Sonntag, 29. März 2020

Kissigs Kloogschieterei: Peak Corona oder wann wird's mal wieder richtig Hausse?

Das Corona-Virus hat die Börsen fest im Griff, denn eine solche Pandemie mit Social Distancing und dem Lockdown ganzer Volkswirtschaften hat von uns noch keiner erlebt. Die Situation erzeugt Angst und sorgt für große Verunsicherung - hier zeigen sich deutliche Parallelen zur Finanzkrise 2008/09, als ebenfalls große Zukunftsangst herrschte. Ansonsten ist die Situation ziemlich einzigartig und daher neigt man dazu zu sagen, diesmal sei alles anders. Doch das ist es nicht, niemals. Auch diesmal folgt die Krise einem eingespielten Muster und auch die Entwicklung der Börsenkurse tanzt zu diesem Rhythmus. Und ohne jetzt blasphemisch werden zu wollen, deutet vieles darauf hin, dass die Börsenkurse nach Ostern ihre Wiederauferstehung feiern werden...

Neues vom Wixxer Virus

Über das Virus wissen wir immer noch ziemlich wenig, aber immerhin schon mehr als noch vor einigen Wochen. Wir wissen, dass es keine bloße Grippe ist mit lediglich stärkeren Symptomen, sondern wir wissen nun, dass das Corona-Virus ansteckender ist, weil es eine längere Inkuabtionszeit hat als normale Grippeviren. Wir wissen auch, dass bei einem schwereren Verlauf die Lunge Schaden nehmen kann und die Betreffenden ggf. dauerhaft auf Beatmungshilfen angewiesen sein wird. Da auch Kinder befallen werden und bereits an dem Virus gestorben sind, kann es jeden von uns treffen. Auch wenn die Mortalität bei älteren und vorbelasteten Menschen wesentlich höher ist. Social Distancing ist erstmal die einzige wirkungsvolle Maßnahme gegen die Verbreitung des Virus.

Wir können (leider) absehen, dass der Lockdown noch eine Weile anhalten wird. Denn da die Maßnahmen anfangs zögerlich eingeführt und umgesetzt wurden, und sich noch immer nicht alle an die Vorgaben halten, dürfte es noch eine hohe Dunkelziffer an bereits infizierten geben. Sobald sich bei denen Symptome zeigen, tauchen sie in der Statistik auf - die Maßnahmen des Social Distancing werden also erst im Verlauf der nächsten Woche erste deutliche Früchte tragen. Doch auch wenn die Zuwächse sich bald merklich abschwächen werden, muss die Quarantäne noch einige Zeit aufrecht erhalten werden, um einen Rückfall zu vermeiden.

Hoffnung bietet, dass mehrere Unternehmen inzwischen Testverfahren entwickelt haben, die sehr schnell Resultate bringen. Ganz vorne mit dabei ist Abbott Labs, deren Test gerade von der FDA zugelassen wurde und in max. 13 Minuten Klarheit bringt. Abbott wird ab nächster Woche 50. Stück pro Tag bzw. 5 Mio. Testkits pro Monat herstellen und verbreiten. Schnelle Tests sind eine Voraussetzung dafür, die Verbreitung schnell zu unterbinden.

Dann gab es die Meldung, dass ein Impfstoff noch länger auf sich warten lassen dürfte. Impfstoff, nicht Wirkstoff, das darf man nicht verwechseln. Ein Impfstoff soll ja vorbeugend verabreicht werden, um eine Ansteckung zu verhindern. Ein Wirkstoff soll eine aufgetretene Krankheit lindern und beenden. Und da gibt es diverse Wirkstoffe, die bereits in Anwendung sind bei ähnlichen Krankheiten und die auch bei Corona bzw. der von ihm hervorgerufenen Lungenkrankheit Covid-19 Hilfe versprechen. Auch das ist wichtig, weil die schweren Verläufe und die Folgeschäden dadurch reduziert werden.

Die USA und ganz besonders Großbritannien haben es verpennt, weil die egomanischen "großen Anführer" in ihrer Weisheit das Problem einfach ignoriert und als Fake-News abgetan haben. Die Quittung zahlen nun ihre Bürger, weil sich das Virus in den USA und in UK viel zu lange ungehindert ausbreiten konnte. Die sprunghaft ansteigenden Zahlen bei Infektionen und Todesfällen sprechen eine deutliche Sprache. Beide Länder werden also der Entwicklung in anderen Staaten mehrere Wochen hinterher hinken.

Dies führt mich zu der Annahme, dass in Deutschland und etwas später auch in den USA die Zahlen des Neuinfektionen und Todesfälle in zwei, drei Wochen anfangen werden, sich merklich abzuflachen.

Auswirkungen auf die Wirtschaft

Es steht außer Frage, dass das erste Quartal schlechte Unternehmensergebnisse bringen wird und das zweite Quartal wird eine einzige Katastrophe. Das BIP wird weltweit massiv einbrechen, zweistellig. Und es wird auch keine schnelle Erholung geben, jedenfalls keine, die eine ansatzweise Rückkehr zur Vor-Virus-Normalität andeuten würde. Auch im dritten Quartal werden wir die Folgen des globalen Lockdowns noch spüren, denn trotz der vielfältigen Bemühungen der Regierungen um Hilfsmaßnahmen werden viele Unternehmen auf der Strecke bleiben und die Arbeitslosenzahlen signifikant höher liegen als wir es zuletzt gewohnt waren. Dabei wird die Zahl in Deutschland dank Kurszarbeitergeld und Kündigungsschutz weniger stark hochschnellen als in den USA, wo Hire & Fire zum Alltag gehört. Dem entsprechend setzen vom Lockdown betroffene Unternehmen ihre Angestellten schnell vor die Tür, wie die am Donnerstag gemeldeten Erstanträge zur Arbeitslosenversicherung zeigen: in nur einer Woche meldeten sich fast 3,3 Mio. Amerikaner neu arbeitslos und das ist mit enormem Abstand ein neuer Negativrekord ggü. dem bisherigen Höchststand von rund 695.000 Gesuchen in 1982.

In Deutschland werden sich die Zahlen also auch nicht so schnell erholen, aber in den USA schon - sobald der Lockdown gelockert oder ganz aufgehoben wird, werden die Unternehmen schnell wieder Personal brauchen.

Und man darf nicht vergessen, dass einige Unternehmen jetzt vor Engpässen stehen wegen der hohen Nachfrage, dass sie viele Neueinstellungen planen. Wie Amazon oder Walmart. Hier wird es zu Verschiebungen kommen, weil gerade Amazon zu den dauerhaften Profiteuren der Krise zählen dürfte und auch schon zuvor händeringend neue Angestellte gesucht hat. Viele, die sich jetzt auf Amazon als Arbeitgeber einlassen, werden auch dort bleiben und damit einen Teil der endgültig entfallenden Jobs abfedern von den Unternehmen, die die Krise nicht überstehen.

Auswirkungen auf die Börse

Die Börse entwickelt sich nicht parallel zur Wirtschaft, sie nimmt die Entwicklungen meist voraus. Star-Investor Stanley Druckenmiller gibt die Marschroute vor:
"Investiere niemals, niemals in die Gegenwart! Es spielt keine Rolle was ein Unternehmen verdient oder was es verdient hat. Stell dir die Situation in 18 Monaten vor, denn was immer dann sein wird, dort wird der Kurs sein, nicht da, wo er heute ist. Du musst in die Zukunft schauen, denn wenn du in die Gegenwart investierst, kommst du unter die Räder."
(Stanley Druckenmiller)
Und blicken wir zurück auf den letzten großen Crash während der Finanzkrise 2008/09, dann waren die Zeitungen voll von apokalyptischen Voraussagen und Katastrophenmeldungen über strauchelnde Unternehmen, als die Börsenkurse am 9. März 2009 ihren Tiefpunkt markierten und von da an die längste Börsenhausse aller Zeiten starteten. Und genau so wird es diesmal wieder sein: die Börsenkurse werden wieder nach oben drehen, während die Zukunft noch todesbetrübt aussieht, während Unternehmen, Wirtschaft und Arbeitsmarkt noch eine Hiobsbotschaft nach der anderen fabrizieren und die Presse noch Entzeitstimmungsüberschriften verbreitet.

Die Entwicklung liegt klar vor uns, aber natürlich kennen wir nicht den genauen Zeitpunkt. Klar ist, dass es noch eine ganze Weile sehr volatil zugehen wird, dass die Kurse noch lange sehr heftig schwanken werden, in beide Richtungen. Die Notenbanken und die Regierungen haben die Geldschleusen voll geöffnet und die FED hat sogar eine neue Wunderwaffe in Stellung gebracht, denn sie kauft nun erstmals auch kommunale Anleihen in unbegrenztem Maße auf. Das bedeutet nichts anderes als die direkte Finanzierung der Staatsausgaben durch die Notenbank. Ein Tabubruch und eine neue "Qualität" der Notenbankpolitik.

Und diese ganze neue Liquidität strömt in den Markt und trifft dort auf enorme Summen an bereits vorhandener Liquidität, die Anleger in den letzten paar Wochen aus dem Aktienmarkt gezogen haben. Liquidität, die nach Rendite sucht. Wir haben letzte Woche eine Bärmerktrallye gesehen, den stärksten Anstieg über drei Tage seit 1931. Einige halten das für eine "V-Erholung", wie wir sie Anfang 2019 sahen als Reaktion auf den Ausverkauf Ende 2018. Andere meinen, das sei nur das Luftholen zu einem neuerlichen Absturz.

Beides ist möglich, ich kann die Kursentwicklung nicht voraussagen. Aber ich weiß, dass enorme Summen auf den Wiedereinstieg in den markt warten und diese kaufen bereits jetzt schon Aktien. Doch die Emotionen dominieren das Geschehen und so gibt es immer mal wieder Tage/Phasen, wo die Panik die Überhand gewinnt und die Verkäufe überhand nehmen. Wie schnell und wie tief die Kurse dann fallen, bleibt abzuwarten. Aber das Schlimmste dürfte hinter uns liegen. Denn selbst wenn die Kurse noch einmal deutlich einbrechen, steht die Liquidität bereit, um zu kaufen. Und sobald der Abwärtsdruck nachlässt, treibt die Liquidität die Kurse schnell nach oben. Und die Anleger, die sich aus dem Markt haben scheuchen lassen in der Hoffnung auf noch tiefere Wiedereinstiegskurse werden den schnell steigenden Kursen hinterherschauen. Und hinterhertrauern, wenn die nächste Abverkaufswelle nicht mehr folgt und die Kurse einfach weiter steigen, weil immer mehr Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen.

All das wird genau so kommen. Während die Nachrichtenlage noch grottenschlecht ist. Auch hier beachten wir Stanley Druckenmiller:
"Nicht die Unternehmensgewinne beeinflussen den Gesamtmarkt, es sind die Notenbanken. Und deshalb konzentriere ich mich auf die Zentralbanken und auf die Entwicklung der Liquidität, während die meisten Leute auf die Gewinne und konventionelle Kennzahlen blicken. Aber es ist die Liquidität, die die Märkte bewegt".
(Stanley Druckenmiller)
Diese Überlegungen führen mich zurück zum Anfang und der Frage, wann es endlich mal wieder Hausse wird. Ich denke, nach Ostern wird die Wiederauferstehung der Börsen beginnen. Gerade in Deutschland steht mit Karfreitag und Ostermontag eine sehr langes Börsenwochenende an und die Nervosität der Anleger ist Freitags und Montags besonders hoch - über das Wochenende kann man nicht auf (negative) Entwicklungen reagieren, daher entsteht Freitags Verkaufsdruck. Und wenn am Wochenende die Weltuntergangspanik dominiert, dann werden zum Wochenstart unlimitiert Aktien auf den Markt geworfen. Die Algotrader verstärken dann diese "Trends" noch und fertig ist der Kursabsturz. Und Ostern? Tja, da ist die Börse dann vier Tage am Stück geschlossen und der deutsche Anleger wird am Gründonnerstag kalte Füße bekommen, weil er erst Osterdienstag wieder reagieren kann. Doch da "retten" uns die Amis, denn die US-Börsen sind am Ostermontag bereits wieder geöffnet und das verlängerte Osterwochenende hatte seinen "Showdown" bereits am Montag.

So lautet meine Prognose, aber schon Mark Twain bemerkte, dass Prognosen schwierig seien, besonders wenn die Zukunft betreffen. Gut möglich, dass ich mit dem Timing etwas daneben liege, aber was den Verlauf betrifft, da liege ich ziemlich sicher richtig. Und falls nicht? Nun, ich setzte auf Qualitätsunternehmen mit breitem ökonomischen Burggraben und soliden Bilanzen, die die Krise mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überstehen werden. Wenn dies ein paar Monate länger dauert, dann ist das eben so. Ich habe meine Aktien nicht auf Kredit gekauft, daher muss ich keine Angst vor einem Margin Call haben, sollten die Kurse nochmals nachgeben. Und diese komfortable Situation lässt mich entspannt(er) auf die gegenwärtige Krisenlage blicken. Und manch ein Unternehmen wird nun so preiswert, wie man sich das schon lange nicht mehr hat vorstellen können. An Paniktagen sind Kauftage, denn wie sagte Star-Investor Shelby Davis so treffend: "In einem fallenden Markt kannst du mehr Aktien großartiger Unternehmen zu günstigen Preisen kaufen. Wenn du weißt, was du tust, wirst du in diesen Zeiträumen das meiste Geld verdienen. Merken wirst du es aber erst viel später."

Früher ist mir natürlich lieber... ツ

13 Kommentare:

  1. Dass die Börse nach Ostern wieder steigt, bezweifel ich stark: Die aktuelle Situation ist nur einiges Dilemma, das weiß ich aus meiner eignen Berufspraxis und meinen Umfeld, die ebenfalls im Gesundheitssystem arbeiten. Aktuell sind Ärzte, Apotheker, Pflegefachkräfte Kanonenfutter, da es von vorne bis hinten an einfacher "Schutzausrüstung" mangelt.

    Selbst wenn wir schnellen Test haben, ist es aber auch entscheidend, ob das Ergebnis "korrekt" ist. Bisher wurden auch viele "negativ" getestet, die ein paar Tage später wieder positiv waren.

    Ich persönlich rechen nicht damit, dass das Thema "Corona" unabhängig von der Börse bis in den Sommer abgehackt ist. Man wird es nur schaffen, wenn die derzeitigen Maßnahmen aufrecht erhält.

    Es wird mittlerweile auch diskutiert, ob das Virus bereits einen Shift durchgemacht hat, das würde nichts gutes bedeuten.

    Ein aktiver und passiver Impfstoff würde die Situation promt entschärfen, aber ob man das noch dieses Jahr schafft, kann ich selbst nicht beurteilen. Selbst Takeda einen Passiv-Impfstoff herstellen könnte, würde es wahrscheinlich an der Logistik scheitern.

    AntwortenLöschen
  2. sorry, ich stimme deinen Überlegungen fast komplett zu, aber was du völlig außen vorlässt und daduech die Auswirkungen auf die Börsen entsprechend nicht bedenkst, ist die Psychologie. Was nützen bereits angekündigte Notenbankprogramme und Hilfsprogramme der Regierungen, die die Börse ja bereits kennt und in der Gegenbewegung/Bärenmarktrallye der letzten Woche eingepreist hat, wenn in 3-4 Wochen in den USA Millionen Menschen infiziert sind und zehntausende sterben, und wir dann Bilder von armen Menschen bekommen, die sich widersetzen und die dieser Regierung vorwerfen, sie und ihre älteren Familienmitglieder im Stich gelassen zu haben? Die Bilder von überfüllten Krankenhäusern und Toten, die nicht auf regulären Friedhöfen begraben werden können, wird auch nicht spurlos an den Börsen vorbei gehen. Und was die Wirtschaft angeht, kommt es entscheidend darauf an, wie lange die Krise dauert. Niemand kann aktuell absehen, welche Folgeeffekte all das auf Banken, Investmentgesellschaften, Immobilienmarkt etc. haben wird. Das ist ein kompliziertes Geflecht, das man nicht allein durch Nachholeffekte auf Arbeitsmarkt etc. erklären kann.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich stimme zu. Genau dieses Geflecht macht es so kompliziert... @Michael: Ist es wirklich so „einfach“, ist es „diesmal“ wieder nicht anders als sonst früher?!?

      Löschen
    2. @kat
      Ich habe sehr wohl die Psychologie im Blick, denn die bestimmt ja zu 90% das Börsengeschehen. Meine Aussage ist nicht, dass es nach Ostern "vorbei" ist mit den Börsenturbulenzen und schon gar nicht mit der Pandemie, sondern dass wir nach Ostern den Tiefpunkt der Kurse/Börsen gesehen haben werden. Es wird weiterhin, wie geschrieben, volatil bleiben und das ist natürlich der Psychologie geschuldet und dem (Über-) Interpretieren der jeweiligen Nachrichtenlage; gepaart mit der massiven Liquidität, die in die Märkte drängt, und dem Computer basierten Handelssystemen (Algo-Trader). Und dass "niemand genau die Folgen abschätzen kann", genau diese Unsicherheit bringt uns dich die hohe Volatilität. Könnte man nämlich die Folgen genau abschätzen, könnte man sie auch exakt einpreisen und alle würden sich auf dieser Faktenlage schnell beruhigen. Aber so läuft es nunmal nicht...

      Löschen
  3. Wie schätzt du denn andere Faktoren ein: also eine drohende, größere Inflation? Außerdem wachsen die Schuldenberge der Staaten und auch Unternehmen, das könnte noch Ungemach bedeuten oder?

    Allgemein sehe ich es aber ähnlich wie Du Michael. Ich denke, es wird noch mal einen Tiefpunkt geben in den nächsten Wochen. Ob das jetzt um Ostern rum ist oder früher oder später, keine Ahnung. Aber ich denke man wird noch mal die Möglichkeit haben bei Dax 8000, Dow 18000 einzukaufen. Aber ja, die Gelder müssen irgendwo hin und investiert werden. Und zudem gibt es jetzt schon zunehmend Corona-Schnelltests. Das wird helfen die Lage besser zu kontrollieren. Die Frage ist dann noch, wie es mit einer zweiten Welle im Herbst aussieht und wie man bis dahin aufgestellt ist.

    Erste kleinere Käufe habe ich schon gemacht, nun mal gucken, wann die Preise wieder so tief und interessant sind:)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die klassische Theorie, nach der eine erhöhte Geldmenge zu einer erhöhten Inflation (und damit zu höheren Zinsen) führt, findet ja spätestens seit der Finanzkrise in der Praxis nicht mehr statt. Die erhöhte Geldmenge fließt nicht in den Konsum, sondern vor allem im Assets: Aktien und Immobilien. Die dortigen Preissteigerungen kompensieren die erhöhte Geldmenge (auch wenn klar ist, dass der Verkauf von Aktien oder Immobilien ja auch gegen Geld erfolgt). Ich sehe erstmal nicht, dass das viele zusätzliche Geld zu steigenden Preisen und/oder Konsum führen wird. Es wird die Einbrüche nicht einmal kompensieren können. Die Gefahr ist doch eher, dass es zu einer Deflation kommt. Erst in China und nun im Hamburger Hafen stapeln sich die Container mit Ware, die nicht von den Handelsketten/Läden abgenommen wird, weil deren Shops geschlossen sind. Was in ein paar Wochen, wenn die Läden wieder öffnen, noch nicht verdorben ist, wird dann zu viel vorhanden sein und zu Abverkäufen führen mit reduzierten Preisen. Natürlich haben die Kunden jetzt nicht alle ihre Bedürfnisse online erfüllt, aber eben doch viele. Und daher wird die Kaufnachfrage auch nicht schlagartig wieder nach oben schnellen auf Vorkrisenniveau. Nicht zu vergessen, dass viele Leute arbeitslos geworden sind und/oder weniger Kohle verdienen (Kurzarbeit). Das reduziert die Nachfrage und steigert das Bedürfnis, seine Kohle zusammenzuhalten und/oder etwas mehr auf die hohe Kante zu legen. Kurz- und mittelfristig sehe ich da erstmal keinen (zusätzlichen) Inflationsdruck. Und auf lange Sicht? Wir werden sehen. Ich denke, die Notenbanken werden nach der Krise sukzessive die Geldschleusen wieder zudrehen und die möglicherweise wieder gestiegenen Preise am Immobilien- und Aktienmarkt stabilisieren die Wirtschaft. Insofern auch von dieser Seite auch keine großer Druck...

      Löschen
  4. Eine Hausse nach Ostern halte ich auch für eine gute Einschätzung. Vielleicht ja schon früher? Ich hatte jedenfalls eine solche Angst vor steigenden Kursen, dass ich letzte Woche gleich mal mit ein paar Qualitätsaktien eingestiegen bin. Was ist Corona? Ein Virus, den 99% der Menschen in 14 Tagen problemlos überstehen? Und diejenigen, die Angst haben müssen, müssen auch vor allen möglichen anderen Erregern Angst haben? Oder vor einem Herzinfarkt durch Altersschwäche? Wie schaut's aus mit multiresistenten Bakterien im Krankenhaus, wieviele sterben jährlich daran, ohne dass Deutschland deswegen heruntergefahren wird? Ich habe keine große Angst vor Corona - sondern vor solchen Bakterien. Die Chance, die Intensivstation nicht mehr lebend zu verlassen, scheint mir da durchaus gegeben. Wieviele Menschen sterben in normalen Influenza-Wellen? Auch das war für Politik und Bevölkerung kein Grund zur Panik bisher. Allerdings schaden die ergriffenen Massnahmen auch nicht, und es ist schon gut so, wie ich finde.
    In ein paar Monaten werden wir es wissen - ob und wie sehr ich im Recht liege mit diesen Einschätzungen - oder eben auch nicht.
    Und spätestens in ein paar Monaten werden wir auch wissen, was mit dem Aktienmarkt ist. Fortsetzung des vor Corona begonnenen Wachstums? Wenn die Wirtschaft insgesamt mit einem blauen Auge davonkommt (und das wäre meine Meinung), dann vielleicht ja.
    P.s. @Michael: klasse Blog-Artikel!

    AntwortenLöschen
  5. Corona ist aber kein MSRA, sondern es handelt sich um ein Virus, welches leider hoch anstecken ist. Ein symtomloser Patient kann ohne Ausgangsbeschränkung innerhalb von 30 Tagen ca. 419 weitere Personen infizieren. Die meisten Menschen werden dies ohne weiteres wegstecken. Aber trotzdem wird ein gewisser Anteil keine milden Symptome aufweisen und ca. 0,8% oder mehr sterben. Bei 80 Mio Einwohner in der Bundesrepublik wird dies zu einem Desaster, wenn die Beatmungsgeräte nicht reichen und die Letalität wird zwangsläufig steigen.

    Vor ein paar Wochen hätte niemand gedacht, dass es zu dieser Katastrophe kommt und warum sollte jetzt alles besser werden, wenn wir erst vor einen beginnenden Problem stehen.

    Die Börse mag vielleicht vorerst steigen, aber ich denke, dass das Problem erst dann wieder verarbeitet wird. Ich bin im Moment vorsichtig geworden. Ich setze lieber auf solide Werte, ob z.B. Dic Asset zu diesen gehört, dahinter setze ich ein Fragezeichen. Ich war bisher von diesem Wert sehr überzeugt. Was halten Sie eigentlich von Alphabet in der Krise?

    AntwortenLöschen
  6. "Solide Werte" sind natürlich immer etwas relatives. Trotzalledem: ich denke, man kann durchaus AG's finden, die weitaus wackeliger aufgestellt sind als Dic Asset. Und darauf kommt es letzten Endes an. @Corona: in China sind die Menschen schon wieder großteils gesundet. Und hierzulande ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit bereits jetzt heruntergegangen von "Verdoppelung alle 2-3 Tage" auf "Verdoppelung alle 5-6 Tage". Die drakonischen Massnahmen der Regierung zeigen Wirkung.

    AntwortenLöschen
  7. Momentan Verdopplung alle 9-10 Tage, oder?
    Michael, glaubst Du nach wie vor an eine kleine Börsenerholung nach den Osterfeiertagen?

    VG Peter

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Peter,
      in Deutschland zeichnet sich ab, dass die Neu-Infektionszahlen zurückgehen, also dass die Maßnahmen Wirkung zeigen. Auch in den USA wird der Trend sich bald verlangsamen, Trump hat (viel zu ) spät agiert, aber inzwischen passiert ja auch dort etwas. Die Wirtschaft wird noch lange Zeit unter den Auswirkungen leiden, da wird es viel länger dauern, bis wieder Normalität einkehrt. Aber die Börse hat ja vieles von den den negativen Erwartungen bereits eingepreist, daher ist meine Einschätzung weiterhin, dass wir an der Börse zu Ostern das Schlimmste überstanden haben, auch wenn es weiterhin volatil bleiben wird. Also keine neuen Tiefstkurse mehr nach Ostern.

      Löschen
  8. Vielen Dank für die Antwort zum weiteren Börsenverlauf.

    Ich finde deinen Blog super.
    Kleine Kritik oder Wunsch von meiner Seite: Mir persönlich kommen die Blue-Chips zu kurz. Nebenwerte haben bei mir im Depot kaum Platz.

    Neulich dein Bericht zu den großen Zahlungsdienstleistern war super. So etwas z.B. mit Big Chemie, Versorger, Versicherer, Automobilhersteller, -Zulieferer, Maschinenbau oder Banken (Europa und/oder US) wäre auch klasse. Nur als Vorschlag.


    Schöne & gesunde Börsenwoche!
    Peter

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Peter,
      vielen Dank für das Lob. Deutsche Blue Chips sind nicht meine Investmentwelt und die von Dir angeführten klassischen Industrien ebenfalls nur in Ausnahmefällen. Um Automobilwerte/Autozulieferer und Versicherungen mache ich einen weiten Bogen und auch bei Versorgern empfinde ich die enorme staatliche Regulierung als abschreckend. Bei den Banken kämen für mich allenfalls US-Werte in betracht, in Europa sind Banken vom Geschäftsmodell her kaum langfristig überlebensfähig. Die Chemiebranche finde ich grundsätzlich interessant, aber es ist eben auch eine zyklische Branche und daher, wie auch der Maschinenbau, nur zu bestimmten Zeiten empfehlenswert. Insofern liegt hier auch nicht meine größte Kompetenz...

      Löschen