Mittwoch, 13. Mai 2020

Starkes Wachtum bei Adaptive Biotechnologies; höhere Verluste und Prognoseaussetzung kommen nicht so gut an

Adaptive Biotechnologies entwickelt diagnostische Tests, die das adaptive Immunsystem auslesen, um die menschliche Gesundheit besser zu verstehen. Die Idee dahinter ist, mit Hilfe dieser Blutuntersuchungen Krankheiten aufzuspüren, Behandlungsentscheidungen zu treffen und sogar neue Medikamente zu entdecken. Hierzu hat man unter hohen Investitionen eine eigene Infrastruktur aufgebaut und verfügt nun über eine Datenbank mit mehr als 30 Milliarden Immunrezeptoren. Aus diesen werden mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz hinter Microsofts Cloud-Plattform Azure neue Erkenntnisse gewonnen.

Nach dem Börsengang im letzten Jahr erfolgte im Januar eine kleine Kapitalerhöhung um 8 Mio. Aktien. Mit dem frischen Geld aus beiden Maßnahmen will Adaptive Bio seine diagnostischen Sequenzierungstests ausbauen, die auf das körpereigene Immunsystem und die zahlreichen verwandten Therapien abzielen.

Gestern Abend legte Adaptive Bio seine Zahlen zum ersten Quartal vor und die konnten die Anleger auf den ersten Blick nicht vom Hocker reißen...

Die Produkte

Das Unternehmen bietet derzeit zwei kommerzielle Produktlinien an: das immunoSEQ-Kit und den klinischen Diagnosetest clonoSEQ.

ImmunoSEQ, die immunmedizinische Plattform des Unternehmens, verwendet firmeneigene Technologien, um den genetischen Code des Immunsystems der Patienten zu lesen und genau zu verstehen, wie es Krankheiten erkennt und bekämpft. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann in der dynamischen Datenbank für klinische Immunomik erfasst, die auf Computerbiologie und maschinellem Lernen basiert, und zur Entwicklung und Vermarktung von klinischen Produkten und Dienstleistungen verwendet, die dann auf jeden einzelnen Patienten zugeschnitten sind.

Adaptive Bio gibt an, dass seine immunoSEQ-Plattform seit der Unternehmensgründung im Jahr 2009 von mehr als 125 Biopharma-Unternehmen und in über 480 klinischen Studien genutzt wurde.

Adaptive Bios clonoSEQ-Diagnosetest erkennt und überwacht die verbleibende Anzahl von Krebszellen, die sich während und nach der Behandlung im Körper eines Patienten befinden, was als minimale Resterkrankung bezeichnet wird.

Der Ansatz von Adaptive Biotechnologies ist spannend. Krebstherapien sind äußerst kostspielig und haben für die Betroffenen zumeist erhebliche negative Nebenwirkungen. Adaptive hat das Ziel, für jeden Patienten einen perfekt auf ihn zugeschnittenen Wirkstoff herauszubilden, der die größtmögliche Wirkung gegen die Krankheit bei gleichzeitig möglichst geringen Nebenwirkungen aufweist. Dabei greift man auf die hauseigene Datenbank mit mehr als 30 Milliarden Immunrezeptoren zurück und setzt Künstliche Intelligenz zum Auswerten und Auffinden der geeignetsten Wirkstoffe ein. Über die bisherigen Anwendungsgebiete hinaus können weitere Kooperationen mit namhaften Gesundheits- und Biotechnologieunternehmen eingegangen werden, denn der individualisierte Therapieansatz dürfte zu erheblichen Kosteneinsparungen bei den Kostenträgern und zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität der Patienten während des Behandlungszykluses führen.

Corona als zusätzliche Chance

Die seit 2018 bestehende Kooperation zwischen Adaptive Bio und Microsoft mit Adaptive Biotechnologies, wurde auf Corona-Fälle erweitert. So entnimmt Adaptive Bio Blutproben von Patienten, die sich von COVID-19 erholt haben, und will mit Hilfe seiner DNA-Sequenzierungsgeräte deren Immunantworten auf das Corona-Virus entschlüsseln. Die iCloud- und maschinellen Lerntechnologien von Microsoft werden zur Analyse der Daten verwendet, die auf einem offenen Portal verfügbar sein werden, damit Forscher auf der ganzen Welt darauf zugreifen können. Diese Daten könnten Forschern helfen zu verstehen, warum manche Menschen nur mäßig auf eine Infektion mit dem Virus reagieren, während andere viel schwerere und nicht selten auch tödliche Verläufe aufweisen. Verständnis ist der Schlüssel zu erfolgreichen Behandlungen und Wirkstoffen.

Mit dem Biotechgiganten AMGEN ging Adaptive eine weitere Kooperation ein. Die beiden wollen eine Therapie gegen COVID-19 zu entwickeln, indem AMGENs immunologisches Know-how mit der Plattform von Adaptive zur Identifizierung Virus-neutralisierender Antikörper kombiniert werden. Beide Unternehmen arbeiten bereits seit 2017 zusammen an einem Test für Patienten mit akuter lymphoblastischer Leukämie und erweiterten ihre Partnerschaft im Jahr 2019, um die Sequenzierungstests der nächsten Generation von Adaptive für alle Blutkrebsmedikamente und Pipelinekandidaten von AMGEN zu verwenden. Da sich beide Unternehmen bereits gut kennen, kann ihre neue Kooperation sofort die Arbeit aufnehmen.

Ziel dieser neuen Bemühungen ist, die spezifischen Antikörper zu identifizieren, die das Corona-Virus neutralisieren. AMGENs Tochtergesellschaft deCODE Genetics in Island wird dazu alle genetischen Erkenntnisse liefern, die von Personen gewonnen wurden, die mit dem Virus infiziert wurden. Der Biotechriese wird dann die Antikörper entwickeln und herstellen, die in klinischen Studien gegen COVID-19 eingesetzt werden sollen.

Die Zahlen zum ersten Quartal und Ausblick

Der Umsatz lag im ersten Quartal bei $20,9 Mio. (+65% ggü. dem Vorjahresquartal); die Erwartungen lagen allerdings bei $22,66 Mio. Der Nettoverlust (GAAP) lag bei $31,4 Mio. bzw. $0,25 je Aktie ggü. $18,4 Mio. bzw. $1,45 pro Aktie im ersten Quartal des Vorjahres; hier lagen die Annalystenschätzungen bei einem Nettoverlust von $0,21 je Aktie.

Per 31. März lagen die Zahlungsmitteln, Zahlungsmitteläquivalenten und marktfähigen Wertpapieren bei $655,8 Mio. und damit deutlich über der Cash-Position von Ende 2019 mit $576,9 Mio; was natürlich an der Ausgabe der neuen Aktien im Januar lag.

Das Umsatzwachstum von Adaptive Biotechnologies im ersten Quartal beruhte auf zwei Quellen. Der Sequenz-Erlöse stiegen ggü. dem Vorjahr um 56% auf $9,5 Mio. und die Erlöse im Zusammenhang mit der Plattform für Immunmedizin (immunoSEQ) stiegen im Jahresvergleich um 74% auf $11,4 Mio., gespeist aus Dienstleistungen für biopharmazeutische Kunden und Einnahmen aus Kooperationsvereinbarungen.

Die Betriebskosten beliefen sich im ersten Quartal auf $55,5 Mio. und damit um 70% über dem Vorjahreswert. Insbesondere die Vertriebs- und Vermarktungskosten sowie die Forschungs- und Entwicklungskosten haben sich ggü. dem Vorjahreszeitraum nahezu verdoppelt. Was am Ende zu dem erhöhten Verlust führte.

Aufgrund der großen Unsicherheiten wegen der Corona-Pandemie setzt Adaptive Bio seine Jahresprognosen aus. Eine Maßnahme, die völlig verständlich ist, die aber am Markt nicht gut ankommt.

Meine Einschätzung

Quelle: wallstreet-online.de
Die beiden neue Initiativen mit AMGEN und Microsoft zeigen, dass Adaptives Technologie in der Praxis erfolgversprechend eingesetzt werden kann und auf ihr große Hoffnungen liegen. Nicht nur hinsichtlich des Corona-Virus, sondern auch darüber hinaus. Virus-Pandemien werden künftig einen viel höheren Stellenwert in der Gefahrenanalyse haben und für Adaptive Bio bieten sich hier mittel- und langfristig große zusätzliche Chancen.

Allerdings prognostiziert Adaptive-CEO Chad Robins, dass die Einführung des universellen Bluttests in sechs bis acht Jahren erfolgen könne; eine noch lange Zeitspanne. Adaptive wird in der Zwischenzeit die eine oder andere Finanzspritze benötigen, um zum Ziel zu gelangen und ich würde nicht davon ausgehen, dass die potenziellen Einnahmen aus den clonoSEQ-Kooperationen die nötigen Mittel alleine einspielen können. Es könnte also in unregelmäßigen Abständen zu weiteren kleinen Kapitalerhöhungen kommen, die der Aktie bisher aber nichts anhaben konnten. Im Gegenteil, sie notiert oberhalb ihres Kursniveaus von vor Ausbruch der Corona-Krise.

Adaptive Biotechnologies ist für mich eine langfristig angelegte Spekulation (auf den Erfolg ihrer innovativen Produkte) und kein Value Investment; entsprechend niedrig ist Adaptive Bios Anteil an meinem Depot. Ich möchte, dass diese geniale Idee Erfolg hat, ich möchte das finanziell unterstützen und ich glaube an den Erfolg. Auch und wegen der starken Partner, wie Microsoft und AMGEN. Andreas Halvorsen ist als größter Aktionär mit 26,43% hier stark engagiert und das ist ein weiterer Punkt, der mir Adaptive Biotechnologies schmackhaft gemacht hat.

Disclaimer: Adaptive Biotechnologies und Microsoft befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.

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