Der S&P 500 Index hat soeben ein neues Allzeithoch markiert, trotz aller Verunsicherungen. Und ein weiterer Rekord ist zu vermelden: noch nie floss mehr Geld in Aktienrückkäufe! In 2025 werden es mehr als 1,1 Billionen Dollar werden und bereits jetzt summieren sich die Ankündigungen auf 983,6 Milliarden und damit auf den stärksten Jahresstart seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1982.
Davon kauft alleine Apple für 100 Milliarden Dollar pro Jahr Aktien zurück, Alphabet für 70, JPMorgan Chase für 50, Bank of America für 40 und Morgan Stanley für 20 Milliarden Dollar. Der Technologiesektor tätigt 27,3 % aller Aktienrückkäufe, die Finanzbranche 20,2 %. Dabei verantworten die 20 größten S&P-500-Konzerne annähernd die Hälfte aller Rückkäufe.
Cashflow-Monster im Rückkaufrausch
Und diese Aktienrückkäufe haben durchaus einen großen Einfluss auf die Kursperformance. So steckt Apple seit Jahren beinahe seinen gesamten Free Cashflow in Aktienrückkäufe und während Umsatz und Gewinn eher stagnieren, steigt der Aktienkurs. Apple ist aktuell rund 3,4 Billionen Dollar wert, hat aber in den letzten zehn Jahren für 704 Milliarden eigene Aktien zurückgekauft. Das ist mehr als die Marktkapitalisierung von 488 Unternehmen im S&P 500. Und eine stetige Nachfragestimulation, die jeden Kurseinbruch sofort egalisiert, während der Gewinn je Aktie künstlich erhöht wird und so Raum für weitere Kurssteigerungen bietet...
Anleger sollte auf Aktienrückkäufe achten setzen
So erzielt PayPal 6 Milliarden Dollar an Free Cashflow pro Jahr und investiert diesen schon seit Jahren komplett in Rückkäufe. Allein in den letzten 12 Monaten wurden so 7 % der ausstehenden Aktien vom Markt genommen. Bei ohnehin steigenden Gewinnen nimmt der Gewinn je Aktie überproportional zu. Und auch der Aktienkurs wird irgendwann kräftig ins Rollen kommen, so dass sich hier ebenfalls ein zweiter Blick auszahlen dürfte. PayPal könnte sich als "perfektes Value-Investment" herausstellen...
"Aktienrückkäufe sind die einfachste und beste Art, wie ein Unternehmen seine Anleger belohnen kann. Wenn ein Unternehmen an seine eigene Zukunft glaubt, warum sollte es dann nicht in sich selbst investieren, genauso wie die Aktionäre?"
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Einen Haken hat sie Sache aber dann doch. Denn auch für Aktienrückkäufe gilt der Grundsatz, dass selbst bei den besten Unternehmen eine zu teuer gekaufte Aktie diese zu einem schlechten Investment machen kann.
"Keine andere Maßnahme nützt Aktionären so viel wie Aktienrückkäufe. Sofern das Unternehmen über ausreichend Liquidität für das operative Geschäft verfügt und die Aktie mit einem nennenswerten Abschlag auf den inneren Wert notiert - konservativ gerechnet. (...) Was zu einem bestimmten Preis klug ist, ist zu einem anderen dumm."
Im Praxistest wirkt sich dass dann so aus, dass zum Beispiel JPMorgan-CEO Jamie Dimon vor einiger Zeit erklärte, die Großbank werde auf dem erreichten Kursniveau wenig(er) Aktien zurückkaufen, da es für Finanzunternehmen es ein Fehler sei, Aktien zurückzukaufen, die weit über dem 2-fachen des Buchwertes notieren. Dimon, den Buffett als besten Banker unserer Zeit bezeichnet, liegt hier auf derselben Wellenlänge mit dem "Orakel von Omaha", denn auch Buffett kauft nur dann Aktien von Berkshire Hathaway zurück, wenn deren Kurs eine Unterbewertung signalisiert. Und in den letzten Quartalen hielt er sich daher folgerichtig zurück, während der Berkshire-Kurs neue Allzeithochs markierte - bei über 800.000 Dollar pro Aktie.
Meine Einschätzung
Aktienrückkäufe können für Aktionäre einen erheblichen Mehrwert bringen, wenn sie zu attraktiven Preisen erfolgen. Auch Buffett-Fan Mohnish Pabrai findet daran Geschmack und nennt solche Unternehmen "Kannibalen". Bei Apple hat sich die Bewertung in den letzten Jahren vervielfacht und die Aktienrückkäufe erfolgen zu Höchstpreisen, während die PayPal-Aktie immer günstiger wird - es ist leicht zu erkennen, wo das Geld der Aktionäre mehr Wert stiftet...
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
Disclaimer: Habe Alphabet, Apple, PayPal auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Buybak, gut und schön.
AntwortenLöschenAber warum nicht mal eine Kombination aus Buyback und Dividende.
Bei Paypal sind ca 1 Mrd Aktien im umlauf , wenn man 1-2 Mrd USD an Div. auszahlt,
hat man immer noch 4-5 Mrd USD für Buyback.
Die Aktie würde dadurch für viel mehr Anleger von Interesse.
Auch Div. orientierte ETF , Fonds , Anleger würden dann die Aktie in ihr Portfolio aufnehmen.
Kurssteigerung wäre die Folge…
Schlecht für Buyback, ich vergaß;-)
Gruß Börge
Ja, ganz genau das wundert mich auch schon seit Jahren das PayPal keine Dividende einführt. Dadurch schließt man eine ganze Menge Investoren aus und das macht sich leider auch im Kurs bemerkbar.
LöschenMoin Börge (and Karl),
Löschendurch eine Dividendenausschüttung fließt Geld real aus dem Unternehmen ab - es wird also weniger wert! Bei Aktienrückkäufen wird Geld in Stammkapital getauscht und wenn maximal der Buchwert bezahlt werden muss für eine Aktie, tauscht man 1 Dollar Geld gegen 1,x Dollar Kapital. Das Geld vermehrt sich also!!!
Deine Schlussfolgerung, durch die Aufnahme von Dividendenzahlungen würde der Kurs steigen, ist also nicht fundiert. Sie basiert alleine darauf, dass du eine erhöhte Nachfrage durch Dividendenfans und/oder Dividenden-ETFs nach der Aktie annimmst. Und das ist reine Spekulation, für die es keinen Beweis gibt (für das Gegenteil auch nicht). Zumal man Anleger vergraulen könnte/dürfte, die keine Dividenden haben möchten.
Aus meiner Sicht gibt es vier Möglichkeiten für ein Unternehmen, seinen (Free) Cash Flow sinnvoll einzusetzen:
1. Ins operative Geschäft stecken, wenn nötig und sinnvoll.
2. In Firmenkäufe stecken, wenn sinnvoll und wertstiftend.
3. In Aktienrückkäufe investieren, wenn die Aktien fair bewertet sind.
4. Dividenden ausschütten.
Und zwar in dieser Reihenfolge!
Der Free Cash Flow ist nämlich bereits vom Unternehmen versteuerter Gewinn. Sie hat also bereits Körperschaftssteuer (15 %) entrichtet und darauf Solidaritätszuschlag (5,5 %), also zusammen 15,825 %, sowie ggf. noch oben drauf Gewerbesteuer. Und bei einer Dividendenausschüttung wird dieser bereits versteuerte Gewinn auf Seite des Aktionärs nochmals versteuert mit Kapitalertragsteuer und ggf. Kirchensteuer sowie Solidaritätszuschlag.
Eine Dividende wird also zweimal versteuert, bevor sie beim Anleger ankommt, beim Aktienrückkauf wurde nur einmal Steuer fällig. Wer nun an den Zinseszinseffekt denkt, denkt richtig: denn je weniger Steuern man zahlt und je später, desto mehr Geld kann "compounden" und weitere Erträge erwirtschaften.
Es kann objektiv gesehen also keine zwei Meinungen geben, ob Aktienrückkäufe (zu fairen Aktienkursen) oder Dividenden wertschöpfender sind. Subjektiv kann es unterschiedliche Vorlieben geben, weil Anleger verschiedene Anlageziele verfolgen. Völlig legitim.
Ich bin froh, dass PayPal zu diesen Ausverkaufskursen massiv eigene Aktien zurückkauft und keinen Gedanken an Dividenden verschwendet. Das kann man später immer noch angehen, wenn der Aktienkurs so weit gestiegen ist, dass Aktienrückkäufe nicht mehr so attraktiv sind. Früher lieber nicht...