Sonntag, 10. September 2023

Vermögenswirksame Leistungen: Aktiensparplan für Arbeitnehmer mit 20% Extrarendite

Börsenlegende Bernard Baruch brachte unser Dilemma mit dem Geld treffsicher auf den Punkt:

(Bernard Baruch)

Dabei sind natürlich diejenigen gekniffen, die nicht groß geerbt haben oder üppig beschenkt wurden. Alle anderen können nicht einfach ihr Geld anlegen und damit relevante Einnahmen erzielen aus Zinsen oder Dividenden. Wer kaum Geld auf der hohen Kante hat, muss für seinen Lebensunterhalt arbeiten. Und dabei verdienen sich die meisten kein großes Vermögen zusammen - aber ein kleines Vermögen kann schon drin sein und Vater Staat greift hierbei durchaus fürstlich unter die Arme. Wenn man es denn richtig anstellt.

Konkret geht es um die sog. Vermögenswirksamen Leistungen, mit denen der Staat normal- und gering verdienenden Arbeitnehmern beim Vermögensaufbau unterstützt. Und zwar durch die Arbeitnehmersparzulage, die bei der Anlage in Aktien oder ähnlichen Vermögenswerten 20 % auf die Sparrate beträgt. Zusätzlich zu der Rendite, die man ohnehin mit den Aktien erzielt! Zudem regeln viele Tarifverträge, dass der Arbeitgeber auch noch einen Teil der Sparrate übernimmt. Klingt jetzt nicht so schlecht, oder?

Ein paar Voraussetzungen muss man allerdings schon erfüllen, wenn man an die Zulage kommen will:
  1. Man muss Arbeitnehmer sein.
  2. Das zu versteuernde Einkommen in dem Kalenderjahr, für das man die Arbeitnehmersparzulage beantragt, darf 40.000 Euro nicht überschreiten (bei Verheirateten 80.000 Euro, wenn beide Arbeitnehmer sind).
  3. Das Geld muss durch den Arbeitgeber in förderfähige Investment-Sparverträge eingezahlt werden.
  4. Es sind max. 480 Euro pro Jahr bzw. 40,00 Euro im Monat) zulagenbegünstigt.
    Achtung: Bei anderen Anlageformen gelten ggf. andere und Zulagenprozente!
Damit ist klar, das Instrument der Vermögenswirksamen Leistungen richtet sich vor allem an Auszubildende, Berufsanfänger und Niedrigverdiener. Also genau diejenigen, die zumeist der Überzeugung sind, sie könnten von ihrem geringen Einkommen kein Geld zurücklegen. Aber wer das wirklich will, der schafft das auch. Natürlich nicht ohne Einschränkungen, klar, aber genau deshalb setzt der Staat hier ja einen Extraanreiz. Um das unmöglich erscheinende doch möglich zu machen.
»Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.«
(Götz Werner)

Arbeitgeberanteil? Muss man sich schon selbst holen...

Es gibt sogar noch einen weiteren Punkt, der die Sache zusätzlich schmackhaft machen kann. Denn oftmals zahlt der Arbeitgeber zumindest einen Teil der Sparbeiträge! Dieser sog. Arbeitgeberanteil ist im jeweiligen Tarifvertrag festgeschrieben oder aber der Arbeitgeber zahlt ihn auf freiwilliger Basis.

Nachfragen bei Arbeitgeber lohnt, denn dieser ist nur dann zur Zahlung verpflichtet, wenn ihm der Arbeitnehmer einen VL-fähigen Sparvertrag vorlegt! Wer sich also nicht kümmert, verzichtet nicht nur auf die Arbeitnehmersparzulage, sondern sogar unter Umständen sogar auf ihm zustehendes Bruttoarbeitsentgelt! Und das wäre doch ganz schön blöd, oder?

Übrigens, wenn der Arbeitgeber weniger als die 40,00 Euro pro Monat übernimmt oder auch gar nichts, kann der Arbeitnehmer trotzdem die VL-Leistungen in Anspruch nehmen. Er kann nämlich die Differenz oder auch den ganzen Betrag von seinem Bruttogehalt eingehalten und vom Arbeitgeber in den VL-Vertrag einzahlen lassen. Dann entsteht ebenfalls der Anspruch auf die Sparzulage.

Arbeitnehmersparzulage

Damit der Sparvertrag förderfähig ist, muss er einige Voraussetzungen erfüllen. Die wichtigste ist, dass der Sparer vor Ablauf von sieben Jahren ab Vertragsbeginn nicht an das Geld heran kommt. Das ist deshalb so geregelt, weil der Zweck der staatlichen Förderung ja der Vermögensaufbau ist. Und der braucht eben etwas Zeit. Von den sieben Jahren Mindestlaufzeit werden sechs Jahre lang die Sparraten eingezahlt und ein Jahr lang ruht der Vertrag. Am Ende dieser sieben Jahre zahlt das Finanzamt auf einen Schlag alle in diesem Zeitraum erworbenen Ansprüche auf die Arbeitnehmersparzulage in den Vertrag ein - bei sechs Jahren und max. 80 Euro Sparzulage pro Jahr sind das immerhin 480 Euro geschenkt oben drauf!

Da der Vertrag nur sechs Jahre lang bespart wird, obwohl er sieben Jahre läuft, kann man bereits nach Ablauf der sechs Jahre einen Folgevertrag abschließen und in diesen die VL-Beiträge einzahlen lassen.

150.000 Euro bis zur Rente möglich!

80 Euro Arbeitnehmersparzulage im Jahr klingt nicht nach viel Geld. Aber es gibt ja noch den 'Nebeneffekt', dass man kontinuierlich monatlich Geld anspart. Wenn man z.B. mit 19 Jahren beginnt und das VL-Sparen in Aktien konsequent durchzieht bis zur Rente mit 67 Jahren (das sind 8 VL-Verträge zu jeweils 6 Ansparjahren), spart ja monatlich konsequent 40,00 Euro in Aktien und Aktien bringen auf lange Sicht rund 7 % Rendite pro Jahr. Lässt der VL-Sparer diese Gelder unangetastet in dem Vertrag liegen, kriegt er nicht nur am Ende jeweils hierein die 480 Euro Sparzulage gezahlt, sondern der Gesamtbetrag zahlt sich jedes Jahr mit zusätzlichen 7 % aus. In Summe kommt man mit allen Beträgen nach diesen 48 Jahren auf knapp 175.000 Euro, die sich über die Zeit angesammelt haben. Auch dank des Zinseszinseffekts!

Wenn man auf den Faktor Zeit setzt, ist es auch für Geringverdiener möglich, mit kleinen Beiträgen ein stattliches Vermögen anzusparen und so im Alter eine schöne Zusatzversorgung zur staatlichen Rente zur Verfügung zu haben.

Fazit: Wer VL nicht nutzt, verschenkt bares Geld - und die Extra-Renditechancen des Aktienmarkts!

P.S.: Man kann auch in Sparverträge, insbesondere Bausparverträge, VL-fähig sparen; dann gelten allerdings niedrigere Förderhöhen (9 %, max. 43 ANS pro Jahr).

P.P.S.: Ich zeige hier mal die Entwicklung meines eigenen VL-Depots, das ich 2014 gestartet habe, als ich mein Vermögen in meine GmbH übertragen habe. Arbeitsnehmersparzulage erhalte ich zwar nicht (mehr), aber ich zahle weiterhin die monatlichen Raten ein. Am Anfang war dies ein einmaliger Betrag, der aus mehreren Monatsbreiträgen bestand, um rechnerisch so dazustehen, als hätte ich seit Januar 2014 eingezahlt, und Mitte 2020 habe ich die monatliche Rate von 40 Euro auf 100 erhöht.






Die Entwicklung zeigt den Effekt des stetigen Sparbeitrags und die des Zinseszinseffekts, weil der der Anteil der Kursgewinne am Gesamtbetrag zunimmt; bei mir sind es inzwischen rund 40 %, wobei der Effekt noch größer wäre, wenn ich die ersten sechs Jahre auch schon 100 Euro monatlich eingezahlt hätte und nicht 'nur' 40 Euro. Und das 'Börsenseuchenjahr 2022' kann man auch gut erkennen: Obwohl stetig 100 Euro ins VL-Konto flossen, legte der Depotwert nicht zu, denn der Kurs des zugrundeliegenden ETFs hat in dieser Zeit ordentlich nachgegeben, so dass die frischen Gelder nur mal gerade so den Kursverlust eskomptieren konnten. Auch solche Phasen gibt es, aber die tun nicht so weh, weil man ja in solchen Zeiten mehr Anteile für den gleichen monatlichen Sparbetrag erhält. Und wie positiv sich das dann auswirkt, wenn sich die Börsen wieder berappeln, sieht man am starken Wertzuwachs seit Januar 2023. Stärker war der Anstieg nur im 'Börsenboomjahr 2021'.

Das Prinzip ist klar: Stetiges Einzahlen durch alle Marktphasen hindurch und dieses Geld dann einfach möglichst lange arbeiten lassen. So einfach geht Rendite! ツ

••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Juni 2015.

14 Kommentare:

  1. Selbst wenn man keine Förderung kriegt und der Zuschuss vom Arbeitgeber so gering ist das sich Anlagen in Fonds nicht lohnen sollte man das Geld mitnehmen. Es gibt auch einfache Banksparpläne fürs VL-Sparen. Nach der Laufzeit von 7 Jahren kommen da ja auch ein paar hundert Euro zusammen.

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  2. Ich habe selbst so einen VL-Aktiensparvertrag laufen, auch wenn ich keine Arbeitnehmersparzulage (mehr) erhalte; zumindest für 2014 und 2015 konnte ich jeweils €80 abgreifen, die mir 2021 ins VL-Konto gutgeschrieben werden (umgerechnet also 4 "kostenlose" mtl. Sparraten). Hatte Anfang 2014 ein entsprechendes Konto bei ebase eröffnet (damals eine Tochter der Comdirectbank) und zahle seitdem jeden Monat €40 ein; bisher waren das in Summe €2.960. Hinzu kommen die wieder angelegten (thesaurierten) Ausschüttungen, ab gehen die jährl. Gebühren (€12 Jahresgebühren und 12x€0,08 für die 12 mtl. Kaufabrechnungen). Als Ertrag seit 1.1.2014 wird aktuell €1.684,89 ausgewiesen, also 57%. Alleine das hat sich schon gelohnt, den welche andere Sparform hätte in 6 Jahren und 2 Monaten eine solche Rendite eingebracht? Sparbuch/Tagesgeld jedenfalls mit Sicherheit nicht.

    Ach ja, es kommt bzgl. der Rendite natürlich auch darauf an, welchen Aktienfonds/ETF man sich aussucht. Ich habe mich damals für den iShares Dow Jones Global Titans 50 (DE) entschieden (ISIN: DE0006289382). Ziemlich gute Wahl aus heutiger Sicht. Und ich bleibe dabei, zahle dort weiterhin fleißig ein...

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  3. Sehr guter Artikel und ich kann auch nur jedem empfehlen, die VL zu nutzen ob nun mit oder ohne staatlichen Zuschuss. Alleine der Arbeitgeberzuschuss ist in Ordnung und man kann eine kleine Summe aufbauen.

    @Michael,
    ich frage mich wie deine Meinung zu Wasserstoffaktien ist und warum entsprechend noch keine in der Depotübersicht zu sehen sind?

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  4. Wenn ich das richtig sehe, geht es auch hier um eine sogenannte Brutto-Umwandlung. Hier sollte man dann auch noch durchrechnen, in wie weit das wiederum die normale Rente kürzt, denn die Umwandlung mindert die Berechnungsgrundlage für die Rente!
    Soweit habe ich das noch im Hinterkopf oder wurde hier in den letzten Jahren noch was verändert?

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    1. Ne, bei Vermögenswirksamen Leistungen geht es nicht um eine Gehaltsumwandlung. Es ist eine "freiwillige" Leistung des Arbeitgebers, die er seinen Angestellten aus eigenem Antrieb oder aufgrund tarifvertraglicher Regelungen anbietet. Grundlage ist das 5. Vermögensbildungsgesetz.

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  5. Ich glaube es geht darum, wenn der Arbeitgeber z.B. nur 25 Euro zahlt, dass man freiwillig auf 40 Euro aufstocken kann. Die paar Euro würde ich bezüglich Rente ignorieren. Wer jünger als 40 ist sollte sowieso nicht mehr fest mit einer Rente rechnen...

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  6. VL ist ja wirklich nur Kleingeld aber der Arbeitgeber zahlt mit und dann macht auch spaß :)

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  7. ...vorausgesetzt der AG zahlt mit!!! Mein AG (ca. 300MA) zahlt grundsätzlich keine VWL sondern bietet nur ein komisches Konstrukt zur betrieblichen Altersvorsorge über den AG an. Wenn man dann mal den AG wechselt, will meist der neue AG diese AV nicht weiterfördern, weil er wieder ein anderes AV-Produkt anbietet und der Anbieter nur am Vertrieb daran interessiert ist. Ein VL-Aktiensparvertrag lohnt sich somit für mich nicht (würde auch keine AN-Sparzulage erhalten weil Einkommen >39.000€)

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  8. Ich habe einen Bausparvertrag(bekomme 1% Zinsen) inklusive Riester Zulagen(175€ im Jahr) und VL(AG zahlt 15€) und überlege den in einen Fondsparplan umzuwandeln(da ich schon ein Haus habe), die LBS sagt aber das man dann für die Fond einen 5%igen Ausgabeaufschlag zahlen muss, macht das dann noch Sinn, wenn von den monatlich 40€ erstmal 5% abgezogen werden und der Fond kostet dann ja auch noch Geld...? PS der Bausparvertrag macht nur einen sehr kleinen Teil meines Vermögens aus.

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    1. Ob es einen Ausgabeaufschlag gibt oder welche Depotkosten anfallen, hängt vom jeweiligen Anbieter ab. Aktienfonds über die LBS... da wäre ich nie drauf gekommen.

      Eine Möglichkeit könnte aber doch auch sein, den VL einfach "beitragsfrei" zu stellen und weiterlaufen zu lassen (die Riester-Einzahlungen haben ja mit VL und Arbeitsnehmersparzulage nichts zu tun). Und ergänzend dann einen neuen Aktien- bzw. Fonds-VL-Vertrag woanders abzuschließen und künftig diesen zu befüllen und so die höhere ANS abzugreifen?

      Einfach mal VL-Anbieter googeln. Ich bin damals bei ebase gelandet, als die noch eine Tochter der comdirect waren. Und bin noch immer bei ebase. Da zahle ich irgendwie 3,- Euro Depotgebühr im Quartal und je VL-Kauforder 0,20 Cent. Ich finde, das hält sich im Rahmen.

      Bin bei ebase schon seit deutlich mehr als 10 Jahren Kunde und mein "Arbeitgeber" (also meine eigene GmbH) überweist monatlich 100 Euro als Sparrate. Als VL und für die ANS werden natürlich nur 40 Euro davon angerechnet und die ANS bekomme ich nur in den Jahren, wo ich mein zu versteuerndes Einkommen niedrig genug halten kann.

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  9. danke für die info, hab nächsten Monat noch einen Termin bei der LBS wegen umändern von Bausparvertrag auf Fondsparplan, mal schauen was die genaueres sagen zu den Kosten. Wenn man den VL-Vergleich anschaut, scheint Finvesto (Ebase) ja am besten zu sein.

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  10. Hallo Michael,
    super Artikel,
    Auch ich habe das VL - Sparen seit meinem Arbeitantritt 1995 als Arbeitnehmer begonnen und die Zuschläge vom Staat seitdem regelmäßig "mitgenommen" - habe den Zinseszinz aber deutlich effektiver genutzt (habe aber dabei auch höhe Risiken in Kauf genommen):
    Immer wenn die Festanlegungszeit von 7 Jahren rum war, habe ich das Geld herausgenommen und in deutlich attraktivere Dividenden-Aristrokraten (z.B. Coca Cola) und weitere atraktive Dividenden-Werte (z.B. Royal-Dutch Shell) sowie seit etwa 2012 auch in BDC's (Main Street, Gladestone Captial, ...) angelegt - mit einer deulich höheren Kapitalrendite als der Fond, den ich im VL-Vertrag hatte. Durch die häufigeren Zinsauszahlungen (1/4-jährlich in amerikanischen Aktien, bzw. monatlichen Auszahlungen bei einigen BDC's) bekommt der Zinsenzinseffekt einen gehörigen Schub nach oben (sorry, - aber deutlich steiler als bei Deiner Zinseszinzkurve).

    Liebe Grüße, Reginald

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  11. Hallo zusammen, das Thema interessiert mich auch. Ich bekomme auch keine Förderung. Mein Arbeitgeber zahlt 13,26 Euro VWL. Würde auch gerne ein VWL Vertrag abschließen, weiß aber nicht welchen. Bei Fonds sind mir die Gebühren zu hoch und bei Bausparverträge die Zinsen zu niedrig.
    Könnt Ihr da etwas empfehlen?
    Vielen Dank.

    Gruß
    Jürgen

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    1. Moin Jürgen,
      Du könntest ja den Arbeitgeber veranlassen, 40 oder 50 Euro im Monat zu überweisen, also seinen AG-Anteil plus noch einen eigenen Anteil von Dir oben drauf.

      Ich habe mich seinerzeit (2014) für diesen ETF entschieden: iShares Dow Jones Global Titans 50 UCITS ETF (DE) - EUR DIS ETF (WKN: 628938).

      Die Verteilung ist dabei schon auf die Big-US-Techs fokussiert, was in den letzten 10 Jahren aber eher ein Plus war.

      7,890 % APPLE
      7,570 % MICROSOFT
      6,520 % AMAZON
      6,460 % NVIDIA
      4,280 % ALPHABET (A)
      3,720 % ALPHABET (C)
      3,680 % TESLA
      3,460 % META PLATFORMS
      2,380 % EXXON MOBIL
      2,350 % UNITEDHEALTH
      51,690 % übrige Positionen

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