Montag, 8. August 2016

Squeeze-outs: Birgt das Scherzer-Portfolio unerkannte Millionenpotenziale?

Die Nebenwerte-Beteiligungsgesellschaft Scherzer & Co. habe ich schon seit gut drei Jahren auf meiner Empfehlungsliste und mit knapp 48% Performance hat sie sich in dieser Zeit ganz passabel geschlagen und konnte nach einer längeren Konsolidierungsphase endlich die Marke von €1,75 nachhaltig überwinden.

Der von der Gesellschaft jeweils zum Monatsende veröffentlichte Net-Asset-Value (NAV) notiert per Ende Juli bei €1,96 und damit gute 5% oberhalb des aktuellen Börsenkurses von €1,85. Und hier könnte noch beträchtliches Potenzial schlummern...

Das aktuelle Scherzer-Portfolio
Die zehn größten Aktienpositionen der Gesellschaft zum 31. Juli 2016 nach Positionsgröße geordnet sind:

  • GK Software AG,
  • W&W Wüstenrot und Württembergische AG,
  • freenet AG,
  • Lotto24 AG,
  • Mobotix AG,
  • Allerthal-Werke AG,
  • Data Modul AG,
  • MAN SE (Vorzüge),
  • Pfeiffer Vacuum AG,
  • Manz AG.

Scherzer & Co. hat die Mehrheit an der Horus AG übernommen
Daneben gibt es bei einer kleinen, unbeachteten Beteiligung Interessantes zu vermelden, der börsennotierten Horus AG. Diese ist wie Scherzer & Co. selbst ein Beteiligungsunternehmen mit Fokus auf Value Investments. Mit einer Marktkapitalisierung von gerade einmal knapp über €3 Mio. spielt sie natürlich in einer viel niedrigeren Liga als Scherzer & Co. Interessant ist dieses Investment deshalb, weil Horus ihren NAV zum Halbjahr 2016 mit €1,42 je Aktie ausweist, der Aktienkurs aber um die €1,20 pendelt, also mit einem Abschlag von gut 15%. Für Scherzer & Co. ist dies beachtlich, weil man seinen Horus-Anteil durch Übernahme des von der Allerthal-Werke AG gehaltenen Pakets und durch ergänzende Zukäufe mittlerweile auf einen Anteil von 76% ausgebaut hat. Dies gab Horus-Aufsichtsratsmitglied Dr. Georg Issels, auch Vorstand von Scherzer & Co., auf der Horus-Hauptversammlung Ende Juli bekannt. Hier schlummert also noch einiges an Potenzial und vielleicht wird es irgendwann eine Komplettübernahme von Horus durch Scherzer & Co. geben. Das wäre mal eine Squeeze-out-Spekulation mit anderen Vorzeichen...

Halbjahresergebnis
Das erste Halbjahr 2016 wurde nach vorläufigen Zahlen mit einem Verlust abgeschlossen. So liegt das Halbjahresergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei €-1,10 Mio. (+€3,54 Mio.) und das Ergebnis vor Steuern (EBT) beträgt -€1,13 Mio. (+€3,46 Mio. ). Zum Ergebnis des ersten Halbjahres trugen im Wesentlichen die realisierten Kursgewinne von €0,91 Mio. sowie Zuschreibungen in Höhe von €0,52 Mio. bei. Das Ergebnis aus Stillhaltergeschäften lag bei €0,71 Mio und es wurden Dividenden in Höhe von €1,18 Mio. vereinnahmt. Dem gegenüber standen stichtagsbedingte Abschreibungen in Höhe von €3,53 Mio. und der Zinssaldo betrug -€0,03 Mio., während der betriebliche Aufwand bei €0,92 Mio. lag.

Dieses Ergebnis ruft auf den ersten Blick natürlich keine Begeisterungsstürme hervor, allerdings gibt es einige Besonderheiten zu beachten. Denn größere Gewinne fährt Scherzer & Co. immer dann ein, wenn man eine Beteiligung wieder auflöst, ggf. bei einer Firmenübernahme. Unterjährig gibt es ansonsten eher nur kursbezogene Zu- oder Abschreibungen. Und zum Stichtag der Halbjahreszahlen , dem 30. Juni, taumelten die Börsenkurse infolge des Brexit-Votums, während sie sich inzwischen wieder gefangen haben und neuen Höchstständen entgegenstreben. Für die Bewertung einer solchen Beteiligungsgesellschaft wie Scherzer & Co. ist es daher sinnvoll, anstelle auf das Jahresergebnis und das daraus resultierende KGV lieber auf die Entwicklung des NAV abzustellen, also des Nettovermögenswertes.

Und das versuchen wir dann mal, denn neben dem von Scherzer & Co. selbst monatlich ausgewiesenen NAV gibt es noch einige weitere Besonderheiten zu berücksichtigen, die den Scherzer-NAV-Ansatz sogar noch konservativer erscheinen lassen könnten, als er es nach HGB-Regeln ohnehin schon ist.

Hoher Verkaufserlös winkt
Scherzer & Co. hat Ende Juli einen Vertrag zur Veräußerung ihrer Beteiligung an der FIDOR-Bank AG unterzeichnet. Dieser Vertrag steht noch unter einer Reihe von aufschiebenden Bedingungen; Scherzer & Co jedoch geht davon aus, dass der Vollzug der Vereinbarung nach Eintritt der aufschiebenden Bedingungen im vierten Quartal 2016 erfolgen wird. Dies wird bei der Scherzer & Co. AG zu einem zahlungswirksamen Ertrag in Höhe von ca. €2,9 Mio. vor Steuern führen und so den Nettoinventarwert (NAV) um ca. €0,10 je Aktie erhöhen, also um mehr als 5%.

 Scherzer & Co. AG (Quelle: finanzen.net) 
Eine Schatztruhe voller Nachbesserungsrechte
Und damit kommen wir zu den interessanteren Perspektiven. Denn neben den reinen Beteiligungswerten verfügt Scherzer & Co. auch über eine größere Anzahl an sog. Nachbesserungsrechten. Diese entstehen, wenn bei Firmenübernahmen der neue Mehrheitsaktionär die verbliebenen Minderheitsaktionäre herausdrängt, also einen Squeeze-out durchführt. Wie sich bei Squeeze-outs mit langem Atem sicher Geld verdienen lässt, habe ich bereits vor einiger Zeit erläutert, und Scherzer & Co. ist in diesem Bereich sehr aktiv - und ziemlich erfolgreich.

Wert der Nachbesserungsrechte etwa €0,40 je Scherzer-Aktie
Die Scherzer & Co. AG besitzt per Ende Juli 2016 Nachbesserungsrechte (Abfindungsergänzungsansprüche) entsprechend eines Andienungsvolumens von €95,5 Mio. Je Aktie ergibt dies ein Andienungsvolumen von €3,19. Rechnet man nur mit den zuletzt durchschnittlichen erzielten 12,5% als Nachbesserungsrendite, würden sich diese mit immerhin €0,40 je Scherzer-Aktie niederschlagen. Hierbei handelt es sich um potenzielle Ansprüche, die sich aus der Durchführung von gerichtlichen Spruchstellenverfahren im Nachgang von Strukturmaßnahmen von Aktiengesellschaften ergeben. Nun werden nicht alle geltend gemachten Ansprüche zu Geld, denn nicht selten geht man im Spruchstellenverfahren leer aus. Manchmal gelingen aber auch spektakuläre Nachbesserungen, wie z.B. bei der Bayer-Schering-Übernahme. Und dann klingelt die Kasse richtig.

Allerthal-Werke AG und RM Rheiner Managament AG
Mitte Juli fand die Hauptversammlung der Allerthal-Werke AG statt, einem Unternehmen, das die gleiche Strategie fährt wie Scherzer & Co., und an dem Scherzer rund 23% der Anteile hält bzw. fast 300.000 Aktien. Daher kommt man nicht nur in den Genuss der Rekorddividenden von €1,15 je Aktie (Vorjahr: €0,50), sondern man hat auch Teil am hohen Bestand an Andienungsrechten, die die Allerthal-Werke AG selbst angesammelt hat. Und ähnlich verhält es sich mit der RM Rheiner Management AG, an der Scherzer & Co. knapp 30% hält.

Weshalb ich gerade auf diesen Punkt so abstelle, hat einen Grund. Der ausführliche Allerthal-HV-Bericht von GSC-Research birgt interessante Informationen, auch für Scherzer-Aktionäre.

»Das bestehende Nachbesserungsportfolio (der Allerthal-Werke AG) enthält zudem weitere interessante Chancen. In den vergangenen Wochen hat ein Gutachten in der AXA Konzern-Spruchstelle im Markt für Fantasie gesorgt, da der gerichtliche Gutachter eine Nachbesserung um 90 Euro ermittelt hat. Auch wenn ein Gutachten noch lange keine endgültige und rechtskräftige Entscheidung darstellt, zeigen sich die erheblichen Chancen aus diesem Geschäftsmodell. Wenn es klappen würde, könnte sich Allerthal über einen Zufluss von 10,2 Mio. Euro oder über 8 Euro je (Allerthal-)Aktie freuen. Die vom Vorstand gegebene Einschätzung des NAV zuzüglich der Chancen aus den Nachbesserungsrechten gibt einen guten Überblick über den möglichen Wert, die Bandbreite des NAV bewegt sich somit zwischen 16,31 Euro ohne jede weitere Nachbesserung bis hin zu 23,19 Euro für den Fall einer durchschnittlichen Rendite von 21 Prozent.«

Doch ist Scherzer & Co. nicht nur indirekt über die Allerthal-Werke am AXA-Squeeze-out beteiligt und über die RM Rheiner Management AG, sondern auch direkt über eigene Andienungsrechte. So weist Scherzer & Co. per Ende April 2015 als größte Positionen im Nachbesserungsvolumen die AXA Konzern Stämme und Vorzüge aus dem Squeeze-out im Volumen von €18,8 Mio. bzw. €6,8 Mio. aus.

AXA-Potenzial von €0,55 je Scherzer-Aktie
Hieraus ergibt sich für die Scherzer-Andienungsrechte folgende Rechnung: Im Spruchverfahren vor dem Landgericht Köln zwischen ehemaligen Aktionären der AXA Konzern AG und der AXA S.A. kommt der gerichtlich bestellte Sachverständige in seinem Gutachten zu einem Unternehmenswert in Höhe von €7,425 Mrd., was €237,74 je Stammaktie bzw. €238,77 je Vorzugsaktie entspricht. AXA selbst hatte die Barabfindung für die Stammaktien von Minderheitsaktionären auf €144,68 und für die Vorzugsaktien auf €146,24 festgesetzt.

Scherzer hätte also rund 130.000 Stammaktien und 46.500 Vorzugsaktien angedient und somit ergäben sich €12.097.800 und €4.375.185, zusammen also knapp €16,5 Mio. an Nachbesserungsansprüchen. Bei ausgegebenen 29,94 Mio. Aktien der Scherzer & Co. AG würde dies je Aktie €0,55 ausmachen!

Das kumulierte NAV-Potenzial je Scherzer-Aktie
Addieren wir die einzelnen Beträge, ergäbe sich aus den Überlegungen

   €1,96 aktueller NAV per 31.07.2016
+ €0,10 aus dem FIDOR-Verkauf
+ €0,55 aus der AXA-Nachbesserung
+ €0,33 aus weiteren Andienungsrechten (ohne AXA bleiben €79 Mio. oder €2,64 je Aktie zu 12,5%)

ein Potenzial-NAV von €2,94. Dieser steht einem aktuellen Aktienkurs von €1,85 gegenüber und somit notiert die Aktie momentan mit einem 59-prozentigem Abschlag zu ihrem Potenzial-NAV.

Berücksichtigt man dann noch die beträchtlichen Aktienpakete der Scherzer & Co. AG an der Allerthal-Werke AG, der Rheiner Management AG und der Horus AG, die ebenfalls von einer AXA-Nachbesserung profitieren würden, schlummern hier noch zusätzliche NAV-Potenziale, die sich bei diesen Beteiligungen in höheren NAV-Bewertungen und Aktienkursen auswirken würden und somit in der Folge in einem noch weiter erhöhten NAV des Scherzer-Portfolios. Inkl. dieser Aktienpakete dürfte der wahre Wert der Scherzer-Aktien bei über €3 liegen!

Meine Einschätzung
Sollte sich hier auch nur ein Teilbetrag der gutachterlich festgestellten Nachbesserungen von mehr als €90 je AXA-Aktie realisieren lassen, hätte dies erheblich positive Auswirkungen auf den NAV der Scherzer-Aktien. Mit entsprechend treibenden Auswirkungen auf den Aktienkurs.

Bis dahin wird allerdings noch einige Zeit vergehen und auch die endgültige Höhe steht noch nicht fest. Auf jeden Fall können mutige Anleger mit Geduld und mittel- bis langfristigem Anlagehorizont sich hier aussichtsreich positionieren und in aller Ruhe auf den großen Geldregen warten. Und in der Zwischenzeit auf das Können der Scherzer-Verantwortlichen um Dr. Issels vertrauen, die immer wieder belegen, dass sie attraktive Chancen im deutschen Nebenwerte-Segment aufzutun fähig sind. Und noch viele weitere potenziell höchst-lukrative Andienungsrechte in ihrer Schatztruhe haben. Ich habe jedenfalls meine Scherzer-Position ausgebaut und da die Aktien aktuell sogar noch unterhalb des ausgewiesenen NAVs notieren (im Gegensatz zu denen der Allerthal-Werke und von Rheiner Management), bleibt die Scherzer-Aktie für mich die erste Wahl. Denn, wie Warren Buffett es ausdrückte, man wird reich, indem man den Dollar für 50 Cents kauft. Und deshalb kaufe ich die Aktien von Scherzer & Co.


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ERGÄNZUNG VOM 01.09.2016

Heute meldete Scherzer & Co. einen NAV von €1,99 je Aktie per Ende August und damit eine Steigerung um €0,03 gegenüber dem Wert von Ende Juli. Der avisierte Ertrag aus der FIDOR-Transaktion in Höhe von €0,10 ist hierin noch nicht enthalten. Im Umfeld solider Zahlen nutzte Scherzer & Co. Kursrückgänge bei freenet zum weiteren Ausbau ihrer Beteiligung und bei InVision wurde die Position aufgestockt nach guten Halbjahreszahlen mit einer Verdopplung des EBIT.


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ERGÄNZUNG VOM 04.10.2016

Heute meldete Scherzer & Co. einen NAV von €2,04 je Aktie per Ende September und damit eine Steigerung um €0,05 gegenüber dem Wert von Ende August. Der avisierte Ertrag aus der FIDOR-Transaktion in Höhe von €0,10 ist hierin noch nicht enthalten. Ausgebaut wurden insbesondere die Beteiligungen an freenet und InVision, bei der man die meldepflichtige 3-Prozent-Schwelle überschritt.


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ERGÄNZUNG VOM 02.11.2016

Heute meldete Scherzer & Co. einen NAV von €2,08 je Aktie per Ende Oktober und damit eine Steigerung um €0,04 gegenüber dem Wert von Ende September. Der avisierte Ertrag aus der FIDOR-Transaktion in Höhe von €0,10 ist hierin noch nicht enthalten. Bei der Strabag AG wird ein umwandlungsrechtlicher Squeeze-out durchgeführt; Scherzer & Co. hat hier weitere Zukäufe getätigt. Bei der Constantin Medien AG gibt es eine Auseinandersetzung über die zukünftige Strategie der Gesellschaft; Scherzer & Co. hat im Umfeld der Hauptversammlung am 9. November eine Position erworben. Die Scherzer & Co. AG hat begonnen, in der ertrags- und substanzstarken Audi AG eine Beteiligung aufzubauen. Weiter ausgebaut wurden die Beteiligungen an der freenet AG und der Schweizer Sunrise Communications AG.


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ERGÄNZUNG VOM 02.12.2016

Heute meldete Scherzer & Co. einen NAV von €2,08 je Aktie per Ende November und damit keine Veränderung gegenüber dem Wert von Ende Oktober. Der avisierte Ertrag aus der FIDOR-Transaktion in Höhe von €0,10 ist hierin noch nicht enthalten. Trotz kurzfristiger Probleme bei der Leoni AG sieht Scherzer & Co. mittelfristig gute Aussichten auf einen Turnaround und nutzte das Kursniveau zum Aufbau einer Position. Bei der Invision AG, die vor einer großen Vertriebsoffensive steht, hat Scherzer & Co. das attraktive Kursniveau genutzt, um die Beteiligung weiter auszubauen, während der Bestand an Aktien der Manz AG vollständig veräußert wurde.

12 Kommentare:

  1. Klingt nach: "Heads, I win big, Tails I lose nothing". Danke für den Hinweis, ich schaue mir Scherzer nun jedenfalls einmal genauer an. Ich war schon durch den Bericht im Nebenwerte Journal Juli auf Scherzer aufmerksam geworden. Dort wurde auch auf diese außerbilanziellen Nachbesserungsrechte eingegangen, aber nicht in der Tiefe wie Du das hier getan hast. Ich hatte darüber deshalb tatsächlich einfach hinweg gelesen... Danke daher für die Szenariobetrachtungen! Viele Grüße, Andreas

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    1. Moin Andi,
      ich bin auch erst beim überschlägigen Nachrechnen über das enorme Potenzial aufgrund der AXA-Nachbesserung gestolpert. Gerade auch, weil es sich nicht um ein "Gefälligkeitsgutachten" durch Scherzer o.a. handelt, sondern um das des gerichtlich bestellten Sachverständigen.

      En Detail könnte man dieses Rechenbeispiel nun auch noch für die Nachbesserungsrechte der Allerthal-Werke und der Rheiner Management durchrechnen und würde dann vermutlich in den Bereich von knapp unter €1 je Scherzer-Aktie kommen... Potenzial ist jedenfalls reichlich vorhanden, aber ich vermute, es wird erst dann wirklich entdeckt, wenn alles spruchreif ist. Dann aber mit einem enormen Kurssprung bei allen Beteiligten (Scherzer, Allerthal-Werke, Rheiner Management, Sparta usw.).

      Da Scherzer, anders als Allerthal-Werke und Rheiner Management, noch unterhalb des ausgewiesenen NAVs notiert, ist die Aktie für mich die erste Wahl.

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    2. Moin Michael, nochmal danke für den Hinweis - sieht erstmal gut aus, ich habe dann tatsächlich eine (kleine) Position eröffnet. Wenn ich mich noch intensiver damit beschäftigt habe und sich nochmal Kaufgelegenheiten ergeben, stocke ich nochmal auf. Danke und viele Grüße Andreas

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  2. Der Handel bei Scherzer erscheint mir doch etwas dünn.Es ist daher etwas schwierig einen "größeren Betrag" zu investieren. Bzgl. Novo Nod. teile ich deine Einschätzung-bin heute auch eingestiegen und habe meine Phamra-Medizinaktien (Hartmann und Gilead) erweitert. Wie siehst du die beiden genannten Werte? Hartmann ist ja auch in deiner Liste, aber zuletzt mit neg. Tendenz.
    Wie siehst du die Entwicklung bei VTG?
    Und die Marktlage allgemein? Ich trau dem Braten írgendwie nicht.

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    1. Ja, Scherzer ist ein recht marktenger Nebenwert. Aber wenn man sich etwas Zeit lässt, bekommt man schon eine gängige Positionsgröße zusammen.

      Weshalb der Kurs bei Hartmann so stark zurückgekommen ist die letzten Tage, weiß ich nicht. Bleibt mal abzuwarten, ob die Zahlen nicht ganz so gut ausfallen. Interessant positioniert ist das Unternehmen jedoch weiterhin.

      Bei Gilead scheiden sich die Geister. Ich bin auch noch unschlüssig, ob es sich um eine attraktive Gelegenheit handelt, oder ob die Risiken nicht doch stärker zu gewichten sind, als es die vermeintlich günstige Bewertung aussehen lässt.

      Bei VTG muss man einen langen Atem haben, da entwickelt sich alles "in line". Ist aber bei vielen Nebenwerten ja so, dass an den besten 10 Tagen des Jahres mehr als 80% der gesamten Jahresperformance gemacht werden. Ist man an diesen tagen nicht investiert, hat man keine ansprechende Rendite. Bedeutet aber auch, dass es den Rest der Zeit eher lustlos hin- und herpendelt...

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  3. Scherzer ist definitiv interessant, aber wirkliche Begeisterung mag bei mir noch nicht ausbrechen. Im Gegensatz z.B. zur ShareHolderValue Beteiligung (SHVB) ist Scherzer teuer. Bei der SHVB kostet das Management jährlich 1% der MK. Nach meiner Rechnung haben Betrieb und Personal bei Scherzer eine Kostenquote von 2,6% der MK in 2015. Das Durchschnittsgehalt der 5 Beschäftigten liegt bei ca. 150.000 €. Das finde ich ziemlich happig. Bei einem Fond wäre mir das deutlich zu viel.
    Die Beteiligungen sind teilweise nicht börsennotiert. Das macht eine Bewertung im NAV eher intransparent und daher schwierig. Hier muss ich noch mal genau nachschauen.
    Die Nachbesserungsrechte sind tatsächlich interessant und noch nicht in die Bewertung eingepreist. Wie kommst du auf die 0,33 € bei den Potentialen der Nachbesserungsrechte?

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    1. Meine Rechnung ergibt sich aus dem Artikel oben.

      "Die Scherzer & Co. AG besitzt per Ende Juli 2016 Nachbesserungsrechte (Abfindungsergänzungsansprüche) entsprechend eines Andienungsvolumens von €95,5 Mio. Je Aktie ergibt dies ein Andienungsvolumen von €3,19. Rechnet man nur mit den zuletzt durchschnittlichen erzielten 12,5% als Nachbesserungsrendite, würden sich diese mit immerhin €0,40 je Scherzer-Aktie niederschlagen."

      In dieser Gesamtsumme der Andienungsrechte sind die von AXA ja mit enthalten - da sich hier spekulativ eine deutlich höhere Performance als die durchschnittlichen 12,5% ergeben sollte, habe ich das AXA-Andienungsvolumen aus der Gesamtsumme herausgerechnet und für die verbleibende Summe pauschal wieder die 12,5% Rendite angesetzt. Ist natürlich nur eine Überschlagsrechnung, ist mir klar (auch eine überdurchschnittliche Rendite wie bei AXA oder Schering wirkt sich selbstverständlich auf die Durchschnittsrendite aus, genauso wie Totalflops, die mit Null Nachbesserung ausgehen).

      Ohne die AXA-Andienungsrechte blieben €79 Mio. über bzw. €2,64 je Aktie. Davon 12,5% wiederum ergeben €0,33.

      Der Anteil nicht-börsennotierten Aktien ist eher überschaubar - und der überwiegende Teil dessen beruht auf Delistings, also genau den Sondersituationen, die viel Geld bringen können. Also genau der Art von Spekulation, die für die meisten Anleger "zu heiß" sind, weshalb man auf solche Spezialisten wie Scherzer & Co. zurückgreifen kann/sollte.

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    2. Danke für die Klarstellung. Das hilft weiter, um die Rechnung zu verstehen.

      Es ist definitiv ein Szenario, das hier noch viel Potential in Scherzer schlummert. Es ist leider nicht wirklich greifbar, wann und ob das eintreten könnte.

      Was mich leider ärgert sind die hohen Kosten, die Scherzer mit 2,6% der MK hat. Eine Outperformance gab es zwar in den letzten Jahren, langfristig war Scherzer nicht besser als der Dax. Von daher beobachte ich sie erstmal noch.

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    3. So gerechnet ist die Vergütung schon überdurchschnittlich. Bei Scherzer liegt allerdings eine Sondersituation vor die diese Beträge meines Erachtens relativiert. Denn Scherzer ist ja mehrheitlich an weiteren Unternehmen mit gleicher Ausrichtung beteiligt (wie. u.a. Allerthal-Werke, RM Rheiner Management, Horus usw.) und bei den meisten von denen wird die Vorstandsarbeit nicht vergütet - es handelt sich ja um Tätigkeiten, wie das Analysieren und Bewerten von Unternehmen, die bereits für die Scherzer & Co. erledigt wurden. Scherzer profitiert aber von seinen Beteiligungen, weil diese natürlich auch Nachbesserungsrechte im Portfolio haben und auch Beteiligungen eingehen. Und zumeist ihre Gewinne in Form von Dividenden ausschütten. Wovon Scherzer dann natürlich als großer und bisweilen größter Aktionär profitiert. Folglich müsste man bei Deiner Rechnung deren Beteiligungen/Nachbesserungsrechte/Marktkapitalisierung mit in die Berechnung der Quote einbeziehen. Ich gebe aber zu, dass ich das en detail nicht getan habe...

      Was die langfristige Performance angeht, könnte Scherzer sich durchaus noch verbessern. Sie hatten vor der Finanzkrise den Fehler gemacht, mit hohem Leverage zu agieren - eben weil man vergleichsweise klein ist und weniger einsetzbares Kapital hat(te). Das ist bei dem Börsenabsturz 2009 natürlich voll nach hinten losgegangen und daher hat Scherzer überproportional verloren. Bzgl. Kurs und Kapital. Auch Kursverluste sind ja ggf. gehebelt.

      Ich gebe Dir aber Recht, dass die Shareholder Value Beteiligungen AG die letzten Jahre besser performt, sowohl was das operative Geschäft und die Auswahl der Targets angeht, als auch hinsichtlich des Aktienkurses. Mit Intershop oder SMT Scharf hat man aber auch schon mächtig daneben gegriffen - hier zeigt sich der Vorteil ggü. vielen selbst investierenden Privatanlegern, dass die Profis ggf. nicht sofort aussteigen, wenn der Kurs der Targets mal nicht mitspielt, sondern eher einen kühlen Kopf bewahren und die Situation gelassener angehen. Und evtl. sogar nachkaufen, wenn sie ihren Investmentcase als noch intakt ansehen.

      Ich denke, dass beide Unternehmen/Aktien langfristig viel Freude im Depot machen werden. Und daher habe ich auch beide an Bord.

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  4. Danke für die Antwort! Die Kritik an meiner Rechnung lasse ich natürlich gelten. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das das Verhältnis so viel besser macht. Die Kosten bleiben vermutlich trotzdem bei ca. 2% und das Durchschnittsgehalt der Angestellten beläuft sich weiterhin auf über 100.000 € pro Person.

    Was noch dazu kommt, ist die geringe Beteiligung des Managements am Unternehmen. Es gibt einen größeren Aktionär hinter dem die Deutsche Balaton steht. Das Management scheint aber nicht signifikant am Unternehmen beteiligt zu sein. Dafür sind die Gehälter hoch. Das gefällt mir nicht unbedingt.

    Ich sehe durchaus Gründe warum man bei Scherzer mit dabei sein kann. Sie machen auch in letzter Zeit gute Arbeit. Aber mit z.B. einer Bolloré oder einer ShareHolderValue Beteiligung habe ich aktuell ein besseres Gefühl.

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  5. Hallo Michael,

    ich bin gerade über die Meldung der SDK e.V. http://www.gsc-research.de/blog/post/2017/12/01/sdk-ev-uebernahme-der-celesio-ag-aktionaere-haben-nachzahlungsansprueche/index.html gestolpert. In einer Unternehmenspräsentation aus 2012 von Scherzer habe ich die Celesio als Chance gefunden. Im Geschäftsbericht von 2012 steht sie auch als Erwerbung.
    Ich habe allerdings nichts weiter gefunden in den Berichten von 13,14,... Weist Du etwas dazu?

    VG Holger

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    1. Scherzer hat bei Celesio auf den Squeeze-out und damit die Nachbesserungschancen spekuliert. Die Übernahme und der Squeeze-out erfolgten ja 2014, daher ist die Position dann auch bei Scherzer aus dem Depot geflogen und man hat die Barabfindung kassiert. Ob diese Nachbesserungsrechte werthaltig sind, muss sich meiner Ansicht nach erst noch zeigen. Denn das BGH-Urteil bezieht sich ausdrücklich auf die Aktien, die im Rahmen des Abfindungsangebots angedient worden sind; diese werden mit einem Aufschlag von 7,45 Euro je Aktie zzgl. Zinsen bedient. Scherzer hat aber nicht angedient, wenn ich mich richtig erinnere, sondern auf den Squeeze-out gesetzt. Hierüber sagt das Urteil nichts (konkret). Allerdings teile ich die Auffassung der SdK, dass diese Aktionäre nun nicht schlechter gestellt werden dürfen. Ob McKesson es hier auf einen weiteren Prozess ankommen lässt, oder die Sache nun endlich vom Tisch haben will, muss man abwarten. Schlauer wäre es, alle Aktionäre gleich zu behandeln. Zumal man ja vorm BGH ja nun "komplett" verloren hat und auch noch die Kosten des Verfahrens vollständig übernehmen muss. Und die Zinsen sind ja auch nicht ohne, da fallen ja nicht die üblichen Tagesgeldsätze an, sondern mit einem fetten Aufschlag von 4% oder 5% - für jeden Tag seit der Abfindung und dann ggf. dem Squeeze-out. Nimmt man 6% für 4 Jahre, sind das inkl. Zinsenszinsen 26,2% oben drauf. Da überlegt man sich das zweimal, ob man das noch weitere Jahre hinauszögert, um eine absehbare Niederlage vor Gericht einzufahren und nochmal so hohe Zinsen obendrauf zu zahlen...

      Unterm Strich dürfte also bei Scherzer ein erklecklicher Betrag eingehen. Ich denke, die werden dazu was in ihrem nächsten NAV-Update preisgeben. Oder spätestens im Geschäftsbericht für 2017.

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