Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.
Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...
Diese Werte in meinem Depot verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche die stärksten Ausschläge:
📈 CHAPTERS GROUP +8,0 %
📉 MercadoLibre -4,9 %
📉 PayPal -5,0 %
📉 Mastercard -5,2 %
📉 Ares Management -7,6 %
📉 KKR -8,6 %
📉 LendingClub - 8,8 %
📉 Blackstone - 9,0 %
📉 Apollo Global Management -10,8 %
📉 Texas Pacific Land -12,7 %
Es war eine zum Ende hin panische Börsenwoche mit kräftigen Rücksetzer nach zuvor sechs positiven Abschlüssen. Der Volatilitätsindex VIX ist allerdings relativ moderat angestiegen von 17 auf 22 Punkte - das ist weit entfernt von seiner Spitze bei über 50 Punkten, die er Anfang April markierte, als Don Trump seine ersten Zoll-Bomben zündete. Und genau das hat er am Freitag wieder getan, allerdings traf es nicht China, sondern die EU, der er mit Strafzöllen von 50 % drohte. Der verblendete Zoll-Kreuzritter hat die nächsten Windmühlen ausgemacht...
An den Börsen kommt die US-Wirtschaftspolitik überhaupt nicht gut an und vor Trumps Zollkeule passierte ein "big beautiful bill" das Repräsentantenhaus, wie Trump es nannte. In seiner Wahrnehmung wurde er mit einem breiten, starken Mandat ausgestattet, in Wahrheit hatte das Gesetzt nur eine Mehrheit von einer Stimme. Und es muss noch durch den Senat, wo die Republikaner auch nur eine hauchzarte Mehrheit haben. Trumps Gesetz sieht massive Steuererleichterungen vor bzw. deren Fortsetzung und enorme Einschnitte bei den Sozial Schwächeren. Zudem werden einige Steuervorteile der Biden-Regierung, u.a. für Solaranlagenbetreiber, zurückgenommen. Unterm Strich sorgt das Gesetz für eine Vergrößerung des Haushaltsdefizits und bereits kurz zuvor hatte die Ratingagentur Moody's den USA die Bestnote als Schuldner entzogen - als letzte der drei großen Ratingagenturen (neben Standard & Poors und Fitch). Trump und seine Regierung sind entrüstet und bepöbeln Moody's, dabei ist der Schritt nur folgerichtig, da das Defizit inzwischen mehrere Billionen Dollar verschlingt - pro Jahr. Und da Trumps Politik zu deutlichen Steigerungen bei den Anleihezinsen führt, wird jeder neue Schuldendollar für die US-Regierung noch teurer und vergrößern das Haushaltsdefizit noch mehr. Zinszahlungen sind inzwischen deren größter Haushaltsposten noch vor Verteidigung - Tendenz stark steigend. Warren Buffett kauft unterdessen weiter fleißig kurzlaufende US-Staatsanleihen und hält inzwischen 5 % der US-Schatztitel. Die zwischenzeitlichen Kursverluste der Anleihen aufgrund der steigenden Zinsen tangieren ihn nicht, weil er einfach bis zum Ende der Laufzeit die Zinsen kassiert und die Anleihen dann zum Nominalwert (also einem Kurs von 100 %) zurückgezahlt werden. Anschließend kauft Buffett einfach die nächste Trance von kurzlaufenden US-Staatsanleihen - mit einem höheren Zinssatz. Bei Zinssätzen von über 5 % (die 30-jährihen US-Staatsanleihen schnellten inzwischen auf 5,15 % hoch) verdient er so ordentlich Geld, während er seinen Aktienbestand weiterhin reduziert.
Der Fear-and-Greed-Index ist von 71 auf 64 Punkte gesunken, signalisiert aber weiterhin "Gier".
Nun der Blick in mein Depot: Trumps Zollkeule traf vor allem meine Alternativen Asset Manager hart, deren Kurse allesamt um die 10 % einbrachen; insbesondere bei KKR werden die Auswirkung der Wirtschaftsturbulenzen auf die Erlösströme vom Markt aber kräftig überschätzt, da inzwischen fast 80 % der Einnahmen stetiger Natur sind, während 53 % des Kapitals langfristig zur Verfügung steht - ich habe dem entsprechend den neuerlichen Kurseinbruch zum Aufstocken meiner Position genutzt. KKR erscheint mir von allen Finanzinvestoren am breitesten aufgestellt zu sein und der Ansatz einer "modernen Berkshire" trägt hier schon seit einigen Jahren Früchte.
Ebenso heftig abwärts ging es bei Texas Pacific Land, weil die Konjunktursorgen wieder hochschnellten. Wirklich stark lief eigentlich nur - erneut - die CHAPTERS GROUP (neben meinem Depotspitzenreiter Rheinmetall). Hier war ich im Januar eingestiegen und bisher kann ich damit äußerst zufrieden sein, sowohl was die Entwicklung im Unternehmen angeht, aber auch die des Aktienkurses.
Die CHAPTERS GROUP aus Hamburg fokussiert sich auf "Mission Critical Software" und Nischenmärte, da hat man wenig(er) Konkurrenz durch große Player und sogar Finanzinvestoren. Zudem ist der Wechselschmerz für Kunden sehr hoch bei wenig alternativen Anbietern, das erhöht die Stickyness und bietet Raum für Preiserhöhungen. Man hat inzwischen Cluster gebildet, also Themenplattformen, die selbständig ihre M&A-Aktivitäten steuern (Chapters hält 80 % an den Plattformen, die Manager 20 %), zudem expandiert man ins benachbarte Ausland (Frankreich, UK, Tschechien) und kann so an seinem Erfolgsrezept festhalten und sich auf relativ kleine Nischenmarkführer konzentrieren.
Der Investitionsansatz folgt dabei dem Prinzip, den Unternehmen ein neues Zuhause zu bieten - anders als bei Finanzinvestoren geht es also nicht um einen (schnellen) Exit. Der Großteil der Softwarefirmen der Welt stammt aus den 1980er bis 2000er-Jahren und deren Gründer/Chefs steuern Richtung Ruhestand. Bei so kleinen Firmen ist es nicht ganz so einfach, einen Nachfolger zu finden, der dann auch das Lebenswerk erhält und ggf. weiter ausbaut. Die CHAPTERS GROUP legt ihrem Fokus auf Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern und Umsätzen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich, die damit für größere Käufer zu klein und uninteressant sind - für Chapters ein Alleinstellungsmerkmal und damit entscheidender Wettbewerbsvorteil, der aufgrund niedrigerer Nachfrage die Kaufpreise vergleichsweise niedrig hält.
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Quelle: wallstreet-online.de |
Cashflow und Gewinn des Serial Acquirers steigen also weiter, nicht nur der Umsatz. Und so steigt auch die Innenfinanzierungskraft als Turbo für den Zinseszinseffekt im Unternehmen. Und wie Warren Buffett einmal erklärte, findet die Wertschöpfung im Unternehmen statt und das treibt dann auch den Kurs an.
Nach nochmaligem Aufstocken ist die CHAPTERS GROUP inzwischen eine meiner größten Depotpositionen.
Mein Vermögen hatte sich den ersten Wochen des Jahres 2025 nach den Rekordzuwächsen in 2024 erstmal um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts - einen "Maximum Drawdown" von -25 % erlebt man auch nicht allzu oft (zum Glück!). Nach der mehrwöchigen Erholung lag ich Ende letzter Woche erstmals wieder im grünen Bereich, doch Trump schickte die Börsen und mein Depot nun wieder auf Talfahrt. Nach einem Wochenminus von -4,25 % liegt mein 2025er Vermögenszuwachs nun bei -1,25 % (YTD).
Die von Trump bewusst lancierte Dollarschwäche hat US-Werte auf Euro-Basis fast 9 % gedrückt seit dem Jahresstart. Und da ich bewusst und weiterhin einen hohen Anteil an US-Werten im Depot halte, so um die 75 %, wirkt sich die Dollarschwäche natürlich entsprechend negativ aus - nicht nur in dieser Woche.
Insgesamt kann ich nach zwei Rekordjahren hintereinander mit einer annähernden Vermögensverdopplung mit der Entwicklung weiterhin sehr zufrieden sein. Und das bin ich...ツ
Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze, zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional höchst stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.
Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ
Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
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