Donnerstag, 17. Juli 2025

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu Springer Nature: Kostenlose Inhalte als Wachstumstreiber

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 13/2025 vom 09.07.2025

Aktien in dieser Ausgabe: Steyr Motors, Springer Nature, Pfisterer

Springer Nature: Kostenlose Inhalte als Wachstumstreiber

Das Verlagshaus kam im Spätherbst 2024 im zweiten Anlauf an die Börse, nachdem der ursprünglich geplante Börsengang in 2018 mangels Interesses der Anleger abgesagt werden musste. Bereits im Dezember erfolgte die Aufnahme in den deutschen Nebenwerteindex SDAX und das Jahr 2024 wurde mit erfreulichen Kursgewinnen abgeschlossen. Doch nach der Amtsübernahme Donalds Trumps folgte der Börsenabsturz, von dem sich die Aktie bisher nicht wieder völlig erholt hat. Zeit für einen genaueren Blick…

Springer Nature ist ein deutsches Verlagshaus, dessen Ursprünge auf 1842 zurückgehen. Das heutige Unternehmen wurde im Mai 2015 durch den Zusammenschluss der Nature Publishing Group, Macmillan Education und Springer Science+Business Media gegründet. Im selben Jahr wurde außerdem die J. B. Metzler‘sche Verlagsbuchhandlung übernommen.

Mitte 2018 wurde das Unternehmen in die Springer Nature AG & Co. KGaA umgewandelt, so dass es einen persönlich haftenden Gesellschafter gibt: die Springer Nature Management Aktiengesellschaft. Dieser vertritt die Gesellschaft allein und Anteilseigner sind zu 53 % die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und zu 47 % der Private-Equity-Investor BC Partners. Die Aktionäre sind hieran nicht beteiligt und sie haben daher wenig Mitspracherecht im Unternehmen. Im Grunde kann man die rechtliche Struktur wohl mit stimmrechtslosen Vorzugsaktien vergleichen.

Drei Unternehmensbereiche

Das Verlagshaus untersteilt sein Angebotsspektrum in drei Segmente.

1. Research (Forschung): Springer Nature ist ein führender Verlag für Fachzeitschriften (z. B. Nature, Scientific American) und wächst stark mit Open Access (OA), die bereits 50 % der Forschungsartikel ausmachen. Unter Open Access ist der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien im Internet zu verstehen. Hierbei wird jedem Nutzer die Erlaubnis gegeben, das Dokument kostenlos zu nutzen und insbesondere es zu lesen, herunterzuladen, zu speichern, es zu verlinken oder zu drucken. Darüber hinaus werden den Nutzern ggf. über freie Lizenzen weitere Nutzungsrechte eingeräumt, welche die freie Nach- und Weiternutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder auch Veränderung der Dokumente, auch zu kommerziellen Zwecken, ermöglichen können.

Umsatztreiber des Segments sind aber Abonnements und Author-Pays-Modelle, während in erheblichem Umfang in die Verbesserung der digitalen Angebote investiert wird.

2. Education (Bildung): Hier geht es um Lehrmaterialien und digitale Bildungsangebote, wobei das Umsatzwachstum vor allem in Indien & Südafrika mit etwa +3 % generiert wird.

3. Health (Gesundheit): Es werden Fachinformationen für Pharma und Medizin angeboten, wodurch stabile Erträge generiert werden mit lediglich überschaubaren saisonalen Schwankungen.

Die wesentlichen Erlösquellen sind Abonnements und Pay-As-You-Go für Journalisten. Darüber hinaus generiert man Open-Access Gebühren, vertreibt Lehrbücher, digitale Bildungslizenzen und Fachinformationen im Gesundheitsbereich. Zudem werden natürlich Werbeeinnahmen erzielt, insbesondere bei den Open Access-Angeboten.

2024er Ziele wurden erreicht…

Springer Nature steigerte im Jahr 2024 seinen Umsatz um 5 % auf 1,847 Mrd. Euro und den bereinigten operativen Gewinn um 7 % auf 512 Mio. Wichtigster Wachstumstreiber war das Segment Research, das dank der starken Leistung des Open Access-Zeitschriftenportfolios einen organischen Umsatzanstieg von 6 % verzeichnete.

Springer Nature veröffentlichte dabei zum ersten Mal die Hälfte seiner primären Forschungsartikel frei zugänglich (Open Access, OA), während der fortlaufende Fokus auf Technologie- und KI-Anwendungen zur weiteren Verbesserung des Veröffentlichungsprozesses liegt.

…und 2025 startet verheißungsvoll

Im ersten Quartal 2025 stiegen die Umsatzerlöse organisch um 6 % auf 450 Mio. Euro und das bereinigte Betriebsergebnis um 11 % auf 108 Mio. CEO Frank Vrancken Peeters kommentierte: "Das starke Ergebnis im ersten Quartal zeigt, dass wir unsere Strategie weiterhin erfolgreich umsetzen und nachhaltiges Wachstum und Mehrwert für die Wissenschaftsgemeinschaft liefern. Ich freue mich besonders über die zunehmende Menge an Inhalten, die wir sofort für alle frei zugänglich machen, während wir weiter in Mitarbeitende und in Technologie investieren und die Integrität der Forschung gewährleisten."

Im Berichtszeitraum trug das Segment Research maßgeblich zum Ergebnis von Springer Nature bei und verzeichnete ein organisches Umsatzwachstum von 7 %. Dieses Ergebnis wurde insbesondere durch die starke Entwicklung im Bereich der frei zugänglichen Forschungsartikel (OA) getrieben. Die Zahl der veröffentlichten Artikel in den FOA-Zeitschriften stieg um etwa 25 % im Vergleich zum Vorjahr. Darüber hinaus wurden 14 neue transformative Vereinbarungen abgeschlossen und damit die Gesamtzahl auf 80 gesteigert. Zudem konnten bereits rund 90 % der Vertragsverlängerungen für das Jahr 2025 abgeschlossen werden.

Zudem wurden mit Nature Reviews Clean Technology und Nature Reviews Biodiversity zwei neue Nature Review-Zeitschriften lanciert, um Forschende in neu entstehenden Bereichen zu unterstützen.

Springer Nature hat im Berichtszeitraum weiter in Technologien investiert, um den Publikationsprozess zu transformieren. Snapp, die unternehmenseigene Artikelbearbeitungsplattform, verzeichnete einen Zuwachs der Einreichungen im ersten Quartal um 80 %, begünstigt durch neu migrierte Journale. Springer Nature führte außerdem neue KI-Werkzeuge ein, um die Integrität der Forschung zu gewährleisten.

Das Segment Health erzielte in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 um 4 % höhere Umsatzerlöse in Höhe von 41 Mio. Euro. Der Anstieg wurde durch die starke Nachfrage im internationalen Pharmageschäft und bei BSL in den Niederlanden getragen.

Die Umsatzerlöse im Segment Education blieben in den ersten drei Monaten auf organischer Basis mit 54 Mio. Euro weitgehend unverändert, wobei eine sehr positive Geschäftsentwicklung in der südlichen Hemisphäre die zeitliche Verschiebung von Umsätzen im südlichen Afrika ausglich.

Der Free Cash Flow stieg von 142,5 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum auf 158 Mio. an und ist hauptsächlich auf operative Verbesserungen sowie geringere Zinszahlungen zurückführen. Infolgedessen konnte Springer Nature seinen Verschuldungsgrad weiter vom Faktor 2,3 (Nettoverschuldung/EBITDA) zum Jahresende 2024 auf 2,0 zum Ende des Quartals reduzieren.

Optimistischer(er) Ausblick

Finanzchefin Alexandra Dambeck zeigte sich entsprechend erfreut über die Zahlen: "Es ist uns gelungen, unsere operative Leistung zu steigern, unseren Verschuldungsgrad weiter zu senken und unsere starke Geschäftsentwicklung des letzten Jahres fortzusetzen. Wir sind daher zuversichtlich, unsere Prognose zu konkretisieren und erwarten, dass wir in der oberen Hälfte der Spannen liegen werden."

Das Unternehmen hat seinen Ausblick für das Gesamtjahr 2025 angepasst und erwartet seine Umsatzerlöse nun in der oberen Hälfte der zuvor kommunizierten Umsatzspanne von 1,885 bis 1,935 Mrd. Euro. Zudem wurde eine Bandbreite für das bereinigte Betriebsergebnis von 523 bis 564 Mio. Euro eingeführt und auch hier wird das Ergebnis in der oberen Hälfte der Spanne erwartet. Der mittelfristige Ausblick des Unternehmens bleibt unverändert.

Bullcase vs. Bearcase

Die Einnahmen des Verlags hängen unter anderem an staatlichen Forschungsbudgets und diese stehen unter Spardruck. Und auch private Nutzer, wie Universitäten, geben ihren eigenen Kostendruck an die Verlage weiter.

Erhebliche Risiken bestehen im Bereich der Technik. Einerseits müssen die digitalen Angebote ausgebaut und verbessert werden, andererseits steigt damit die Gefahr von Fehlfunktionen oder gezielten Hackerangriffen.

Chancen bietet der Bereich Open Access und Nutzungskooperationen mit KI-Anbietern, die zunehmend auf seriöse Quellen für ihre Learning Models abzielen.

Fazit

Quelle: wallstreet-online.de
Springer Nature präsentiert sich als finanz- und technologiegetriebener Konzern mit starker Nischenpositionierung im akademischen Publishing. Die Bilanz ist solide aufgestellt, die EBIT-Marge von 28 % attraktiv und der Anteil stetiger Erlöse wächst.

Der Börsengang erfolgte im Börsenhype Ende 2024 und erzeugte eine ambitionierte Bewertung. Die verhöhnende Übersetzung des Begriffs IPO als "it’s probably overpriced" kann man durchaus gelten lassen, doch das reduzierte Kursniveau passt recht gut zu den anvisierten Wachstumszielen.


Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Springer Nature wissen muss

  1. Springer Nature schaffte im zweiten Anlauf den Sprung aufs Börsenparkett. Nach anfänglichen Gewinnen notiert der Kurs inzwischen rund 20 % unterhalb des IPO-Preises.
  2. Die Gesellschaftsform als KGaA gibt den Aktionären wenig Mitspracherecht und führt in der Regel zu Bewertungsabschlägen an der Börse.
  3. Der Anteil stetiger Erlöse ist hoch und steigt, während der Fokus auf Open Access-Angeboten liegt.
  4. Die starke Positionierung als Nischenanbieter kann vom Management bisher geschickt zur Generierung weiterer Umsätze und Einnahmen genutzt werden.

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