Samstag, 5. Juli 2025

In der Börsenwoche 27/2025 waren die stärksten Kurstreiber in meinem Depot nicht nur AreoVironment, Almonty, Sea Limited, Verve Group und CHAPTERS Group

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Dies waren in meinem Depot in der vergangenen Börsenwoche die größten Gewinner und Verlierer:

📈 Almonty Industries +8,7 %
📈 Verve Group +5,5 %
📈 CHAPTERS Group +4,3 %
📈 KKR +2,4 %
📈 Texas Pacific Land +0,7 %
📉 Costco -0,8 %
📉 Rheinmetall -0,9 %
📉 MercadoLibre -2,4 %
📉 Sea Limited -7,3 %
📉 AreoVironment -12,0 %

Es war eine vergleichsweise ruhige Börsenwoche, in der die US-Börsen neue Allzeithochs markieren konnten, während es in Deutschland leicht abwärts ging. Die Augen richten sich weiterhin auf das Ende der Deadlines für Trumps Zolldeals, insbesondere mit China und der EU, wo eine Einigung wohl noch in weiter Ferne ist. Anders mit Vietnam, wo ein Zoll-Deal verkündet wurde. US-Exporte unterliegen künftig keinem Zoll, während vietnamesische Produkte mit 20 % belegt werden und bei ausländischen und in Vietnam weiterverarbeiteten Produkten sind es doppelt so viel. Größter Erfolg für Trump ist allerdings, dass Vietnam erstmals überhaupt seinen Markt für US-Produkte öffnet. So simpel wird eine Einigung mit der EU wohl kaum aussehen können und auch nicht mit China. Mit dem Reich der Sonne gibt es zumindest leichte Entspannungstendenzen, denn beide beschleunigen die Umsetzung des in London vereinbarten Handelsabkommens. Die USA heben eine Reihe von restriktiven Maßnahmen gegen chinesische Waren auf bei Chipdesign-Software, Ethan und Flugzeugtriebwerken, während China seine Beschränkungen für Exporte von Seltenen Erden lockern wird.

Ach ja, Don Trumps "big beautiful bill" ist auch noch durch den Kongress gekommen, wenn auch denkbar knapp. Die Verschuldung wird also nochmals exzessiver, die Umverteilung von unten nach oben nochmals stärker und der Unmut der Bevölkerungen gegen Trump und seine Politik weiter ansteigen. Sowas von beautiful, aber echt...

Der Fear-and-Greed-Index ist von 64 auf 78 Punkte gestiegen und signalisiert damit nun "extreme Gier".

Nun der Blick in mein Depot, wo Kapitalmaßnahmen dominieren. Bei AeroVironment bin ich erst letzte Woche eingestiegen und konnte gleich über 40 % Zuwachs verbuchen. Das Unternehmen nutzt die Gunst der Stunde und rüstete seine Eigenkapitalbasis um 1,47 Mrd. USD auf durch zwei Maßnahmen. Es wurde (1.) eine Kapitalerhöhung durchgeführt, wobei etwas mehr als 3,5 Mio. Aktien zu einem Preis von 248 USD je Aktie emittiert und so rund 868 Mio. USD an frischem Eigenkapital eingenommen wurde. Und (2.) wurde eine Wandelschuldverschreibung ausgegeben im Volumen von 650 Mio. USD und einem Zinscoupon von 0 %. Der anfängliche Umtauschkurs liegt bei etwas mehr als 3,1 Aktien pro 1.000 USD Nennwert der Anleihen, was in etwa 322,40 USD je Aktie entspricht.

Mit 965 Mio. USD soll der Großteil des Kapitals für die Tilgung von Schulden verwendet werden; das senkt die Zinslast und stärkt somit das Finanzergebnis (und erhöht künftig die Gewinne). Der Rest ist für allgemeine Unternehmenszwecke bestimmt, darunter auch eine Ausweitung der Produktionskapazitäten.

Dem Aktienkurs schmeckte die Nachricht gar nicht und er tauchte Richtung des Emissionskurses ab. Was üblich ist und meistens nur von kurzer Dauer ist. Die Aktionäre werden durch die neuen Aktien "verwässert"; ihnen gehört also ein kleinerer Teil des Unternehmens und damit des Gewinns. Sie können das ausgleichen, indem sie selbst entsprechend zusätzliche Aktien kaufen. Auf der anderen Seite fließt dem Unternehmen frisches Geld zu, was es wertvoller macht. Aber die Mittelverwendung ist nicht klar und vor allem nicht, ob es wertstiftend eingesetzt wird. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die Wandelanleihe relativ zügig in Aktien getauscht wird und damit die Aktienbasis zusätzlich erhöht. Und diese Unsicherheiten drücken erstmal den Kurs. Und doch... obwohl AeroVironment damit zu den Wochenverlierern zählt, verbleiben auf Sicht von zwei Wochen noch rund 25 % an Kursplus. Zudem erlebt das Unternehmen gerade eine Auftragsboom und wird perspektivisch seine in letzter Zeit aufgestockten Produktionskapazitäten deshalb weiter ergänzen müssen - und das sind gute Nachrichten. Aus meiner Sicht also alles Bombe...

Auch bei Almonty Industries gibt es eine Kapitalmaßnahme. Es wird ein Reverse-Aktiensplit durchgeführt im Verhältnis 3:2 und damit werden 1,5 bisherige Aktien zu einer neue Aktie zusammengelegt. An der Höhe des Stammkapitals ändert sich nichts, es verteilt sich künftig nur auf weniger Aktien - deren Wert dadurch entsprechend steigt.

Üblicherweise sind Reverse-Stocksplits Verzweiflungsmaßnahmen von gestrauchelten Unternehmen, um ein Börsendelisting zu verhindern und/oder um wieder Kapitalerhöhungen durchführen zu dürfen. Dem entsprechend kommt das an der Börse nicht gut an. Anders bei Almonty, denn hier soll der Aktienkurs bewusst erhöht und sichergestellt werden, dass er nicht mehr unter 3,00 USD je Aktie fällt. Der Hintergrund hierfür ist, dass Almonty ein Listing an der NASDAQ anstrebt, wo dieser Kurs von 3 USD die Untergrenze für eine Notierung darstellt. Aktuell notiert die Aktie bei 3,25 USD, nach dem Reverse-Stocksplit wären es rechnerisch rund 4,85 USD - also ein deutliches Sicherheitspolster, das sicherstellt, dass die Aktie nach einer Notierungsaufnahme nicht wieder unter die Mindestmarke fällt und ggf. einem Delisting oder einer dann zwangsweise nötigen Kapitalmaßnahme entgegensteuert.

Der Kurs konnte von der Nachricht also profitieren und auf neue Höchstmarken klettern. Denn das NASDAQ-Listing dürfte dem Unternehmen, das zudem gerade seinen Sitz von Kanada in die USA verlegt, mehr Aufmerksamkeit bescheren und vor allem auch der Aktie. Zudem wird die Aktie durch das NASDAQ-Listing selbst zu einem viel attraktiveren Wertgegenstand, also ggf. als Tauschwährung bei Fusionen und Übernahmen. Und es gibt noch einen Nebenaspekt: dass Almonty in solch kurzer Zeit die rechtlichen Voraussetzungen für ein NASDAQ-Listing erfüllen konnte, zeugt von einer deutlich erhöhten Seriosität des Rohstoffunternehmens und dem absehbaren Ende als "Rohstoff-Explorer-Klitsche". Zudem sind IPOs in den USA gerade mal wieder angesagt und sorgen regelmäßig für satte Kursgewinne. Diese Erwartung könnte sich auch bei Almonty konkretisieren, denn operativ läuft es inzwischen ja hervorragend.

Aber... als Folge des Reverse-Stocksplits werden die alten Aktien unter ihrer ISIN CA0203981034 aus dem Verkehr gezogen und durch neue Aktien mit der ISIN CA0203987072 ersetzt. Die Maßnahme wird am 7. Juli umgesetzt und damit am Montag auch in den Depots deutscher Anleger vollzogen. Also nicht wundern, wenn ggf. der Kurs um 33 % in die Höhe schießt, man hat auch ein Drittel weniger Aktien im Depot, denn am Wert des Unternehmens ändert sich hierdurch nichts. Und doch... die Erfahrung zeigt, dass es bei manchen Depotbanken bzw. Brokern mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, bis die Umbuchung erfolgt ist und die neuen Aktien handelbar sind. Grund für Panik gibt es deswegen nicht.

Meine hoch gewichteten Alternativen Asset Manager KKR und Apollo haben ihre Erholung weiter fortgesetzt. Finanzinvestoren sollen auf unverkauften Assets von einer Billion USD sitzen, erklärte Reuters in einem Report. Die Verunsicherung an den Märkten hat viele Fusionen und Übernahmen ausgebremst und den Finanzinvestoren entgeht damit viel Geld, mit dem sie ihre Investoren auszahlen könnten. Diese ausbleibenden Gelder wiederum limitieren deren Möglichkeiten, neue Investorengelder zur Verfügung zu stellen. Insofern ist der Rückgang bei neu eingeworbenen Investorengeldern kein Ernstfall, sondern einfach nur logisch. Und dennoch ein auf Dauer untragbarer Zustand. Daher profitieren Apollo, KKR und ihre Peers von der Wiederbelebung des Neuemissionsmarkts in den USA. Nachdem einige IPOs enorme Zeichnungsgewinne verbuchen konnten, ist das Interesse der Anleger an IPOs sprunghaft angestiegen. Daher werden nun viele Unternehmen für Börsengänge an NYSE oder NASDAQ angemeldet und auch international werden verstärkt Exits über die Börse gewählt. Dabei wird zumeist nur ein Teil verkauft, so dass die Finanzinvestoren künftig dosiert weitere Anteile verkaufen werden. So kommt frisches Geld in die Kassen und es werden zumindest anteilig auch Erfolgsprovisionen fällig. Gut möglich also, dass die Finanzinvestoren in der nun frisch beginnenden Earnings Season positiv überraschen.

Costco ist teuer – so lautet das Mantra an der Börse. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn Costco hat in den letzten 15 Jahren einen Total Return von 2.320 % aus Kursgewinnen und Dividenden für seine Aktionäre eingespielt, während es der S&P 500 im selben Zeitraum "nur" auf 633 % brachte. Wir haben gerade den Kurseinbruch zur Aufstockung unserer Position genutzt, denn Costco hat in dieser Zeitspanne seinen Free Cashflow von 1,50 auf 7,30 Mrd. USD erhöhen können und seinen Return on Invested Capital (ROIC) von 10 auf 25,7 %. Costco wurde also immer effizienter und profitabler. Die Kapitalrendite von Costco ist dabei inzwischen annähernd doppelt so hoch wie die von Walmart oder Target und übertrifft sogar die Kapitalrendite von Amazon im Asset-light E-Commerce-Segment. Zudem erzielt Costco langfristig konstant höhere ROIC-Margen, während die meisten Einzelhändler damit zu kämpfen haben, ihren ROIC wenigstens stabil zu halten. Costco wird also zurecht höher bewertet und hat dennoch ein enormes Zukunftspotenzial – und bleibt der Sektorfavorit!
"Langfristig ist es die Kapitalrendite eines Unternehmens und nicht die Entwicklung der Quartalsgewinne, die die Kursentwicklung maßgeblich bestimmt. Und die Kapitalrendite eines Unternehmens hängt maßgeblich von der Wettbewerbssituation innerhalb seiner Branche ab."
(Edward Chancellor)
Rheinmetall profitiert weiter von der neuen "Lust an Aufrüstung". Die NATO-Mitglieder haben sich bei ihrem Treffen auf eine kräftige Aufrüstung geeinigt. Bis 2035 soll jeder der 32 Mitgliedsstaaten einen Anteil von mindestens 3,5 % seines BIP für klassische Militärausgaben aufwenden und darüber hinaus weitere 1,5 % für Ausgaben rund um die Sicherheit. Rheinmetall profitiert mittel- und langfristig als einer der größten Auftragnehmer in Europa. Ab sofort beginnt die Produktion zentraler Teile des Tarnkappenbombers F-35. Hier hat die Bundesregierung soeben die erste Tranche von 35 Stück freigegeben, die in den nächsten Jahren den Tornado ersetzen sollen. Des Weiteren rüstet Rheinmetall sein Werk in Berlin-Wedding von Automotive auf die mechanische Bearbeitung von Munitionsbestandteilen um, reduziert also im Konzern den kriselnden Automotive-Bereich zugunsten der boomenden Rüstungssparte.

Texas Pacific Land und Viper Energy leiden aktuell unter dem deutlichen Einbruch des Ölpreises. An den langfristigen Aussichten unserer beiden Royalty-Plays im Permian Basin ändert sich hierdurch nichts und die Erlöse dürften trotz des Ölpreisrückgangs weiterhin ordentlich sprudeln.

Meine beiden Onlinepowerhäuser MercadoLibre und Sea Limited konnten ihren Höhenflug zuletzt nicht fortsetzen und haben in den letzten Tagen konsolidiert. Beide sind auf dem erreichten Kursniveau nicht mehr billig, aber dennoch mittel- und langfristig aussichtsreich.

Mein Vermögen hatte sich den ersten Wochen des Jahres 2025 nach den Rekordzuwächsen in 2024 zunächst um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts - einen "Maximum Drawdown" von -25 % erlebt man auch nicht allzu oft (glücklicherweise). Seit einigen Wochen schwankt meine Depotrendite um die Nulllinie; auf das vorherige starke Wochenplus gab es nun einen leichten Rückgang um -0,75 %. Meine 2025er Vermögensveränderung liegt nun bei +2,5 % (YTD).

Die von Trump bewusst lancierte Dollarschwäche belastet US-Werte auf Euro-Basis seit dem Jahresstart mit rund 11 %. Und da ich einen hohen Anteil an US-Werten im Depot halte (knapp 50 %), wirkt sich die Dollarschwäche natürlich entsprechend zusätzlich negativ auf die Performance aus.

Insgesamt kann ich nach zwei Rekordjahren hintereinander samt annähernder Vermögensverdopplung mit der Entwicklung weiterhin sehr zufrieden sein. Und das bin ich...

Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.

SPOILER: Die Ausgabe zum 2. Quartal erscheint Anfang nächster Woche...
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Cosco: wie und wo kann es weiter wachsen, wenn schon fast alle amerikanischen Haushalte es nutzen? Die Mitgliedschaftsbeiträge seien ja die größten Gewinnbeiträger?

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    1. In den USA gibt es knapp 132 Mio. Haushalte und Costco hat dort 78,4 Mio. zahlende Mitglieder. Die Anzahl ausgegebener Karten liegt deutlich höher, weil es auch Haushalte mit mehreren Karten gibt.

      Richtig ist, dass es in den USA kein endloses Wachstum der Mitgliedzahlen mehr geben kann, auch wenn noch viele Regionen unerschlossen sind. Zudem mehren sich die Kundenrückmeldungen über zu lange Warteschlangen und/oder zu volle Parkplätze, so dass Costco künftig geringere Einzugsgebiete für seine Länden kalkuliert - so macht man bestehende Kunden glücklich(er), ohne den Bestandsläden zu viel Umsatz wegzunehmen, und gleichzeitig starten neue Läden mit einem größeren Bestandsvolumen an Mitgliedern und werden schnell profitabel.

      Und dann sollte man nicht übersehen, dass Coscto-Mitglieder ja nicht 100 % ihres täglichen Bedarfs bei Costco decken; eine Analyse aus März 2023 gibt folgendes an: "Im Durchschnitt machen Costco-Kunden etwa 23 Einkaufsbesuche pro Jahr und besuchen den Großhandelsclub alle zwei bis drei Wochen. Etwa 11 % der Ausgaben des durchschnittlichen Costco-Käufers werden bei dem Einzelhändler getätigt, was in etwa dem entspricht, was die durchschnittliche Person bei Amazon ausgibt." (Quelle)

      11 % des Einkaufsvolumens bedeutet, dass Costco auch bei seinen bestehenden Mitgliedern noch 89 % als "adressable market" hat, wenn man sein Produktsortiment entsprechend optimiert. Natürlich wird man nie 100 % erreichen, aber jeder einzelne Prozentpunkt macht gleich Milliarden an Umsätzen aus, ohne höhere Kosten zu verursachen.

      Auf lange Sicht liegen die großen Expansionsmöglichkeiten natürlich im Ausland; Kanada und Mexiko als angrenzende Länder, aber auch UK, Japan, China. Hier ist noch (beinahe) endloses Wachstum möglich...

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