sich als Amazon-Lieferant selbständig zu machen. Das ist viel interessanter als für FedEx zu fahren (jedenfalls für die ohne Festanstellung). Aber wer für Amazon fährt, liefert keine FedEx-Pakete nebenbei aus. Die Entwicklung ist hier eingleisig und zwar zugunsten von Amazon. Beim Frachtflug habe ich die Situation im Artikel ja ausführlicher beschrieben. Die Logistiker verdienen hier nichts und vernachlässigen daher diese Sparte. Das war gegenüber Amazon noch nie eine schaue Idee! Denn dann wird Amazon es selbst machen. Und wenn sie erstmal die Drehkreuze für den Luftverkehr haben und die Flotte zu managen gelernt haben, dann werden sie nicht einfach aufhören, sondern in einem folgenden Schritt dieses Können auch auf den margenstarken Passagierluftverkehr ausweiten. Wer weiß, die nächste schlingernde Airline wird vielleicht schon von Amazon übernommen...

      Dass Walmart sich inzwischen wieder (ansatzweise) behaupten kann, ist für Amazon ausgesprochen gut! Aus Kartellgründen, ich habe es im Artikel angesprochen. Der Unterschied ist, dass Walmart zulasten seiner Margen umbauen muss und zwar seinen ganzen Konzern. In einer Phase, wo Amazon zunehmend Marge macht. Und die kommt (noch) überwiegend aus Sparten (AWS), wo Walmart nicht konkurrieren kann. Wie England gegen Deutschland und die Briten kriegen unendlichen Nachschub von den Amis. Amazon spielt hier quasi mit gezinkten Karten - aber offen und legal.

      Ein weiterer Vorteil von Amazon ist, dass man sich oft in Branchen bewegt, die insgesamt wachsen. Und somit die Konkurrenz nicht sofort in einem ruinösen Preiswettbewerb vor die Hunde geht. Daher hat Amazon länger zeigt, hier Fuß zu fassen. Logistik wächst, weil der Onlinehandel insgesamt zunimmt. Cloud wächst rasant, Streaming legt massiv zu. Verlierer sind jene, die an den "alten" Diensten festhalten. Wie die TV-Sender (z.B. Pro7Sat1 oder RTL) oder Buchhandlungen oder Modeläden. Und mittelfristig auch Lebensmitteldiscounter und Drogerien. Wer geht schon gerne in einen Supermarkt, um Lebensmittel zu kaufen? Oder in eine Drogerie? Das ist keine Shopping-Erlebnis, wie das Flanieren über den Neuen Wall oder die Kö. Und daher auch online relativ leicht ersetzbar. Wenn es denn preiswert(er),bequem und schnell abläuft. Und mindestens die gleiche Qualität hat, wie der "Nutzkauf" zuvor.

      Mein Fazit: ein Verzetteln sehe ich nicht bei Amazon. Vielmehr das Übertragen eines Spitzenkonzepts auf immer mehr angrenzende Branchen und somit ein stetiges Wachstum unter Beibehaltung der Möglichkeit, eigene Synergien zu heben. Und Amazon hat einen massiven Burggraben, denn selbst die Großen einer Branche haben kaum die Power, ein ähnliches Ökosystem und eine ähnliche Infrastruktur als Rückgrat erschaffen zu können. Walmart und in Deutschland Otto, sind einige der wenigen, die hier mitziehen könnten. Aber sie stehen dabei schon jetzt massiv unter Druck. Auch und vor allem durch Amazon. Sie sind also nicht Treiber der Entwicklung, sondern getriebene. Von Amazon. Dem Disruptor, dem Dominator. Die anderen müssen sich anpassen, weil sie sonst nicht bestehen können. Oder sie erfinden etwas, das noch besser funktioniert als das Konzept Amazon. Das sehe ich momentan nicht. Für Hinweise auf so ein Businessmodell wäre ich daher sehr dankbar... ^^

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  6. "zu jedem Kurs" würde ich Amazon nicht kaufen, aber ich denke die Überschrift war auch nicht ganz wörtlich gemeint. Als Value Investor schaue ich vor allem auf die Gewinne, und die haben sich in den letzten Monaten deutlich stärker entwickelt als der Aktienkurs, wodurch KGV und PEG sich stark verbilligt haben. Wobei "billig" hier freilich immer noch relativ zu sehen ist... Wenn Amazon das starke Gewinnwachstum noch einige Jahre fortführen kann, dann wird der jetzige Kurs nicht mehr teuer gewesen sein. Und die bisherigen Beiträge zur Marktposition von Amazon, die ich überzeugend finde, deuten darauf hin.

    Folgender Gedanke noch: Es ist fast egal, in welches Unternehmen man investieren möchte, immer stellt man sich die Frage: Wird Amazon evtl. in das Geschäft einsteigen? Dann lieber fernhalten. So muss man sich doch fragen: wenn alle Angst vor Amazon haben, muss man dann nicht folgerichtig in Amazon investieren? Denn das ist das einzige Unternehmen, das keine Angst vor Amazon haben muss. Ich finde ja. Denn einfach nur zu hoffen, dass es schon gutgehen wird, d.h. Amazon sich glücklicherweise nicht für die Branche interessiert oder der bisherige Platzhirsch sich wundersamerweise behaupten kann, wäre fahrlässig. Jedenfalls fahrlässiger, als Amazon bei einem KGV von 80 zu kaufen. Daher bin ich eingestiegen.

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  7. Herr Kissing wie sehen Sie in diesem Kontext JD.com? Man liest hier häufig vom Vorteil der eigenen Logistik, die Amazon so nicht hat. Zudem die Frage nach dem Konkurrenzdruck zwischen den beiden Unternehmen, da der chinesische Handel ja noch relativ abgegrenzt vom Rest der Welt ist - Amazon agiert nicht in China, JD fast ausschließlich, dies wird aber vermutlich nicht ewig so bleiben...

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    1. Chinesische Werte habe ich nicht im Fokus; ich meine aber gelesen zu haben, dass es eher um JD.com vs. Alibaba ging bei der Frage der eigenen Logistik, die Du hier ansprichst. Denn Amazon investiert seit Jahren genau in die Logistik und bietet diese ja auch seinen Partnern/Kunden an.

      Dass Amazon nicht/kaum auf dem chinesischen Markt aktiv ist, ist momentan angesichts des Zoll- und Handelskonflikts China/USA durchaus ein Vorteil. Ich bin und bleibe in Amazon investiert und nicht in seinen chinesischen Konkurrenten.

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