Samstag, 6. September 2025

Wochenrückblick 36/2025: Meine stärksten Kurstreiber im Depot waren Broadcom, Almonty, AeroVironment, Viper Energy. Und auch meine Neuerwerbungen Rocket Lab und Amphenol spielen jetzt eine gewichtige Rolle...

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Dies waren in meinem Depot in der vergangenen Börsenwoche die größten Gewinner und Verlierer:

📈 Broadcom +12,4 %
📈 Rheinmetall +3,4 %
📉 PayPal -2,9 %
📉 KKR -3,0 %
📉 Apollo Global -3,6 %
📉 LendingClub -3,6 %
📉 Rocket Lab -5,8 %
📉 Viper Energy - 6,0 %
📉 AeroVironment -6,4 %
📉 Almonty Industries -7,0 %

Es war eine weitere positive Börsenwoche, doch am Freitagmittag verhagelten deutlich schlechter als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktzahlen die Stimmung. Die Börsen brachen kräftig ein, erholten sich aber schließlich wieder vom ersten Schock, da die hohe Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen seitens der Fed für September und auch Oktober deutlich gestiegen sind und damit die aufkommenden Ängste vor einer Rezession in den USA zumindest teilweise kompensierten.

Der weil nehmen in Deutschland immer mehr Wirtschaftsforscher ihre Prognosen für 2025 zurück und erwarten auch für 2026 keine rasante Belebung. Das ifo-Institut geht für 2025 nun nur noch von einem BIP-Wachstum von 0,2 % aus. Es mehren sich die Stimmen, dass die Merz-Regierung keine Impulse setzte, aber das ist kaum angemessen. Denn bisher gibt es für 2025 noch keinen Bundeshaushalt und daher fährt die Regierung auf "Sparflamme" - obwohl bereits drei Viertel des Jahres vorbei sind. Es fehlen also viele (finanzielle) Impulse, die in den letzten Monaten des Jahres noch auf den Weg gebracht werden, vielfach aber erst in 2026 Wirkung erzielen werden.

Das betrifft auch und ganz besonders den Rüstungsbereich, denn aus dem laufenden Haushalt konnte bisher nichts Neues beauftragt werden. Lediglich Mittel aus dem "Sondervermögen" stehen zur Verfügung, weil dieses noch vom alten Bundestag beschlossen worden war, bevor es dann im Frühjahr zu Neuwahlen kam. Wenn man also Zahlen von Rheinmetall, Hensoldt & Co. für 2025 betrachtet, dann sollte man diesen Bremsklotz immer im Hinterkopf haben, weil die erwarteten Umsätze (und Gewinnanteile sowie Aufträge) in 2025 fehlen, aber nun loslaufen werden. Es sind also Verschiebungen, was sich bei mehrjähriger Betrachtung glättet, aber in der Momentaufnahme nach einer Reduzierung des Wachstumstempos aussieht. Was wiederum Chancen bietet, weil die Kurse ggf. ungerechtfertigt abgestraft werden. Aus meiner Sicht bleibt Rheinmetall die erste Wahl im Verteidigungssektor und ist auch weiterhin meine größte Position im Depot - und hat in dieser Woche einen größeren Einbruch verhindert.

Der Fear-and-Greed-Index ist von 64 auf 53 Punkte zurückgegangen, und liegt wieder im neutralen Terrain.

Auf meiner Beobachtungsliste gab es zuletzt einige Veränderungen, die ich hier kurz erläutere. Ich habe mich von GESCO getrennt, weil das Unternehmen mehrfach an seinen eigenen Prognosen gescheitert ist und das Management seine überambitionierten Ziele nicht verwirklichen konnte. Mein Investmentcase, also eine erfolgreiche Transformation und Turnaround nach dem Verkauf der Automotivesparte ist nicht aufgegangen und ich sehe wenig Veranlassung für eine erfolgreichere Zukunft.

Ähnliches gilt die die Deutsche Beteiligungs AG. Das Geschäftsmodell der Alternativen Asset Manager finde ich ja grundsätzlich sehr erfolgversprechend, nur die hat die DBAG die PS nie wirklich auf die Straße gebracht. Das liegt auch an dem Schwerpunkt in der DACH-Region, aber eben nicht nur. Vielmehr hat man zulange an "alten" Industrien festgehalten und ist dann am Ende des Booms auf den Software-Sektor umgeschwenkt - die Käufe waren also zu teuer und man hat die Gewinne der anderen bezahlt. Unterm Strich bleibt wenig Handfestes übrig und im Vergleich zu den "echten Profis" in diesem Sektor, wie KKR, Apollo, Blackstone oder Brookfield sehe ich hier wenig Potenzial - der Track Record der letzten Jahr(zehnt)e spricht eine deutliche Sprache. Eigentlich gibt es keinen Grund, weshalb man sein Geld bei der DBAG investieren sollte, wenn man sich auch bei den seit Jahrzehnten erfolgreichen US-Finanzinvestoren engagieren kann, deren AuM und Gewinnen absehbar über viele weitere Jahre  mit deutlich zweistelligen Zuwachsraten anschwellen werden.

Des Weiteren habe ich Starbucks ausgemustert. Das Unternehmen steht vor schwerwiegenden Problemen und tiefgreifenden Veränderungen in einer Branche, in der der Wettbewerbsdruck deutlich zunimmt und wo Preiskämpfe inzwischen an der Tagesordnung sind. Als Hochpreisunternehmen, das von seiner Marke lebt, ist Starbucks hier in der Defensive und mir fehlt der klare Weg, um wieder zurück in die Erfolgsspur zu kommen. Und solange ich diesen nicht sehe, kommt Starbucks für mich als Investment nicht mehr infrage.

Zudem habe ich Select Water Solutions von der Liste gestrichen. Das Unternehmen ist in einem attraktiven Segment tätig, aber wenn man in diesem Bereich investieren will, ist Texas Pacific Land im Grunde interessanter. TPL ist zwar kein "Pure Play", sondern hier ist die Wasserversorgung der Öl-Förderer Mittel zum Zweck, aber dennoch ist das Business hier nicht weniger(er) lukrativ. Im Gegenteil! 

Nun der Blick in mein Depot, wo es ebenfalls einiges an Bewegung gab. Broadcom hat den Vogel abgeschossen und konnte nicht nur mit starken Quartalszahlen punkten, sondern auch mit einem neuen Auftrag für seine KI-Beschleunigungschips. Hier wurde ein vierter Kunde gewonnen, der Aufträge im Volumen von 10 Mrd. USD auslöst - und es soll sich um Sam Altmans OpenAI handeln. Damit entwickelt sich Broadcom zum heißesten Anwärter auf den Titel "erster ernstzunehmender Nvidia-Herausforderer". Der Auftrag umfasst das Design und die Produktion von AI Accelerator Chips und der Vorteil ggü. der "standardisierten" Nvidia-Chips ist, dass sie auf die Bedürfnisse von OpenAI zugeschnitten sind und somit nicht mehr nur die reine Leistungsfähigkeit der entscheidende Faktor ist.

Zur Einordnung: in seinem am 31. Juli beendeten 3. Geschäftsquartal wies Broadcom 5,2 Mrd. USD an KI-Umsätzen aus und damit 18 % mehr als im 2. Geschäftsquartal, während es ggü. dem Vorjahresquartal über 50 % Zuwachs waren. Für das Gesamtgeschäftsjahr waren in diesem Bereich rund 20 Mrd. USD an Umsatz geplant - ein sofort aktiver Einzelauftrag im Volumen von 10 Mrd. USD ist also keine kleine Hausnummer. Und vermutlich nur der erste. Dies als "Game Changer" wäre wohl übertrieben, aber ein "Game Accelerator" ist es allemal. Und zunächst muss Broadcom nicht besser sein als Nvidia, es reicht erstmal aus, besser zu sein als der Rest - die (noch zu) niedrigen Erwartungen dürften damit zu übertreffen sein, denn auch alle anderen "Hyperscaler" sind händeringend auf Alternativen oder zumindest Ergänzungen zu Nvidias superteuren KI-Lösungen. Broadcom hat sich nun eindrucksvoll auf die Pole Position gesetzt - zumindest des Verfolgerfeldes...

Umso ernüchternder ist: Ich habe schon mal (zu schnelles) Geld verdient mit der Broadcom-Aktie, mich aber dann von ihr getrennt, als es 2023 wirtschaftlich eng wurde und viele Unternehmen ihre Investitionen zurückfuhren. Ich habe einige Zeit richtig gelegen, aber letztlich den Turnaround und vor allem den KI-Hype bisher völlig verpasst. Der Aktienkurs steht heute unter meinem ehemaligen Ausstiegskurs, aber das liegt nur an dem zwischenzeitlich durchgeführten Aktiensplit. Verglichen mit meinem ursprünglichen Einstiegskurs stehen inzwischen inkl. Dividenden über 400 % zubuche - da hätte ich mal einfach an Bord bleiben sollen...
Da gibt es nichts schönzureden, ich hab hier falsch gelegen und mich aus einem Erfolgsunternehmen herausdrängen lassen. Das war dumm, nicht nur wegen der entgangenen Kursgewinne, sondern weil ich damals mehr auf mein negatives Bauchgefühl gehört habe und zu wenig Vertrauen in das seit Jahrzehnten erfolgreiche Management. Ich habe in den letzten Jahren mehrfach mit einem Wiedereinstieg geliebäugelt, mich aber nie dazu durchgerungen. Und das lag auch, so sehr es mich schmerzt es zuzugeben, an meinen vorherigen Erfahrungen (günstigerer Einstiegskurs, Verkauf aus den falschen Gründen). Obwohl ich den Ankereffekt sehr gut kenne und ihn schon öfter als einen der schlimmsten Parasiten im Börsengeschäft gebrandmarkt habe, ließ ich mich von diesem Renditekiller am Nasenring durch die Manege ziehen. Ätzend!
Nun bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe mir Broadcom wieder ins Depot gelegt. Da ich aber erst (sofort) nach den Quartalszahlen eingestiegen bin, habe ich den größeren Teil der Zugewinne verpasst - in der Gesamtschau ist das wenig Geld im Vergleich zu den entgangenen Gewinnen seit 2022. Ich werde mich in nächster Zeit ausführlicher zu Broadcom äußern und meinen (neuen) Investmentcase darlegen.

Auf der anderen Seite des Spektrums findet sich Rocket Lab. Hier gab es nach starken Zahlen und Kursrally einen Einbruch, den ich zum Einstieg genutzt habe. Es ist eine keine Depotposition und ich habe nach dem Einbruch gekauft, insofern steht die Aktie nicht gleich fett im Minus, sondern startete mit einem netten Plus. Aber das ist nur eine Momentaufnahme und hat kaum Relevanz.

Obwohl Technik generell und Raumfahrt im Speziellen nicht gerade im Mittelpunkt meines Kompetenzbereichs befindet, habe ich mich in dem Sektor engagieren wollen. Dazu beigetragen haben einerseits die enormen Chancen im Bereich kommerzieller Nutzung von Raketen für Satelliten und künftig bemannte Raumfahrten, und andererseits meine Beschäftigung mit Börsenlegenden wie Peter Lynch oder Ron Baron in den letzten Wochen. Sie sind Fans von Wachstumsunternehmen und haben damit sehr viel Geld verdient. Und sie waren bereit, auch in Unternehmen in stark expandierenden Branchen zu investieren, wenn noch keine Profitabilität winkte. Kein klassisches Value Investment, sondern ein spekulativeres Engagement mit entsprechend höheren Risiken - aber im Erfolgsfall auch Chancen.

Auch Rocket Lab werde ich noch genauer vorstellen: die enormen Kosten der Raumfahrt werden durch wieder verwendbare Raketen erheblich gesenkt und die gleichzeitig stark steigende Nachfrage nach zivilen und militärisch genutzten Satelliten treibt die Entwicklung voran. Ron Baron ist in SpaceX investiert, das Raketen-Startup von Elon Musk. Als erfolgversprechendster Wettbewerber präsentiert sich Rocket Lab - und ist sogar börsennotiert. Da habe ich zugegriffen...

Ebenso neu in meinem Depot ist Amphenol. Das Unternehmen gehört zu den Weltmarktführern bei Steckverbindungen, ohne die kein Rechenzentrum und kein KI-System funktioniert. Darüber hinaus hat man ein starkes Standbein im Rüstungs- sowie Raum- und Luftfahrtsektor, die ebenfalls starkes Wachstum verzeichnen. Amphenol auch durch Übernahmen wächst und hat hier in den letzten Monaten einige große Brocken geschluckt, die Umsatz und Gewinne nochmals deutlich antreiben werden. Zumal man hoch profitable Unternehmen erwerben konnte und damit auch noch seinen eigenen "adressierbaren Markt" ordentlich ausgeweitet hat.

Amphenol ist einer der Schaufelverkäufer in gleich mehreren Wachstumsbranchen und gehört damit (nicht nur) zu den großen Gewinnern der KI-Revolution - egal welche KI hier letztlich den größten Erfolg verbuchen kann. Ein KI-Profiteur aus der zweiten Reihe mit anhaltend steigenden Umsätzen, Cashflows und Gewinnen. Ein Top-Pick, wenn auch entsprechend teuer. Doch "Growth at a reasonable Price" macht sich immer bezahlt. Allerdings hatte ich die Aktie bereits im Vorjahr und auch vor einem halben Jahr auf dem Schirm, doch ich konnte mich angesichts der (vermeintlich zu) hohen Bewertung nicht zu einem Kauf durchringen. Nun bezahle ich deutlich mehr und das auch noch Anfang September, wo Kursverluste ja erstmal absehbar sind - wenn man den Crash-Gurus und Saisonfetischisten folgt. Aber irgendwas ist ja immer, steht an der "Wall of Worries"... ;-)
Ansonsten musste der von mir hoc gewichtete Finanzsektor Federn lassen, weil Rezessionsängste und Zinssenkungsfantasien kaum positive Erwartungen schür(t)en...

Mein Vermögen hatte sich den ersten Wochen des Jahres 2025 nach den Rekordzuwächsen in 2024 zunächst um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts - einen "Maximum Drawdown" von -25 % erlebt man auch nicht allzu oft (glücklicherweise). Einige Wochen lang schwankt meine Depotrendite um die Nulllinie, doch im Juli geht ging es deutlich aufwärts. Der erfreulichen Zwischenstand von +6,0 % aus dem Frühjahr konnte nicht gehalten werden und seitdem konsolidiert meine Depot unter teilweise heftigen Schwankungen.

Die meisten meiner Depotwerte mussten Kursverluste verbuchen, eigentlich hat nur Rheinmetall einen noch deutlicheren Einbruch verhindert. Naja, und Costco, die mit einem Plus von 2 % ebenfalls zur Stabilisierung beitrugen. Unterm Strich wurden die Gewinne der Vorwoche egalisiert - trotz einer Reihe von Dividendeneinnahmen.

Die letzte Woche verabschiedete sich mit einem Rückgang von -1,25 % und meine 2025er Vermögensveränderung liegt damit wieder bei +2,0 % (YTD).

Die von Trump bewusst lancierte Dollarschwäche belastet US-Werte auf Euro-Basis seit dem Jahresstart mit über 10 %. Und da ich einen hohen Anteil an US-Werten im Depot halte (knapp 50 %), wirkt sich die Dollarschwäche natürlich entsprechend negativ auf die diesjährige Performance aus.

Insgesamt kann ich aber nach zwei Rekordjahren hintereinander samt annähernder Vermögensverdopplung mit der Entwicklung weiterhin sehr zufrieden sein. Und das bin ich...ツ 

Andererseits könnte man die durchwachsene Performance seit dem Jahresstart auch so kommentieren: ich habe die richtigen Unternehmen im Depot, aber damit nicht zwangsläufig die richtigen Aktien für diesen Markt.

Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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