Freitag, 11. Juli 2025

Kissigs Portfoliocheck: Akre hält American Tower wohl für ausgereitzt

In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Investoren unserer Zeit unter die Lupe.

Bei meinem 306. Portfoliocheck schaue ich wieder einmal bei Akre Capital Management. Value Investor Charles T. Akre hatte sie bis zu seinem Ausscheiden Ende 2020 geleitete und seitdem führen Chris Cerrone und John Neff die Geschäfte. Doch Akres Erfolgsprinzipien bleiben weiterhin die Basis der Entscheidungen. Die nötige Sicherheitsmarge bestand für Akre nicht zuvorderst in einem niedrigen Einkaufspreis, sondern er suchte nach Unternehmen mit bestimmten Kriterien: Gutes Management mit nachgewiesenen Erfolgen, wesentliche und dauerhaften Wettbewerbsvorteilen (ökonomischer Burggraben), langfristigen Wachstums- und Reinvestitionsmöglichkeiten, attraktivem Kaufpreis im Verhältnis zu den vom Unternehmen generierten Cashflows. Neudeutsch formuliert setzte Chuck Akre bevorzugt auf 'Compounding Machines'. Chuck Akre strebte nach einer hohen Kapitalrendite, indem er den Free Cashflow ins Verhältnis setzt mit dem eingesetzten Kapital. Dabei investierte Akre stets nach derselben Maxime wie Charlie Munger: ohne hektische Betriebsamkeit, lieber zweimal nachdenken, bevor man nichts tut. Und als Anhänger des 'Focus Investing' konzentriert er sein Depot auf einige wenige Positionen.

Im 1. Quartal 2025 agierte Akre erneut mit der bekannten ruhigen Hand. Man hält unverändert 18 Positionen in seinem fokussierten Portfolio, darunter keine Neuerwerbungen.

Es überwiegten weiterhin die Verkäufe. Akre hat erneut bei einigen seiner Langzeitperformer Anteile verkauft. Bei Mastercard wurden 10 % veräußert nach 5 % im Vorquartal, bei Visa waren es 3 %. Die Position an der Ratingagentur Moody's wurde sogar um ein Fünftel reduziert, nach 8 % im Vorquartal. Beim Alternativen Asset Manager KKR gab es ebenfalls einen weiteren Teilverkauf von 14 %, wohingegen beim kanadischen Wettbewerber Brookfield Corp. erneut leicht aufgestockt wurde. Die stärkste Auswirkung hatte jedoch die Halbierung der Position an American Tower, die Akre bereits seit mehr als 20 Jahren im Portfolio hat. Zwischen 2012 und 2018 wurde der Aktienbestand immer weiter aufgestockt und in dieser Zeit auf über 7 Mio. Anteile mehr als vervierfacht. Seit einem Jahr verkauft Akre zunehmend Aktien und nun gipfelte der Räumungsverkauf in einer Reduzierung von knapp 53 %. Akre streicht hier sehr hohe Gewinne ein, auch wenn der Aktienkurs knapp ein Viertel unter seinem Allzeithoch aus dem Sommer 2021 liegt.

Akre Capitals Portfoliowert sank um 10 % auf 10,4 Mrd. USD. Neben der schwächeren Börsenentwicklung machten sich vor allem die breit angelegten Verkäufe bemerkbar. Wie Warren Buffett und und Charlie Munger fand Akre stets großen Gefallen an Finanzwerten und diese machten zum Ende des Quartals mit 59 % weiterhin weit mehr als die Hälfte des Portfolios aus. Dahinter folgen nun zyklische Konsumtitel mit 15,5 % vor Immobilienwerten mit 12,5 %, Technologieunternehmen mit 9,5 % und Gesundheitswerten mit 3,5 %.

Trotz des erneuten Teilverkaufs behauptet Mastercard weiterhin mit großem Abstand und einer Gewichtung von 17,5 % die Spitzenposition. Visa liegt auf dem vierten Platz und beide gemeinsam bringen mehr als ein Viertel des investierten Kapitals auf die Waage. Dazwischen liegen O'Reilly Automotive, die sich vom fünften auf den zweiten Rang hochgeschoben haben vor Moody's, die sich auf dem dritten Platz behaupten konnten. Finanzinvestor KKR ist nur noch Fünftplatzierter, was sowohl an den erneuten Teilverkäufen liegt als auch am deutlichen Kursrückgang nach zuvor rasanten Kurssteigerungen über 18 Monate hinweg. Direkt dahinter folgt nun bereits der kanadische Wettbewerber Brookfield Corp., die auch von der Dollarschwäche profitieren und damit kursseitig Währungsgewinne zu verbuchen hatten. Gemeinsam bringen es die beiden Alternativen Asset Manager auf knapp ein Fünftel von Akres Depot. Und der ehemalige Topwert American Tower wurde weit nach hinten durchgereicht...


Disclaimer: Habe American Tower, Brookfield, KKR, Mastercard, Moody's auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

3 Kommentare:

  1. KKR als Strong Buy bei Tipranks und nun hier auf der Website gleich in zwei Artikeln eine indirekte Abwertung des Titels.

    Ich würde ja gerne wieder einsteigen. Sie haben mich jetzt unsicher gemacht. Wat nu?

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    1. KKR ist eines der Unternehmen, von denen ich am meisten überzeugt bin. Und mit 16 % Gewichtung meine mit Abstand größte Position im Depot, wie mein jüngstes Investor-Update zeigt. Weshalb, das habe ich erst kürzlich ausführlich hier dargelegt: KKR oder Howard Hughes Holdings - wer formt wirklich die "moderne Berkshire"?.

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  2. Hi zusammen,

    ich komme aus dem Umfeld, wo auch AMT tätig ist. Ich habe dazu auch eine Einschätzung, die ich gerne mit euch teilen möchte.

    American Tower ist auch langfristig ein unverzichtbarer Baustein digitaler Infrastruktur – trotz des Akre-Verkaufs.

    Der Rückbau der Position durch Akre Capital – ein Langfrist-Investor mit über 20 Jahren AMT-Historie – ist kein Urteil gegen das Geschäftsmodell. Wahrscheinlicher ist, dass Akre schlicht hohe Gewinne mitnehmen wollte, nachdem sich das Unternehmen seit 2010 etwa verzwanzigfacht hat. Im aktuellen Zinsumfeld und bei rückläufiger Kursdynamik ist das ein strategisches Rebalancing – nicht zwingend ein Exit aus Überzeugung.

    AMT ist und bleibt zentral für 5G, IoT, autonomes Fahren, Telemedizin, Streaming – denn diese Technologien benötigen niedrige Latenz, hohe Ausfallsicherheit und dichte Funkzellennetze. Satelliten können in bestimmten Regionen (ländlich, Katastrophengebiete, globales Backup) ergänzen, aber sie ersetzen keine flächendeckende Bodeninfrastruktur.

    Beispiel: Ein 5G-Mast versorgt ~1–3 km² mit Gigabit-fähigem Netz. Starlink hingegen bietet hohe Bandbreite – aber mit höheren Latenzen (~20–40 ms vs. 5G mit <10 ms) und weniger lokalem Durchsatz. Für Industrie 4.0 oder vernetztes Fahren ist das ein echter Nachteil.

    AMT betreibt inzwischen >225.000 Standorte in 25 Ländern. Neben klassischen Funkmasten investiert das Unternehmen zunehmend in:
    • Edge-Rechenzentren (Edge Data Centers)
    • Glasfaserlösungen zur Anbindung von Small Cells
    • Neutral Host Solutions, um Mobilfunkern gemeinsam Infrastruktur bereitzustellen

    Allein 2024 plant AMT, 2,4 Mrd. USD in CapEx zu investieren, vor allem in organisches Wachstum außerhalb der USA.

    Der Fremdkapitalanteil liegt derzeit bei rund 56 % Debt-to-Assets, was angesichts steigender Zinsen die Bewertung dämpft – aber das Modell selbst nicht entwertet. Die Zinsdeckungsquote liegt weiter stabil bei ~4,5x. Die operativen Kennzahlen bleiben stark:

    FFO-Wachstum 2025e: ~6–8 %

    Dividendenrendite: ca. 3,4 %, CAGR 5y = ~12 %

    EBITDA-Marge: >60 %

    Fazit:
    American Tower ist kein Highflyer mehr – aber ein hochqualitativer Compounder mit realem Netzwerkwert. Der Markt preist derzeit viele Sorgen ein (Zinsen, Satelliten), doch langfristig bleibt das Geschäftsmodell tragfähig und entwicklungsfähig.

    Die Wachstumsstory ist nicht vorbei – sie ist nur erwachsener geworden. Für langfristige Investoren kann AMT weiterhin eine Alpha-Rolle spielen, insbesondere als infrastrukturelle Plattform in einem digitaler werdenden globalen Umfeld.

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