Sonntag, 19. November 2023

Aktienrückkäufe erzeugen positive Effekte - mit Nebenwirkungen und Besonderheiten

Wenn die Aktionäre auf der Hauptversammlung dem Vorstand grünes Licht geben, eigene Aktien kaufen zu können, und das Unternehmen dies dann umsetzt, spricht man von einem Aktienrückkauf. Dieser ist in der Regel auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt und oft wird ein Höchstkurs für die zurückzukaufenden Aktien vorgegeben. Und nach geltendem deutschem Recht darf eine Aktiengesellschaft nicht über mehr als 10 % ihres eigenen Grundkapitals verfügen.

Anleger lieben Aktienrückkäufe

Aktienrückkaufprogramme sind bei Anlegern aufgrund ihrer positiven Nebenwirkungen in der Regel sehr beliebt, weil sie durch die zusätzliche Nachfrage nach den Aktien des Unternehmens tendenziell zu steigenden Kursen derselben führen. Jedenfalls, wenn der faire Wert des Unternehmens oberhalb des aktuellen Aktienkurses notiert. Darüber hinaus repräsentiert nun jede andere Aktie einen höheren Anteil am Unternehmensgewinn, weil das Unternehmen ja keine Gewinne an sich selbst ausschüttet, und die Gewinn bezogenen Bewertungskennziffern sinken entsprechend, wie zum Beispiel das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Als direkte Folge steigt auch der faire Wert der Aktien.
»Keine andere Maßnahme nützt Aktionären so viel wie Aktienrückkäufe. Sofern das Unternehmen über ausreichend Liquidität für das operative Geschäft verfügt und die Aktie mit einem nennenswerten Abschlag auf den inneren Wert notiert - konservativ gerechnet.«
Daher werden Aktienrückkäufe von vielen Anlegern auch als Alternative zu Dividenden angesehen. Sie bleiben zunächst auch steuerfrei, bis die Aktien irgendwann verkauft werden und dann auf die erzielten Kursgewinne Kapitalertragsteuer anfällt.

Einige Aspekte sind aber schon zu beachten, damit die Freude über Aktienrückkäufe nicht getrübt wird...

Was tun mit den eigenen Aktien?

Wenn das Unternehmen nun im Besitz eigener Aktien ist, kann es diese entweder als Akquisitionswährung bei Firmenübernahmen verwenden oder aber es kann die Aktien einziehen. Das bedeutet, dass sie aus dem Verkehr genommen werden und sich die Anzahl der Aktien verringert, so dass jede einzelne verbliebene Aktie dauerhaft einen prozentual höheren Anteil am Unternehmen darstellt. Darüber hinaus sinkt durch das Einziehen der Anteil an selbst gehaltenen Aktien und es können wieder neue eigene Aktien angekauft werden, auch wenn die 10-Prozent-Grenze zuvor bereits erreicht wurde. Denn diese bezieht sich immer auf die Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien.

Allerdings können zurückgekaufte eigene Aktien vom Unternehmen auch anders verwendet werden. Zum Beispiel zur Bedienung von Mitarbeiteroptionsprogrammen oder einfach nur zur Kurspflege. Beides sind durchaus zweischneidige Schwerter.

Legt das Unternehmen ein Optionsprogramm für Mitarbeiter und/oder Vorstand auf, verwässert die Wandlung dieser Optionen natürlich die Anteile der übrigen Aktionäre. Ärgerlich, wenn die Optionen zu unvertretbar niedrigen Wandlungspreisen ausgegeben werden - wenn der Mitarbeiter also für 1  USD optionieren kann, um die Aktie umgehend zum Marktpreis von z.B. 10 USD zu verkaufen. Noch blöder ist es allerdings, wenn das Unternehmen diese neuen Aktien nicht durch Ausgabe neuer Aktien zuvor "erschafft", sondern selbst über die Börse für 10 USD zurückkauft.

Bei der Kurspflege kommt es entscheidend darauf an, ob die Aktien über oder unter ihrem fairen Wert gekauft werden. Ist die Aktie 10 USD wert, das Unternehmen kauft sie jedoch über die Börse für 15 USD zurück, stellt diese Maßnahme keine Wertschöpfung für die Aktionäre dar. Im Gegenteil, es wird hier Geld verbrannt.

USA: Blackout-Periode für Aktienrückkäufe

Eine gesetzliche Besonderheit gibt es in den USA. Dort ist es Unternehmen untersagt, rund um die Berichtssaison herum eigene Aktien zurückzukaufen; sie dürfen fünf Wochen vor und noch zwei Tage nach Vorlage ihrer Ergebnisse keine Aktienrückkäufe vornehmen.

Diese sinnvolle Regelung, um Marktbeeinflussung durch die Unternehmen von vornherein zu unterbinden, hat natürlich auch eine Schattenseite. Denn da Aktienrückkäufe ein immer beliebteres Mittel der Unternehmen ist, ihre Aktionäre am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen, stellen sie inzwischen durchaus einen eigenen Markt beeinflussenden - stützenden - Faktor dar. Und durch die erzwungene Blackout-Phase kann dies in der betreffenden Börsenzeit zu verstärkter Volatilität führen. Insbesondere im Herbst, wenn ohnehin die Märkte zu größerer Nervosität neigen als in den anderen Monaten.

Anleger sollten sich also nicht von Aktienrückkäufen blenden lassen, sondern auch hier genau(er) hinsehen. Das erspart vielleicht so manches böse Erwachen...

••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Oktober 2012

1 Kommentar:

  1. Fuer mich persoenlich sind Aktienrueckaeufe kein entscheidender Faktor fuer den Aufbau meines Portfolios. Sie machen fuer mich nur dann Sinn, wenn der Kurs unter dem fairen Wert liegt und wenn sie keine Alternative zur Dividende darstellen - die fuer mich viel wichtiger ist. (Fuer mich muss es schon wirklich gute Gruende geben, eine Aktie ohne Dividende zu kaufen.) Und natuerlich, ja, es ist wichtig zu sehen, was ein Unternehmen mit den rueckgekauften Aktien macht. Doch letzlich sind fuer mich Fragen nach Cashflow oder dem Ertrag aus dem investierten Kapital sehr viel wichtiger. Wenn die stimmen, kann eine Firma meinethalben auch Aktien zurueckkaufen, solang die Dividende nicht negativ beeinflusst wird. Mir scheinen Aktienrueckkaeufe oft auch einfach Werbeaktionen zu sein, von Anlegern erwartet, um zu zeigen "Uns geht's doch gut!"; ein Zusammenhang zum Aktienkurs ist fuer mich oft nicht ohne weiteres erkennbar.

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