Donnerstag, 20. Juli 2023

Im Fokus: JPMorgan Chase - The King of Banking

In diesem Kurzportrait geht es um JPMorgan Chase & Co, die als größte Bank der USA auch als die am besten positionierte amerikanische Bank gilt. Ihre Anfänge gehen auf das Jahr 1871 zurück, als John Pierpont Morgan und Anthony Joseph Drexel das Bankhaus Drexel, Morgan & Company gründeten, das ab 1895 als J. P. Morgan & Company firmierte. J.P. Morgan galt als größter Bankier seiner Zeit, der sogar im Alleingang Börsencrashs beenden konnte.

Im Jahr 2000 fusionierte das Bankhaus mit der Chase Manhattan Bank und seitdem firmiert die inzwischen größte US-Bank als JPMorgan Chase & Co. 2004 kaufte JPM dann für 58 Mrd. USD die fünftgrößte Bankengruppe der USA, die Bank One. Anschließend fungierte man während der Finanzkrise als Retter, als man im März 2008 die strauchelnde Investmentbank Bear Stearns übernahm, die durch die Pleite zweier Hedge Fonds selbst in eine existenzbedrohende Schieflage geraten war. Kurze Zeit später kollabierte Lehman Brothers und die US-Notenbank FED drängte JPM, die von der Pleite bedrohte größte US-Sparkasse Washington Mutual zu übernehmen.

Auch wenn selbst JPMorgan Chase mit 30 Mrd. USD Staatsgarantien auf Unterstützung angewiesen war, stand die führende US-Bank in der Finanzkrise vergleichsweise solide dar und war am Ende einer der größten Gewinner. Ihr guter Ruf in Kombination mit einer vergleichsweisen soliden Bilanz machte JPM zum stärksten Rettungsanker während der Globalen Finanzkrise. Und auch in der jüngsten 'kleinen Finanzkrise' übernahm man die Regionalbank First Republic Bank bzw. 'im Wesentlichen all ihre Vermögenswerte': also Kredite im Wert von 173 Mrd. USD, Wertpapiere über 30 Mrd. USD und Kundeneinlagen von 92 Mrd. USD. Verkäufer war die US-Bankenaufsicht FDIC, unter deren Kontrolle die First Republic Bank zuvor gestellt worden war. Die FDIC rechnet mit rund 13 Mrd. USD an eigenen Kosten durch die Rettungsmaßnahme.

The King of Banking: Jamie Dimon

An der Spitze von JPMorgan Chase steht seit Anfang 2006 Jamie Dimon. Er war als Chef der übernommenen Bank One an Bord gekommen und führte dann die Großbank erfolgreich durch die Finanzkrise. Für die Bank erwies sich die Übernahme der Bank One somit gleich als doppelter Glückgriff. Mit Warren Buffett ist er seit langem befreundet und dieser hält ihn für einen der besten Banker der Welt. Buffett meinte einmal, er betrachte Dimons Briefe an die Aktionäre von JPMorgan als "beste Informationsquelle über den gesamten Bankensektor". Wohl zu Recht...

Der Bankgigant agiert global und gilt als Vorzeigebank mit starkem Risikomanagement. Besonders stark ist JPMorgan im Investment Banking und Kapitalmarktgeschäft und gehört zu den Vorreitern in Sachen Digitalisierung.

"Das Bankensystem als Größe im Verhältnis zur Weltwirtschaft wird immer kleiner. (...) Inzwischen hat man 80 % des Hypothekengeschäfts außerhalb des Bankgeschäfts und es gibt eine immer größere Menge an Privatkrediten außerhalb des Bankwesens (...) und es werden immer mehr Bereiche, einer nach dem anderen, die das Bankgeschäft verlassen, weil sie draußen günstiger behandelt werden. Und die Aufsichtsbehörden (...) irgendwann werden sie die Banken aus dem Bankgeschäft herausreguliert haben."
(Jamie Dimon, 2020)

Gemäß Einstufung durch das Financial Stability Board gehört JPMorgan Chase zu den 30 systemrelevanten Großbanken und trägt als Spitzenreiter sogar den Titel der systemrelevantesten Bank der Welt. Daher unterliegt sie einer besonderen strengen Überwachung und hat höchste Anforderungen an die Ausstattung mit Eigenkapital zu erfüllen.

"Das ist eine gute Nachricht für Hedge-Fonds, Private Equity, Private Credit, Apollo, Blackstone. Und sie tanzen in den Straßen."
(Jamie Dimon, 2023)

Der große Einfluss von Zinsen und Kapitalmarkt

Großen Einfluss auf das Geschäft haben die Zinsentwicklung und die des Kapitalmarkts. Über Jahre sind die Zinsen gesunken und haben zu einem Schrumpfen der Zinsmarge geführt und damit die Ergebnisse gesenkt. Die Zinswende der US-Notenbank führt nun zum gegenteiligen Effekt, so dass die Bank mit Kreditvergaben wieder deutlich mehr Geld verdient, während sie bei Spareinlagen keine entsprechend starken und damit teuren Zinsanhebungen vornehmen muss. Anfang 2022 lagen die Zinssätze der FED noch bei 0 %, anderthalb Jahre später bei 5,00 bis 5,25 %.

Auf der anderen Seite belasten die höheren Notenbankzinsen die Wirtschaft zunehmend und das reduziert die Kreditnachfrage und erhöht das Risiko von Kreditausfällen. Hierfür muss JPMorgan Chase zunehmend höhere Rückstellungen bilde, die sich negativ auf das Ergebnis auswirken. Weiterer Nebeneffekt der Zinswende sind die taumelnden Börsenkurse, was zu geringerer Übernahmeaktivität der Unternehmen und in der Folge geringeren Provisionen im M&A-Geschäft der Bank führt.

Während die Erträge im Asset Management und Investment Banking in der gegenwärtigen Lage also sinken, steigen sie bei den Kreditkarten- und Handelsgebühren an. JPMorgan Chase ist hier unangefochtener Marktführer und erzielt insbesondere bei den in den USA beliebten Kreditkarten hohe und stetige Zinserlöse

Beeindruckende Profitabilität

Quelle: wallstreet-online.de
Unter den größten US-Banken weist JPMorgan Chase die höchste Nettomarge auf, auch wenn diese seit Ende 2020 von 30 auf 21 % im 2. Quartal zurückgegangen ist, sofern man einen Einmaleffekt sowie die Übernahme der First Republic Bank außen vor lässt; ansonsten wären es 25 % gewesen nach 23 % im 1. Quartal. Entsprechend hoch ist die Eigenkapitalrendite, die mit 13,8 % branchenweit führend ist.

Ohne die First Republic Bank lag das Ergebnis je Aktie im 2. Quartal bei 3,95 USD und damit immer noch 43 % über dem Vorjahresniveau, was vor allem auf einen Anstieg der zinsunabhängigen Erträge um 5,8 Mrd. USD zurückzuführen ist, der höhere Aufwendungen und höhere Kreditkosten mehr als kompensierte. Die zinsunabhängigen Erträge lagen mit 1 Mrd. USD ebenfalls um 6 % über dem Vorjahresniveau. Unterm Strich wurde ein Nettoergebnis von 14,5 Mrd. USD erzielt.

Die durchschnittlichen Einlagen wuchsen im 2. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 2,9 % auf 67,9 Mrd. USD an, wobei sowohl die zinstragenden als auch die nicht zinstragenden Einlagen zunahmen, obwohl diese von einem Beitrag von 47,2 Mrd. USD aus der FRC-Übernahme profitierten. Aber auch ohne FRC stiegen die durchschnittlichen Einlagen gegenüber dem Vorquartal um etwa 1 %.

Infolge erhöhter Margen sowie höherer Zinssätze hob JPM seine Prognose für das Net Investment Income (NII) für das Gesamtjahr um etwa 4 % an von rund 84 Mrd. USD auf rund 87 Mrd. USD. Der Gewinnzuwachs beim NII dürfte allerdings nur vorübergehend sein, da die Zinsen für Einlagen mit einer gewissen Verzögerung zu den Zinsen für Kredite aufschließen werden und damit die Margenexpansion wieder zusammenschrumpfen lassen. Unterm Strich ist zu erwarten, dass die Gesamteinlagen in den kommenden Quartalen einen 'bescheidenen Abwärtstrend' aufweisen werden, da die quantitative Straffung der Zentralbanken fortgesetzt wird.

Attraktiver Dividendenzahler

JPMorgan Chase zahlt regelmäßig Dividenden und wendet gleichzeitig viel Geld für Aktienrückkäufe auf, was den Aktienkurs tendenziell stützt und den Gewinn je Aktie erhöht.
 
JPMorgan Chase ist immer ein verlässlicher Dividendenzahler gewesen, abgesehen von der Finanzkrise; doch selbst 2009 und 2010 konnte eine Mindestdividendenausschüttung von 5 Cents je Aktie aufrechterhalten werden. Seit Wiederaufnahme der regulären Dividendenzahlungen in 2011 mit 0,25 USD wurde diese inzwischen vervierfacht, wobei sie in den letzten 10 Jahren um durchschnittlich 15,1 % pro Jahr erhöht wurde und in den letzten 5 Jahren immerhin noch um 12,3 %.

Die Ausschüttungsquote liegt bei etwa einem Drittel des Gewinns und ist damit einerseits gut abgesichert und bietet andererseits Spielraum für künftige Dividendenerhöhungen. Die Dividendenrendite ist mit 2,8 % attraktiv und bezogen auf den Free Cashflow liegt die Rendite sogar bei 3,2 %.

Disclaimer: Habe JPMorgan Chase weder auf meiner Beobachtungsliste noch im Depot/Wiki.

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