Montag, 3. Februar 2020

Adaptive Biotechnologies: (M)eine Spekulation mit Tenbagger-Potenzial

Adaptive Biotechnologies besteht als Unternehmen erst seit gut zehn Jahren und ist auch noch nicht lange an der Börse - erst letzten Sommer kamen 20 Millionen neue Aktien zu $20 an den Markt. Der anschließende Hype führte den Kurs bis auf über $50, wurde aber inzwischen wieder abgebaut.

Das Unternehmen macht noch keine Gewinne und wird auch mittelfristig von Kapitalspritzen abhängig sein. Dass ich mir dennoch einige Aktien dieses Biotechwerts ins Depot gelegt habe, liegt an den langfristigen Perspektiven und den starken Partnern...

Auf Adaptive Biotechnologies aufmerksam wurde ich, als ich für meine Kolumne "Portfoliocheck" vor drei Monaten das Depot von "Tiger Cup" Andreas Halvorsen unter die Lupe nahm, der frühzeitig auf dieses innovative Unternehmen gesetzt hat und mit 30,9% 26,74% der Anteile der mit Abstand größte Aktionär des Unternehmens ist. Gerade wurde bekannt, dass Halvorsen zur Gruppe der Aktionäre gehört, die insgesamt rund 8 Mio. Aktien zu einem Preis von $26,50 institutionellen Anlegern zum Kauf angeboten hatten, und dass er dabei 4,9 Mio. Aktien abgeben hat bzw. 12,79% seines Aktienpakets. Er hält nun noch 33,5 Mio. Aktien bzw. 26,74% aller Anteile und diese Position macht 4,39% seines Portfoliowerts aus, womit sie weiterhin eine seiner größten Position ist.

Adaptive Biotechnologies entwickelt diagnostische Tests, die das adaptive Immunsystem auslesen, um die menschliche Gesundheit besser zu verstehen. Die Idee dahinter ist, mit Hilfe dieser Blutuntersuchungen Krankheiten aufzuspüren, Behandlungsentscheidungen zu treffen und sogar neue Medikamente zu entdecken. Hierzu hat man unter hohen Investitionen eine eigene Infrastruktur aufgebaut und verfügt nun über eine Datenbank mit mehr als 20 Milliarden patentierten Immunrezeptoren. Aus diesen werden mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz hinter Microsofts Cloud-Plattform Azure neue Erkenntnisse gewonnen.

Das Unternehmen bietet derzeit zwei kommerzielle Produktlinien an: das immunoSEQ-Kit und den klinischen Diagnosetest clonoSEQ. ImmunoSEQ, die immunmedizinische Plattform des Unternehmens verwendet firmeneigene Technologien, um den genetischen Code des Immunsystems der Patienten zu lesen und genau zu verstehen, wie es Krankheiten erkennt und bekämpft. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann in der dynamischen Datenbank für klinische Immunomik erfasst, die auf Computerbiologie und maschinellem Lernen basiert, und zur Entwicklung und Vermarktung von klinischen Produkten und Dienstleistungen verwendet, die dann auf jeden einzelnen Patienten zugeschnitten sind.

Adaptive Bio gibt an, dass seine immunoSEQ-Plattform seit der Unternehmensgründung im Jahr 2009 von mehr als 125 Biopharma-Unternehmen und in über 480 klinischen Studien genutzt wurde.

Adaptive Bios clonoSEQ-Diagnosetest erkennt und überwacht die verbleibende Anzahl von Krebszellen, die sich während und nach der Behandlung im Körper eines Patienten befinden, was als minimale Resterkrankung bezeichnet wird. Inzwischen erhielt clonoSEQ von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Patienten mit multiplem Myelom und akuter lymphatischer Leukämie von B-Zellen zur Überwachung ihrer MRD anhand von Knochenmarksproben nach dem De-novo-Verfahren. Die staatliche Gesundheitsfürsorge Medicare übernimmt die Kostenerstattung für die Langzeitüberwachung bei multiplem Myelom und akuter lymphoblastischer Leukämie und auch mehrere Private Krankenversicherungen mit mehr als 68 Millionen Versicherten decken inzwischen die Kosten ab.

In diesen Bereichen hat Adaptive Bio namhafte Kooperationspartner, wie z.B. die Roche-Tochter Genentech, die letztes Jahr $300 Mio. in Cash an Adaptive zahlte. Und natürlich Microsoft, die nicht nur Partner hinsichtlich der Cloud sind, sondern für das Projekt immunoSEQ Dx auch erhebliche eigene Ressourcen einbringen: neben einem Investment von $45 Mio. in 2017 stellt Microsoft im Rahmen der Kooperationsvereinbarung rund 40 Mitarbeiter, die die zugrunde liegende KI (Künstliche Intelligenz) von Grund auf neu aufstellten, um sie auf Adaptives Erfordernisse auszurichten.

Und dieses Projekt ist die spannend(st)e Langfristperspektive, jenseits der mittelfristigen Wirkstoff-Hoffnungsträger: Ziel ist, einen universellen Bluttest zu erstellen, mit dem Ärzte das Immunsystem der Patienten ablesen und herausfinden können, gegen welche Krankheiten ihr Körper kämpft. Eine sehr aussichtsreiche Idee: denn da das Immunsystem die Bedrohungen erkennt und z.B. Antikörper bildet, kann man im Umkehrschluss hieraus erfahren, welche Krankheiten (Infektionskrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Krebs) den Körper heimsuchen - lange bevor sich ggf. Symptome bemerkbar machen. Ein Bluttest also, der eine Krebs-Früherkennung möglich macht. Und auf dieser Basis könnten dann frühzeitig Therapien und/oder Medikamente eingesetzt werden, bevor die Krankheit überhaupt zu einer Bedrohung für den Organismus wird.

Dieser Ansatz ist nicht nur aus Patientensicht gut, weil er die Heilungschancen drastisch erhöht, sondern er würde ebenfalls die Behandlungskosten massiv senken, denn je früher man eine Krankheit behandelt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass man sie stoppen kann und je geringer ist auch der Aufwand, den man zu ihrer Bekämpfung betreiben muss (Medikamente, Therapien, Operationen usw.).

Adaptive-CEO Chad Robins prognostiziert die Einführung des universellen Bluttests in sechs bis acht Jahren. Das ist noch eine lange Zeit und vermutlich wird Adaptive in der Zwischenzeit noch die eine oder andere Finanzspritze benötigen, um zum Ziel zu gelangen. Ich würde nicht davon ausgehen, dass die potenziellen Einnahmen aus den clonoSEQ-Kooperationen die nötigen Mittel alleine einspielen können.

Und aus diesem Grund ist Adaptive Biotechnologies für mich eine langfristig angelegte Spekulation und kein Value Investment, die ich mir mit rund einem Prozent Depotanteil leiste. Ich möchte, dass diese geniale Idee Erfolg hat, ich möchte das finanziell unterstützen und ich glaube an den Erfolg. Auch und wegen der starken Partner, wie Microsoft, und dass sich Andreas Halvorsen hier so stark engagiert ist ein weiterer Punkt, der mir Adaptive Biotechnologies schmackhaft gemacht hat.

Disclaimer: Adaptive Bio, Microsoft sind auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

3 Kommentare:

  1. Das wird mit Sicherheit ein Erfolg.

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  2. Hallo Michael,
    habe die adaptive bereits seit einiger zeit. hab heute gelesen, dass halvorsen bereits kräftig reduziert hat.
    zu den 20 mrd. immunrezeptoren muss ich sagen, dass adpt darauf patente hat. ingesamt sollen es bereits 30 mrd. rezeptoren sein.
    aber insgesamt sehe ich es genauso wie du -ein langfristinvest-
    lg

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    1. Vielen Dank für die Infos, Klaus.
      Halvorsen gehört zu der Gruppe von Aktionären, die insgesamt rund 8 Mio. Aktien zu einem Preis von $26,50 institutionellen Anlegern zum Kauf angeboten hatten. Er hat dabei selbst 4,9 Mio. Aktien abgeben bzw. 12,79% seines Aktienpakets. Er hält nun noch 33,5 Mio. Aktien bzw. 26,74% aller Anteile und diese Position macht einen 4,39% seines Portfoliowerts; sie ist damit weiterhin eine seiner größten Positionen.

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