Freitag, 19. Oktober 2012

Ignoriert Quartalsergebnisse!

Es ist Berichtssaison und die Wall Street wird heftig durchgeschüttelt, weil etliche Unternehmen mit ihren Quartalsergebnissen die Erwartungen des Marktes und/oder der Analysten nicht ganz erreichen bzw. teilweise auch recht deutlich verfehlen. Das muss ein schlechtes Zeichen sein, sollte man meinen, und doch sollten gerade langfristig orientierte Value-Anleger sich der Worte Warren Buffetts erinnern und genauer hinsehen.

"Solange unsere Investments in jedem Jahr 15 Prozent zulegen, mache ich mir um Quartalszahlen keine Sorgen."
(Warren Buffett)
Damit meint das "Orakel von Omaha", dass Quartale zu enge Zeitspannen sind, um die Entwicklung eines Unternehmens exakt zu planen und zu bewerten. Liegen ein paar Feiertage mehr auf Wochentagen in dem Quartal oder verschiebt sich ein größerer Zahlungseingang um wenige Tage, kann dies das Quartalsergebnis beeinflussen, ohne dass es für das Jahresergebnis wirklich Relevanz hätte. Deshalb liest Warren Buffett keine Quartalsberichte, er schwört auf den Geschäftsbericht und den darin mit enthaltenen Lagebericht des Vorstands.

Die Konsequenz aus diesem Denkansatz ist, dass Kurseinbrüche nach (schlechten) Quartalsergebnissen Kaufgelegenheiten generieren. Denn hat man sich ein Unternehmen ausgesucht, von dessen langfristiger Perspektive man überzeugt ist, dass nachhaltig seine Umsätze und Gewinne steigert und vielleicht noch regelmäßig die Dividende anhebt, dann sollte man genau(er) hinsehen. Ist das schlechte Quartalsergebnis durch ein strukturelles Problem entstanden, sind also große Kunden abgesprungen, die Produkte mangelhaft oder das Management unglaubwürdig geworden, dann kann ein schlechtes Quartalsergebnis der Auftakt zu einer anhaltenden Schwächephase des Unternehmens und des Aktienkurses sein. Wenn aber sich die Kunden "nur" zurückhalten, weil demnächst die Einführung neuer Produkte ansteht, oder weil sich gesetzliche Regelungen sich zu einem bestimmten Zeitpunkt ändern, dann stellt sich ein Kursrutsch oftmals als Übertreibung und folglich als Kaufgelegenheit für beherzte Investoren dar. Allerdings sollte man nicht in jeden Kursrutsch hinein die Aktien kaufen, sondern genau die Unternehmen, die man sowieso auf der Watchlist hatte.
"Große Anlagemöglichkeiten kommen immer dann, wenn hervorragende Unternehmen vorübergehend in schwieriges Fahrwasser geraten und deshalb unterbewertet werden."
(Waren Buffett)
Genau solche Situationen finden sich z.B. bei IBM oder Microsoft wieder, wo die Kunden auf die Einführung des neuen Windows 8 Betriebssystems warten, das demnächst in die Läden kommt. Es ist nachvollziehbar, dass momentan weniger Kunden Produkte mit Windows 7 kaufen wollen, sondern auf das neue System warten - die Umsätze verschieben sich also um einige Wochen oder ein, zwei Monate. Das Unternehmen selbst ist nicht in Schieflage geraten - das wäre nur der Fall, wenn die Nachfrage grundsätzlich zurückgehen würde, weil die Produkte am Markt nicht (mehr) ankommen. Doch die Erwartung der Surface-Tablets, die Einführung von Windows 8 auf Nokia- und Samsung-Smartphones, der neue Music-Dienst von Microsoft - all das wird Windows attraktiv halten und attraktiver machen. Vor allem für Programmierer, die künftig nur noch ein System bearbeiten müssen und nicht unzählige unterschiedliche Versionen.

Es ist also davon auszugehen, dass die Umsätze (und Erträge) bei Microsoft bereits in den nächsten Wochen wieder deutlich anspringen werden und auf dem aktuellen Kursniveau von 22 EUR wird der Dow-Jones-Wert mit einem 2013er KGV von unter 9 und einer Dividendenrendite von über 3 geradezu "verschleudert". Das ist einen Buy&Hold-Kauf wert!

Ebenso verhält es sich bei "Big Blue" IBM, die nach dem Kursrutsch mit einem KGV von 11,5 und einer Dividendenrendite von mehr als 1,5% - allerdings schüttet IBM seit Jahren deutlich mehr Geld in Form von Aktienrückkäufen an die Aktionäre aus als es an Dividenden auskehrt. Auch bei diesem Dow-Jones-Wert sollte man zu Kursen um 150 EUR zuschlagen und das Investment die nächsten Jahre Früchte tragen lassen!

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