Samstag, 24. Mai 2025

In der Börsenwoche 21/2025 waren die stärksten Kurstreiber in meinem Depot nicht nur Texas Pacific Land, Apollo Global, Blackstone, LendingClub, KKR - und CHAPTERS GROUP

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Diese Werte in meinem Depot verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche die stärksten Ausschläge:

📈 CHAPTERS GROUP +8,0 %
📉 MercadoLibre -4,9 %
📉 PayPal -5,0 %
📉 Mastercard -5,2 %
📉 Ares Management -7,6 %
📉 KKR -8,6 %
📉 LendingClub - 8,8 %
📉 Blackstone - 9,0 %
📉 Apollo Global Management -10,8 %
📉 Texas Pacific Land -12,7 %

Es war eine zum Ende hin panische Börsenwoche mit kräftigen Rücksetzer nach zuvor sechs positiven Abschlüssen. Der Volatilitätsindex VIX ist allerdings relativ moderat angestiegen von 17 auf 22 Punkte - das ist weit entfernt von seiner Spitze bei über 50 Punkten, die er Anfang April markierte, als Don Trump seine ersten Zoll-Bomben zündete. Und genau das hat er am Freitag wieder getan, allerdings traf es nicht China, sondern die EU, der er mit Strafzöllen von 50 % drohte. Der verblendete Zoll-Kreuzritter nimmt die nächsten Windmühlen aufs Korn...

An den Börsen kommt die US-Wirtschaftspolitik überhaupt nicht gut an und vor Trumps Zollkeule passierte ein "big beautiful bill" das Repräsentantenhaus, wie Trump es nannte. In seiner Wahrnehmung wurde er mit einem breiten, starken Mandat ausgestattet, in Wahrheit hatte das Gesetzt nur eine Mehrheit von einer Stimme. Und es muss noch durch den Senat, wo die Republikaner auch nur eine hauchzarte Mehrheit haben. Trumps Gesetz sieht massive Steuererleichterungen vor bzw. deren Fortsetzung und enorme Einschnitte bei den Sozial Schwächeren. Zudem werden einige Steuervorteile der Biden-Regierung, u.a. für Solaranlagenbetreiber, zurückgenommen. Unterm Strich sorgt das Gesetz für eine Vergrößerung des Haushaltsdefizits und bereits kurz zuvor hatte die Ratingagentur Moody's den USA die Bestnote als Schuldner entzogen - als letzte der drei großen Ratingagenturen (neben Standard & Poors und Fitch). Trump und seine Regierung sind entrüstet und bepöbeln Moody's, dabei ist der Schritt nur folgerichtig, da das Defizit inzwischen mehrere Billionen Dollar verschlingt - pro Jahr. Und da Trumps Politik zu deutlichen Steigerungen bei den Anleihezinsen führt, wird jeder neue Schuldendollar für die US-Regierung noch teurer und vergrößern das Haushaltsdefizit noch mehr. Zinszahlungen sind inzwischen deren größter Haushaltsposten noch vor Verteidigung - Tendenz stark steigend. Warren Buffett kauft unterdessen weiter fleißig kurzlaufende US-Staatsanleihen und hält inzwischen 5 % der US-Schatztitel. Die zwischenzeitlichen Kursverluste der Anleihen aufgrund der steigenden Zinsen tangieren ihn nicht, weil er einfach bis zum Ende der Laufzeit die Zinsen kassiert und die Anleihen dann zum Nominalwert (also einem Kurs von 100 %) zurückgezahlt werden. Anschließend kauft Buffett einfach die nächste Trance von kurzlaufenden US-Staatsanleihen - mit einem höheren Zinssatz. Bei Zinssätzen von über 5 % (die 30-jährihen US-Staatsanleihen schnellten inzwischen auf 5,15 % hoch) verdient er so ordentlich Geld, während er seinen Aktienbestand weiterhin reduziert.

Der Fear-and-Greed-Index ist von 71 auf 64 Punkte gesunken, signalisiert aber weiterhin "Gier".


Nun der Blick in mein Depot: Trumps Zollkeule traf vor allem meine Alternativen Asset Manager hart, deren Kurse allesamt um die 10 % einbrachen; insbesondere bei KKR werden die Auswirkung der Wirtschaftsturbulenzen auf die Erlösströme vom Markt aber kräftig überschätzt, da inzwischen fast 80 % der Einnahmen stetiger Natur sind, während 53 % des Kapitals langfristig zur Verfügung steht - ich habe dem entsprechend den neuerlichen Kurseinbruch zum Aufstocken meiner Position genutzt. KKR erscheint mir von allen Finanzinvestoren am breitesten aufgestellt zu sein und der Ansatz einer "modernen Berkshire" trägt hier schon seit einigen Jahren Früchte.

Ebenso heftig abwärts ging es bei Texas Pacific Land, weil die Konjunktursorgen wieder hochschnellten. Wirklich stark lief eigentlich nur - erneut - die CHAPTERS GROUP (neben meinem Depotspitzenreiter Rheinmetall). Hier war ich im Januar eingestiegen und bisher kann ich damit äußerst zufrieden sein, sowohl was die Entwicklung im Unternehmen angeht als auch des Aktienkurses.

Die CHAPTERS GROUP aus Hamburg fokussiert sich auf Vertical Market Software (VMS) Unternehmen im Bereich "Mission Critical Software". In diesen Nischenmärte hat man wenig(er) Konkurrenz durch große Player und/oder sogar Finanzinvestoren. Zudem ist der Wechselschmerz für Kunden sehr hoch bei wenig alternativen Anbietern, das erhöht die Stickyness und bietet Raum für Preiserhöhungen. Man hat inzwischen Themen-Plattformen gebildet, die selbständig ihre M&A-Aktivitäten steuern (Chapters hält 80 % an den Plattformen, die Manager 20 %), zudem expandiert man ins benachbarte Ausland (Frankreich, UK, Tschechien) und kann so an seinem Erfolgsrezept festhalten und sich auf relativ kleine Nischenmarkführer konzentrieren.

Der Investitionsansatz folgt dabei dem Prinzip, den Unternehmen ein neues Zuhause zu bieten - anders als bei Finanzinvestoren geht es also nicht um einen (schnellen) Exit. Der Großteil der Softwarefirmen der Welt stammt aus den 1980er bis 2000er-Jahren und deren Gründer/Chefs steuern Richtung Ruhestand. Bei so kleinen Firmen ist es nicht ganz so einfach, einen Nachfolger zu finden, der dann auch das Lebenswerk erhält und ggf. weiter ausbaut. Die CHAPTERS GROUP legt ihrem Fokus auf Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern und Umsätzen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich, die damit für größere Käufer zu klein und uninteressant sind - für Chapters ein Alleinstellungsmerkmal und damit entscheidender Wettbewerbsvorteil, der aufgrund niedrigerer Nachfrage die Kaufpreise vergleichsweise niedrig hält.

Quelle: wallstreet-online.de
Zuletzt gab es eine weitere Kapitalerhöhung, bei der die Großaktionäre voll mitgezogen haben - zu denen gehören neben CEO Jan-Hendrik Mohr u.a. Mitchell P. Rales, der 1984 Danaher mitgegründet hat, und inzwischen auch Spotify-Gründer Daniel Ek über sein Family Office Antheia. Und das frische Geld fließt zügig in profitable Zukäufe: Gerade hat man sein Financial Technologies-Segment verstärkt und sein Tochterunternehmen Fintiba mit Expatrio fusioniert. Der Zusammenschluss der beiden ermöglicht verstärktes Investment in Produkte für ausländische Studierende und Fachkräfte in Deutschland. Das neu geschaffenes Segment Financial Technologies erzielt nach Abschluss der Transaktion (Ende Mai) einen Pro-forma-Umsatz 2024 von 42 Mio. Euro und damit mehr als doppelt so viel wie zuvor.

Cashflow und Gewinn des Serial Acquirers steigen also weiter, nicht nur der Umsatz. Und so steigt auch die Innenfinanzierungskraft als Turbo für den Zinseszinseffekt im Unternehmen. Und wie Warren Buffett einmal erklärte, findet die Wertschöpfung im Unternehmen statt und das treibt dann auch den Kurs.

Die CHAPTERS GROUP ist dank nochmaligen Aufstockens und der Kurszuwächse inzwischen eine meiner größten Depotpositionen.


Mein Vermögen hatte sich den ersten Wochen des Jahres 2025 nach den Rekordzuwächsen in 2024 erstmal um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts - einen "Maximum Drawdown" von -25 % erlebt man auch nicht allzu oft (zum Glück!). Nach der mehrwöchigen Erholung lag ich Ende letzter Woche erstmals wieder im grünen Bereich, doch Trump schickte die Börsen und mein Depot nun wieder auf Talfahrt. Nach einem Wochenminus von -4,25 % liegt mein 2025er Vermögenszuwachs nun bei -1,25 % (YTD). 

Die von Trump bewusst lancierte Dollarschwäche hat US-Werte auf Euro-Basis fast 9 % gedrückt seit dem Jahresstart. Und da ich bewusst und weiterhin einen hohen Anteil an US-Werten im Depot halte, so um die 75 %, wirkt sich die Dollarschwäche natürlich entsprechend negativ aus - nicht nur in dieser Woche. 

Insgesamt kann ich nach zwei Rekordjahren hintereinander mit einer annähernden Vermögensverdopplung mit der Entwicklung weiterhin sehr zufrieden sein. Und das bin ich...

Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze, zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional höchst stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Hallo Michael, lieben Dank für deine Updates. Der Wochenrückblick, deine Gedanken dazu und die Ausführungen zu einem Thema lese ich sehr gerne.

    Bei der Chapters Group bin ich mit einer ersten Tranche eingestiegen, nachdem ich durch dich von ihr erfahren habe. Ich hatte gehofft, in den Turbulenzen, die Trump im März und vor allem April verursacht hat, bei einem marktbedingten Kursrückgang auf knapp unter 30 Euro mit einer Linit-Order aufstocken zu können. Leider, oder Gott sei Dank, erweist sich die CG als deutlich widerstandsfähiger gegenüber diesem Chaos, als ich gedacht hätte. Ds gesagt zwei Fragen an dich:

    Wo informierst du dich über die CG? Das neuste, was ich lesen konnte, war ein Bericht über ein Gespräch bei Börsengeflüster. Sonst hört man nicht so viel.

    Ich ärgere mich jetzt, dass mir die Kurse weglaufen. Ich nehme an, dass wenn sich an deiner Einschätzung nichts ändert, dass du bei Kursrücksetzern nachkaufst. Wie entscheidest du das? Machst du das nach Bauchgefühl oder hast du da Regeln bzw. ein System?

    LG
    Florian

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Florian,
      Informationsbeschaffung bei Nebenwerten ist oft gar nicht so einfach. Ich nutze gerne finanznachrichten.de, weil dort sehr viele Magazine, Blogs, News-Lieferanten usw. im Feed auftauchen und man diesen filtern kann, sowohl nach den bevorzugten Unternehmen als auch nach den News-Quellen (die Blacklist sortiert dann die zahllosen Spams, Scams und Bots aus). Auch zur CHAPTERS GROUP tauchen da regelmäßig News auf.

      https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-aktien/chapters-group-ag.htm.

      U.a. die News von EQS, über die ja die meisten deutschen Unternehmen ihre Corporate News und/oder Ad-hocs verbreiten lassen. Boersengefluester.de und intelligent-investieren.net findet man da übrigens auch. ;-)

      Eine gute Anlaufstelle ist meistens auch die Website des Unternehmens. Viele bieten hier einen News-Email-Service an. Sowas habe ich früher genutzt, heute eher selten. Ich habe finanznachrichten.de eigentlich immer in einem Browserfenster offen und schaue da regelmäßig rein.

      Was Nachkaufen/Aufstocken angeht, habe ich kein System, keine Regel. Wenn ich ein Unternehmen im Depot habe und es sich prächtig entwickelt (operativ), lasse ich die Aktie einfach laufen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich gerne mehr davon im Depot hätte - dann schaue ich mir die Bewertung kritischer an. Passt die (im Vergleich zu meinen mittelfristigen Wachstumserwartungen), kaufe ich die Aktie, gerne in volatilen Marktphasen dann auch in Panikmomenten.

      Mit Limits arbeite ich nicht (außer bei der Ordererteilung, um keine Fantasiekurse zu bezahlen). Wenn ich Aktien eines Unternehmens kaufen will, das pro Jahr um 15 % oder 20 % wächst, um dort über die nächsten Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte an Bord zu bleiben, dann machen 10 % mehr oder weniger beim Kaufkurs keinen großen Unterschied. Jedenfalls nicht im Vergleich zu den entgangenen Chancen, falls der Kauf scheitert. Allerdings versuche ich, nicht den Kursen hinterherzulaufen, also nicht an den Tagen zu ordern, wo die Meute die Kurse gerade hochpeitscht. In der Regel bekommt man die Aktien dann ein, zwei Tage später günstiger, weil erste Spekulanten Tagesgewinne mitnehmen.

      Ich erziele selten den besten Einkaufskurs. Aber... nach meiner Erfahrung zahlt sich Bottom-Fishing nicht aus. In der Theorie schon, aber in der Praxis zahlt man ordentlich drauf - wegen der entgangenen Chancen. Hat man ein herausragendes Unternehmen mit überdurchschnittlichen und langfristigen profitablen Wachstumsaussichten entdeckt, sollte man bereit sein, den (erhöhten) Preis zu zahlen. Die Chance zu verpassen, kostet viel mehr Geld (im Sinne der Opportunitätskosten), als ein etwas zu teurer Einkauf.

      Und ich glaube, dass die CHAPTERS GROUP zu diesen Unternehmen gehört. Daher war ich bereit, den Kursrücksetzer am Freitag (nach dem doppelt so starken Kurssprung am Tag zuvor) zum nochmaligen Aufstocken meiner Position zu nutzen. Auch wenn mein durchschnittlicher Einstandskurs und die Prozentangabe hinter meinem Aktienbestand nun weniger toll aussehen als zuvor. Diese beiden Daten interessieren aber niemanden auf der Welt außer mich (vielleicht) und irgendwann mein Finanzamt (ganz sicher). Ansonsten kann man/ich das ausblenden. Ob ich richtig liege, zeigt nicht der Kurs, sondern die Entwicklung des Unternehmens...

      Löschen