"Aktienpreise schwanken stärker als Aktienwerte" lehrt uns der legendäre Investor Sir John Templeton. Die Kursturbulenzen an den Börsen bringen teilweise massive Kursverluste mit sich. Wir erlebten vier Bärenmarkt innerhalb von fünf Jahren und 2022 war eines der schlechtesten Börsenjahre aller Zeiten, wobei alleine dessen Dezember als drittschlechtester Dezember für US-Aktien seit 1926 in die Geschichte einging. Doch seitdem meinte es die Börse gut mit uns Anlegern, vor allem Zinssenkungsfantasie und die KI-Euphorie trieben sie auf immer neue Rekordstände. Doch nun ist das große Zittern zurück...
Denn obwohl die US-Großbanken zum Start der neuen Earnings Season starke Quartalsergebnisse vorgelegt haben, geriet der Finanzsektor massiv ins Rutschen. Manche machen das an Aussagen von JPMorgans CEO Jamie Dimon fest, der vor "Kakerlaken" warnte und damit in Not geratende Kredite meinte. Und das nicht ohne Grund, denn vor einigen Wochen ging der Autoteilehersteller First Brands Konkurs und auch der Subprime-Autokreditgeber Tricolor Holdings meldete Insolvenz nach Chapter 7 an. Ausgeuferte Schuldenstände sowie betrügerische und undurchsichtige Aktivitäten, darunter "Doppelverpfändungen" und "außerbilanzielle Finanzierungen", wurden zum Genickbrecher. Und in Verweis auf Warren Buffett erinnern wir uns, dass es in der Küche niemals nur eine Kakerlake gibt.
Es kocht also momentan wieder die Sorge vor einer weiteren Finanzkrise hoch, was bereits im Frühjahr 2023 zu einigen Bankenpleiten geführt hatte. Und obwohl gerade auch Jamie Dimon immer wieder gerne von den angeblich erhöhten Risiken im Bereich von "Private Credit" warnt und dabei mit dem Finger auf die Finanzinvestoren zeigt, die es den Banken zunehmend schwer machen, sind es doch (fast) immer staatlich regulierte Banken, die in Schieflage geraten. Das ist zumindest... bemerkenswert. Doch obwohl die US-Börsenaufsicht SEC kürzlich feststellte, dass "Private Credit" kein systemisches Risiko darstelle und dass auch die Ratingagentur Moody's ins gleiche Horn stößt ("eine Kakerlake macht noch keinen Trend"), verhallen solche Aussagen momentan ungehört.
In solchen Börsenphasen, wo Angst oder Gier regieren, neigen die Börsenkurse zu extremen Schwankungen. Zu extrem. Denn der Wert der Aktien verändert sich weniger schnell und weniger stark, weil sich das Unternehmen nicht so schnell verändert. In der Panik wird "der Markt" abverkauft und hieraus ergeben sich Chancen, weil auch die Aktien vieler Qualitätsunternehmen in zu Ausverkaufspreisen verramscht werden. Chancen jedenfalls für diejenigen, die den Mut haben, jetzt zuzugreifen, jetzt zu investieren - oder sich nicht aus ihren Qualitätstiteln herausdrängen zu lassen. Und die genügend Geduld mitbringen, dass sich ihre Investments mit der Zeit auch ordentlich auszahlen können.
Bedenke: Zeit macht Geld, denn time in the market beats timing the market...
••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Dezember 2022

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