Sonntag, 29. März 2020

Good News bei... MBB: Top 2019er Ergebnisse, Dividendenerhöhung, Aktienrückkauf, Insiderkäufe - und auch noch Akquisitionen im Blick

Die Inhaber geführte Industrieholding MBB hat schon seit längerer Zeit unter den Problemen bei der 38-prozentigen Tochter Aumann gelitten und das sieht man dem Kursverlauf auch deutlich an. Doch die beiden erfolgreichen Zukäufe im letzten Jahr von Vorwerk sowie Bohlen & Doyen könnten sich als "großer Wurf" für MBB erweisen und die jüngsten Meldungen aus dem Unternehmen sollten Musik in den Ohren der MBB-Aktionäre sein.

Good News, Teil 1: Das 2019er Jahresergebnis


MBB SE übertrifft 2019 mit 592 Mio. EUR Umsatz und 68 Mio. EUR bereinigtem EBITDA die Prognose deutlich und erwartet für 2020 weiteres Umsatzwachstum

MBB erzielte nach vorläufigen Zahlen im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 592,1 Mio. Euro (+16,9 % ggü. dem Vorjahr). Das bereinigte EBITDA ist 2019 um 24,1% auf 67,7 Mio. Euro gestiegen, was einer EBITDA-Marge von 11,4% entspricht.

Im Geschäftsjahr 2019 hat MBB erstmals drei Unternehmen zugekauft. Mit dem Erwerb von 60% an der Friedrich Vorwerk Gruppe gelang MBB der Einstieg in den Bereich des Pipeline- und Anlagenbaus für Gas- und Stromnetze. Durch die Ende 2019 erfolgte Akquisition von Bohlen & Doyen durch Vorwerk wurde dieser Geschäftsbereich weiter verstärkt und trug seit der Erstkonsolidierung mehr als 95 Mio. Euro Umsatz bei einer zweistelligen EBITDA-Marge zum Konzernergebnis bei.

Die auf IT-Security spezialisierte Tochter DTS konnte 2019 den Umsatz um 26% auf über 65 Mio. Euro steigern, während die EBITDA-Marge weiter anstieg. Auch Delignit und CT Formpolster sind im vergangenen Jahr gewachsen, während Hanke und OBO einen Umsatz auf Niveau des Vorjahres erzielten. Rückläufig war der Umsatz bei Aumann, die auf Grund der Investitionszurückhaltung in der Automobilindustrie 2019 deutlich weniger Auftragseingang erreichte.

MBB (Quelle: wallstreet-online.de)
Für 2020 erwartet MBB einen weiter wachsenden Umsatz- und Ergebnisbeitrag der jüngsten Zukäufe Friedrich Vorwerk und Bohlen & Doyen - alleine schon deshalb, weil beide 2020 erstmals für ein ganzes Jahr Umsatz- und Ergebnisbeiträge für den MBB-Konzern abliefern. Während der Bedarf nach IT-Sicherheit bei DTS für boomende Geschäfte sorgen dürfte, und Küchen- sowie Klopapier von Hanke reißenden Absatz finden, führt die Eintrübung in der Automobilindustrie und konjunkturelle Risiken bei Aumann und Delignit zu Umsatz- und Ergebnisrückgängen sowie daran anschließend zur Streichung der Dividende.

In Summe rechnet das Management der MBB für das laufende Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatz von mehr als 660 Mio. Euro bei einer bereinigten EBITDA-Marge von 8-10%. Allerdings steht diese Prognose natürlich auf wackeligen Füßen, denn solide Einschätzen kann zurzeit wohl niemand, wie es mit der Corona-Pandemie weitergehen wird.

Hohe Liquidität

Von besonderer Bedeutung ist in Zeiten der Krise der Blick auf die finanzielle Solidität und dabei auf die Liquidität. MBB im letzten Jahr eine Dividenden ausgeschüttet und einen Aktienrückkauf durchgeführt und weist zum Ende 2019 eine Gesamtliquidität von 340 Mio. Euro auf, wobei die Nettoliquidität bei 249,8 Mio. Euro lag. Hiervon entfielen 184,5 Mio. Euro auf die börsennotierte Holding MBB Se.

Das bedeutet, dass die Töchter, und hier insbesondere Aumann, ebenso gut finanziell ausgestattet sind wie die Mutter selbst. MBB hat also reichlich finanzielle Spielräume, um die Krisenphase nicht nur gut zu überstehen, sondern interessante Wege gehen zu können. Was uns zu den weiteren guten Nachrichten führt.

Good News, Teil 2: Dividendenerhöhung

Denn MBB wird seinen Aktionären vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2019 eine erhöhten Dividende auszuschütten. Diese soll nun €0,70 betragen nach bisher €0,69. Keine atemberaubende Erhöhung, aber wo andere Unternehmen reihenweise die Dividenden streichen, ist eine Dividendenerhöhung eine echte Demonstration der Stärke.

Good News, Teil 3: Aktienrückkauf

Und als eine weitere kann auch der angekündigte Aktienrückkauf eingestuft werden. MBB beabsichtigt, bis zum 30. Juni 2020 bis zu 594.075 eigene Aktien mit einem Volumen von maximal €3,0 Mio. bis zu einem Kurs von €55,0 EUR je Aktie über die Börse zurückzukaufen. Angesichts der auf MBB entfallenden Nettoliquidität von €240 bis €250 Mio. (Vorwerk, Aumann, Delignit gehören MBB ja nur anteilig) und einer Börsenkapitalisierung von rund €285 Mio. ist der Aktienkurs von MBB also zu etwa 85% durch Cash abgesichert. Mit anderen Worten: alle Unternehmen und das operative Geschäft werden bei einem Aktienkurs von €48 aktuell mit lediglich knapp €43 Mio. bewertet. Daher ist sehr gut nachvollziehbar, dass MBB einen Teil seiner liquiden Mittel auf diesem Kursniveau auch in Aktienrückkäufe fließen lässt.

Good News Teil 4: Akquisitionen im Blick

Abschließend verweise ich noch auf eine Bemerkung aus der Meldung zum 2019er Jahresergebnis: "Ende 2019 sieht MBB weiterhin gute Voraussetzungen für Unternehmenszukäufe." Und die Preise für Unternehmen dürften momentan ziemlich günstig sein und noch günstiger werden. Wie gut, dass auch nach Dividende und Aktienrückkauf für Zukäufe von MBB oder ihren Töchtern reichlich Geld zur Verfügung steht.

Good News Teil 5: Massive Insiderkäufe

Kein Wunder, dass auch die Insider in den letzten Wochen verstärkt auf der Käuferseite stehen bei MBB. Die Verwaltungsratsmitglieder Gert-Maria Freimut (Vorsitzender), Dr. Stefan Niggemann, Anton Breitkopf und Dr. Christof Nesemeier (auch CEO) haben allesamt MBB-Aktien gekauft und runden das insgesamt sehr gute Bild ab.

Mein Fazit

Operativ haben einzelne Töchter von MBB zu kämpfen, nicht wegen der Corona-Krise. Die Töchter sind aber allesamt finanziell solide durchfinanziert und die Konzernmutter MBB verfügt über reichlich Cash, um sie ggf. zu (unter-) stützen. Trotz all der angekündigten Maßnahmen, die die Liquidität natürlich belasten werden, verfügt MBB und auch die Töchter selbst über ausreichend freies Cash, um ordentlich auf Shoppingtour gehen zu können. Im Industriesektor dürfte es momentan wenige Unternehmen geben, die besser oder auch nur ähnlich gut positioniert sind, um die Krise nicht zu überstehen, sondern die sich bieten Chancen auch wahrnehmen zu können.

MBB ist einer meiner Nebenwerte-Jahresfavoriten für 2020 und das bleibt auch so - wenn auch unter geänderten Vorzeichen. Auf mittlere und lange Sicht vermutlich (wieder) eines der interessantesten Unternehmen auf dem deutschen Kurszettel.

Disclaimer
Delignit und MBB befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.

14 Kommentare:

  1. Hallo Michael,

    insgesamt eine tolle Bestandsaufnahme und ein Blick in die Zukunft, den ich so zu 100% teile. Danke dafür und noch einen schönen Sonntag!

    VG

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  2. "Angesichts der auf MBB entfallenden Nettoliquidität von €240 bis €250 Mio"
    Auf die MBB entfallen 184,5 Mio, wenn ich das richtig verstehe?!

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    1. In dieser Angabe habe ich versucht, die Nettoliquidität im gesamten MBB-Konzern, also nicht nur in der Holding, hochzurechnen. Also Holding (MBB SE) zzgl. der Tochterunternehmen; hier allerdings nur anteilig, da ja nicht alle Töchter zu 100% MBB gehören.

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  3. Hallo Michael,

    die MBB verfolge ich auch schon seit längerer Zeit sehr intensiv und habe die Position nach dem Kursverfall zur größten in meinem Portfolio ausgebaut, weil der Track Record von Nesemeier und Co in den letzten Jahren so beeindruckend ist, dass sie mit einer Nettoliquidität auf Holdingebene von 184,5 Mio (Konzernebene finde ich eher semi-interessant) zum klaren Krisenprofiteur avancieren können.

    Zu deinem Punkt 5 habe ich leider nichts in den News bei MBB gefunden. Kannst du mir bitte nochmal einen Link schicken/die Insiderkäufe auflisten? Vielen Dank! :)

    Bei Friedrich Vorwerk und Bohlen & Doyen könnte der Akquisitionszeitpunkt auch enorm gut sein - je nachdem, wie schnell das Geschäft möglicherweise hochgefahren werden kann. Aber in den nächsten 1-2 Jahren werden wir enorme staatliche Investitionen zur Förderung der Wirtschaft sehen und wo wären diese sinnvoller investiert als im Infrastrukturausbau?
    Und die Perle im Portfolio ist ganz klar DTS. Wenn ich mir die aktuellen Umsatz/EBIT-Multiples von IT-Security-Anbietern trotz Krise so ansehe, wird da in 2-3 Jahren ein ansehnlicher Börsengang folgen und dass Freimut und Nesemeier Markttiming ganz klar können, haben sie bei Aumann bewiesen...
    Für die MBB spricht auch die letztjährige Entwicklung im Bereich Industrieproduktion. Hanke und CT Formpolster werden dieses Jahr mit ihren Produkten (Hanke Tissue-> Taschentücher, Klopapier, Küchenrolle, Marke "aha" ; CT-Formpolster -> Matratzen, Onlinevertrieb mit Logistik, B2B) nach signifikanten Investitionen in der Vergangenheit weiter steigende Cashflows produzieren für die Kapitalallokation auf Holding-Ebene...

    Für Aumann und Delignit brechen schwere Zeiten an, aber die Zeit, in der die MBB SE vom Kapitalmarkt nur als Aumann-Mutter wahrgenommen wird, wird wohl bald endgültig enden...

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    1. Die MBB-Insiderkäufe kann man bei der DGAP nachvollziehen.

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  4. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen:
    - bereinigtes EBITDA 2019: 67,7 Mio €.
    - alle Unternehmen und das operative Geschäft werden aktuell mit knapp €43 Mio. bewertet

    Man bekommt MBB also für weniger als das jährliche EBITDA!
    Als KGV (wenn man aus dem Kurs die Nettoliquidität herausrechnet) würde ich ca. 3 schätzen.

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  5. Hallo Michael,
    Vielen Dank auch von mir für Deine vielen Beiträge, die die Dinge versuchen einzuordnen ("versuchen" ist überhaupt keine Abwertung angesichts der vielen offenen Fragen im Moment).
    Ich habe eine Frage an Dich: Welche deutsche Beteiligungsgesellschaft ist im Moment Dein Favorit und warum?
    Es ist ja absehbar, dass es viel einzusammeln geben wird. Wer hat da die besten Karten?
    Herzlichen Dank
    Stephan

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    1. Moin Stephan,
      mein Favorit unter den deutschen Beteiligungsgesellschaften ist aktuell MBB. Die Gründe habe ich im Artikel genannt; MBB ist in alles Bereichen besser positioniert als die Wettbewerber. Aurelius hat soeben die Dividende gestrichen und hinsichtlich Office Depot äußert der Wirtschaftsprüfer an der Überlebensfähigkeit. Auch bei Mutares befürchte ich eine Dividendenstreichung, nachdem man hauptsächlich im Automotivesektor tätig ist und stark in Italien und Frankreich. Bei Blue Cap belastet weiterhin die ParnterFonds-Situation, nachdem der Großaktionär von PF die Gesellschaft abwickeln will und sich dann die frage stellt, wie die 44% an Blue Cap veräußert werden (und an wen und zu welchem Kurs). Der em-tec-Verkauf spült schön Geld in die Kasse, aber die Industriebeteiligungen dürften im Shutdown ordentlich leiden. Da bin ich auf die "Corona-Aktualisierungen" mal gespannt...

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  6. Auch interessant in der letzten Meldung finde ich die folgende Passage: Friedrich Vorwerk "trug seit Erstkonsolidierung mehr als 95 Mio € Umsatz bei einer zweistelligen EBITDA- Marge bei"
    Die Erstkonsolidierung war im August. Der Zukauf von B&D erfolgte für die Bilanz im Dezember. Rechnet man nur den Effekt von Vorwerk (den B&D Umsatz entsprechend vernachlässigt) auf das ganze Jahr hoch, ergibt sich nur für Vorwerk ein Umsatz von 200 Mio €. Da zeigt sich wieder wie tief mit den Prognosen gestapelt wurde.
    Wer lernen will wie erfolgreich investiert wird muss nicht Buffet studieren. Nesemeier bzw. MBB liefert eine Blaupause für perfektes Management

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  7. Hallo Michael,
    danke für deine MBB Einschätzung! Finde deine Expertise im Beteiligungsgesellschafts-Bereich sehr erfrischend. Verfolgst du die Scherzer eigentlich noch? Kann mich erinnern, dass du diese auch einmal auf deiner Liste und im Depot hattest.
    LG Markus

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    1. Scherzer und auch Shareholder Value habe ich beide bereits vor einiger Zeit aussortiert. Sie hatten beide über einen längeren Zeitraum eher unterdurchschnittliche Erfolge mit ihren Nebenwerteinvestments und der zusätzliche Trigger der Andienungsrechte bzw. Nachbesserungen greift auch nicht mehr, nachdem immer öfter von den Gerichten der Börsenkurs als Wertbemessung angesetzt wird und nicht mehr der Substanzwert. Stock-Picking ist aber nun ja auch mein ureigenes Business, da brauche ich niemanden, der das für mich erledigt - und dafür natürlich auch noch entlohnt werden will (zurecht).

      Dazu kam, dass beide Gesellschaften von der Börse lange zeit mit einem Aufschlag auf den NAV bepreist wurden - zumindest das ist nach den letzten Meldungen zum NAV per 31.3. bei beiden jetzt anders.

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  8. Das Nebenwerte Journal hat in seiner aktuellen Ausgabe 4/20 MBB positiv besprochen. Deren Fazit: "Eine Überbewertung ist daher beim besten Willen nicht auszumachen (...) Die MBB-Aktie verfügt durchaus über beträchtliches Aufwärtspotenzial". Ich stehe also mit meiner Meinung nicht alleine da... ツ

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  9. MBB hat heute den Geschäftsbericht veröffentlicht und damit mMn Maßstäbe gesetzt, was Transparenz und gute Investor Relations - Arbeit sein kann. Wer schon immer mal den Wert von MBB mittels SOTP ermitteln wollte sollte das mit diesem Geschäftsbericht tun. Bewertung und Aufschlüsselung der Zukäufe sind ebenfalls enthalten. Ich frage mich immer wieder wie man zu solchen Deals kommt? Für B&D und Vorwerk wurden in Summe nur knapp 20 Mio € gezahlt.

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    1. Ja, MBB macht einen hervorragenden Job! Ich denke das Erfolgsgeheimnis ist, dass MBB genauso wie Warren Buffetts Berkshire Hathaway agiert und glaubhaft rüberkommt: dass man den neuen Tochterunternehmen ein dauerhaftes neues Zuhause bietet. Es geht MBB nicht um schnelle Rendite und Gewinnmaximierung, sondern die "alten" Werte des neu übernommenen Unternehmens sollen erhalten und das Unternehmen entwickelt werden. Für viele Inhaber und/oder Gründer(-familien) steht ein maximaler Verkaufserlös nicht an erster Stelle, sondern die Zukunftssicherung des Unternehmens und der Mitarbeiter. MBB steht zu seinen Unternehmen, berät sie, aber ist dabei nicht übergriffig. Und diese "Zauberformel" erklärt auch, weshalb MBB eher selten auf dem M&A-Markt aktiv ist - wenn, dann aber mit durchschlagenden Erfolg. Auch deshalb fühle ich mich bei MBB als Mitaktionär so wohl und das bereits seit 2012...

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