Donnerstag, 7. August 2025

Kissigs Nebenwerte-Analyse: KSB pumpt sich so durch. Und zum Erfolg…

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 15/2025 vom 06.08.2025

Aktien in dieser Ausgabe: "G Energy, KSB, Nementschek

KSB pumpt sich so durch. Und zum Erfolg…

Die KSB SE & Co. KGaA mit Hauptsitz in Frankenthal (Pfalz) ist ein globaler Technologieführer für Pumpen, Armaturen und Services und zählt mit einem Jahresumsatz von knapp 3 Milliarden Euro und über 16.000 Mitarbeitenden in mehr als 100 Ländern zu den festen Größen im internationalen Maschinenbau. Die konjunkturelle Abhängigkeit wird durch den globalen Trend zum Ausbau der Wasser- und Energieinfrastruktur überkompensiert und treibt auch den Aktienkurs an.

KSB-Produkte finden in einer Vielzahl von Branchen Anwendung, von der Wasserversorgung über Energie und Industrie bis hin zur chemischen Verfahrenstechnik. KSB bietet dabei ein umfassendes Produktportfolio rund um Kreiselpumpen, Armaturen und automatisierte Steuerungslösungen. Die Anlagen kommen überall dort zum Einsatz, wo Flüssigkeiten effizient und zuverlässig transportiert werden müssen, etwa in kommunalen Wasserwerken, Industrieanlagen oder Kraftwerken.

Einen zunehmenden Stellenwert nimmt das Servicegeschäft ein, das unter der Marke "KSB SupremeServ" weltweit angeboten wird. Es umfasst Wartung, Ersatzteilversorgung, Modernisierung und digitale Zustandsüberwachung. Dieses Serviceangebot stärkt nicht nur die Kundenbindung, sondern sorgt auch für stetige Einnahmen und höhere Margen.

Zur Unterstützung operativer Effizienz und globaler Integration treibt KSB die Digitalisierung zentraler Prozesse voran, etwa durch die konzernweite Einführung von SAP S/4HANA. Die bereits im Jahr 2023 verabschiedete Unternehmensstrategie "Mission TEN30" verfolgt das Ziel, die Profitabilität bis 2030 deutlich zu steigern und operative Margen im zweistelligen Bereich zu erreichen und das bei einem Umsatz von über 4 Mrd. Euro. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Ausbau des Service- und Ersatzteilgeschäfts, das bereits für ungefähr ein Drittel der Konzerneinnahmen steht.

Und das sind keine "Nice-to-have-Anstrengungen", sondern relevante strategische Erfordernisse. KSB ist grundsätzlich den Schwankungen der Weltkonjunktur unterworfen und bekam dies in den letzten Jahren mehrfach zu spüren. Sowohl die Corona-Pandemie als auch Energiewende haben erhebliche Auswirkungen auf Auftragseingang, Umsatz und Gewinn gehabt und KSB musste sich den Herausforderungen stellen.

Modernisierung, Markenrelaunch und internationale Expansion

Im Jahr 2024 hat KSB seine Marke grundlegend überarbeitet und unterstreicht mit einem neuen Logo und dem Slogan "Solutions. For Life." seine Ausrichtung als lösungsorientierter und nachhaltiger Technologielieferant. Parallel dazu wurden zahlreiche Standorte modernisiert und ausgebaut, etwa am oberfränkischen Standort Pegnitz oder in China, wo die Produktionskapazitäten für chemietaugliche Pumpen erweitert wurden.

Holpriges zweites Quartal

Die von Donald Trump ausgelösten Zollkriege sorgten seit April für erhebliche Turbulenzen, sowohl an den Börsen, aber noch viel mehr im globalen Handel. Die Verunsicherung sorgte dafür, dass viele Aufträge storniert oder auf spätere Zeitpunkte verschoben wurden, was sich bei vielen Unternehmen in die Geschäftszahlen gegraben hat. Auch KSB blieb hiervon nicht verschont.

Im zweiten Quartal 2025 zog der Auftragseingang im Vorjahresvergleich dennoch um knapp fünf 5 % auf 820 Millionen Euro an. Die Erlöse legten um gut 1 % auf 756 Millionen Euro zu, während das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um fast 8 % auf 62,5 Millionen Euro zurückging.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und einem gemischt ausgefallenen zweiten Quartal sieht sich der Pumpen- und Armaturenhersteller auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Während der Auftragseingang und der Umsatz in den drei Monaten bis Ende Juni anzogen, musste der Konzern Gewinneinbußen hinnehmen. Die Chefetage hält an ihren Prognosen fest und peilt auf Jahressicht ein Ergebnis zwischen 235 bis 265 Millionen Euro an - selbst vom unteren Rand dieser Bandbreite nach sechs Monaten mit 108 Millionen Euro noch nicht einmal die Hälfte erreicht wurde. Unter dem Strich ging der auf die Aktionäre entfallende Gewinn in der ersten Jahreshälfte leicht auf 57,8 Millionen Euro zurück.

Wechsel an der Verwaltungsratsspitze

Der bisherige KSB-Verwaltungsratsvorsitzende Oswald Bubel ist zum 16. Juni aus dem Unternehmen ausgeschieden. Der neue Verwaltungsratschef Harald Schwager ist seit der Umfirmierung in KSB SE & Co. KGaA Mitglied des KSB-Verwaltungsrats und setzt auf Kontinuität für weiteren wirtschaftlichen Erfolg. Neben Schwager gehören Monika Kühborth, Andrea Teutenberg und Michael Eckert dem Verwaltungsrat, der gemeinsam mit der Geschäftsleitung die strategischen Leitlinien des Unternehmens festlegt und deren Umsetzung überwacht.

Die KGaA als ganz besondere Rechtsform

KSB ist seit einigen Jahren keine normale Aktiengesellschaft mehr, sondern wurde in die Rechtsform SE & Co. KGaA umgewandelt. Das ist eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), deren Komplementär eine Europäische Gesellschaft (SE) ist.

Bei einer KGaA handelt es sich um eine Kapitalgesellschaft, die an Stelle eines, wie sonst bei Aktiengesellschaften üblich, Vorstandes über persönlich haftende Gesellschafter (Komplementäre) verfügt. Die Anteile der teilhaftenden Kommanditisten sind wiederum in Aktien zerlegt. Obwohl die KGaA Merkmale einer Personengesellschaft aufweist, ist sie trotzdem eine Kapitalgesellschaft.

Ihre Aktien können ganz normal an der Börse gehandelt werden und dennoch ist diese Rechtsform bei Anlegern nicht gerade beliebt. Aus nachvollziehbaren Gründen, denn als Kommanditisten sind die Aktionäre zwar am Gewinn beteiligt, ihnen werden im Vergleich zur Aktiengesellschaft aber wesentliche Aktionärsrechte vorenthalten. So können sie nicht über die Zusammensetzung des Vorstands entscheiden und haben auch keinen Einfluss auf strategische Unternehmensentscheidungen und -entwicklungen. Das gilt selbst dann, wenn sie in der Hauptversammlung die Mehrheit stellen. Diese Rechtsform ist daher bei Familienunternehmen beliebt, die auf diese Art die Kontrolle über das Unternehmen behalten, selbst wenn sie die Aktienmehrheit abgegeben haben. Wer also in KSB investiert, muss sich dieser Nachteile bewusst sein. Wobei KSB kein Einzelfall darstellt, wie beispielsweise Fresenius, Fresenius Medical Care, Merck, Henkel, DWS Group, CEWE Stiftung, MBB oder Mutares zeigen.

Starke Kursperformance

Quelle: wallstreet-online.de
Die Kursentwicklung hat unter der vergleichsweise unattraktiven Rechtsform KGaA bisher nicht gelitten. Auf Sicht von 12 Monaten stehen rund 50 % Kurszuwachs zubuche, auf Sicht von fünf Jahren ist annähernd eine Vervierfachung zu vermelden. Hinzu kommt die Dividende, die mit einer Dividendenrendite von knapp 3 % auch nicht zu verachten ist.

Der deutlichere Kursrücksetzer nach Vorlage der Halbjahresergebnisse trübt zwar die Stimmung, aber nicht das große Bild. Der Kurs entwickelt sich seit Jahren kraftvoll, wenngleich er zwischenzeitlich immer wieder mehrmonatige Konsolidierungsphasen aufweist. Wenn das Management mit seiner optimistischen Einschätzung richtig liegt und KSB im Jahresverlauf mit seinen Geschäftsergebnissen noch zu seinen Jahresprognosen aufschließen kann, könnte sich auch der jüngste Kursrücksetzer im Nachhinein als Kaufgelegenheit entpuppen.

Bullcase vs. Bearcase

KSB profitiert von globalen Megatrends als Wachstumstreiber, denn weltweit steigt der Bedarf an zuverlässiger Infrastruktur. Dazu zählen unter anderem die Energiewende, der Wasser- und Abwasserausbau, die Urbanisierung sowie Investitionen in klimafreundliche Industrien. In der Wasserstoffwirtschaft und bei CO₂-armen Energieformen ist KSB mit robusten und effizienten Systemlösungen präsent.

Ein bedeuten der Wachstumstreiber ist zudem das internationale Aftermarket- und Servicegeschäft, das Kunden einen Mehrwert durch Verfügbarkeit, Verlässlichkeit und Lebenszyklusoptimierung bietet und zugleich eine wirtschaftlich stabile Einnahmequelle für das Unternehmen schafft.

Auf der anderen Seite stehen die hohe Konjunkturabhängigkeit, geopolitische Unsicherheiten und der Fachkräftemangel. Sowohl im Anlagenbau als auch in der Industrie oder im Energiesektor können sich politische Instabilität, Handelsbarrieren oder wirtschaftliche Abschwünge in Schlüsselregionen negativ auf Investitionen und damit auf Auftragseingänge auswirken. Die Wirrungen im zweiten Quartal haben das erneut eindrücklich unter Beweis gestellt.

Ein weiteres Risiko ergibt sich aus der globalen Lieferkette. Störungen durch geopolitische Spannungen, Naturkatastrophen oder Cyberangriffe können sich direkt auf die Produktion und Logistik auswirken. KSB war hier im Jahr 2022 selbst Opfer eines Cybervorfalls in Frankreich. Darüber hinaus stellt der Fachkräftemangel, insbesondere im Bereich technischer Services und Digitalisierung, wachsende Herausforderungen dar, denen nur bedingt durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Automation entgegengewirkt werden können.

Fazit

KSB verbindet über 150 Jahre Maschinenbauerfahrung mit moderner, digital gestützter Servicekompetenz. Das Unternehmen zeigt eine klare strategische Ausrichtung, setzt auf nachhaltige Technologien und ist gut positioniert, um von globalen Infrastruktur-, Energie- und Umwelttrends zu profitieren.

Mit der Initiative "Mission TEN30", einer starken Marke und einem fokussierten Innovationsansatz ist KSB auf dem Weg, sich vom reinen Komponentenhersteller zu einem ganzheitlichen Lösungsanbieter zu entwickeln. Der Pumpenspezialist ist robust aufgestellt, aber auch aufmerksam gegenüber externen Risiken. Man könnte es auch so zusammenfassen: Tradition trifft Transformation. Und das ist bisher eine ziemlich erfolgreiche Kombination, auch für die Aktionäre.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über KSB wissen muss

  1. KSB ist ein globaler Technologieführer für Pumpen, Armaturen und Services mit einem Jahresumsatz von knapp 3 Milliarden Euro und weltweit über 16.000 Mitarbeitenden.
  2. Der hohen Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung trotzt KSB mit einem forcierten Ausbau des Aftermarket-Bereichs, um so die Gewinne zu verstetigen.
  3. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und einem gemischt ausgefallenen zweiten Quartal sieht sich der Pumpen- und Armaturenhersteller auf Kurs zu seinen Jahreszielen.
  4. Die Dividendenrendite ist mit annähernde 3 % auch für einkommensorientierte Investoren attraktiv, die sich nicht an der aktionsfeindlichen Rechtsform KGaA stören.
Disclaimer: Habe KSB weder auf meiner Beobachtungsliste noch im Depot/Wiki.

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