Dienstag, 12. August 2025

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu 2G Energy: Startet der Energiewendechampion jetzt richtig durch?

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 15/2025 vom 06.08.2025

Aktien in dieser Ausgabe: "G Energy, KSB, Nementschek

2G Energy: Startet der Energiewendechampion jetzt richtig durch?

Die 2G Energy AG hat sich als einer der führenden Anbieter dezentraler Energielösungen etabliert. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Blockheizkraftwerke sowie ergänzende Technologien wie Großwärmepumpen und Spitzenlastaggregate. Dabei kombiniert 2G technologische Innovationskraft mit einem wachsenden internationalen Vertriebsnetz und digitalen Serviceleistungen – und positioniert sich so als Treiber der Energiewende in Europa und darüber hinaus. Die hohe Abhängigkeit von staatlicher Regulatorik hat sich dabei schon öfter als Stolperstein erwiesen.

Das Geschäftsmodell von 2G Energy basiert auf der Herstellung und dem Betrieb hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen. Diese Anlagen können mit verschiedenen Brennstoffen betrieben werden, darunter Erdgas, Biogas, Wasserstoff oder Mischgase. Die Leistungsgrößen reichen von 20 kW bis über 4.500 kW, was sie für Anwendungen in Industrie, Wohnquartieren, Versorgungsunternehmen und öffentlichen Einrichtungen attraktiv macht. Ergänzt wird das Produktportfolio seit 2023 durch Großwärmepumpen sowie steuerbare Spitzenlastaggregate.

Ein wichtiger strategischer Schritt war die Erweiterung des Portfolios durch die Akquisition des Wärmepumpen-Herstellers NrgTec. Gleichzeitig investierte das Unternehmen in die Weiterentwicklung seiner Anlagen hin zur Wasserstofftauglichkeit. Bereits über 30 Anlagen wurden weltweit mit reinem Wasserstoff betrieben.

BHKW-Anlagen weisen gegenüber Großkraftwerken den entscheidenden Vorteil auf, dass sie vergleichsweise unbürokratisch genehmigt und schnell errichtet werden können. Bei Wärmepumpen sieht dies anders aus und der große Hype aus den Vorjahren hat sich inzwischen deutlich abgekühlt. Während die Kommunen bundesweit an Kälte-Wärme-Plänen arbeiten erweist sich insbesondere der erforderliche Netzausbau als kostenintensiver Hemmschuh.

Über die reinen Hardwarelösungen hinaus bietet 2G Energy umfassende Serviceleistungen wie Fernwartung, Ersatzteilmanagement, KI-gestützte Zustandsüberwachung (sog. "Predictive Maintenance") sowie digitale Netzintegration. Dadurch können die Anlagen effizient in bestehende Energieinfrastrukturen eingebunden und in Kombination mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Dynamische Geschäftsentwicklung

Im Geschäftsjahr 2024 konnte 2G Energy den Umsatz um rund 3 % auf etwa 376 Millionen Euro steigern. Während das Inlandsgeschäft leicht rückläufig war, wuchs der Umsatz im Ausland um 28 % und zeigt die fortschreitende und an Bedeutung gewinnende Internationalisierung des Unternehmens. Der operative Gewinn (EBIT) erreichte rund 33 Millionen Euro bei einer stabilen Marge von knapp 9 %.

Im Jahr 2025 gehen 2G Energy die Geschäfte wieder deutlich leichter von der Hand. So verzeichnete das Unternehmen im zweiten Quartal 2025 in sämtlichen Kernregionen ein dynamisches, zweistelliges Wachstum und steigerte den Auftragseingang insgesamt um 29 %. Dabei wurden Aufträge für Neuanlagen in Höhe von 54,1 Mio. Euro (Vorjahr: 41,9 Mio. Euro) an Land gezogen.

Im deutschen Markt wuchs 2G mit 14 % erneut robust und gewann mit 21,7 Mio. Euro insgesamt 2,6 Mio. Euro mehr Aufträge als im Vorjahr. Zum Aufschwung trug erneut das Segment Biogas bei, obgleich das dafür wesentliche und vom Deutschen Bundestag beschlossene Erneuerbare-Energien-Gesetzt ("Biomassepaket") noch unter dem Vorbehalt beihilferechtlicher Genehmigung durch die Europäische Union steht.

Nordamerika lag deutlich über dem ersten Quartal (+102 %), aber noch unter Vorjahresquartal (-30 %). Der Wachstumstrend in Nordamerika ist trotz der laufenden Zolldiskussionen weiterhin in Takt. Mit 8,3 Mio. Euro wurde der Auftragseingang im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal (Q1: 4,1 Mio. Euro) verdoppelt und auch wenn der Auftragseingang des Vergleichszeitraums des Vorjahres (Q2 2024: 11,9 Mio. Euro) noch nicht wieder erreicht wurde, deutet die Anzahl der offenen Angebote auf eine sehr starke zweite Jahreshälfte hin. Das restliche Europa entwickelt sich außergewöhnlich stark (+280 %).

Besonders erfreulich entwickelte sich der europäische Markt außerhalb Deutschlands. Der Auftragseingang erreichte im zweiten Quartal mit 23,7 Mio. Euro ein historisches Hoch und übertraf sowohl das Vorquartal (Q1 2025: +115 %), als auch das Vorjahresquartal (Q2 2024: +280 %) deutlich. Insbesondere in Italien feierte 2G in der Biomethan-Industrie eine Wiederauferstehung, aber auch die für 2G jüngeren Märkte in Südost- und Osteuropa entwickelten sich kräftig.

CEO Pablo Hofelich kommentierte die Ergebnisse so: "Die Elektrifizierung sowie die Digitalisierung treibt den global steigenden Bedarf an sicherer Stromversorgung deutlich voran. Die Fortschritte beim Netzausbau halten damit jedoch nur begrenzt Schritt. In diesem Umfeld bieten unsere dezentralen, brennstoffvariablen Anlagen eine zunehmend gefragte Lösung - besonders durch ihre hohe Zuverlässigkeit, schnelle Verfügbarkeit und kurze Amortisationszeiten."

Für 2025 erwartet das Management einen Umsatz zwischen 430 und 450 Millionen Euro und in 2026 sollen es sogar bis zu 490 Millionen Euro werden. Analysten sehen in den nächsten Jahren ein jährliches Wachstum von rund 12 % als realistisch an.

(Kein) Abschied des Gründers

Christian Grotholt, Mitgründer und langjähriger Vorstandsvorsitzender von 2G Energy, wechselt zum 1. August in den Aufsichtsrat. Damit endet nach mehr als drei Jahrzehnten seine operative Führung beim westfälischen Hersteller von Blockheizkraftwerken. Grotholt gründete das Unternehmen Mitte der 1990er-Jahre gemeinsam mit Ludger Gausling in Heek. Unter seiner Leitung wuchs 2G Energy von einem kleinen Start-up zu einem international tätigen Mittelständler mit 1.000 Mitarbeitern. Der Börsengang und die Gründung von 14 Tochtergesellschaften im In- und Ausland gehen ebenso auf seine Zeit an der Spitze zurück wie technologische Innovationen. Grotholt bleibt auch in seiner neuen Rolle im Aufsichtsrat dem Unternehmen also rat- und tatkräftig erhalten.

Bullcase vs. Bearcase

2G Energy profitiert von mehreren strukturellen Trends: Der zunehmende Bedarf an dezentralen, flexiblen Energielösungen, der Einstieg in den Wärmepumpenmarkt sowie die Skalierbarkeit der eigenen Wasserstofftechnologie eröffnen langfristige Wachstumschancen. Besonders die Fähigkeit, bestehende KWK-Anlagen auf Wasserstoff umzurüsten, verschafft dem Unternehmen einen technologischen Vorsprung gegenüber vielen Wettbewerbern.

Darüber hinaus erschließt sich 2G zunehmend neue Märkte außerhalb Deutschlands, insbesondere in Nordamerika, Osteuropa und Skandinavien. Diese internationale Diversifikation stärkt die Umsatzbasis und reduziert die Abhängigkeit vom regulatorisch geprägten Heimatmarkt.

Wie viele Unternehmen der Energiebranche ist auch 2G Energy abhängig von politischen Rahmenbedingungen, Förderprogrammen und Klimazielen. Veränderungen in der Gesetzgebung oder Förderkürzungen könnten sich negativ auf die Nachfrage auswirken, insbesondere im deutschen Markt, wie leidvolle Erfahrungen in den letzten drei Jahren mehrfach gezeigt haben.

Zudem birgt das projektbasierte Geschäft Risiken, da Verzögerungen bei Ausschreibungen, Genehmigungen oder Kundenprojekten zu temporären Umsatzeinbrüchen führen können. Hinzu kommt ein zunehmend intensiver Wettbewerb, sowohl durch spezialisierte Anbieter als auch durch große Energiekonzerne, die den dezentralen Energiemarkt für sich entdecken.

Doch der grundlegende Trend zu einem deutlich ansteigenden Strombedarf, insbesondere durch KI-Rechenzentren und Marktanteilsgewinne der E-Mobilität, spielen indirekt auch 2G stark in die Karten, da die Nachfrage nach Strom insgesamt kräftig zulegt. Und dem Netz ist es letztlich egal, aus welcher Quelle es gespeist wird.

Fazit

Quelle: wallstreet-online.de
Die 2G Energy AG hat sich in den letzten Jahren als innovativer und wachstumsorientierter Akteur im Energiesektor positioniert. Das Geschäftsmodell überzeugt durch Technologieflexibilität, hohe Servicekompetenz und klare Internationalisierungsstrategie. Die Fähigkeit, auf zentrale Zukunftsthemen wie Wasserstoff, Wärmepumpentechnologie und digitale Netzintegration zu reagieren, macht 2G zu einem vielversprechenden Unternehmen in einem dynamischen Marktumfeld.
Die deutlich dynamischere Entwicklung bei Umsatz und Gewinn im laufenden Jahr zeigt, dass 2G gut aufgestellt ist für die dezentrale Energiezukunft. Chancen und Risiken hielten sich zuletzt die Waage, doch der Trend zur dezentralen, resilienten Energieversorgung spielt 2G zunehmend in die Karten.

Auf Sicht von einem Jahr hat der Kurs von rund 20 auf zuletzt knapp 35 Euro satt zugelegt. Allerdings zeigt die 5-Jahresperformance genau dasselbe Ergebnis. Doch die Chancen stehen gut, dass sich der dynamische Ausbruch auf ein neues Allzeithoch nicht als Eintagsfliege oder gar Bullenfalle entpuppt, und die Geschäftszahlen auch künftig den Anstieg fundamental unterfüttern.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über 2G Energy wissen muss

  1. 2G Energy ist ein führender Anbieter dezentraler Energielösungen und damit ein wesentlicher Treiber der Energiewende – in Deutschland, Europa und in den USA.
  2. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Blockheizkraftwerke sowie ergänzende Technologien wie Großwärmepumpen.
  3. Nach eher durchwachsenden Erfolgen in den letzten Jahren starten die Geschäfte in 2025 dynamisch durch und zeigen bisher keine Schwäche.
  4. Der Kurs konnte kürzlich ein neues Allzeithoch markieren und die fundamentale Entwicklung dürfte für weiteren Auftrieb sorgen.
Disclaimer: Habe 2G Energy nicht auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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