Die UET United Electronic Technology AG ist ja eine meiner ältesten Turnaround-Spekulationen im Depot und ich hatte sie zuletzt wegen der Aufnahme in mein Turnaround-Wiki erwähnt: "Hier habe ich mich privat bereits 2016 erstmals mit einer kleinen Position eingekauft und liege gut 350 % im Plus. Aber es ist ein sehr zäher Weg zur finanziellen Gesundung und noch immer gibt es beträchtliche Risiken. Vor einem Jahr ist die Blackstone Group zum Großaktionär geworden (23 % Anteil), allerdings wohl nicht ganz freiwillig, sondern man hatte 3,5 Mio. Aktien von Palace Park Investments Ltd übernommen, die inzwischen liquidiert wurden. Vermutlich war Blackstone dort Kreditgeber und bekam die UET-Aktien im Rahmen der Verwertung von Sicherheiten, so dass man dies nicht überbewerten sollte. Und doch mehren sich bei UET die positiven Signale".
Heute gab es nun Zahlen zum 2. Quartal und 1. Halbjahr 2023 und die können sich - wie von mir erwartet - echt sehen lassen. Und doch dürfte das erst das Ende des Anfangs sein, um Winston Churchill zu bemühen...
Die UET verzeichnet weiterhin starke Nachfrage nach Systemen und Dienstleistungen zum Ausbau von Kommunikationsinfrastruktur für Fest- und Mobilnetze inklusive der kritischen Infrastruktur und erzielte in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2023 ein Umsatzwachstum von 70 %. Der konsolidierte Halbjahresumsatz der UET-Gruppe beträgt 34,352 Mio. nach 20,215 Mio. Im ersten Halbjahr 2022. Im 1. Quartal hatte der Umsatz noch bei rund 14 Mio. Euro gelegen, im 2. Quartal waren es bereits gut 19 Mio. Passend dazu steig der Auftragseingang weiter an auf 57,5 Mio. Euro zum 30. Juni 2023 nach 52,5 Mio. per Ende Dezember 2022. Für die UET-Gruppe ist dies der höchste Wert seit dem Jahr 2010.
Das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) belief sich im ersten Halbjahr auf insgesamt 3,585 Mio. Euro und konnte damit um insgesamt 5,442 Mio. Euro gegenüber der gleichen Vorjahresperiode erhöht werden, als es noch mit einem Minus von -1,857 Mio. Euro aus dem Rennen ging. Als Grund für das erfreuliche Ergebnis verweist der Vorstand auf das starke Wachstum und das abgeschlossene Projekt zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Lieferketten.
Für das Gesamtjahr 2023 plant die UET-Gruppe weiterhin mit einem zweistelligen Umsatzwachstum und einem positiven und im Vergleich zum Vorjahr gesteigerten operativen Ergebnis. Das klingt angesichts der bereits eingetüteten Erfolge als ordentlich tiefgestapelt. Aber... nach den vielen Jahren des Niedergangs und der Umsatz- und Ergebnisverfehlungen sind mir konservative, solide Prognosen lieber und zeigen das neue Maß an Seriosität, die die UET inzwischen zu bieten hat.
CEO Werner Neubauer kommentierte die Zahlen so: "Für das laufende Gesamtjahr sind wir sowohl in Europa als auch Lateinamerika mit Auftrags- und Ergebnisentwicklung sowie mit neuen Projekten zufrieden und haben die Investitionen in neue Technologien und Supply Chain-Kapazitäten fortgesetzt. Unsere Kunden rüsten ihre Netzwerke weiter auf. Netzwerkinnovationen mit unseren Fokusthemen Netzsicherheit, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Netzbetrieb nehmen in der Telekommunikationsindustrie weiterhin an Bedeutung zu."
Meine Einschätzung
Der Turnaround nimmt zunehmend Gestalt an und schlägt sich inzwischen auch in den Geschäftszahlen nieder. Die mittelfristigen Perspektiven sind positiv, der Bann von Huawei beim Ausbau der 'kritischen' Infrastruktur erhöht die Nachfrage nach den Angeboten von UET auch in Deutschland.
Als Kritikpunkt wird zuletzt gerne die bald fällige Wandelanleihe ins Feld geführt, die vermutlich zu einer nicht unerheblichen Verwässerung führen dürfte. UET hatte Ende 2020 eine Wandelanleihe in Höhe von 3,0 Mio. Euro begeben und 'bei institutionellen Anlegern' platziert. Es waren wohl eher UET-Insider, die der UET - wie schon öfter in den Vorjahren - finanziell unter die Arme gegriffen haben. Die Wandelanleihe hat eine Laufzeit bis Ende 2023 und einen Zinskupon von 6 %. Die Mittel wurden zur Refinanzierung einer bestehenden Anleihe in selber Höhe verwendet, wodurch damals der Zinsaufwand gesenkt werden konnte - in der wirtschaftlich prekären Lage des Unternehmens war das eine willkommene Entlastung. Im Falle einer Wandlung werden je 1.000 Euro Anleihe 1.000 Aktien zum rechnerischen Nennwert von 1,00 Euro je Aktie begeben.
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Quelle: wallstreet-online.de |
Aus meiner Sicht also kein Kritikpunkt, sondern eher ein Grund zum Applaudieren. Mit der Wandlung wird die Eigenkapitalbasis gestärkt und damit die Basis für das künftige Wachstum verbreitert. Ich denke, meine Turnaround-Spekulation UET wächst in den nächsten Jahren völlig aus dem Krisenmodus heraus und das dürfte sich auch in steigenden Aktienkurs niederschlagen. Doch eines bleibt weiterhin am meisten gefragt: Geduld.
Hinweis: UET ist ein sehr marktenger Wert; wer hier Aktien ordern möchte, sollte mit Limits arbeiten und ggf. in Blöcken kaufen/verkaufen, um den teilweise beträchtlichen Spreads auszuweichen.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenUeT verfolge ich auch schon seit ein paar Jahren und bin auch dort investiert. Ich bin von der Geschäftsführung beeindruckt wie sie es geschafft hat das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen!
Aus meiner Sicht spiegelt der Kurs bei weitem nicht den Wert des Unternehmens. Aus meiner Sicht ein guter Zeitpunkt um einzusteigen oder um nachzukaufen!
Gruß
Stefan
Hr Neubauer war und ist ein großer Aktionär. Genauso aktionärsfreundlich war auch in den letzten Jahren die Strategie. Jetzt ist der Knoten geplatzt. Gratuliere!
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