
Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.
Ist Dein Depot im Minus? Dann brauchste wohl eher diese Aktien...
Die Börsen hängen Donald Trumps Rockzipfeln. Nach der Wahl im November war Trump der Hoffnungsträger und die Börsen feierten seinen Sieg. Er versprach Steuersenkungen, Bürokratieabbau, Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Es wurde ein Feuerwerk bei Fusionen und Übernahmen erwartet und ein Ende der Kartellverfahren gegen die dominierenden Megaunternehmen. Trump wollte voll auf fossile Energieträger setzen wie Kohle, Gas und vor allem Öl. Sein "Drill, Baby, drill" wurde beinahe zu so einem griffigen Slogan wie sein "Make America Great Again". Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarparks wollte er sogar zurückbauen lassen und die Förderung von Elektromobilität einstampfen. Den Ukraine-Krieg wollte er über Nacht beenden. Und natürlich China in die Knie zwingen.
Doch die Realität sieht anders aus. Natürlich nicht in Trumps Augen, denn er schafft sich seine eigene Realität, die mit der Wirklichkeit oft meistens nichts zu tun hat. Doch er ist als US-Präsident der mächtigste Mann der Welt und er hat etwas, was vielen anderen Mächtigen fehlt: eine erbarmungslos treue Anhängerschaft.
Egal, was Don Trump sagt, tut oder verlangt, es wird erfüllt. Seine Anhänger finden sich in allen Schichten: rechtsradikale Biker und Verschwörungsfanatiker ebenso wie Tech-Milliardäre oder Verfassungsrichter. Jeder hat sich aus Trumps Versprechungen das herausgesucht, was ihm am meisten nützt. Deshalb hat Trump so viel Unterstützung. Oder besser gesagt: hatte. Denn seine Umfragewerte sind dramatisch abgestürzt und immer mehr Anhänger, auch unter den Republikanern und Milliardären, wenden sich öffentlich von ihm ab. Denn Trump liefert nicht. Jedenfalls nicht das, was man sich von ihm versprochen hat.
Statt Reformen und Erleichterungen hat er nur weniger als drei Monate nach seinem Amtsantritt einen beispiellosen globalen Wirtschaftskrieg entfesselt. Mit Hilfe seiner Berater Howard Lutnik und Peter Navarro führte er gewaltige Strafzölle gegen alles und jeden ein. Ihre Behauptung: Die USA wären jahrzehntelang ausgenutzt worden und alle anderen würden die Amerikaner nur aussaugen.
Ziel der Trumpeleien sind die EU und Deutschland als Automobilprimus ganz besonders, Mexiko und Kanada wegen der illegalen Einwanderung und des Fentanyl-Schmuggels, Indien wegen der billigen Importe und China aus jedem erdenklichen Grund. Nur Russland steht nicht auf Trumps Liste und es drängt sich immer mehr der Verdacht auf, Trump sei Putins (bester) Mann im Weißen Haus.
Trumps Strafzölle überschreiten jedes Maß und haben jeden negativ überrascht:
- sie würgen den Welthandel ab,
- sie erzeugen enorme Preissteigerungen,
- sie lösen einen Vertrauensverlust aus,
- und sie führen direkt in die Rezession.
Einige Experten bezeichnen das Schockereignis sogar als "Schwarzen Schwan" – und das wohl nicht zu Unrecht. Seit Anfang April sind die Börsen stark eingebrochen und haben viele Billionen an Werten vernichtet. Vor allen die US-Börsen und die Magnificent Seven stehen unter Druck. Und da Trumps Wirtschaftskrieg auch den Dollar stark belastet, sind deutsche Anleger mit ihren US-Aktien gleich doppelt gekniffen.
Zeit zum Umdenken?!
US-Aktien haben in den letzten 15 Jahren viel besser abgeschnitten als der Rest der Welt. Eine ganze Generation von Börsenanlegern kennt nur diese eine Realität. Aber es kann eben auch anders laufen. Früher gab es häufiger Phasen, wo ausländische Aktien besser liefen als US-Werte. Gerade auch deutsche Aktien mit ihrem Schwerpunkt im Automobilsektor, in der Chemie, im Maschinenbau.
Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Die Wirtschafts- und Energiekrise der letzten Jahre hat tiefe Spuren hinterlassen. Und trotzdem dreht der Wind. US-Aktien liegen in diesem Jahr kräftig im Minus. Der Dow Jones Index erlebte bis vor einigen Tagen seinen schlechtesten April seit der Weltwirtschaftskrise 1932. Und der DAX? Der liegt seit dem Jahresstart knapp 10 % im Plus.
Das war so nicht zu erwarten und nur wenige Anleger setzen eher auf deutsche Aktien als auf amerikanische. Und natürlich wollte in der Boom-Phase niemand langweilig Aktien im Depot haben. Es wurden die "heißen Werte" gekauft, die angesagten Aktien, die Highflyer, die Momentum-Aktien. Was steigt, steigt weiter. Auch wenn die Unternehmensergebnisse und die Bewertung das eigentlich gar nicht mehr rechtfertigen. Jeder will bei den Gewinnern dabei sein, keine will als Verlier dastehen, weil er sich die Chance entgehen ließ. Also kaufen alle dieselben Aktien und treiben die Kurse immer weiter hoch.
Bis die Stimmung kippt und die Kurse fallen. "Buy the Dip" funktioniert prächtig, wenn die Kurse schnell wieder drehen. Und meistens tun sie das auch. Aber eben nicht immer. Denn irgendwann dreht jeder Trend, irgendwann geht das Momentum verloren. Und die Aktien stürzen ab. Dann verkaufen immer mehr Anleger. Erst um ihre Gewinne zu sichern, dann aus Angst vor weiteren Kurseinbrüchen und schließlich, um ihre Verluste zu begrenzen. An diesem Punkt haben die Aktien oft schon die Hälfte von ihrem ehemaligen Höchstkurs eingebüßt. Oder mehr. Und das lockt Käufer an. Also steigen die Aktien wieder und die Anleger entspannen sich. Doch diese Bärenmarktrallys sind trügerisch und leiten meistens eine weitere Verkaufswelle mit noch stärkeren Kursabstürzen ein. Und irgendwann kapitulieren die Anleger, dann gibt es den finalen Sell-off.
Leider weiß niemand, wann es soweit ist. Niemand weiß, ob der letzte Kurssturz den neuen Tiefstpunkt markiert hat und es von da an wieder aufwärts geht. Oder ob es nur das Luftholen vor der nächsten Panikattacke ist.
Mal ehrlich: das kennt ihr doch, oder? Das habt ihr schon erlebt. Und ihr erlebt es gerade wieder.
In der Rückschau kann man dann genau erklären, warum die Aktien dies gemacht haben oder das passiert ist. Weil man das Ergebnis kennt. Doch solange man mittendrinsteckt im Börsenschlamassel, ist man ratlos. Aber das muss nicht so sein!
Aber wie wäre es, wenn man stattdessen Aktien im Depot hätte, die beim Börsenbeben zwar auch schwanken, sich aber schnell wieder berappeln? Aktien, deren Kurse nicht total abstürzen, sondern relativ stabil bleiben? Und vielleicht sogar neue Höchststände markieren, während überall Panik herrscht?
Natürlich kann man in der Rückschau solche Aktien leicht entdecken, weil man den Kursverlauf kennt. Aber es gibt auch Aktien, bei denen man es vorher schon weiß. Wirklich! Und das sind keine besonders exotischen Unternehmen und sie werden auch nicht durch einen Zauberspruch beschützt.
Eigentlich sind es eher stinklangweilige Unternehmen, denen man kaum Beachtung schenkt. Und genau deshalb sind sie so heiß!
Ich will euch aber nicht länger auf die Folter spannen und stelle euch zwei dieser Langweileraktien vor. Langweiler, deren Aktienkurse fast immer steigen, weil sie ihre Gewinne fast immer steigern. Egal, was gerade an der Börse passiert, oder in der Wirtschaft, oder in Trumps Hirn.
Coca-Cola
Wir starten mit Brause und zwar der Lieblingsbrause von Börsenlegende Warren Buffett. Der wurde 1930 geboren und ist damit 38 Jahre jünger als Coca-Cola. Und er liebt dieses Unternehmen. Der 94-Jährige trinkt nicht nur mehrere Flaschen Cherry-Coke am Tag, sondern er ist auch deren größter Aktionär. Er besitzt 400 Mio. Aktien und damit satte 9,3 % an Coca-Cola.
Er hat seine Aktien vor 35 Jahren gekauft und dafür insgesamt knapp 1,3 Mrd. USD bezahlt. Das Unternehmen ist jetzt rund 315 Mrd. USD schwer und Buffetts Anteil damit fast 30 Mrd. wert. Also gut das Dreiundzwanzigfache! Klingt nicht schlecht, oder?
Aber es kommt noch besser: Buffett bekommt inzwischen fast 750 Mio. USD an Dividenden pro Jahr! auf seine Ursprungsinvestition ergibt dies eine Dividendenrendite von 60 %. Auch nicht schlecht!
Andersrum betrachtet: Buffett bekommt seine ursprüngliche Investition in weniger als zwei Jahren allein in Form von Dividenden zurück. Einfach spitze!
Und dann kauft Coca-Cola auch noch fleißig immer mehr eigene Aktien zurück, wodurch Buffetts Anteil immer weiter steigt. Und je weniger Aktien es gibt, desto mehr Gewinn und Dividende entfällt auf den Rest. Coca-Cola ist ein wahres Cashflow-Monster und zaubert Buffett bei jedem Griff nach seiner geliebten Cherry-Coke ein Lächeln ins Gesicht.
Aber wie stellt Coca-Cola das an?
Die Marke Coca-Cola liegt auf Platz 47 der wertvollsten Marken der Welt und ihr Wert wird auf 35 Mrd. USD geschätzt. Das Unternehmen hat einen unüberwindbaren Burggraben, weil seine Fans den Produkten treu bleiben. Egal, wie die Wirtschaft läuft. Das nennt sich Preissetzungsmacht. Coca-Cola kann seine Preise anheben, ohne Kunden zu verlieren.
Warren Buffett hat das selbst mal ziemlich treffend beschrieben: "Wenn Sie mir 100 Milliarden Dollar gäben und sagten, ich solle Coca-Cola die weltweite Marktführerschaft bei Erfrischungsgetränken wegnehmen, würde ich Ihnen das Geld zurückgeben und sagen, dass dies nicht möglich ist".
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Quelle: wallstreet-online.de |
Wenn Coca-Cola den Preis einer Flasche Coke nur um einen Cent anhebt, macht man gleich 1,2 Mio. USD mehr Umsatz und 1,2 Mio. USD mehr Gewinn. Und man verliert nicht einen einzigen Kunden durch eine solche Preisanhebung. Was für ein starkes Business!
Es ist also kein Wunder, dass die Aktie auf Allzeithoch notiert. Sie klettert fast unbeirrt, wenn auch langsam. Zusätzlich gibt es Dividenden. Die Dividendenrendite ist mit 2,8 % attraktiv und die Dividenden werden jedes Jahr um etwa 5 % angehoben.
Warren Buffetts langjähriger Partner Charlie Munger sagte: "Wir wissen nicht, wie wir schnell reich werden können, aber wir wissen, wie es langsam geht".
Und Buffett macht es vor: mit Coca-Cola.
Philip Morris International
Kommen wir zum zweiten Ausnahmeunternehmen. Und damit vom Laster zur Sucht. Philip Morris ist eine der bekanntesten Zigarettenmarken der Welt und einer der führenden Zigarettenkonzerne. Warren Buffett liebt das Geschäftsmodell, ist aber schon seit Jahrzehnten nicht mehr hier investiert. Seit Buffett so stark in der Öffentlichkeit steht, also seit gut 40 Jahren, ist er sehr um seinen guten Ruf besorgt.
Er sagte: "Man braucht 20 Jahre, um sich einen guten Ruf aufzubauen, und nur 5 Minuten, um ihn zu verlieren. Wer das beherzigt, handelt bewusster". Und Zigaretten haben keinen guten Ruf, daher lässt Buffett schon lange die Finger davon. Andere können das nicht. Und darauf basiert das Geschäftsmodell von Philip Morris. Man verkauft ein Produkt, das süchtig macht und sich daher über eine sehr treue Kundschaft freuen kann.
Das gilt grundsätzlich für alle Tabakkonzerne, aber Philip Morris habe ich heute herausgepickt, weil die bereits ihre aktuellen Quartalszahlen vorgelegt haben.
Philip Morris International wurde 1987 gegründet und ist weltweit in über 170 Märkten aktiv. Die bekannteste Marke ist Marlboro mit einem Anteil von rund 40 % am Zigarettenvolumen. Neben traditionellen Zigaretten setzt man immer stärker auf innovative rauchfreie Alternativen und hat hierfür seit 2008 über 14 Milliarden Dollar in die Entwicklung und Vermarktung von rauchfreien Produkten gesteckt. Die bekanntesten Marken sind IQOS und ZYN. Dabei ist IQOS führend bei erhitztem Tabak und ZYN dominiert das Segment der Nikotinbeutel.
Vor drei Jahren hat man mit der Übernahme von Swedish Match sein Angebot an rauchfreien Produkten weiter ausgebaut und damit seine Position auf dem Markt für orales Nikotin gestärkt, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Und der Erfolg kann sich sehen lassen, denn diese rauchfreien Produkte steuern inzwischen mehr als 40 % zum Konzernumsatz von Philip Morris bei.
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Quelle: wallstreet-online.de |
Auf Sicht von 10 Jahren hat der Kurs sogar besser abgeschnitten als der von Coca-Cola. Das liegt aber an der starken Rally der letzten 12 Monate, wo 75 % zu verbuchen waren.
Mein Fazit
In unsicheren Zeiten sind sichere Anlagen gefragt. Mit Dauerbrenneraktien wie Coca-Cola und Philip Morris wird man nicht schnell reich, aber man wird es. Statt auf Momentum und heftige Kursbewegungen kauft man sich hier langweiliges stetiges Wachstum ein.
Das klingt nicht sexy. muss es aber auch nicht. Mit solchen Aktien legt man das solide Fundament eines Portfolios, das in allen wirtschafts- und Lebenslagen starke Ergebnisse abliefert. Mit einem solchen Fundament kann man sich dann auch momentumgetriebene spekulative Wachstumsaktien locker leisten, weil man auch bei einem heftigen Sturm nicht völlig umgehauen wird.
Wer nicht glaubt, dass diese langweilige Strategie funktioniert, sollte einfach nochmal Warren Buffett ins Depot schauen. Mit rund 160 Mrd. USD ist Buffett aktuell der sechstreichste Mensch der Welt. Allerdings hat er schon mehr als die Hälfte seines Vermögens für wohltätige und gemeinnützige Zwecke gespendet. Ansonsten läge er mit 320 Mrd. auf Platz zwei.
Es Buffett nachzumachen, ist also vielversprechend. Und es schont die Nerven – auch und gerade in solchen aufgeheizten Börsenphasen, wie wir sie momentan erleben.
Also Leute, investiert in Nikotin und Koffein, das stimuliert auch eure Depotrendite!
Disclaimer: Habe Berkshire auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
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