Mittwoch, 17. April 2019

Mit der Softbank Group in unterbewerte Visionen investieren

Beim japanischen Beteiligungs- und Venture Capital-Konzern Softbank Group wurden Anleger zuletzt mit widersprüchlichen Nachrichten konfrontiert. So mussten sie die Nachricht verdauen, dass es in den USA bei der Fusion bzw. Übernahme seiner Telekom-Tochter Sprint durch T-Mobile (US) auch im dritten Anlauf erhebliche Bedenken gibt. Schlechte News für Softbank, denn Sprint verliert in den USA weiter Marktanteile - vor allem an T-Mobile. Und wie in Deutschland steht dort die Versteigerung von 5G-Lizenzen an und der dann folgende enorme Investitionsbedarf zum Aufbau des 5G-Netzes. Das möchten die Nummer drei und vier in den USA gerne zusammen machen.

Auf der anderen Seite elektrisieren momentan Milliarden-IPOs die Wall Street. Und das beflügelt auch die Phantasie bei der Softbank Group...


Nachdem die Rocket Internet-Tochter Jumia und Lyft an die Börse rasten, gelang nun auch Pinterest ein fulminanter Börsengang und ein satter Aufschlag von 25% zum Handelsstart. Und mit Uber steht der vielfach größere Lyft-Konkurrent unmittelbar in den Startlöchern. Für Softbank winken hier hohe Gewinne, denn man war auf dem Hochpunkt des Skandals um den damaligen CEO und Mitgründer Travis Kalanick Ende 2017 mit rund 15% bei Uber eingestiegen und konnte die Anteile damals mit saftigem Rabatt einsammeln. Uber wurde bei Softbanks Einstieg mit 40 Mrd. Dollar bewertet, während Uber zum IPO nun mit bis zu 120 Mrd. Dollar bewertet werden könnte. Eine Verdreifachung des Einsatzes in weniger als anderthalb Jahren, und zwar im Milliardenbereich, das wäre schon eine echte Hausnummer. Was auch die Google-Mutter Alphabet erfreuen würden, denn die halten etwas mehr als 5% an Uber.

Kurz vor dem IPO hat der 100 Mrd. Dollar schwere Investmentarm Softbank Vision Funds, an dem Softbank selbst 25% hält, sich mit einer Milliarde Dollar an Ubers Einheit für autonomes Fahren beteiligt. Softbank setzt stark auf dieses Segment und hatte erst vor einem halben Jahr gemeinsam mit Toyota eine Mobilitätsfirma namens Monet gegründet, die ab 2020 autonome Fahrzeuge anbieten soll. Daneben hat Softbank knapp 2,25 Mrd. Dollar in die Division von General Motors investiert, die selbstfahrende Autos entwickelt und in Grab und Didi (ein chinesischer Uber-Clon) investiert. Aber auch in Halbleiterfirmen wie ARM und Nvidia, die führend sind bei Chips für Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data, sowie weitere 940 Mio. Dollar in das Startup Nuru von zwei ehemaligen Google-Managern, das autonom fahrende Mini-Vans entwickelt.

Der koreanisch-stämmige Softbank-Günder und CEO Masayoshi Son gilt als zweitreichster Asiate und baut seine Telekom-Beteiligungsgesellschaft gerade zu Venture Capital-Powerhouse um. Der Telekombereich wurde denn auch vor einiger Zeit erfolgreich separat in Japan an die Börse gebracht.

Die Softbank Group ist in den vier Geschäftsbereichen Mobilfunk, Internet, Robotik und Energie tätig und unter dem Dach der Holding finden sich inzwischen mehr als 1.000 Tochtergesellschaften. Zu diesen gehören u.a. der US-amerikanische Mobilfunker Sprint, Yahoo Japan (48%), Alibaba (29,5%; im Jahr 2000 für 20 Mio. Dollar gekauft), NVIDIA, ARM, Japans drittgrößter Telekomkonzern Softbank KK (Softbank-Anteil 63,15%) und auch der Asset Manager Fortress Investment Group LLC, den man 2017 für 3,3 Mrd. Dollar übernahm.

In den Softbank Vision Funds steckte Softbank selbst 25 Mrd. Dollar, Saudi Arabien hat 45 Mrd. Dollar beigesteuert und weitere Milliarden-Spritzen kamen von Apple, Qualcomm, Foxconn und Sharp. Son hat hier einen Hebel geschaffen, und kann so größere Investments eingehen bei nur 25% Eigenkapitalanteil seitens der Softbank Group. Für Softbank fallen hierfür Provisionen ab und solche Geschäftsmodelle liebe ich ja ohnehin. Interessante Investments des Vision Funds sind u.a. WeWork, Slack (Anteil: 7,3%) oder Auto1. Nicht mehr dabei ist die indische Flipkart, in das Son 2,5 Mrd. Dollar investiert hatte und das nach kurzer Zeit von Walmart übernommen wurde. Der Vision Funds konnte seinen Anteil für 4 Mrd. Dollar veräußern. An Nvidia hält der Vision Funds 4,4% der Anteile und hat kürzlich angekündigt, diese zur Disposition zu stellen.

Softbanks Achillesferse ist die enorme Verschuldung von knapp 160 Mrd. Dollar. Die günstigen Zinsen spielen dem Unternehmen nach wie vor in die Karten, aber diese offene Flanke muss das Unternehmen angehen. Der Umbau weg von einem Telekomdienstleister hin zu einer Beteiligungsfirma ist ein wesentlicher Schritt, aber nicht der einzige. Dass einzelne Töchter separat an der Börse gelistet werden, erhöht die Transparenz und bringt darüber hinaus frisches Geld in die Kasse. Die Telekom-Tochter "Softbank KK" brachte beim IPO in Japan Mitte Dezember 2018 rund 18 Mrd. Dollar ein für einen Anteil von 36,85%. Die restlichen 63,15% der aktuell mit rund 45 Mrd. Dollar bewerteten Tochter hält weiterhin die Mutter Softbank Group.


Meine Einschätzung

Mit der Softbank Group setzt man auf den Visionär Son, der frühzeitig auf chinesische Wachstumsunternehmen gesetzt hat (Alibaba) und Milliarden in aufstrebende Technologie-Unternehmen pumpt. Solange die Börsenlage sich nicht nachhaltig eintrübt und die Zinsen nicht deutlich ansteigen, ist weiterhin viel Geld auf der Suche nach Ideen und Softbank verdient sich hier eine goldene Nase. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass jeweils ein Teil des eingenommenen Geldes auch zum Abbau der erheblichen Verschuldung eingesetzt wird. Damit meine ich nicht zwangsläufig in absoluten Zahlen, sondern relativ betrachtet zum Wert des Gesamtunternehmens. Sehr positiv ist, dass Softbank nicht (mehr) nur auf Exit-Erlöse angewiesen ist, sondern durch operative Gewinne der Töchter und durch die Provisionen aus dem Management des Vision Funds regelmäßige Einnahmen generiert.

Disclaimer
Softbank Group befindet sich in meinem Depot und nun auch auf meiner Beobachtungsliste. Ebenso Alphabet und Rocket Internet.

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