Veränderungen im 2. Quartal 2016
Auch im zweiten Quartal gab es einige Veränderungen an Buffetts Positionen. Größere Verwirrung könnte es um den Komplettverkauf der A- und C-Aktien von Liberty Media Corp. geben und die Neuerwerbungen von Liberty Media Group und Liberty Media SiriusXM. Allerdings klärt sich diese Verwirrung schnell auf den,, Liberty Media wurde in drei separate Aktien aufgesplittet, die Liberty Braves, die Liberty Media und die Liberty Sirius XM.
Des Weiteren wurden die alten Charter Communications Aktien getauscht in neue, nachdem man Time Warner Cable übernommen hatte.
Käufe
Abgesehen von diesen beiden Tauschvorgängen gab es im letzten Quartal nur zwei erwähnenswerte Zukäufe, nämlich die Aufstockung bei Apple um rund 55% auf nun 15,23 Mio. Aktien im Gegenwert von knapp $1,5 Mrd. und bei Phillips 66 um gute 4%. Beide Aktien standen auch schon im ersten Quartal auf Buffetts Einkaufsliste und von Phillips 66 hält Berkshire Hathaway inzwischen 15% der Anteile.
Dabei geht der Apple-Kauf nicht auf Buffett selbst zurück, sondern auf einen seiner beiden "Leutnants", die ehemaligen Hedgefonds-Manager Todd Combs und Ted Weschler, die seit einigen Jahren in Diensten Berkshires stehen und eigenverantwortlich jeweils rund $9 Mrd. Depotvolumen betreuen und Anlageentscheidungen treffen. Dies hatte Buffett in einer Mail an das Wall Street Journal klargestellt. Und während Berkshire Hathaway seinen Apple-Anteil aufstockte, haben sich die beiden Star-Investoren Carl Icahn und George Soros sowie Michael Burry vom Hedgefonds Scion Asset Management komplett von ihren Apple-Aktien getrennt. David Einhorn von Greenlight Capital reduzierte seinen Apple-Anteil um 16%.
Verkäufe
Reduziert hat Buffett bei Verisign, dem Landmaschinenhersteller Deere & Co., dem kanadischen Ölsandwäscher Suncor Energy und dem weltgrößten Einzelhandelsgiganten Walmart, dessen Aktien Buffett auch schon im ersten Quartal in größerem Umfang abgestoßen hatte.
Unverändert
Bei vielen von Buffetts größten Positionen gab es keinerlei Veränderungen, so bei The Kraft Heinz Co., Wells Fargo, Coca Cola, IBM, American Express, US Bancorp, Davita Healthcare Partners und Moody's.
Veränderungen in Berkshire Hathaways Portfolio (Quelle: http://warrenbuffettstockportfolio.com) |
Buffett ist kein Freund des Diversifizierens
Bemerkenswert ist die Konzentration Buffetts auf einige wenige große Beteiligungen. So machen seine beiden größten Positionen Kraft Heinz und Wells Fargo zusammen schon fast 40% aus und die sechs größten Positionen stehen für zusammen gut 75% seines Börsen-Portfolios.
Die im Januar abgeschlossene 37-Milliarden-Dollar-Übernahme von Precision Castparts (PCP) taucht in dieser Liste nicht auf, weil dieses Unternehmen nicht mehr an der Börse notiert ist, sondern wie Duracell (die er im Tausch für seine Procter & Gamble-Aktien erhielt), General Re oder die Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe (BNSF) nun zu den vielen nicht-börsennotierten Berkshire-Beteiligungen zählt.
Was das 13F-Formular nicht zeigt...
In Buffetts Portfolio befinden sich ja auch eine Menge an nicht-börsennotierten Unternehmen und es enthält darüber hinaus sog. "Preferred Stocks" (nicht mit den deutschen Vorzugsaktien zu verwechseln). Diese Aktien enthalten Sonderrechte, die über die der allgemeinen Aktien hinausgehen, und werden daher eher als Hybrid Instrumente angesehen, denn als Aktien.
An Preferred Stocks hält Buffett einige große Pakete, die wahre Schätze verbergen.
- Bank of America (BoA)
2011 stieg Buffett ein und zwar durch eine in zwei Teile strukturierte Transaktion. Für $5 Mrd. kaufte er "Cumulative Perpetual Preferred Stocks", die keine Laufzeitbeschränkung haben und jährlich 6% an Zinsen abwerfen. Sie können nicht in "Common Stocks" (Stammaktien) getauscht werden. Aber Warren Buffett wäre nicht Warren Buffett, gäbe es nicht den zweiten Part. Denn zusätzlich erhielt er "Warrants" (Wandeloptionen), die es ihm erlauben, bis September 2021 für $5 Mrd. BoA-Aktien zu kaufen und zwar zu einem festgelegten Preis von $7,14 je Aktie. Bei Ausübung dieser Option würde Buffett 6,5% an BoA übernehmen. Am 30.06. notierten die BoA-Aktien bei $13,27.
In seinem 2014er Geschäftsbericht schrieb Buffett, er wolle die Optionen kurz vor Ende der Laufzeit wandeln und daher ist BoA objektiv betrachtet unter den sieben größten Positionen in Berkshires Portfolio.
- Dow Chemical
2008 stellte Buffett Dow Chemical $3 Mrd. für die Übernahme der Spezialchemiefirma Rohm & Haas Co. zur Verfügung und erhielt im Gegenzug Preferred Stocks, die eine jährliche Dividende von 8,5% ausschütten, oder $255 Mio. Dabei hat Dow Chemical das Recht, die Preferred Stcokks in ganz normale Aktien umzuwandeln, wenn ihr Aktienpreis für 20 Tage innerhalb einer Periode von 30 Tagen oberhalb von $53,72 schließt. Dabei würde Buffett 62,6 Mio. Stammaktien erhalten zu einem festgelegten Bezugspreis von $41,32. Was ihn zu einem der größten Aktionäre von Dow Chemical machen würde.
- Goldman Sachs
2008 bereits griff Buffett Goldman Sachs unter die Arme durch eine ebensolche in zwei Teile strukturierte Transaktion, die später auch als Blaupause für den BoA-Deal diente. Für $5 Mrd. kaufte er "Cumulative Perpetual Preferred Stocks" und "Warrants", die es ihm erlaubten, für $5 Mrd. Goldman Sachs-Aktien zu kaufen und zwar zu einem festgelegten Preis von $115 je Aktie.
Doch fünf Jahre später stand die Aktie bereits bei $160 und beide Seiten einigten sich auf eine Lösung, die die Aktienzahl nicht zu sehr in die Höhe treiben und somit die Anteile der übrigen Aktionäre zu stark verwässern würde. Anstatt dass Buffett 43,5 Mio. Aktien zu $115 kaufte, übertrug ihm Goldman Sachs 13,1 Mio. Aktien - und zwar unentgeltlich. Netto lief das damals auf dasselbe Ergebnis hinaus.
Die inzwischen nochmals auf rund 11 Mio. Aktien reduzierte Position in Buffetts Portfolio hat ihn also unter dem Strich keinen Penny gekostet!
Die Quartalszahlen von Berkshire Hathaway können sich sehen lassen, auch Analysten noch mehr erwartet hatten. Im zweiten Quartal kletterte der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert um ein Viertel auf $5,0 Mrd. Dabei hat die Sparte Industrie dem Versicherungsgeschäft längst den Rang abgelaufen, denn die Versicherer verdienten im ersten Halbjahr 2016 gut 2,4 Mrd. nach Steuern für die Aktionäre, während der Bereich Industrie, Service und Konsum mit knapp $2,8 Mrd. die größte Sparte war. Damit hat hat er gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13% zugelegt, allerdings vor allem durch die großen Zukäufe, Precision Castpart Corp. (PCC) für $33 Mrd. und Duracell für $4,2 Mrd. Gleich geblieben ist der Gewinn der Energiesparte mit 923 Millionen, während das Eisenbahngeschäft (BNSF) deutlich zurückging auf $1,6 Mrd.
Inklusive der Gewinne aus dem Investmentbereich, also den Kursveränderungen und Wertzu- bzw. abschreibungen auf Beteiligungen stieg der Gewinn im zweiten Quartal von $9,2 Mrd. auf $10,6 Mrd.
Ein Blick in die Bilanz offenbart, dass Berkshire Hathaway fast $200 Mrd. an Gewinnen angehäuft hat. Das Eigenkapital liegt bei $266 Mrd. und macht damit rund 45% der Bilanzsumme aus. Hiervon allein $62 Mrd. an Barmitteln. Von den Schulden besteht ein großer Teil aus Verbindlichkeiten, die sich aus dem Versicherungsgeschäft ergeben.
Meine Einschätzung
Berkshire Hathaway befindet sich auf meiner Empfehlungsliste. Allerdings seit einiger Zeit nur noch als Halteposition, weil die starke Abhängigkeit vom Versicherungsgeschäft meines Erachtens immer größere Risiken birgt. Und über diese Sparte sagte Buffet selbst, dass sie in den nächsten Zehn Jahren "nicht mehr so gut laufen werde wie in den letzten 30 Jahren". Ich bewerte es daher positiv, dass Buffett sein Engagement in diesem Bereich reduziert und im Gegenzug seine Konsumgüter- und Industriebeteiligungen erheblich ausbaut. Allerdings schwächelt die Eisenbahnsparte, die Tochter BNSF, da sie stark vom Transport von Kohle und für die US-Öl- und Schiefergasindustrie abhängt, so dass unter dem Strich Berkshire Hathaway eine gute Halteposition für langfristig orientierte Anleger bleibt. Sie ist inzwischen wie ein Fonds der erfolgreichsten Unternehmen der USA.
Berkshire Hathaways Portfolio (Quelle: http://warrenbuffettstockportfolio.com) |
Moin Michael,
AntwortenLöschenwas ich noch interessant finde, ist, dass auch Buffett mal mit seinen Entscheidungen hadert und sich das auch im Portfolio zeigt. Hier zeigt sich das an der leichten Reduzierung der Deere-Aktien - obwohl man zuletzt noch auf der Käuferseite stand, ohne dass man jetzt davon sprechen kann, dass sich etwas grundlegend geändert hätte.
Was ich noch interessant finde, ist das deutliche Aufstocken der Liberty Global und Liberty Media Anteile, die sehr wahrscheinlich auch auf Ted und/oder Todd zurückzuführen sind. Hast du dir das mal näher angesehen? Für deren Verhältnisse ist das ja schon ein beherztes Zugreifen. Vom Geschäftsmodell her könnte gerade Liberty Global nachahmenswert sein, da hier durch den Charakter von Infrastrukturinvestments ein gewisser Moat bestehen kann. Allerdings scheint Liberty Global mit einem hohen FK-Hebel zu arbeiten, wovon ich eigentlich kein großer Freund bin. Hast du eine Meinung dazu?
Moin Nico,
Löschenich mag den Stil von Warren Buffett, wenig von seinen Erfolgen, sondern viel mehr von seinen Misserfolgen zu sprechen und damit offensiv umzugehen. Bei Deere traue ich ihm jedoch nicht (mehr) über den Weg, denn er hat schon öfter mal seine Position leichter verringert, um sie dann im nächsten Quartal wieder deutlich(er) auszubauen. Es scheint fast so, als wäre Deere für ihn auch so etwas wie eine Cash-Anlage und in Ansätzen ein Positions-Trading...
Liberty Media und Liberty Global habe ich beide nicht wirklich auf dem Schirm. Liberty Media kann ich vom Geschäftsmodell überhaupt nicht abschätzen, das ist für mich ein KO-Kriterium. Und Liberty Global ist grundsätzlich als Infrastrukturwert im Bereich Mediennetze interessant, da hast Du Recht. Allerdings fällt es mir immer schwerer abschätzen zu können, auf welchem Weg die Informationen und Dienste künftig verbreitet werden, ob über Glasfaser, Kabelnetze, Mobil, Satellit - und da hier hohe Investitionen nötig sind mit entsprechend langen Returns und hohen Abschreibungen, halte ich mich hier auch eher zurück. Die hohe Verschuldung ist auch ein Problem, Du hast es angesprochen.
Interessant ist in diesem Bereich z.B. Crown Castle Int., die in den USA Mobilfunkmasten an die großen Telkoms vermieten. Da der Mobilbereich weiterhin boomt, benötigen die Anbieter weitere Standorte für die immer kleinere Zellen. Und an den Masten können statt früher nur ein auch bis zu vier Sendeeinheiten angebracht werden. Allerdings hat auch CCI ein hoher Verschuldungsgrad.