Dienstag, 24. November 2015

Wandelanleihe: Aurelius munitioniert sich mit 166 Millionen Euro mächtig auf

Gerade hatte ich noch getitelt, Aurelius übernähme sich nicht, da beschafft sich die Münchner Beteiligungsgesellschaft schon frisches Kapital für weitere Zukäufe. Nachdem jüngst drei Übernahmen erfolgreich durchgezogen wurden und der Aktienkurs nahe am Allzeithoch notiert, nutzte Aurelius-CEO Dr. Dirk Markus die Gunst der Stunde und kündigte die Ausgabe einer Wandelanleihe an. Und das in nicht unerheblichem Umfang, immerhin rund 10 Prozent des bisherigen Kapitals sollten so in die Kassen von Aurelius gespült werden.

Bereits nach wenigen Stunden vermeldete der Konzern Vollzug, da die Anleihe bei institutionellen Anlegern reißenden Absatz fand. Die Wandelanleihe sei vollständig platziert worden und Aurelius flossen 166,3 Mio. EUR an frischen Gelder zu; bei einer vollständigen Wandlung der Anleihe in Aktien würde dies einer Erhöhung des Grundkapitals um 9,994 Prozent entsprechen. Dem üblichen Schnappreflex bei einer Kapitalerhöhung konnte sich der Aurelius-Aktienkurs dann auch nicht entziehen und die Aktie tauchte um mehr als 5 Prozent ab. Was für eine Kaufgelegenheit...!

Denn ein Blick auf die Konditionen der Wandelanleihe zeigt, was für einen grandiosen Deal Dr. Markus hier eingefädelt hat. Trotz Niedrigszinsphase werden sog. "Mittelstandsanleihen" im hohen einstelligen oder gar zweistelligen Prozentbereich verzinst, ansonsten sind sie aufgrund der Ausfallrisiken nicht an den Mann zu bringen. Aurelius hingegen zahlt nur 1 Prozent pro Jahr während der Laufzeit bis Ende 2020. Die Anleihe wird in 3,166 Millionen Aktien - dies entspricht 9,994% des derzeitigen Stammkapitals der Gesellschaft - umtauschbar sein und der anfängliche Wandlungspreis in Höhe von 52,5229 EUR wurde mit einer Wandelprämie von 30 Prozent über dem heutigen Durchschnittskurs der Aurelius-Aktie festgesetzt.

 Aurelius (Quelle: comdirect.de)
Ein geradezu unverschämt grenzgenialer Deal
Doch was bedeutet das konkret? Nun, Aurelius leiht sich für 4 Jahre 166 Mio. EUR für 1 Prozent Zinsen im Jahr. Ende 2020 zahlt man dieses Geld einfach zurück - es sei denn, die Anleihegläubiger wandeln die Anleihe in Aktien. Das können sie zu einem festgesetzten Aktienkurs von 52,5229 EUR tun, was aber erst dann Sinn macht, wenn der Aktienkurs in der Zwischenzeit um mehr als 30 Prozent gestiegen ist. Wenn die frischen Gelder also von Aurelius erfolgreich eingesetzt wurden. Erst dann erfolgt ggf. die Verwässerung durch die Wandlung in neue Aktien (9,994 Prozent des Stammkapitals). Allerdings hat dann ja bereits die Wertsteigerung durch die Investitionen eingesetzt und das Unternehmen stark an Wert zugelegt, so dass sich das zusätzlich beschaffte Kapital für die Altaktionäre mehr als bezahlt gemacht hat - nämlich in stark gestiegenen Aktienkursen.

Und in der Zwischenzeit kauft Aurelius munter weiter eigene Aktien zurück - sollte der Kurs also einmal die 52,5229 EUR überschreiten und die Anleihegläubiger die Wandlung in Aktien verlangen, muss Aurelius diesem Wunsch nicht zwangsläufig durch die Ausgabe neuer Aktien nachkommen. Das Unternehmen kann auch die bis dahin zurückgekauften (aber nicht nicht eingezogenen!) eigenen Aktien hierzu verwenden - und damit einen doppelten Gewinn erzielen. Denn das seit Juli laufende neue Aktienrückkaufprogramm weist aktuelle 51.500 zurückgekaufte Aktien mit einem Durchschnittskaufkurs von 41,501 EUR aus. Sollten diese Aktien nachher wieder ausgegeben werden zur Bedienung der Wandelanleihe, würde ein zusätzlicher Gewinn von bisher durchschnittlich fast 11 EUR je Aktie dabei herausspringen. Ähnliches hatte die Beteiligungsholding MBB bereits vor anderthalb Jahren mit einem Millionengewinn vorgemacht. Der Vorteil für die Aktionäre liegt auf der Hand, denn es würde auf diese Art eine geringere Verwässerung geben, da ja weniger junge Aktien "geschaffen" werden müssten. Und das von der Hauptversammlung genehmigte neue Kapital würde nicht ganz so sehr ausgeschöpft und würde ggf. für eine weitere Kapitalmaßnahme zur Verfügung stehen.

Meine Einschätzung
Ich halte die Begebung dieser Wandelanleihe für  eine rundum gelungene Transaktion und fühle mich in meiner positiven Einschätzung zum Aurelius-Management einmal mehr bestärkt. Bei keinem meiner Investments schlafe ich ruhiger, als bei diesem Wert mit der besten Performance auf meiner Empfehlungsliste! Daher habe ich die Chance ergriffen und heute zu knapp unter 40 EUR meine eh schon große Position weiter aufgestockt.

P.S.:
Die letzte Kapitalerhöhung bei Aurelius erfolgte im Juli 2013 und es waren ebenfalls rund 10 Prozent des Stammkapitals neu hinzugekommen. Die Kurse brachen damals sogar um 10 Prozent ein - allerdings bei einem Kursniveau von 20 EUR. Es gab seitdem also mehr als eine Kursverdopplung und zusammen sogar noch mehr als 3 EUR an Dividenden oben drauf. Nur so als Erinnerungsstütze für diejenigen, die sich von der aktuellen Kapitalmaßnahme haben verschrecken lassen...

3 Kommentare:

  1. Danke!
    Gelegenheit dankend genutzt. Wann bekommt man eine Aurelius schon mit 5% Rabatt? :)

    Markus

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  2. Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen!
    Ich habe Aurelius seit längerem auf der Watchlist, aber mir selbst fällt es - wie bei allen Beteiligungsgesellschaften - immer schwer, zu einem eigenen abgewogenen Urteil zu kommen. Daher habe ich lange abgewartet, und gestern war ich dann beim morgendlichen Blick auf die Kurse zunächst erschrocken. Aber der Deal mit der Wandelanleihe, den ich dank Ihrer Erläuterungen viel besser verstehe, wirkt in der Tat sehr ausgebufft, und nun habe auch ich eine erste Position eröffnet.

    Martin Kellermann

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  3. Prima Kommentar. Bin schon lange bei Aurelius dabei. Mein Einstandskurs war 26€, jetzt hab ich meinen Bestand verdoppelt. Wird schon schiefgehen.....

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