Die Risiken bei "Private Credit" steigen und wachsen sich zu einer systemischen Gefahr aus - so muss man schlussfolgern, wenn man den Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate glaubt. Und JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnte bereits von "Kakerlaken" in den Bankbilanzen, nachdem Abschreibungen auf Kreditausfälle zunahmen. Dimon wird auch nicht müde, auf die Alternativen Asset Manager einzuprügeln - nachvollziehbar, denn die nehmen den Banken seit Jahren lukratives Geschäft weg.
Inzwischen nimmt das allerdings absurde Züge an, denn Dimons eigene Bank JPMorgan Chase hat sich bei der Kreditvergabe an Private-Equity-Sponsoren mit 47 Mrd. Dollar an Kreditfazilitäten für Fondsmanager sogar an die Spitze der Bewegung gesetzt. Nicht ganz überraschend, denn die Ratingagentur Moody's hat festgestellt, dass sich die US-Banken zu einer wichtigen Triebkraft von Private Credit entwickelt haben und im ersten Halbjahr 2025 rund 300 Mrd. Dollar an Darlehen für private Kreditfonds bereitstellten. Dabei leiten die Banken zunehmend Finanzierungen an private Kreditgeber weiter, anstatt sie direkt an hochverzinsliche oder nicht geratete Kreditnehmer zu vergeben, da sie dies als sichereren Weg ansehen, um am Wachstum der Anlageklasse teilzuhaben und gleichzeitig ein direktes Risiko zu vermeiden.
Wie es aussieht, hat Jamie Dimon Recht. Er spielt ja auch auf beiden Seiten des Netzes und kann damit irgendwie gar nicht falschliegen. Also blicken wir einfach mal darauf, wie führende Private Credit-Profis die aktuelle Lage einschätzen - und die Risiken...
Harvey Schwartz, CEO von The Carlyle Group
"Wenden wir uns den Kreditmärkten zu. Hier lag in den letzten Wochen eindeutig ein großer Fokus. Bis heute deuten unsere eigenen Markt- und Portfoliodaten nicht auf eine allgemeine Verschlechterung der Gesamtkreditqualität oder ein systemisches Risiko hin. In Übereinstimmung mit den Wirtschaftsdaten, die ich gerade vorgestellt habe, bleiben die Fundamentaldaten ziemlich solide, und Kreditereignisse waren eher vereinzelt."
Michael Arougheti, CEO von Ares Management
"Aufgrund mehrerer hochkarätiger Insolvenzen oder Betrugsfälle in den Nachrichten gab es viele Fragen und Bedenken darüber, was dies für den Kreditzyklus und private Kreditgeber wie Ares bedeuten könnte. Angesichts der Stärke, die wir in unseren Portfolios sehen, und der Rückmeldungen unserer Kollegen sowie der allgemeinen Kreditentwicklung scheinen diese Ereignisse jedoch eher Einzelfälle zu sein und nicht auf eine Wende im Kreditzyklus hinzudeuten. Aus unserer Sicht sind unsere Kreditportfolios weiterhin gesund, und wir haben keine Verschlechterung der Kreditfundamentaldaten oder Änderungen bei den Änderungsaktivitäten festgestellt, die auf eine bevorstehende Wende im Zyklus hindeuten würden."
Marc Lipschultz, Co-CEO von Blue Owl Capital
"Die Reaktion, die wir an den öffentlichen Aktienmärkten gesehen haben, steht nicht im Einklang mit der starken fundamentalen Performance, die wir in unseren Portfolios beobachten."
Marc Rowan, CEO von Apollo Global Management
"Aus meiner Sicht ist Kredit gleich Kredit, egal ob er von einer Bank oder einem Vermögensverwalter vergeben wird. Für mich macht das fast keinen Unterschied. Es gibt grundsätzlich gute Kreditgeber und weniger gute Kreditgeber."
Meine Einschätzung
Marc Rowan brachte es auf den Punkt: Kredit ist Kredit, egal ob von einem Institut innerhalb des klassischen Bankensystems vergeben oder von einem Kreditgeber außerhalb. Das Ziel, den Kreditbetrag zurückzubekommen und in der Zwischenzeit möglichst hohe Zinsen dafür zu kassieren, ist für alle gleich. Banken sind nur stärker reguliert. Weil sie systemrelevant sind und vor allem, weil sie über Jahrhunderte immer wieder bewiesen haben, dass bei ihnen letztlich Gier und Eigennutz die erste Geige spielen. Ob in/vor der Weltwirtschaftskrise 1929 oder der Globalen Finanzkrise 2008/09 oder der "kleinen Finanzkrise" 2023 - es waren die Banken, die ins Straucheln gerieten und alle anderen mit in oder an den Abgrund rissen: Unternehmen, Bürger, ganze Staaten.
"Investieren bedeutet, Risiken zu managen, nicht Risiken zu vermeiden."(Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates)
Risiken sind immer vorhanden; sie müssen akkurat gemanagt werden. Und dabei haben die Finanzinvestoren in den letzten 50 Jahren einen deutlich besseren Job gemacht als die Banken. Das ist keine Garantie dafür, dass es auch künftig so bleibt. Aber eben auch kein Sargnagel für unsere Zukunft. Die berühmte "Wall of Worries" ist immer omnipräsent und viele klettern auf ihr zum Erfolg. Jamie Dimon nutzt ihren Schatten, aber nicht weniger erfolgreich. Das Ziel und der Weg sind letztlich dieselben.
Neben den US-Großbanken haben auch die Alternativen Asset Manager zuletzt starke Zahlen vorgelegt und alles deutet darauf hin, dass sie auch in den nächsten Jahren weiter florieren: steigende Assets under Management, steigende Managementprovisionen und irgendwann auch man wieder steigende Erfolgsprovisionen. Ich bin und bleibe hier stark investiert!
Disclaimer: Habe Apollo, Ares auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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