Montag, 9. November 2020

Softbank Group: Back in black. And on track...

Venture Capital Spezialist Softbank Group wandelt sich zur Investment-Beteiligungsgesellschaft mit angeschlossenem Venture Capital-Arm.

Der koreanisch-stämmige Softbank-Günder und CEO Masayoshi Son gilt als zweitreichster Asiate und baute seine ehemalige Telekom-Beteiligungsgesellschaft in den letzten Jahren zum Venture Capital-Powerhouse um. Er und sein Unternehmen sind auch Überlebende des Platzens der Internetblase vor 20 Jahren als reihenweise High-Tech-Firmen pleite gingen. Nach einer schwierigen Phase mit schlecht laufenden Investments (WeWork, Uber) und milliardenschwerem Corona-Tiefschlag zeigt die Softbank Group Stärke und kann mit ihren Geschäftszahlen wieder überzeugen - und neuer strategischer Ausrichtung...

Die Softbank Group (SBG) ist in den vier Geschäftsbereichen Mobilfunk, Internet, Robotik und Energie tätig und unter dem Dach der Holding finden sich inzwischen mehr als 1.000 Tochtergesellschaften. Zu diesen gehören u.a. T-Mobile (durch deren Fusion mit der Softbank-Tochter Sprint), Yahoo Japan (SBG-Anteil 48%), Alibaba (etwa 26%; den ursprünglichen Anteil von 29,5% hatte SBG im Jahr 2000 für $20 Mio. gekauft), ARM (100%, soll für rund $40 Mrd. an Nvidia verkauft werden), Softbank KK (Japans drittgrößtem Telekomkonzern) und auch der Asset Manager Fortress Investment Group LLC, den man 2017 für $3,3 Mrd. übernahm.

Die Softbank Group ist also die Muttergesellschaft, die direkte und indirekte Beteiligungen an anderen Unternehmen hält. Sie hat inzwischen drei Venture Capital Fonds aufgelegt, an denen sie selbst mit erheblichen Geldern beteiligt ist; der älteste und kleinste ist der Delta Funds im Volumen von etwa $6 Mrd., an dem SBG selbst $4,4 Mrd. hält. Interessanter ist da schon der Softbank Vision Funds im Volumen von knapp $100 Mrd., in den SBG $28,1 Mrd. an Eigenkapital eingebracht hat. Dieser Fonds ist erst seit knapp dreieinhalb Jahren aktiv und dennoch wird über ihn am meisten berichtet. Denn er hat die Startup-Szene verändert, weil er enorme Summen in eine Vielzahl von jungen Unternehmen investierte und so die Preise bei Finanzierungsrunden in die Höhe trieb.

Der Vision Funds hat frühzeitig in aufstrebende Unternehmen investiert wie Uber, Slack, ARM Holdings, Flipkart, NVIDIA, We Work, Auto1 („wir-kaufen-dein-auto.de“), GetYourGuide, PayTM. Einer der Schwerpunkte ist das Thema autonomes Fahren und SBG hat vor knapp zwei Jahren gemeinsam mit Toyota eine Mobilitätsfirma namens Monet gegründet, die bald schon autonome Fahrzeuge anbieten soll. Daneben hat SBG knapp $2,25 Mrd. in die Division von General Motors investiert, die selbstfahrende Autos entwickelt, und man hat einiges Geld in Grab sowie Didi investiert, einen chinesischen Uber-Clon. Des Weiteren in Halbleiterfirmen wie ARM, die führend sind bei Chips für Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data, also ganz zentralen Faktoren im Bereich des autonomen Fahrens, aber auch fast eine Milliarde Dollar in das Startup Nuru von zwei ehemaligen Google-Managern, das autonom fahrende Mini-Vans entwickelt. 

Das Ende... vom (zweiten) Anfang

Die Erfolge gaben Son Recht und er arbeitete an einem zweiten Vision Funds, der mit $115 Mrd. noch gewaltiger ausfallen sollte als das Original. Doch dann platzte die Blase und das bereits vor Corona. Denn bei WeWork verzockte sich Son, als er auf dessen egozentrischen Gründer und CEO Adam Neumann setzte. SBG hatte viele Milliarden in das Unternehmen gesteckt, doch als Neumann das Unternehmen eigenmächtig an die Börse führen wollte, traten reihenweise Ungereimtheiten zutage, so dass nicht nur das IPO platzte, sondern WeWork seitdem ums Überleben kämpft und heftige Einbußen bei seiner Bewertung hinnehmen musste. Als Großaktionär trifft dies SBG bzw. seinen Vision Funds, weil die Beteiligung mit zweistelligen Milliardenbeträgen abgeschrieben werden musste. Und dessen Kapitalgeber sind nicht begeistert, dass sie nun Milliarden verlieren. Ähnliche Schicksale spielen sich bei Uber ab oder Oyo und einer Reihe weiterer SBG-Investments, die nur durch Sons Geldspritzen überlebensfähig waren und die nun ihre Mitarbeiter entlassen oder ganz den Geschäftsbetrieb aufgeben müssen.

Durch Corona und die damit einhergehenden die Reise- und Kontaktbeschränkungen und das Social Distancing stand auch die Softbank Group mit dem Rücken zur Wand. Der zweite Fonds ist auf Eis gelegt, weil die Investoren kalte Füße bekommen haben, und viele der SBG-Beteiligungen strauchelten. In dieser Phase hat sich der Hedge Fonds Elliott Management des aktivistischen Investors Paul Singer mit $2,5 Mrd. in die Softbank Group eingekauft und drängte auf Veränderungen. Und Son knickte ein, etwas. Er erklärte sich bereit, Beteiligungen im Wert von mehr als $40 Mrd. zu veräußern, um damit größtenteils eigene Aktien zurückzukaufen und Schulden abzubauen; am Ende sollen rund 45% aller Softbank-Aktien vom Markt verschwinden. Denn der Aktienkurs der Softbank Group notiert mit großem Abschlag auf seinen inneren Wert. Dabei sind die vielen Startups natürlich schwer zu greifen, aber im Grunde kommt es nur auf eine Beteiligung an: Alibaba. Alleine der Anteil der Softbank Group an Alibaba ist deutlich mehr wert als die gesamte Börsenkapitalisierung der Softbank Group. Alle anderen Aktivitäten und Beteiligungen kommen kostenlos oben drauf.

Versteckte Werte heben

Inzwischen haben sich die Pläne, die versteckten Werte im SBG-Portfolio zu heben, konkretisiert und wurden fortgeschrieben, nachdem bereits einiges umgesetzt wurde. Nach der Übernahme von Sprint durch T-Mobile verkauft SBG die dafür erhaltenen Aktienpakete. Den Chip-Designer ARM verkauft man gerade für $40 Mrd. an Nvidia. Der Anteil am japanischen Telekomkonzern Softbank KK wird sukzessive reduziert und auch der Anteil an Alibaba wird kursschonend und langsam abgebaut.

Die vielen freien Mittel nutzt SBG zum Abbau seiner Verschuldung, zum massiven Rückkauf eigener Aktien und für Investments. Allerdings nicht ,ehr bevorzugt in Startups und Ventures, sondern in große international führende Technologiewerte.

So läuft's Business

Nun hat die Softbank Group ihre Zahlen für das 3. Quartal präsentiert und die können sich wirklich (wieder) sehen lassen. So fiel ein Nettogewinn von $13,5 Mrd. an und lag damit viermal so hoch wie im vergleichbaren Vorjahresquartal. Ursache sind der breite Marktaufschwung der Techwerte, der die eigenen Beteiligungen und die der beiden Vision Funds wieder in die Gewinnzone brachte. Des Weiteren erzielte SBG einen kräftigen Wertzuwachs aus der T-Mobile-Sprint-Übernahme.

Dabei besteht der Großteil des ausgewiesenen Quartalsgewinn aus nicht realisierten Kursgewinnen, enthält aber auch einen Verlust aus Derivategeschäften auf große Technologiewerte von rund $1,3 Mrd. Ende September lag der Buchwert (Fair Value) der Derivate bei $2,7 Mrd. und dürfte wieder/weiter angestiegen sein dank der bis heute fortlaufenden Rallye der Techwerte.

Quelle: Softbank Group
Ganz anders die Aktieninvestments: hier hielt SBG Ende September Positionen Wert von $16,825 Mrd., darunter Amazon, Adobe, die Google-Mutter Alphabet, Facebook, Microsoft, Netflix oder Zoom. Hinzu kommen nicht börsennotierte Startups mit einem Portfolioanteil von 8%.

Die Erholung des Vision Fund 1 dürfte eine willkommene Nachricht für dessen Anleger sein, die sich im ersten Quartal mit einem erheblichen Einbruch konfrontiert sahen. Darauf hin platzte die Finanzierung des zweiten Vision Funds, den SBG daher viel kleiner und weitgehend alleine ins Laufen brachte.

Der Vision Funds 1 hat nun einen Wert von rund $76,4 Mrd. und liegt damit wieder über dem ursprünglichen Investment von $75 Mrd., die für seine 83 Investitionen aufgewendet wurden.

Der kleinere Vision Funds 2 verzeichnete nach dem IPO des Immobilienunternehmens Ke Holdings Inc. einen starken Anstieg und notiert bei $7,6 Mrd. gegenüber einem investierten Betrag von $2,6 Mrd.

Aktienrückkäufe

Die Softbank Group gab im Oktober $1,35 Mrd. für den Rückkauf von fast 20 Millionen eigenen Aktien aus und kaufte damit erneut knapp 1% aller ausstehenden Aktien zurück. Dies ist Teil eines Rekordrückkaufplans und eine deutliche Erhöhung gegenüber dem Rückkaufvolumen im September dar. Im Rahmen des laufenden Rückkaufprogramms wurden nun insgesamt 215.740.800 Aktien erworben und es sind noch rund $12,6 Mrd. verfügbar.

Der Nettoinventarwert (NAV) von SBG belief sich per 30.09.2020 auf $258 Mrd. Der gesamte Eigenkapitalwert der Beteiligungen betrug $292 Mrd. abzüglich der Nettoverschuldung von 34 Mrd. Dem Wert von $258 Mrd. steht eine Marktkapitalisiserung von lediglich $145 Mrd. gegenüber, was einem Abschlag von 44% entspricht bzw. einem Aufholpotenzial von rund 77%.

Son meint dazu lapidar: "Da unsere Aktien mit 50% Rabatt auf ihren Wert gehandelt werden, kann jeder Anleger, der Amazon, Microsoft, Facebook, Netflix oder Zoom usw. kaufen möchte, diese zum halben Preis über eine Kauf der Softbank Group-Aktien erwerben."

Going Privat?

Zuletzt gab es Gerüchte, dass Son wegen des großen Abschlags versucht sein könnte, die Softbank Group-Aktien von der Börse zu nehmen, also ein Going Privat anzustreben. Hierzu erklärt er nun: "Son: "Ich möchte mir alle Optionen offen halten. Aber ich würde zu 99% sagen, dass ich nicht beabsichtige, das Unternehmen vollständig zu erwerben."

Meine Einschätzung

Quelle: wallstreet-online.de
An der Softbank Group scheiden sich  die Geister. Die einen verweisen auf den großen Abschlag zum inneren Wert und hoffen darauf, dass die Beteiligungsverkäufe und Aktienrückkäufe diesen Abschlag signifikant abbauen. Die anderen schauen eher auf die operativen Schwierigkeiten vieler Beteiligungen und fürchten, dass das Geschäftsmodell von SBG  ein zweites Mal einen erheblichen und lange anhaltenden Schaden nimmt, wie es nach dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 der Fall war.

Ich setze auf den Erfolg. Son macht Fehler, aber er korrigiert diese und beweist, dass er seine Strategie anpassen und weiterentwickeln kann. Die neue Ausrichtung hin zu einem Vermögensveralter von Beteiligungen mit angeschlossenem Venture Capital-Arm, also den Vision Funds, gefällt mir sehr. Und den Verkauf von Beteiligungen, um so ihren Wert zu heben und damit neue Investments einzugehen und gleichzeitig massiv eigene Aktien zurückzukaufen, während auch noch die Verschuldung signifikant reduziert wird, halte ich auch für wertschöpfend. Als positiver Nebeneffekt verringert sich auch noch die bisherige starke Gewichtung des Telekomsektors im Beteiligungsportfolio und auch das sehe ich positiv.

Insofern fühle ich mich mit meinem Investment in der Softbank Group pudelwohl und erwarte weiterhin deutlich steigende Kurse - die einerseits dem Anstieg des Werts (NAV) nachfolgen und zusätzlich sukzessive den großen Abschlag zu diesem aufholen. Gleich doppelt Potenzial, sehr gut... ツ

Disclaimer: Alphabet, Amazon, Facebook, Microsoft, Softbank Group befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.

2 Kommentare:

  1. Hallo Herr Kissig,
    kennen Sie schon den beigefügten Beitrag, der gut zu Ihrem Thema passt?
    https://www.gruenderszene.de/business/telefonterror-machte-ihn-zum-groessten-tech-investor-der-welt-rc?ref=nl_b
    Viel Spaß beim Lesen.
    Beste Grüße
    Detlef Stachelhaus

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    1. Vielen Dank für den Artikel; inhaltlich kannte ich das meiste davon schon, aber es ist eine interessante Zusammenfassung von Sons Werdegang und wie er mit Misserfolgen umgeht.

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