Kauft man eine Aktie kauft man ein Unternehmen - jedenfalls einen kleinen Teil davon. Weshalb messen Value Investoren, wie Warren Buffett, dieser Unterscheidung zwischen Aktie und Unternehmensanteil aber so einen großen Wert bei?
Das liegt an der Psychologie und am Verhalten der Menschen, die von Natur aus wankelmütig sind. Wir neigen zu Stimmungsschwankungen und so empfinden viele Menschen Freude, wenn ihre Aktien steigen und sind gereizt oder geraten gar in Panik, wenn die Börsenkurse fallen. Doch wer den Börsenkurs zum entscheidenden oder sogar einzigen Gradmesser dafür macht, ob er ein gutes oder mieses Investment getätigt hat, kann nur scheitern. Jedenfalls als Investor, vielleicht nicht als Spieler.
»Kaufe keine Aktien, beteilige dich an einem Unternehmen. Spekuliere nicht, investiere!«(Warren Buffett)
Man muss sich von diesem Denken lösen, denn es wird einem ansonsten immer im Weg sein und einen davon abhalten, nachhaltig und langfristig mit seinen Investments eine wirklich gute, überdurchschnittliche Performance zu erzielen. Anstatt mit Aktien zu handeln, sollte man Miteigentümer werden, ein Mitunternehmer. Wer es schafft, seine Einstellung zu seinen Investments zu verändern, ändert auch seine Ergebnisse...
Das ist natürlich einfacher gesagt als getan, denn beim Thema Geld regieren Emotionen, es ringen Angst und Gier miteinander. Rein rationale Entscheidungen zu treffen, erfordert Disziplin. Die gute Nachricht ist, dass es ans uns selbst liegt, und zwar nur an uns. Wir können unsere Sichtweise ändern, unseren Blickwinkel, unser Mindset.
Wir sollten Aktien nicht als Wetteinsätze missinterpretieren, sondern sie als das erkennen, was sie eigentlich sind: Anteile an Unternehmen. Und wir sollten entsprechend mit ihnen umgehen, sie richtig Wert schätzen. Genau so, als würde die Firma nicht an der Börse gehandelt, sondern man würde einem Fremden Geld dafür geben, dass man Anteile an dessen GmbH erwerben darf. Dazu muss man zum Notar und nach der Beurkundung des Kaufvertrages wird dieser im Handelsregister eingetragen - und man wird die Anteile nur los, wenn man einen Käufer dafür findet. Man ist also langfristig in dem Unternehmen investiert und an das Unternehmen gebunden.
»Value Investoren sollten ihre Investments nicht als Aktien verstehen, die den täglichen Schwankungen des Marktes unterliegen, sondern als Teileigentum an den zugrunde liegenden Unternehmen.«
Was würde man tun, bevor man ein solches Wagnis einginge? Man würde sich ausführlich mit dem Unternehmen beschäftigen, sich mit den Alteigentümern unterhalten, dem Geschäftsführer, sich die Bilanzen der letzten Jahre ansehen und sich prägende unternehmerische Entscheidungen erläutern lassen. Kurz: man würde das Unternehmen und seine neuen Partner auf Herz und Nieren prüfen, bevor man ihnen Geld für einen Teil Ihrer Geschäftsanteile gibt.
»Denke nicht in Kursbewegungen, denke in Geschäftsergebnissen.«(Warren Buffett)
Und beim Erwerb von Aktien? Da lassen die meisten Leute eben diese Vorsicht fahren und stürzen sich ohne Analysen, ohne Recherchen und ohne Nachzudenken in ein Abenteuer. Nicht umsonst kritisiert Warren Buffett, dass die Leute sich intensiver mit den technischen Ausstattungsmerkmalen ihres neuen Fernsehers beschäftigen würden, als mit denen ihrer neuen Unternehmensbeteiligung.
Doch gibt es dafür eine plausible Rechtfertigung? Nein, es ist schlichtweg Leichtsinn und Unvermögen! Ist denn das entscheidende Kriterium für ein Investment die Rechtsform des infrage kommenden Unternehmens? Ist es entscheidend, ob man sich an einer GmbH oder einer AG beteiligt? Oder kommt es eher darauf an, dass es sich um ein erfolgreiches Unternehmen handelt? Mit steigenden Umsätzen, einem gesunden Cashflow, steigen Gewinnen und einem wachsenden Unternehmenswert?
»Die Börse ist nur der Marktplatz. Die Wertschöpfung findet im Unternehmen statt.«(Warren Buffett)
Ich denke, wir alle kennen die Antwort. Erfolgreiche Investoren machen ihre Hausaufgaben, bevor sie auch nur einen Cent investieren. Sie kaufen nicht die Aktie aufgrund ihrer Kursbewegungen, sondern das Unternehmen wegen seiner Geschäftsergebnisse und -aussichten. Und genau das sollte man auch auch als Anleger tun, um an der Börse langfristig Erfolg zu haben. Werdet Partner in einer Unternehmung, begleitet es durch die schwierigen und die gewinnbringenden Phasen seines Lebens und profitiert von seiner Entwicklung. Sucht euch dazu robuste Unternehmen aus, mit einem fähigen Management und bewährten Geschäftsmodell, mit Preissetzungsmacht und absehbar steigenden Cashflows und Gewinnen. Denn entscheidend für den nachhaltigen Anlageerfolg ist nicht die kurzfristige Kursbewegung der Aktie, sondern die langfristige Performance des Unternehmens. Und der Kurs wird mit der Zeit diese operative Performance und die daraus resultierende Wertsteigerung reflektieren. Wenn der Wert der Aktie steigt, steigt auch ihr Kurs - egal, ob die Spekulanten ihn zwischenzeitlich mal in Über- oder Untertreibungen reiten. Als Miteigentümer des Unternehmens kann man solche Phasen einfach ignorieren. Und das sollte man auch...
Meine Lese-Tipps
▶ "Buffett. Die Geschichte eines amerikanischen Kapitalisten" von Roger Lowenstein
▶ "Das Tao des Warren Buffett" von Mary Buffett und David Clark
▶ "Die Essays von Warren Buffett: Die wichtigsten Lektionen für Investoren" von Lawrence A. Cunningham
▶ "Investieren mit Warren Buffett. Sichere Gewinne mit der Fokus-Strategie" von Robert G. Hagstrom
▶ "So liest Warren Buffett Unternehmenszahlen" von Mary Buffett und David Clark
▶ "So macht es Warren Buffett: 24 einfache Anlagestrategien" von James Pardoe
▶ "Warren Buffett. Das Leben ist wie ein Schneeball" von Alice Schroeder
▶ "Warren Buffett – Der Jahrhundertkapitalist" von Gisela Baur
▶ "Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie." von Robert G. Hagstrom
••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus August 2012
Einmal mehr kann man dem Altmeister der Börse nur zustimmen. Es macht auch einen riesen Unterschied ob man in einen Fonds investiert wo hunderte oder gar mehrere tausend Unternehmen zusammengefasst sind denn nur in der Einzelaktie bekommt das Investment ein Gesicht. Man verfolgt das Tagesgeschehen ganz anders wenn "mein" Unternehmen in den Nachrichten und Schlagzeilen auftaucht,bei einem Fonds geht so etwas unter.
AntwortenLöschenMir macht das investieren in gute Unternehmen unheimlich Spaß,es bereichert den eigenen Horizont und man setzt sich mit Nachrichten - egal ob Politik oder Wirtschaft - ganz anders auseinander als Leute die nirgends investiert sind. Man fängt auch an gewisse Entwicklungen und Ereignisse in einem anderen Kontext zu sehen wenn die eigenen Investments involviert sind,selbst dann wenn sie nicht unmittelbar direkt betroffen sind. Ich kann nur jedem raten sich auf diese spannende Reise zu begeben denn es lohnt sich nicht nur finanziell (so man es richtig macht) sondern man profitiert selbst als Persönlichkeit.