Samstag, 7. März 2020

Kissigs Kunstfehler: Ist eine hohe Cash-Quote für günstige Gelegenheiten wirklich eine gewinnbringende Idee?

Ich bin inzwischen seit gut 35 Jahren an der Börse aktiv und habe meinen Investmentstil seit meinen Anfängen erheblich verändert. Aus meiner Sicht weiterentwickelt, weg vom Kurs getriebenen eher kurzfristig orientierten Anleger hin zu einem Value und Quality Investor.

Seit einiger Zeit habe ich nun wachsende Zweifel an einer meiner seit vielen Jahren bestehenden Investmentgrundsätze und musste sogar feststellen, dass ich ihn schon länger nicht mehr konsequent befolge. Höchste Zeit also, mich zu disziplinieren oder aber den Ursachen auf den Grund zu gehen. Oder beides. Das Ergebnis, meine Selbsterkenntnis ist, dass ich mich - erneut - weiter entwickelt habe. Ob ich meinen Investmentstil auch verbessert habe, wird sich erst mit der Zeit zeigen.

Aber es geht natürlich nicht um einen Trial-and-Error-Feldversuch, sondern ich habe die Argumente sorgsam gegeneinander abgewogen und - zu meiner Erleichterung - am Ende die besseren Argumente auf meiner (neuen) Seite. Oder mit Churchills Worten: "Dass ich meine Meinung geändert habe, ändert nichts an der Tatsache, dass ich immer noch Recht habe". ツ

So, nun aber zum Eingemachten: bei meinem Umdenken geht es um die Cash-Quote und die Frage, ob das dauerhafte Halten einer hohen Cash-Quote, um bei starken Kursrückschlägen günstig Aktien einsammeln zu können, wirklich besser ist, als stets weitgehend investiert zu sein, sowohl im Börsenaufschwung wie auch im -absturz. Und dabei geht es mir nicht um Market-Timing, das gleich vorab, sondern um ganz pragmatische Überlegungen und Erfolgsaussichten, um langfristig höhere Renditen einzufahren.

(Meine) Vorgeschichte

Ich war Jahr(zehnt)e lang ein Verfechter einer erhöhten Cash-Quote und das nicht aus einem Baugefühl heraus, sondern aus eigener erlebter Erfahrung. Oder frei nach Kostolany "überlebter" Erfahrung.
»Erfahrungen sind die vernarbten Wunden unserer Dummheit.«
(Japanische Weisheit)
Ich habe in meiner Börsengeschichte schon so manchen Börsenboom und so manchen Kursabsturz miterlebt. Den "Schwarzen Montag" am 19. Oktober 1987 habe ich nur am Rande mitbekommen, denn damals begann ich gerade erst damit, mich für die Börse zu interessieren. Ich hatte dem entsprechend kaum Aktien (und natürlich auch kaum Kapital). Zwei Jahre später, am 16. Oktober 1989, stürzte der DAX erneut ab und ich war bei dem 13-Prozent-Einbruch dabei. Mitte 1990 folgte ein erneuter massiver Einbruch, als Saddam Husseins Irak in Kuwait einmarschierte und es besetzte. Die starke Erholungsrallye setze erst ein halbes Jahr später ein, als die US-geführten Alliierten aus "Desert Shield" den "Desert Storm" entfachten und ohne nennenswerten Widerstand innerhalb weniger Wochen die damals zweitgrößte Armee der Welt vernichteten. In der Folgezeit stiegen die Kurs wieder an, aber es gab immer wieder harte Abstürze. Ob nun der Putsch in der Sowjetunion gegen Gorbatschow, die Tigerstaaten-Krise, die Pfund-Krise und wie sie alle hießen. Nicht zu vergessen der historische Niedergang der Japanischen Börse Anfang der 1990er Jahre. Zu dieser Zeit waren wir alle offline; es gab noch kein Internet, keine Emails, keine Smartphones, kein Video-Streaming, kein Whatsapp. Viele dieser heute so normalen Dinge war weder erfunden noch erträumt, doch es gab erste Ansätze. Und die führten zu einem lang anhaltenden Börsenaufschwung, in dem  Telekommunikation und Internetdienste den Ton angaben. Und zu einer bisher ungeahnten Börsenhausse führten. Umsatz war der neue Gewinn, denn getreu der "New Economy" brauchte niemand mehr Gewinne, Unternehmen schon gar nicht. Tja, diese neue - und wieder einmal falsche - Denkweise führte irgendwann zum Platzen dieser gigantischen Blase. Und neben der NASDAQ stürzten auch der DAX ab mit dem Schwergewicht Deutsche Telekom. Und natürlich der "Neue Markt".

Ich habe den Kursanstieg voll mitgenommen. Und den Kursabsturz auch. Beides auch gehebelt über Wertpapierkredite. Und ich habe natürlich auch Verluste begrenzt und Aktien aus dem Depot geschmissen - doch wie viele andere habe ich nicht erkannt, dass der Abschwung substanzieller war und länger anhielt. Daher habe ich in den Kursabsturz hinein immer wieder neue Positionen aufgebaut, die dann zu weiteren Verlusten führten. Wenig hilfreich dabei war, dass ich immer wieder Teile des schnell schrumpfenden Cash-Bestands zur Tilgung des Wertpapierkredits verwende musste. Wer es genauer wissen möchte, kann dies meinem selbstkritischen Artikel "Ein Margin Call? Das ist ja wohl das allerletzte... Warnsignal!" nachlesen. Warren Buffetts Warnung, niemals auf Kredit zu spekulieren, kannte ich damals noch nicht. Aber ich hätte sie wohl auch ignoriert, denn als Mittzwanziger kann man sich kaum vorstellen, mal so richtig falsch zu liegen und nicht alles zu wissen. Damals hätte mich "die Meinung eines alten Mannes" wohl kaum interessiert... ツ

Als dann endlich alles vorbei zu sein schien und sich die Lage an den Aktienmärkten stabilisierte, krachten die beiden Flugzeuge in das World Tade Center und stürzten die Welt in eine globale Rezession. Und die Börsen in einen weiteren Abwärtsstrudel; diesmal auch die Substanzwerte.

Meine (damalige) Lehre hieraus: Halte immer ausreichend Cash in der Hinterhand

Diese Episode zwischen 2000 und 2003 hat mich viel Geld gekostet, viel mehr, als ich in den Boom-Jahren zuvor "verdient" hatte. Benjamin Graham war mir damals noch kein Begriff und auch nicht sein Credo, zuerst an die Sicherheit zu denken und erst im Anschluss an die Renditechancen.

In den folgenden Jahren waren wieder schöne Gewinne einzufahren an der Börse und ich war mit dabei. Zurückhaltender, geläuterter. Ich hatte damit begonnen, mich mehr mit dem Investieren selbst zu beschäftigen und mich zu einem "ernsthaften" Investor zu entwickeln, der die Dinge viel stärker hinterfragt, als ich das zuvor getan habe, und der seinen Schwerpunkt auf das Studieren und Auswerten der Geschäftsberichte legt.

Bis 2008 stieg mein Cashflow auch schön und stetig an, dank (m)einer Mietimmobilie. Ein fast 500 Jahre altes Wohn- und Geschäftshaus in zentraler Lage einer sächsischen Mittelstadt, das ich über die Jahre immer Stück für Stück saniert habe. Auf Kredit. Was bei festverzinslichen Immobilienkrediten natürlich etwas ganz anders ist, als bei einem Wertpapierkredit. Jedenfalls bis 2008, als die Finanz- und Immobilienkrise losbrach - und meine Kredite aus der Zinsbindung liefen und die Bank die Kredite nicht verlängern wollte. Und konnte. Da sie selbst mit dem Rücken zur Wand stand. Lange Rede, kurzer Sinn: nach zwei Jahren hartem Kampf musste ich die Immobilie - mit erheblichem Verlust - veräußern. Und noch ordentlich Geld nachschießen, um die Kredite ablösen zu können. Was zulasten meiner Lebensversicherung ging und zu einem nicht geringen Teil leider auch aus Wertpapierverkäufen. Zu einem Zeitpunkt, wo man als Value Investor Aktien kaufte, nicht verkaufte. Aber ich hatte keine Wahl...

Ich zog aus diesen Erfahrungen meine Lehren: keine Immobilien mehr (jedenfalls nicht direkt, allenfalls über börsennotierte Immobilien-AGs), keine Kredite mehr und immer reichlich Investmentkapital in der Hinterhand behalten für günstige Gelegenheiten.

Folge den Lehren der Börsengurus

Passend zu meinen Erfahrungen und meinen daraus gezogenen Lehren kamen mir Warren Buffett und Charlie Munger zu diesem Thema auf den Schirm. Ihre Aussagen bestätigten mich in meiner (früheren) Meinung, dass Liquidität langfristig die Rendite bringt. Und auf den ersten Blick besticht der Gedanke durch Schlichtheit und Einfachheit: stürzen die Kurse ab, kauft man mit der Cash-Reserve günstig Aktien und erfreut sich am danach folgenden Kursaufschwung. Extrarendite leicht gemacht! Aber so (einfach) ist es eben nicht, weil es in der Praxis (mindestens) zwei Stolpersteine gibt, die diese bestechend einfache Theorie schrotten.
»In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich. In der Praxis nicht.«
(Yogi Berra)
Ich lese ja eine Menge und auch gerne und häufig Bücher über das Investieren. Dabei kamen mir auch Werke von Philip Carret, Ken Fisher oder Peter Lynch in die Finger und sie vertreten abweichende Positionen. Das regte mich zum Nachdenken an und nährte meine wachsenden Zweifel an der Richtigkeit meiner Schlussfolgerungen. Warren Buffett selbst emanzipierte sich von Benjamin Graham und entwickelte sich weg vom Deep Value-Investing hin zum Quality Investing. Ich folge zunehmend Buffett und Munger, doch ich folge nicht stur ihrem Weg, sondern mache mir auch andere Ansichten zunutze. Wie die von Philip A. Fisher. Und in einem Punkt erscheint mir das Vorgehen von Buffett und Munger nicht optimal und zwar hinsichtlich ihrer Vorliebe, einen größeren Cash-Bestand in der Hinterhand zu halten für besondere Kaufgelegenheiten. Zumal selbst Buffett Cash als "die schlechteste Investition" bezeichnet.

Der Nachteil des Cash-Hortens

Der Nachteil der Idee zeigt sich in der praktischen Anwendung. Wann sich an der Börse günstige Einstiegsmöglichkeiten ergeben haben, zeigt sich immer erst in der Rückschau. Dann kann man genau bestimmen, wann man seinen Cash-Bestand hätte einsetzen sollen für die größtmögliche Extrarendite. Aber so läuft es nicht. In der Realität erkennt man einen deutlichen Kursrücksetzer erst dann, wenn es passiert ist. Und ob sich daraus ein Crash entwickelt sieht man auch erst, wenn es passiert ist. So wie Anfang 2016 oder im März 2018, da gab es heftige Kurseinbrüche, aber die Kurse erholten sich relativ schnell wieder. Dann folgte der Oktober 2018 und es ging wieder heftig bergab. Und die nächsten beiden Monate nochmals stark. Ohne Gegenwehr. Wer Anfang November nach dem ersten Rutsch nachgekauft hatte, lag schnell zweistellig im Minus. Und aus heutiger Sicht wissen wir, dass das "nicht schlimm" war, denn die Kurse haben sich fulminant erholt und machten 2019 zu einem der besten Börsenjahre aller Zeiten und Mitte Februar erreichten viele Indizes neue Allzeithhochs. Trotzdem standen viele Anleger, vor allem Profis, noch immer mit hohen Cash-Beständen an der Seitenlinie und warteten auf Einstiegskurse. So viele, dass Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock vor einem "Melt-up" warnte, also einem liquiditätsgetriebenen Kursschub nach oben.
»Anleger verloren weitaus mehr Geld, weil sie sich auf eine Korrektur vorbereitet haben oder versuchten, eine Korrektur vorauszusehen, als in den Korrekturen selbst an Geld verloren wurde.«
(Peter Lynch)
Und nun im März 2020? Innerhalb von gerade mal zwei Wochen soll jetzt alles anders sein? Die Börsen brechen ein wegen des Corona-Virus und überall wird Panik geschürt und zum Verkauf von Aktien geraten. Cash müsse man haben, sagen die, die bereits panikartig verkauft haben, und sie schleudern gerne Horror-Kursziele für Dow und DAX in die Runde, weil sie natürlich darauf hoffen, dass die Kurse weiter fallen und sie nicht als emotionsgetriebene Deppen dastehen. Verständlich. Aber für Langfristinvestoren überhaupt kein Grund, Mitleid mit ihnen zu haben!
»Langfristig werden die Aktienmärkte für gute Nachrichten sorgen. Im 20. Jahrhundert durchlebten die USA zwei Weltkriege und weitere traumatische und teure militärische Konflikte. Eine Depression, mehrere Rezessionen, Börsenpaniken, Ölschocks, Virenpandemie und den Rücktritt eines Präsidenten. Dennoch stieg der Dow Jones von 66 auf 11497.«
(Warren Buffett)
Also... ist es wirklich sinnvoll, immer Cash zu halten? Irgendwann muss man dieses Geld ja auch einsetzen und wenn man zu früh einsteigt, erleidet man doch (erstmal) Buchverluste. Doch den richtigen Einstiegszeitpunkt erwischt man nie, das weiß jeder, der ein paar eigene Erfahrungen an der Börse gesammelt hat. Daher erzielt man auch kaum die theoretisch mögliche Maximalrendite: bricht der Markt um 50% ein, bietet er im Anschluss 100% Kurspotential, nur um das alte Niveau wieder zu erreichen. Doch niemand steigt am Top aus und am Tief wieder ein - die 100% sind also nicht real. Die wirklich erzielte Extrarendite liegt irgendwo dazwischen. Und wenn man "erst" nach 20% Kursverlust aussteigt, und auch "erst" wieder nach 20% Erholungsrallye, liegen zwischen Aus- und Einstiegskurs nicht mehr so viele Prozentpunkte.

Trotzdem sieht das nach einer sicheren Sache aus. Doch hier muss ich leider Warren Buffetts berühmte Opportunitätskosten ins Feld führen. Denn die ganze Zeit zwischendurch liegt das Cash ja auf irgendeinem Konto herum - und erzielt keine oder nur wenig Rendite. Diese "fehlende" Rendite muss man in seine Überlegungen mit einbeziehen, wenn es um die Frage geht, ob man mit einem dauerhaften, signifikanten Cash-Bestand oder eher (fast) voll investiert besser fährt.
»Die schlechteste Investition, die du haben kannst, sind Barmittel. Alle reden davon, dass Cash King ist, aber Geld wird im Laufe der Zeit immer weniger wert sein, während gute Unternehmen mit der Zeit mehr wert sein werden.«
(Warren Buffett)

Mein neuer renditeträchtigerer Ansatz: Sei immer voll investiert!

Mein neuer provokativer Gedanke ist daher: Verzichte auf Cash, sei immer voll investiert! Und damit meine ich nicht das Notfall-Cash von ein paar Monatsgehältern für Notfälle oder nötige Anschaffungen, sondern eine Cash-Quote innerhalb des Anlagevermögens!

Und für meine neue Position gibt es natürlich auch handfeste Gründe. Wie Ken Fisher ausführt, steigen Aktien in 62% aller Monate (und der Blick auf den Langfristchart des Dow Jones zeigt das ja auch).
»Historisch gesehen entwickeln sich Aktien in 62 Prozent der Kalendermonate positiv. Anleger sollten also mehr Angst haben, dass sie die Anstiege des Marktes verpassen, als dass sie einen Crash erleben.«
(Ken Fisher)
Die Wahrscheinlichkeit von steigenden Kursen ist also signifikant größer als die von fallenden. Und die deutlich einbrechende Märkte, also Kursabschläge von mehr als 10%, finden noch seltener statt. Daher gibt es immer nur wenige Gelegenheiten, seinen gehorteten Cash-Bestand einzusetzen. Und diese Gelegenheiten muss man dann auch erkennen, während sie gerade auftreten, und dann auch konsequent nutzen. Und das grenzt schon bedenklich an Market-Timing.
(Ken Fisher)
Market-Timing kostet Geld/Rendite, weil es kaum einer erfolgreich über längere Zeit hin bekommt. Auch Peter Lynch hält Market Timing für reine Zeitverschwendung, weil niemand in der Lage sei, die Börsenkurse vorherzusagen.

Und für mich stellt sich die Frage nach einem besseren Timing auch gar nicht, denn ich bin ja überzeugter Buy & Hold-Investor. Buy & Hold ist der viel versprechendste, der richtige Ansatz, denn Erhebungen zeigen, dass Depots, die am wenigsten umgeschichtet werden, auf längere Sicht die besten Ergebnisse bringen. Des Weiteren bergen Aktieninvestments ab einer Anlagedauer von 12 Jahren statistisch gesehen kein Verlustrisiko mehr.
»Ich halte niemals Barmittel, denn Barmittel aufzubauen würde bedeuten, aus dem Markt auszusteigen. Meine Vorstellung ist es, für immer im Markt zu bleiben und Aktien abhängig von der fundamentalen Lage umzuschichten.«
(Peter Lynch)
Wenn man also auf Market-Timing verzichtet und einen Buy & Hold-Ansatz verfolgt, dann sollte man am besten immer annähernd voll investiert sein! Klar, man nimmt in schwachen Phasen und auch Crashs die volle Breitseite mit und verzeichnet in diesen Phasen überdurchschnittlich hohe Buchverluste, aber diese Phasen sind vergleichsweise kurz, die Börsen holen sie erfahrungsgemäß relativ schnell wieder auf und die Phasen, in denen die Aktien unterm Strich steigen, sind häufiger und länger. Wer in den steigenden Börsenphasen nicht voll investiert ist, verschenkt mehr Geld, als er in schlechten Phasen "gewinnt" bzw. an Buchverlusten einspart.

Unterm Strich also eine rechnerisch klare Angelegenheit: Halte kein Cash, sei immer voll investiert! Psychologisch ist das natürlich eine große Herausforderung, jedenfalls in taumelnden Märkten.

Ich halte also keine "bewusste" Cash-Quote bzgl. meines Investitionskapitals mehr; der Cash-Aufbau "passiert" nur durch "normale" Verkäufe von Aktien und Dividenden, wenn sich dann gerade keine günstigen Kaufgelegenheiten bieten.
»Ich habe nicht genug Gefühl dafür, wann ich Bargeld anlegen soll, deshalb ist unser gesamtes Vermögen immer in Aktien angelegt.«
(Philip Carret, Gründer des Pioneer Fonds)

Ist dieses mal alles anders?

Nein, Geschichte wiederholt sich, auch Börsengeschichte. Ich habe keine neue Weisheit entdeckt, ich habe keine neue Wirtschaftstheorie ins Feld zu führen, sondern "nur" eine Veränderung meiner Anlagestrategie. Und diesem Umstand liegt durchaus eine erhebliche Veränderung zugrunde. Aber nicht der Umstände, sondern diese Veränderung betrifft mich und keine Persönlichkeit. Ich bin nicht mehr der Anleger, der ich vor 20 Jahren war. Obwohl ich immer noch in Wachstumswerte investiere, aber heute investiere ich in Quality Investments, wo Umsatzwachstum mit starken und steigenden Cashflows einhergeht und mit Gewinnwachstum.
»Baissephasen, vor denen Aktienbesitzer so viel Angst haben, verblassen im Kontext des Aufwärtstrends der Aktienrenditen.«
(Jeremy S. Siegel)
Daher kann ich auch Kursverluste "bequem(er)" aussitzen, da ich an ein Qualitätsunternehmen beteiligt bin und nicht an Geld verbrennenden Startups. Meine neue Entspanntheit hat sich Ende 2018 gezeigt, als auch mein Aktiendepot schmerzliche Kursverluste hinnehmen musste. Und ich zum ersten Mal in meinem Börsenleben ganz locker damit umgehen konnte.
»Es braucht drei Bärenmärkte, um zu wissen, was zu tun ist. Der erste löscht dich fast aus, im zweiten lernst du zu überleben und den dritten packst du am Genick und genießt es.«
(Crispin Odey)
Naja, "genossen" habe ich den Kurssturz nicht. Ich habe einige meiner Investments aufgelöst und in die Qualitätsunternehmen umgeschichtet, von denen ich mir sicher war/bin, dass sie auch eine Krise und den absehbaren Konjunktureinbruch in der ersten Jahreshälfte 2020 gut überstehen werden. Dass sie nicht an Liquiditätsmangel eingehen und dass ihr ökonomischer Burggraben (Moat) sie und ihre starken Cashflows schützt. Und die am besten noch über hohe Cash-Bestände verfügen, die ihnen in der Krise helfen, ihr Business am laufen zu halten, Probleme ohne unnötigen Druck angehen und ggf. trudelnde Konkurrenten übernehmen oder innovative Wettbewerber erwerben zu können. Unternehmen, die ich in meiner "Stars of Cash-Strategie" genauer beschrieben habe.

Ich fühlte mich Ende 2018 sicher und war relativ entspannt, weil ich an diesen tollen Unternehmen beteiligt war und eben nicht nur irgendwelche Aktien im Depot hatte. Und genauso fühle ich mich auch jetzt angesichts der Corona-Krise und der vor uns liegenden Unsicherheiten.

Hilfreich war dabei sicher auch, dass ich nicht von den Einnahmen aus dem Börsengeschäft abhängig bin, sondern (auch hier) Warren Buffetts Rat beherzige und mehrere Einkommensquellen habe. Eine Zeit lang habe ich früher mal einen Teil meiner Lebenshaltungskosten durch erzielte/ realisierte Gewinne aus meinen Aktiengeschäften bestritten, was einen zusätzliche (und unnötige) "Dringlichkeit" in die Sache bringt, wenn die Börsen über einen längeren Zeitraum schwächeln. Diese "Baustelle" habe ich abgearbeitet und so einen weiteren Baustein zu meiner "neue Gelassenheit" hinzugefügt. Und diese neue Gelassenheit ist es auch, die mich zum Umdenken gebracht hat hinsichtlich meiner Cash-Quote.

Und was denkt ihr?

Ich bin davon überzeugt, dass man langfristig viel mehr Rendite erzielt, wenn man voll investiert ist und bleibt, als wenn man ständig mit einer hohen Cash-Quote den vermeintlichen Schnäppchen hinterher jagt, die man dann, wenn es wirklich mal Ernst wird, doch nicht kauft - aus Angst.

Nachdem ich mich aber von einem von mir selbst viele Jahre vertretenen Standpunkt verabschiedet habe, bin ich auf die Diskussion mit euch gespannt. Wie seht ihr das? Könnt ihr  meinen (neuen) Standpunkt nachvollziehen? Und, vor allem, glaubt ihr, dass man einen Crash voll investiert mental meistern kann, also ohne den Versuch, durch Market-Timing doch eine Überrendite herauszuholen? Oder schlägt einem die eigene Psyche doch wieder ein Schnippchen?

••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Mai 2019

22 Kommentare:

  1. Danke für diesen tollen Artikel. Ich sehe es ähnlich. Entspannt kaufen, das Leben genießen und weiterhin lernen was da draussen passiert. Den es widerholt sich (fast) alles.

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  2. Sehr treffend zusamnen geschrieben. Bin voll bei dir und auch immer nahezu voll investiert. Mir macht es viel zu viel Spaß als nicht jeden Monat in gute Unternehmen zu investieren. Mein Cash-flow generiere ich dabei als Angestellter aus meinen Gehalt und aus Dividenden. Die größte Herausforderung ist wohl der psychische Aspekt bei Abwärtsbewegungen, die man voll mit nimmt. Und das kann man nur durch eigene gemachte Erfahrungen lernen auszuhalten und dabei weiter ruhig schlafen zu können.

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  3. Dazu kommt noch, dass die Gesamtrendite ja nicht über monatelange Zyklen erreicht wird, sondern an ganz wenigen Tagen im Jahr. Im unten verlinkten Artikel wird beispielsweise beschrieben, dass über einen Zeitraum von 30 Jahren nur 13 Tage für die Hälfte der Rendite verantwortlich waren. Das gleiche kann man wahrscheinlich auch in die andere Richtung rechnen. Aber meistens sieht man den Einbruch ja erst nach den schlechtesten Tagen, sonst würde man sowieso sehr schnell reich.

    https://geldundverbraucher.de/content/news-archiv/boerse/dax-auswertung-wer-in-31-jahren-die-besten-13-tage-verpasst-hat-verlor-die-haelfte-der-rendite.html

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  4. Ein sehr guter Artikel, chapeau!!! Ach und ich sehe es sehr ähnlich wie du. Maximale Erfolge weiterhin und gute Einstiegskurse ;-)

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  5. Hallo,


    hier hast du wirklich einen super Artikel geschrieben. Ich finde es auch besser voll investiert zu sein. Es gibt auch ohne Crash gute Möglichkeiten günstig zu investieren.

    Wer Lust hat schaut mal hier, mein Versuch mit 1000€ in Faktor Zertifikaten 4000€ Gewinn zu machen.
    https://familien-finanzen-im-griff.de/faktor-zertifikate-mit-1000e-einsatz-zum-ziel-von-5000e/

    Gruß Stefan

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    1. Hallo Stefan,
      bitte überprüfe deinen Blog auf die Rechtschreibung. Ich finde die Idee deines Familien-Blogs zwar nett, aber man kann sich die Beiträge kaum druchlesen, weil man in allen Texten über zahlreiche Rechtschreibfehler und unsauberer Grammatik stolpert.

      Wer für sich den Anspruch erhebt anderen Menschen den bewussten Umgang mit Geld zu zeigen, der sollte auch seine Texte bewusst schreiben und Korrekturlesen lassen. Ich find, eine korrekte Ausdrucksform ist neben einer finanziellen Bildung eine ebenso wichtige Fertigkeit im Leben. Nur so kommt man auch glaubwürdig rüber!

      Lg
      Felix

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  6. Bin als Trader an der Börse gestartet. Letztes Jahr hat mich die Performance einer Buy and Hold Strategie voll überzeugt, so dass ich im September ein Investmentdepot gestartet habe. Der Kursrutsch war nicht einfach durch zu halten, aber ich habe noch alle Aktien im Depot. Um den Rutsch besser aushalten zu können, habe ich für kurze Zeit in einem anderen Konto eine Short Position auf einen Index eröffnet, was die Verluste etwas abgefedert hat. Ich denke, wenn man nur Buchgewinne verliert, fühlt es sich nicht mehr so schlimm an, wie wenn man sein Erspartes schrumpfen sieht. Ich freue mich schon darauf, wenn ich bei tieferen Kursen die angesammelten Dividenden wieder investieren kann.

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  7. Ich denke es ist ein gutes Beispiel für die Macht von recency bias. Sollten die nächsten 10 Jahre die Märkte sich etwas schlechter Entwickeln als seit 2008, wird man wieder gegen All-in argumentieren. Jeder sollte es für sich selbst entscheiden, aber es solte klar sein was hier tatsächlich geschieht.

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  8. Ob die Ergebnisse bei stets voller Investition besser sind als diejenigen, die sich mit dem Warten auf den Crash erzielen lassen, wird man vermutlich aus irgendwelchen Statistiken ablesen können (egal, von wem sie gefälscht wurden :-)).

    Das ist mir aber egal, denn ich habe zu oft auf den falschen Zeitpunkt oder (noch öfter) das falsche Pferd gesetzt. Deshalb denke ich, dass die neue Strategie (kein Cash) die bessere ist.

    Ich gehe aber noch einen Schritt weiter: Ein physisch voll replizierender ETF auf den MSCI World. Da ist man (anders als bisher ich) nie schlechter als der Markt und zahlt anstelle regelmäßig anfallender beträchtlicher Transaktionskosten nur noch einmal Transaktionskosten und laufend 0,06 bis 0,3 % Gebühr pro Jahr.

    Klar, das ist langweilig - aber wir sehen ja nicht fern. Wir betrachten unser Vermögen. Ich habe dabei lieber Langeweile.

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  9. Das mag seit 2008 so sein, wo der Aktienmarkt aufgrund Niedrigzinspolitik, medialer Präsenz (Internet, mehr private Anleger die auf Aktien setzen.. Foren, Blogs..) und relativer "Investment-Alternativlosigkeit" nach oben explodierte.
    Gab aber auch Phasen, wo man ggfs. jahrzehntelang warten musste, um seinen Einstand wieder zu erreichen.
    Risiken gibts aber immer - sobald man etwas besitzt.
    Immobilien - Mietnomaden, laufende Kosten, Renovierungen, man muss sich ständig "kümmern"..
    Lebensversicherungen etc - njach, Abzockerei, die Allianz investiert das Geld auch, kann man auch selber machen

    Der Krug geht so lang zum Brunnen, bis er bricht, und irgend wann kommt eben DIE Korrektur, DER Crash, der die Rendite dann längere Zeit runterziehen dürfte, die man über Jahre vorher angesammelt hat...
    Was aber um so weniger weh tut, je länger man im "Bullenmarkt" eben drin war - wer 2010 einstieg und hielt, wird da viel mehr "Rendite-Puffer" haben, als jemand, der 2018 einstieg und hielt...

    Jedenfalls ist nix sicher, es geht immer um Wahrscheinlichkeiten, und wie wir die gerade einschätzen.
    Glaub isch.

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    1. Die 2000er-Jahre haben es doch vorgemacht: da war unterm Strich mit Aktien nicht viel zu verdienen. Anfang 200 gab es Allzeithöchststände und Ende 2020 befand sich der Markt noch in der zarten Erholung nach der Finanzkrise. Wählt man also diesen zufälligen Zeithorizont, sieht es eher mau aus. Schaut man hingegen in Zehnjahresabschnitten 1995-2005 und 2005-2015 fallen die bei Crashes kaum noch auf. Und... wir sollten nicht übersehen, dass wir mit 2001-2003 und 2008/2009 zwei "Jahrhundertcrashs" innerhalb von nur acht Jahren erlebt haben. Weiter zurück finden wir einen solchen erst 1929 wieder. Und dabei sprechen wir über den Gesamtmarkt, in dem also auch alle Pleiten enthalten sind. Wenn man sich auf die besten und aussichtsreichsten Unternehmen konzentriert, dann ist die Rendite noch viel besser. Wenn man die langfristige Rendite des S&P von rund 8% pro Jahr "nur" um jeweils 1% überbietet, ergibt das auf lange Sicht einen enormen Renditevorsprung - dem Zinseszinseffekt sei dank.

      Dass auch künftig überdurchschnittliche Rendite mit Aktien zu erzielen sind, liegt dabei doch klar auf der Hand. Die einzige wirkliche langfristige Konkurrenz zu Aktien sind Anleihen. Doch welche Zinsen werfen die denn noch ab? Aktien sind daher vergleichsweise sogar preiswerter geworden...

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    2. Tja, hier stoßen ja alle mehr oder weniger in dasselbe Horn.

      Ich hingegen bin mit knapp 5 Jahren Börsenerfahrung einfach nicht reif für 0% Cash, auch wenn ich vergangene Korrekturen gut und ohne Abverkauf überstanden habe. Gerade heute würden mir ohne meinen Bargeldbestand ganz schön die Schweißperlen auf der Stirn stehen, während ich die Sache so recht entspannt betrachten und bei Gelegenheit hier und da nachlegen kann (was ich tue).

      Ich weiß, dass die Statistik mir nach Renditegesichtspunkten nicht recht gibt, aber das ist für mich vollkommen unerheblich. Es ist auch unerheblich, in welchem Umfang ich Kaufgelegenheiten tatsächlich genutzt haben werde, wenn der Markt wieder dreht.

      Ich muss mit meiner Kapitalallokation einfach gut schlafen können, und ich glaube nicht, dass das ganz ohne Cash gut funktionieren würde.

      Gruß
      Jens

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    3. Ich und wohl die meisten anderen Privatanleger sind auch nicht reif für 0% cash.
      Ich kann und werde mich damit nicht anfreunden. Ich war/bin froh jetzt noch genügend cash für privat unverhergesehenes und auch nicht gebrauchtes investierbares Geld zu haben um jetzt nach- und neu kaufen zu können, damit bin ich dann gut investiert aber niemals 0% cash, wenn ich mal schlecht schlafe liegt es nicht daran..

      Gruß
      JB

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    4. JB, wenn jemand sich mit 100% Investitionsquote unwohl fühlt und lieber 5, 10 oder 20 Prozent in Cash halten will und dafür die verschenkte Rendite in Kauf nehmen möchte, ist das völlig okay. Allerdings zählt "privat Unvohergesehenes" nicht dazu, denn ich hatte ja klar ausgeführt, dass man immer einen Notgroschen auf die Seite legen sollte und dass sich meine 100%-Quote alleine auf das zur Verfügung stehende Invest-Kapital bezieht.

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    5. So habe ich mir das immer gewünscht: trotz Nachlegens steigt meine Cashquote :-P

      Gruß
      Jens

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  10. Jungens ! Der Mann im Fernseher hat es doch ganz klar gesagt. Euer Geld ist verbrannt !
    Toller Artikel Michael, Danke. Ich bin Investor und Geld muss arbeiten, nicht rumliegen.

    Sicher nervt Euch auch Euer Broker mit den 10 % Warnungen, die man nicht abstellen kann, da Gesetz. Wer denkt sich sowas aus ? Unser fürsorglicher Staat scheint mehr ein Trendfolger und Verlustbegrenzer zu sein.

    Ich hatte dieses mal noch etwas Geld rumliegen, da ich eine größere Dividendenposition aufgelöst habe (hatte nichts mit der Krise zu tun). Aus lauter Langeweile habe ich einen Short ETF gekauft, also mal kein Buy and Hold. Der ist schon wieder Geschichte und mir geht es sehr gut. Man sollte auch nicht zu dogmatisch sein.

    Gruß
    Johannes

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  11. Ich bin vorgestern und gestern eingestiegen und bin sozusagen auch "all in" was mein investierbares Geld angeht, allerdings fühle ich mich nach wie vor mit einer etwas höheren cash quote als dem Notgroschen einfach wohler...

    VG

    JB

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  12. @JB Man muss sich mit seiner Cash-Quote auch einfach seelisch/psychisch wohl fühlen können, finde ich. Was hilft es einem, wenn man in Aktien macht, und sich dabei großem nervlichen Stress jeden Tag aussetzt...? Das kann es auch wieder nicht sein. Aktien sind ja (normalerweise) auch ein Langzeit-Investment, und was ist mehr wert: ein wenig "erzittertes" Geld, oder ein, zwei, drei Jahre Seelenruhe...
    (wobei "buy and hold" nicht bedeutet: "buy and forget" - das sei nochmals erwähnt)

    ---

    @Michael: im Grunde stellst Du hier die uralte Frage nach "buy and hold" versus "Market Timing".
    Die Praxis zeigt, dass selbst professionell gemanagte Fonds in der Regel beklagenswert schlecht abschneiden. Vielleicht ist das auch schon alles, was man über die Versuche des "Market Timing" wissen muss...
    Da sitzen dann Leute daran, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als sich zu überlegen: wann wie wo einsteigen und/oder aussteigen... und trotzdem geht das Ganze in über 80% der Fälle in die Hose.

    Wer mit 100% seines "freien" Geldes von Anfang bis Ende investiert ist, wird auf jeden Fall das Maximale aus der historischen Kursentwicklung mit all ihren Höhen und Tiefen herausholen. Das ist so ziemlich das Einzige, was man sicher sagen kann...

    Und die meisten Leute, die viel herumspielen (oder gar in einer Krise alles verkaufen und eine Menge Geld für immer im Markt lassen), erreichen nur eines: weniger Rendite.

    Was man optimieren kann, ist, wie Du immer schon betonst: in _WEN_ ich mein Geld investiere. Das Unternehmen und sein Marktumfeld so gut es geht und von allen Seiten durchleuchten, analysieren, und auch beobachten. So kann man einigermassen sicher gehen, sich kein faules Ei (oder ein Faultier) in den Korb zu legen.

    Ich selbst bin zwar super gefahren mit meinem "Market Timing" bisher nach dem Crash - nur, wenn man ehrlich ist, hätte man in dieser Phase de facto so gut wie alles kaufen können, und gut Reibach gemacht. Und wenn ich noch ehrlicher bin: manch' dicker Brocken Cash war auch einfach nur Glück. Und dass ich mir nicht den halben oder ganzen 3-Wochen Gewinn an zwei Tagen durch eine sich wirklich ekelhaft und völlig erratisch benehmende Aktie verpulvert habe, war eigentlich auch nur reines Glück... man muss da wirklich immer ehrlich zu sich selbst sein.

    Im Moment spiele ich eher rum... mehr aus Spass an der Sache, als aus echter Gewinnerzielungsabsicht. Mal 50 € versenken, mal 150 € gewinnen (und ein paarmal den perfekten Ein- und Ausstiegspunkt erwischt. Das geht genau SO lange, bis man mal voll in's Klo greift, und sich allen bisher erarbeiteten Gewinn auf einmal verpulvert...).

    Auf jeden Fall: meine bisherigen Erfahrungen mit "Market Timing" sind im Grunde sehr sehr gemischt...

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    1. Und warum hältst Du Dich selber nicht an Deine Überzeugungen und daddelst rum? Die Börse ist der denkbar schlechteste Ort dafür.

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    2. Nach 3 Wochen mit teils Zitterpartien habe ich genug von "All-In". Jetzt will ich vor allem eins: den Gewinn konservieren. Mit 7% Rendite kann man sogar übers ganze Jahr zufrieden sein, ist mir gestern bewusst geworden...

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  13. Ich halte zwar eine hohe Cashquote, aber aus anderen Gründen. Trotzdem habe ich seit ca. 2 Jahren konsequent alles, was über diese Summe hinausgeht 100% in Qualitätsaktien investiert- und siehe da, seither hat sich mein Depotwert vervierfacht und das Depot hat inzwischen einen 6 stelligen Betrag. Da ich noch max. 14 Jahre Arbeitnehmer sein werde ist mein Zeithorizont hoffentlich lange genug, um auch kommende Schwächephasen aussitzen zu können. Bei mir wird jedenfalls jeder Euro möglichst zeitnah im Depot investiert.

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    1. Dazu zwei Anmerkungen: 1. Überlege mal, wie sich Deine Performance besser entwickelt hätte, wenn Du auf die Cashquote verzichtet hättest und die ganze Zeit voll investiert gewesen wärst. 2. Hast Du denn die Cashquote wirklich genutzt, um billig nachzukaufen? Im März 2018, im Oktober und Dezember 2018, im März und April 2020? Wenn nicht, dann überlege (noch) mal, wozu eine hohe Cashquote gut sein soll, wenn nicht, um genau bei solchen Abstürzen nachzukaufen bzw. einzusteigen. Wenn man sie aber in der Praxis ohnehin nie einsetzt, dann verschenkt eine hohe Cashquote völlig unnötig Rendite. Und genau das ist ja mein Kernpunkt...

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