Mittwoch, 6. August 2025

Earnings Quickcheck Q2/25: Nutzt LendingClub nun endlich sein Tenbagger-Potenzial?

LendingClub ist ein digitaler Finanzmarktplatz mit Banklizenz, der private und institutionelle Anleger mit Kreditnehmern zusammenbringt, die Privatkredite suchen. Das Geschäft basiert auf einem Marktplatzmodell, bei dem LendingClub sowohl Kredite an Investoren verkauft als auch einige in seinem eigenen Kreditbuch und damit seiner Bilanz behält.

Ich begleite das FinTech schon länger als Turnaround-Spekulation und habe daher sowohl den (ersten) rasanten Anstieg bis Ende 2021 mitgemacht als auch den sich anschließenden brutalen Absturz während der Zinswende. Und die dritte Wiederauferstehung des Unternehmens. Wobei der Kurs zwar eine Reise von 5 Euro auf 40 und zurück hingelegt hat und LendingClub während dieser Phasen kräftig an Umsätzen einbüßte, aber eben auch stets profitabel blieb. Das war schon eine beeindruckende Leistung des Managementteams um Scott Sanborn. Und inzwischen steht LendingClub so stark da wie noch nie und die vielen wegweisenden Entscheidungen der letzten Jahre beginnen sich nun richtig auszuzahlen.

Die Börse hat auf die jüngsten Zahlen zum 2. Quartal mit einem kleinen Freudensprung reagiert, aber für die gerechtfertigte Neubewertung des Unternehmens brachte sie noch nicht den Mut auf. Aber das dürfte sich bald ändern und LendingClub sein wahres und enormes Potenzial ausschöpfen...

Aber der Reihe nach. Beginnen wir mit einem kleinen Rückblick. Im Frühjahr 2024 habe ich LendingClub ausführlich dargestellt mit seiner (gescheiterten) Unternehmenshistorie als Peer-to-Peer-Lender und seinem neuen Geschäftsmodell und es ging auch verheißungsvoll los. Doch dann kam Trump und mit ihm - erstmal - das Ende der Zinssenkungsfantasie und dem Absturz des gesamten Finanzsektors ab Herbst 2024. Diese "Basics" muss ich also heute nicht wiederholen.
Stattdessen gehe ich vor allem auf die Zahlen zum 2. Quartal 2025 ein und die Perspektiven für die beiden Standbeine des Geschäftsmodells.

Die USA steuern weiter auf eine Schuldenkrise zu, sowohl der Staat als auch seine Bürger. Während sich die Amis nach der Globalen Finanzkrise mit saubilligen Immobilienfinanzierungen eingedeckt haben und daher unter dem erhöhten Zinsniveau an dieser Stelle eher wenig leiden, wirken sich die hohen Zinsen andernorts kräftig negativ aus. Denn der typische US-Amerikaner lebt weiterhin über seine finanziellen Verhältnisse und häuft dazu Schulden an. Bevorzugt in Form von Kreditkartenschulden. Diese sind variabel verzinst bei monatlicher Zinsstellung und damit besonders teuer. LendingClub bietet die Möglichkeit, diese Kreditkartenschulden in einen Ratenkredit umzuwandeln und dabei über 4 % an Zinsbelastung einzusparen. Das nehmen immer mehr Menschen in Anspruch und reduzieren so ihre monatlichen Belastungen. Bei Kreditkartenzinsen oberhalb von 20 % pro Jahr bleibt auch für LendingClub mehr als auskömmliche Verzinsung übrig.

Dank seiner Banklizenz nimmt LendingClub die abgeschlossenen Kredite in seine eigenen Bücher und ist damit selbst Kreditgeber. Man vereinnahmt also die Tilgungsraten und die Zinseinnahmen. Logisch, dass man nur auf die besten Kreditnehmer mit der höchsten Bonität setzt, um die Erträge zu maximieren und gleichzeitig das Risiko zu minimieren.

Daneben bietet man einen Teil der vergebenen Kredite über die eigene Kreditplattform interessierten Banken zum Kauf an. Diese übernehmen dann die Kredite in ihrer Bücher, während LendingClub das restliche noch eingesetzte Kapital zurückerhält und zusätzlich an der Weitergabe verdient. Für die Banken ist das relativ leicht verdientes Geld, denn man muss sich nicht selbst um den Kreditabschluss, die Bonitätsprüfung usw. kümmern, sondern kauft einfach das Komplettpaket. Es ist eine Finanzinvestition in bonitätsstarke Kredite.

Allerdings war dieses Plattformbusiness zwei Jahre lang stark rückläufig für LendingClub, da die "kleine Finanzkrise" im Frühjahr 2022 nicht nur den Risikoappetit der Banken einbrechen ließ, sondern auch seitens der Regulierungsbehörden höhere Kapitalanforderungen an die Banken stellte, um den Sektor zu stabilisieren. Die Banken benötigten ihre Kapital also für eigene Belange und LendingClubs Plattformumsatz brach gehörig ein.

Zu dieser Zeit ersann das FinTech eine neue Einnahmequelle und startete sein "Structured Certificate-Program", also den Verkauf  verbriefter Kredite als Zertifikat - und zwar an Finanzinvestoren. Anders als die Banken mit klammen Kassen und von der Finanzaufsicht angelegter Daumenschrauben seitens floss den Finanzinvestoren ungebremst immer mehr Investorengeld zu, das auf der Suche nach Rendite war.

LendingClub spaltete also seine Kredite in einen erstrangigen Teil auf, den man selbst in den Büchern behielt, und der zweitrangige Teil wurde separiert und dann mehrere dieser Kredite in einem Zertifikat zusammengefasst. Die Schuldner waren noch immer erstklassige, aber die Sicherheit nachrangig, daher der Zinssatz höher (Zinsen sind der Preis für Risiko). Diese Zertifikate wurden an Finanzinvestoren weiterverkauft, wodurch LendingClub das investierte Kapital zurückbekam und in neue Kredite investieren konnte. Zudem werden diese Zertifikate nicht als Kredite eingestuft, so dass die für Kredite zu bildenden Rückstellungen aufgelöst werden konnten - das macht dieses Business für LendingClub gleich doppelt attraktiv.

Der Erfolg ist enorm und LendingClub hat seit Start des Programms bereits mehr als 6 Mrd. USD an Zertifikaten generiert und an Finanzinvestoren abgegeben. Tendenz steigend.

Darüber hinaus hat man noch ein Premiumprodukt auf den Markt gebracht mit von der Ratingagentur Fitch bewertete strukturierten Zertifikaten; diese haben ein Investmentgrade-Rating und sprechen damit eine ganz neue Interessentenschicht an.

Produktinnovation: LevelUp Checking

LendingClub weitet sein Angebotsspektrum aus, um seinen Kunden mehr Produkte zu bieten und damit mehr Geld an ihnen verdienen zu können. Bestandskunden sind leichter und billiger für weitere Produkte zu gewinnen als Neukunden. Daher stellen die fast 5 Mio. Bestandskunden einen wahren Schatz dar, den es zu heben gilt.

Mit dem Start von LevelUp Checking verzahnt LendingClub klassisches Bankgeschäft und Kreditvergabe. Das Girokonto richtet sich Kreditnehmer und bietet 1 % Cashback auf alltägliche Einkäufe sowie 2 % Cashback für pünktliche Kreditrückzahlungen, sofern diese über das Konto erfolgen. Zudem zahlt LendingClub 1 % Zinsen auf das Guthaben, was das Angebot besonders attraktiv macht – vor allem in Verbindung mit dem bereits etablierten Produkt LevelUp Savings, bei dem Nutzer bis zu 4 % Zinsen erhalten, wenn sie regelmäßig sparen. LevelUp zielt also nicht nur auf Kundenbindung, sondern auch auf eine tiefere Integration von Bank- und Kreditangeboten. Und das Produkt kommt sehr gut an, denn die Zahl der Kontoeröffnungen ist im zweiten Quartal um das Sechsfache gestiegen.

Doch damit nicht genug. Ein weiteres Projekt von LendingClub ist die neue App-Funktion DebtIQ, die den Nutzern einen umfassenden Überblick über ihre Schuldenlandschaft geben soll - inklusive verknüpfter Kreditkarten, Zahlungshistorie, Ratenvorschlägen und individuellen Refinanzierungsmöglichkeiten. Aktuell läuft der Beta-Test, die App soll dann im Herbst vollständig ausgerollt werden. In Kombination mit dem neuen Giro- und Sparkonto entwickelt LendingClub so schrittweise eine integrierte Mobile-First-Plattform für digitale Finanzsteuerung, die auf die Verbesserung der finanziellen Gesundheit ihrer Mitglieder abzielt. Gewollter Nebeneffekt ist, dass die Kunden nicht nur einen besseren Überblick über ihre Finanzlage erhalten und zu erhöhter Finanzdisziplin erzogen werden, sondern dass sich auf diese Art LendingClubs Kreditausfallrisiko weiter reduziert. Und damit auch die Attraktivität seiner Marktplatzkredite und seiner strukturierten Zertifikate.

Zweites Quartal zündet den Turbo

Und damit kommen wir direkt zu den Geschäftszahlen. LendingClub verzeichnete im 2. Quartal 2025 bei allen wichtigen Finanzkennzahlen deutliche Zuwächse. Der Nettogewinn erreichte 38,2 Mio. USD verglichen mit 14,9 Mio. im gleichen Quartal des Vorjahres. Die Nettoeinnahmen vor Rückstellungen stiegen im Jahresvergleich um 70 % auf 93,7 Mio. USD, da die Effizienzquote (Betriebskosten in Prozent der Einnahmen) von 70,6 % im Vorjahr auf 62,3 % sank. Es verbleibt also ein größerer Anteil jedes Umsatzdollars als Gewinn.

Die Darlehensvergabe stieg auf 2,4 Mrd. USD und übertraf damit sowohl die Unternehmensziele als auch die Marktschätzungen. Die Zusammensetzung dieser Kredite zeigt eine Verschiebung: 1,7 Mrd. USD wurden an Marktplatz-Investoren verkauft, während 0,7 Mrd. USD in der eigenen Bilanz des Unternehmens gehalten wurden, was einen Anstieg der zur als Investition gehaltenen Kredite um 105 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dieser wachsende Anteil an einbehaltenen Krediten bedeutet, dass mehr Vermögenswerte - und potenzielle Risiken - im Unternehmen verbleiben, zeigt aber auch das Vertrauen von LendingClub in seine Kreditmodelle. Die Verkäufe von Marktplatzkrediten profitierten von erweiterten Partnerschaften, darunter die Erneuerung eines Blue-Owl-Vertrags über 3,4 Mrd. USD und die erste Transaktion im Rahmen des neuen, von Fitch gerateten Programms für strukturierte Zertifikate mit BlackRock - das ist quasi der Ritterschlag für das neue Produkt und weitere Interessenten dürften sich schnell finden.

Zudem wollen von BlackRock verwaltete Fonds bis 2026 bis zu 1 Mrd. USD über die Marktplatzprogramme von LendingClub investieren. Clarke Roberts, Senior Vice President und General Manager, Marketplace bei LendingClub, kommentierte die neue Vereinbarung so: "Unsere Partnerschaft mit BlackRock (...) bestätigt die Stärke unseres Underwritings, die Effektivität unserer Marktplatzprogramme und das Vertrauen, das wir uns als bevorzugte Gegenpartei in dieser Anlageklasse erworben haben."

LendingClub hat bisher mehr als 6 Mrd. USD an strukturierten Zertifikaten an Finanzinvestoren verkauft und Blue Owl ist dabei mit 2,4 Mrd. USD der führende Abnehmer. Und nun gab es eine Verlängerung des Arrangements. So werden von Blue Owl verwaltete Fonds werden über einen Zeitraum von zwei Jahren Aktienzertifikate und nachrangige Schuldverschreibungen im Rahmen von LendingClubs Structured Loan Certificate-Programm (SLCLC) im Wert von bis zu 3,4 Mrd. USD erwerben. Dabei werden in den ersten drei Monaten nach Abschluss der Vereinbarung voraussichtlich bereits 600 Mio. USD investiert, wobei danach vierteljährlich weitere Käufe erwartet werden.

Blue Owl und LendingClub haben im Rahmen des SLCLC-Programms bereits Transaktionen im Wert von 2,4 Mrd. USD durchgeführt. Insgesamt liegt das SLCLC-Volumen bereits bei 6 Mrd. USD. Und hier kommt Bewegung in die Hüften. Blue Owl Capital ist ein hierzulande eher unbekannter Finanzinvestor, aber mit Assets under Management von 139 Mrd. USD ist dies kein kleiner Spieler. Dass Blue Owl die LendingClub-Zertifikate als attraktive Investitionsmöglichkeit nutzt, zeigt deren Attraktivität. Dass man Deal verlängert und das Volumen weiter erhöht wiederum unterstreicht die hohe Qualität der zugrundeliegenden Kredite von LendingClub. Aber... Blue Owl ist nicht der einzige Finanzinvestor, der sich bei LendingClubs Zertifikaten bedient, sondern etwas noch einmal doppelt soviel wurde an andere Finanzinvestoren abgesetzt. Und der Hunger der gesamten Branche nach attraktiven Renditemöglichkeiten ist ungebrochen hoch mit "Dry Powder" auf Rekordniveau.

Die zweite Entwicklung mit großem Potenzial betrifft die US-Regierung bzw. die Fed. Genauer gesagt sollen eine Reihe von Regulierungseingriffen aus den Jahren nach der Globalen Finanzkrise 2008/09 geschliffen werden, die bei den US-Großbanken für erhöhten Eigenkapitalausstattungen gesorgt haben. Wenn diese Regelungen gemildert werden, setzt dies hohe Milliardenbeträge an frisch verfügbarem Kapital bei den US-Banken frei. Das kommt LendingClub mit seiner Banklizenz selbst zugute, aber es dürfte auch seinem eigentlichen Kerngeschäft mit der Kreditplattform ordentlich Rückenwind verschaffen. Denn dort sind die Käufer ganz überwiegend US-Banken und die haben sich seit 2022 merklich zurückhaltender gezeigt, weil sie ihr Kapital für ihre eigenen Kunden benötigten. Doch wenn sie schlagartig freie Mittel zur Verfügung haben, können sie diese nicht einfach in den Markt drücken (also irgendwem als Kredit geben), sondern müssen sich weiterhin an ihren Kreditvergabestandards orientieren. Oder sie investieren in bereits bestehende Kredite mit gut kalkulierbarem Risiko und absehbaren Renditen - und die finden sie bei LendingClub.

Hier die Highlights aus dem zweiten Quartal:
  • Umsatz: 248 Mio. USD (+33 % gegenüber dem Vorjahresquartal)
  • Reingewinn: 38 Mio. USD (+156 %)
  • Kreditvergabe: 2,4 Mrd. USD (+32 %)
  • Nettozinserträge: 154 Mio. USD (+20 %)
  • Zinsunabhängige Erträge: 94 Mio. USD (+60 %)
  • Netto-Zinsmarge: Verbesserung auf 6,1 %
  • Zinsunabhängige Ausgaben: 155 Mio. USD (+17 %)
  • Nettoeinnahmen vor Rückstellungen: 94 Mio. USD (+70 %)
  • Rückstellung für Kreditverluste: 40 Mio. USD verglichen mit 36 Mio. im Vorjahresquartal
  • Netto-Wertberichtigungsquote: 3 % ggü. 6,2 % im Vorjahresquartal
  • Rentabilität des materiellen Eigenkapitals (ROTCE): 12 %
  • Verwässerter Gewinn je Aktie: 0,33 USD
  • Buchwert je Aktie: 11,53 USD
Dabei ist LendingClub nicht nur bei der Einführung neuer Produkte kreativ, sondern nutzt Technologie und Datenanalyse für sein Business. Die von LendingClub entwickelten, auf künstlicher Intelligenz basierenden Underwriting-Modelle stützen sich mittlerweile auf mehr als 150 Milliarden Datenzellen, die über mehrere Millionen vergangener Rückzahlungsvorgänge gesammelt wurden. Das Unternehmen erwarb und integrierte neue Funktionen von Fintech-Plattformen wie Cushion und Tally, um das mobile Banking zu verbessern und Tools für ein besseres Ausgaben- und Schuldenmanagement bereitzustellen.

Die Kreditperformance blieb stark, wobei die Nettoabschreibungen für Kredite, die zur Anlage gehalten werden, von 66,8 Mio. USD im 2. Quartal 2024 auf 31,8 Mio. USD zurückgingen und sich die Nettoabschreibungsquote von 6,2 % im 2. Quartal 2024 auf 3,0 % verbesserte. Die Rückstellung für Kreditverluste, der Betrag, der für potenzielle zukünftige Kreditausfälle zurückgestellt wird, stieg im Jahresvergleich um 12% auf 39,7 Mio. USD (GAAP). Dies ist nach Angaben der Geschäftsleitung auf die Einbehaltung von mehr Krediten zurückzuführen, nicht auf eine Verschlechterung der Kreditqualität. Die Einlagen stiegen im Jahresvergleich um 13% auf 9,1 Mrd. USD, wobei 86% aller Einlagen durch die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) versichert sind.

Starker Ausblick

Das Management von LendingClub gab eine Prognose ab, die ein Kreditvolumen von 2,5 bis 2,6 Mrd. USD und einen Nettoumsatz vor Provisionen (Non-GAAP) von 90 bis 100 Mio. vorsieht. Das Unternehmen rechnet außerdem mit einer Eigenkapitalrendite (Non-GAAP) von 10 % bis 11,5 %, was auf eine anhaltende Rentabilität und einen wachsenden operativen Leverage hinweist. Das Management betonte, dass man sich weiterhin auf die Risikoüberwachung konzentriere, insbesondere da mehr Kredite in der Bilanz verbleiben, und nannte die anhaltende makroökonomische Unsicherheit - insbesondere in Bezug auf das Beschäftigungsniveau - als Grund für die Vorsicht.

Meine Einschätzung

LendingClub hatte eine mehr als zweijährige Durststrecke zu überstehen, die aber nicht nur erfolgreich zu Kostensenkungen und Profitabilitätssteigerungen genutzt wurde, sondern auch zur Einführung neuer Produkte. Mit den Geschäftszahlen zum 2. Quartal 2025 belegt LendingClub eindrucksvoll, dass man technologiebasierte Kreditvergabe und klassisches Bankgeschäft erfolgreich verschmelzen kann. Die Plattformstrategie greift, das Produktportfolio wächst, der Anteil der ins eigene Kreditbuch übernommenen Kredite steigt, während die Bilanz gesund ist und das Unternehmen nachhaltig Gewinne erwirtschaftet.

Quelle: wallstreet-online.de
LendingClub hat keine Probleme, weitere Kreditnehmer zu finden. Im Gegenteil, man kann sich die neuen Schuldner sogar aussuchen. Und wer einmal Kreditkunde war, nutzt die Dienste gerne erneut. Dadurch bleibt das Kreditausfallrisiko gering und inzwischen investiert man auch einige Energie in neue Produkte und Innovationen, wodurch man die Kunden stärker an sich bindet und ihnen mehr Leistungen bietet. Auch hierdurch steigt LendingClubs Profitabilität weiter.

Während die Geschäftsergebnisse kräftig durchgestartet sind, hat der Aktienkurs zwar zugelegt, ist aber noch weit von seinen früheren Höchstständen entfernt. Das ist für mich nicht nachvollziehbar und ich habe meine Position vor - und nach - Vorlage der Quartalszahlen deutlich aufgestockt. Meine "uralte" Turnaround-Spekulation sollte im dritten Anlauf nun so richtig durchstarten. Denn aller guten Dinge sind drei, heißt es doch so schön...

Disclaimer: Habe LendingClub auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

6 Kommentare:

  1. Hallo Michael,

    bei mir kommt eher eine Gänsehaut, wenn ich an solche neuen Finanzprodukte denke. Dann schaue ich mir gerne wieder The Big Short an.

    Dann noch ein Hinweis, den ich selbst viel zu wenig selbst beachte, aber uns allen beim reflektieren deines Artikels helfen würde.

    Versuche doch mal wie Charlie Munger, deinen Investmentcase zu invertieren. Also was müsste deiner Meinung nach schiefgehen, damit deine Turnaroundspekulation nicht aufgeht. So könnten wir "Normalos" noch mehr von dir lernen - auch warum du gerade die Aktie so positiv (teilweise sehr einseitig) darstellst.

    Viele Grüße und weiterhin gutes investieren.
    Kevin

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    1. Moin Kevin,
      Charlie Mungers Rat "invert, always invert" ist ein guter. Im Fall von LendingClub ist er recht leicht zu erfüllen, denn zwischen 2022 und 2024 ging so ziemlich alles schief, was Rahmenbedingungen und Umfeld anging. Ich habe das mehrfach hier im Blog dargestellt. Dennoch ist es LC gelungen, profitabel zu bleiben und sich neue Erlösquellen zu sichern. Und nun, wo sich die Rahmenbedingungen zunehmend verbessern, geht die Saat auf.

      Die "neuen" Produkte sind übrigens keine wirklichen Neuerfindungen. Strukturierte Wertpapiere sind als asst-backed-securities ein eher alter Hut und Verbriefungen (von Hypotheken) sind in Deutschland als Pfandbriefe seit weit mehr als hundert Jahren im Einsatz. Die Basics sind also wohlbekannt, die Rezeptur wurde nur etwas angepasst auf heutige Bedürfnisse - und wie bei Coca-Cola glücklich nicht jede Anpassung (man denke an den Flop mit "New Coke"), aber die erfolgreichen Veränderungen werden beibehalten und ausgebaut.

      Und "The Big Short" zeigt ja nicht das Problem von ABS an, sondern die Finanzkrise wurde dadurch ausgelöst, dass in den strukturierten Wertpapieren gute und immer mehr schlechte Hypothekenschulden zusammengefasst und dann als erstklassige Schuldtitel verramscht wurden. Auch hier hatte Charlie Munger die passende Analogie: "Wenn man Rosinen mit Scheiße mischt, hat man am Ende immer noch Scheiße". Auch notleidende Kredite können eine gute Investition sein, wie Starinvestor Howard Stanley Marks (oder Paul Singer) seit Jahrzehnten vorlebt. Man muss nur wissen, was in den Produkten steckt und das Risiko im Verhältnis zu den Chancen richtig einschätzen können. Bei den ABS aus der Finanzkrise war dies nicht der Fall, auch weil die Ratingagenturen ihren Job nicht richtig gemacht haben. Hiervon ist man bei LendingClub und den strukturierten Zertifikaten aber meilenweit entfernt, denn die zugrundeliegenden Schulden (bzw. deren Schuldner) sind ja bekannt und geprüft. Jeder weiß hier genau, was er tut.

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    2. Ja, ich musste auch sofort an die Globale Finanzkrise 2008/09 denken. Bündeln von Schulden und weitergeben.

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    3. Wie gesagt, das Bündeln von Schulden in einem Finanzprodukt ist überhaupt kein Problem und auch kein Hexenwerk. Es kommt darauf an, welche Qualität die Schulden haben und ob die Risiken transparent erkennbar sind. Oder wie Buffett es mal formulierte: "Risiko entsteht, wenn Anleger nicht wissen, was sie tun". Und in bzw. vor der Finanzkrise wussten weder private noch professionelle Investoren, was sie da kaufen; sie ließen sich nur durch ihre Gier leiten und haben damit uns alle beinahe in die Finanz-Apokalypse geführt.

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  2. Hallo Michael!
    Blackrock greift nun auch bei Lendingclubs Plattform-Business mit bis zu $1Mrd. zu!!
    https://ir.lendingclub.com/news/news-details/2025/LendingClub-and-BlackRock-Partner-on-Loan-Transactions-Up-to-1-Billion/default.aspx
    Gruß Alex

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    1. Danke für den Hinweis, Alex. Ich hab im Artikel noch eine entsprechende Passage ergänzt.

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