Mittwoch, 1. Oktober 2025

Kissigs Investor-Update Q3/25 mit Rheinmetall, KKR, Costco, Comfort Systems, Amphenol, Sea Limited, PayPal, AeroVironment, SoFi Technologies, LendingClub

Mein Investor-Update zum Ende des 3. Quartals '25

In meinen Investor-Updates blicke ich jeweils zum Ende eines Quartals auf die vergangenen Monate zurück und präsentiere euch die Top-Werte in meinem Investmentdepot; es ist in gewisser Weise "mein persönliches 13F". Des Weiteren beschäftige ich mich gegebenenfalls auch mit Unternehmen, die ich hier im Blog noch nicht vorgestellt habe, die jedoch bereits den Weg in mein Depot gefunden haben.

'Investor-Update reloaded' | Ausgabe 29

Meine Investor-Updates zum Quartalsende sind für mich immer ein willkommener Anlass, auf die vergangenen drei Monate zurückzublicken und meine Einschätzung zu meinen gewichtigsten Depotwerten zu aktualisieren.

▶ Mr. Market & The Fairy Tale of Fear and Greed

Nach dem Rekordbörsenjahr 2024 war zu befürchten, dass sich Trumps Wirken negativ auf Wirtschaft und Börsen auswirkt. Nach einem ruppigen ersten Quartal und einem kolossalen Einbruch im April haben sich die Börsen wieder berappelt und scheinen sich langsam mit der spontanirren Hauruckpolitik von Donald Trump abgefunden zu haben. Irre ist das neue Normal. Allerdings folgt er durchaus einem roten Faden und steuert das mächtigste Land der Erde Richtung Autokratie (bestenfalls) oder sogar Diktatur (im schlimmsten Fall). Politisch Andersdenkende werden jedenfalls verfolgt und nun will Trump auch noch das US-Militär für seine Säuberungen einsetzen. "Erschreckend" ist gar kein Ausdruck für diese Vorgänge...

Das 3. Quartal 2025 liegt nun hinter uns und die US-Börsen blieben in Feierlaune. Genauer gesagt: die KI-Party findet kein Ende, aber wer nicht auf dieser Party mittanzen kann, steht im Regen. Die Fed hat zwar endlich begonnen, die Zinsen zu senken, aber nur, weil die US-Wirtschaft strauchelt. Mit einem gewissen Maß an Inflation müssen wir uns wohl erstmal abfinden und auch mit einem zur Schwäche neigenden Dollar. Ebenso mit einem Präsidenten Trump, der bei jeder Gelegenheit Strafzölle als adäquates Mittel zur Disziplinierung anderer Staaten einsetzt - ob er zuvor mit diesen ein Zollankommen geschlossen hat, oder nicht.

Vom Frieden in der Ukraine, im Nahen Osten, überall ist die Welt weiterhin weit entfernt. "Friedensstifter" Trump proklamiert schon mal den Friedensnobelpreis für sich obwohl er bisher nirgendwo und nichts erreicht hat. Im Gegenteil: seine Politik schürt Unfrieden und weltweit hat die Bedrohungslage zugenommen. (Deutsche) Rüstungsaktien feiern damit weiter...

Passend zum Thema Unfrieden startete soeben der Shutdown in den USA, weil sich die beiden politischen Lager nicht auf einen Übergangshaushalt einigen konnten wollten. So gehen die Angestellten der US-Bundesbehörden nun in einen Zwangsurlaub und die Behörden stellen viele ihrer Leistungen und Dienste ein. Trump wird dies u.a. zu Massenentlassungen (von Demokraten) nutzen, soviel ist mal sicher.
"Es gibt keinen Schutz vor Kurseinbrüchen, wenn man sich für einen langfristigen, eigenverantwortlichen Ansatz bei Aktien entscheidet. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die Fähigkeit, Einbrüche mit Gelassenheit durchzustehen, eine Quelle für Outperformance ist."
(Chris Mayer)
Mit dem September liegt der statistisch gesehen schlechteste Börsenmonat des Jahres hinter uns und brachte schöne Zugewinne. Nun beginnt die "bessere Jahreshälfte" was Börsenzuwächse angeht, aber diese saisonalen Muster passen nie wirklich richtig. Zumal auch der Oktober so einige krasse Börseneinbrüche vorzuweisen hat. Da die Aktienkurse aber tendenziell steigen und sogar an zwei Dritteln des Jahres zulegen, fährt man meiner Erfahrung nach am besten, wenn man immer voll investiert ist und damit Auf- und Abschwünge voll mitnimmt. Market-Timing ist jedenfalls kein geeignetes Mittel...

Meine Investmentstrategie: Focused Quality Growth Investing

Stock-Picking bleibt der Schlüssel zum nachhaltigen Börsenerfolg. Jedenfalls in meiner Welt abseits der ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen. Ich konzentriere mich auf die Unternehmen, nicht auf ihren Aktienkurs und ich messe auch dem Gesamtmarkt nicht allzu viel Bedeutung bei.

»Spiele werden von denen gewonnen, die auf das Spielfeld achten und nicht auf die Anzeigetafel.« 

Ich verfolge einen gemischten Bottom-Up-Top-Down-Ansatz, bei dem ich einerseits auf makroökonomische Trends setze, andererseits mir innerhalb dieser Trends dann die am besten positionierten und/oder bewerteten Unternehmen herauspicke. Ich versuche also, mich nicht gegen den Markt zu stellen, sondern von seinen (irrationalen) Eskapaden gegebenenfalls zu profitieren. Soweit der Plan...

»In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Praxis schon.«
(Yogi Berra)

Die sechs Säulen meiner Investmentstrategie:

1. Qualitätsunternehmen mit Burggraben
Bei meinen Investments setze ich vor allem auf Qualitätsunternehmen mit breitem ökonomischen Burggraben und das führt zu soliden und meistens überdurchschnittlichen Ergebnissen.

»Wir denken über zwei Dinge nach: Qualität und Preis. Aber wir denken über Qualität nach, bevor wir über den Preis nachdenken. Wir versuchen, hervorragende Unternehmen zu kaufen, die von hervorragenden Managern geführt werden.«
(Chris Bloomstran)
2. Growth at a reasonable Price (GARP)
Ich bevorzuge Unternehmen mit Umsatz- und Gewinnwachstum, wobei ich den Schwerpunkt auf den Cashflow lege. Unternehmen, die wachsen und ihre Margen verbessern, spielen auch für ihre Aktionäre überdurchschnittliche Ergebnisse ein. Man muss "nur" geduldig sein und den Unternehmen Zeit geben, ihre Stärken ausspielen zu können.

»Wenn Sie über die großen Wachstumsunternehmen von heute sprechen, ist der Ansatz "günstig einkaufen, ein Kursziel festlegen, verkaufen, wenn es steigt, und vollständig aussteigen, wenn es das Ziel erreicht" völlig falsch. Ein leidenschaftsloser Blick auf die Geschichte macht deutlich, dass es oft ein Fehler war, in einem schnell wachsenden Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen Gewinne mitzunehmen. Angesichts der Eigenschaften der heute führenden Unternehmen kann es jetzt noch falscher sein. Stattdessen müssen Sie sich vom Verkauf abhalten.«
(Howard Stanley Marks)
Das Pareto-Prinzip hat sich bewährt, auch beim Investieren. Es gibt keine absoluten Gewissheiten, nur Wahrscheinlichkeiten. Wer nur dann investiert, wenn jeder Zweifel beseitigt und jedes Risiko ausgeschlossen ist, investiert... nie. Irgendwas ist immer. Das sollte muss man akzeptieren. Aber nicht ignorieren. Man muss die Schwachpunkte eines Unternehmens, seines Investmentcases identifizieren und analysieren. Und entscheiden, ob man damit leben kann und ob es eine Rolle spielt für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens und damit des Investments. Das gilt sowohl für neue Ideen wie auch für liebgewonnene Langfristpositionen im Depot. Vor allem bei diesen muss man ab und zu mal einen 'Realitätscheck' machen, damit sich um ein früheres Top-Investment nicht schleichend zum Flop-Investment entwickelt.
 
»Die Zukunft ist niemals klar: Schon für ein bisschen Gewissheit muss man einen hohen Preis zahlen. Unsicherheit ist deshalb der Freund von Langfristinvestoren.«
(Warren Buffett)

4. Focus Investing
Daneben folge ich dem Ansatz des Focus Investing und setze nur auf die besten Unternehmen, anstatt blind breit zu streuen. Bei jeder neuen Idee überlege ich, ob diese Aktie besser ist als die in meinem Depot. Und sie muss schon viel aussichtsreicher sein, denn das Unternehmen ist neu (für mich), ich kenne es noch nicht so gut und weiß nicht, ob mein Investmentcase valide ist. Und ob ich wirklich auf das Management setzen kann. Das zeigt erst die Zeit und das bedeutet, dass jede neue Investmentidee ein höheres Risiko darstellt als meine Bestandsinvestments. Also muss sie auch viel höhere Chancen bieten, um Einlass ins Depot zu finden. Dass ich kein/kaum Cash halte, ist hierbei ein (weitere) Vorteil, denn ich muss noch die zusätzliche Hürde überwinden, eines meiner Depotunternehmen zu verkaufen oder zumindest zu reduzieren, um mir das nötige Geld für den Neukauf zu besorgen. Das hilft mir, mich nicht (zu sehr) zu verzetteln.
 
»Diversifikation in großem Stil ist ein Fehler. Wenn Sie sich wirklich mit Unternehmen auskennen, sollten Sie wahrscheinlich nicht mehr als sechs davon besitzen. Wenn Sie sechs wunderbare Unternehmen ausfindig machen können, ist das alles, was Sie an Diversifikation brauchen. (...) Eine Politik der Portfoliokonzentration kann das Risiko verringern, wenn sie sowohl die Intensität, mit der ein Anleger über ein Unternehmen nachdenkt, als auch das Komfortniveau erhöht, das er vor dem Kauf empfinden muss.«
(Warren Buffett)
5. Buy & Hold
Es gibt sie, die High Quality-Unternehmen. Aber nicht so viele, wie man annimmt. Und sie entwickeln sich nicht zu jeder Zeit herausragend, auch sie haben mal Durststrecken und müssen Rückschläge verkraften. Das gilt auch für Kursentwicklung. Es ist eine Herausforderung, sie zu finden und in sie zu investieren (weil sie meistens teuer sind aussehen), aber der wirklich schwierige Teil kommt nach dem Kauf: das Behalten. Denn es gibt bereits beim Kauf auch negative Aspekte, die gegen das Unternehmen und das Investment sprechen. Und auch während die Aktie im Depot liegt, gibt es Gegenwind, mal schwächer, mal stärker. Es kommt entscheidend darauf an, sich nicht beirren und aus der Aktie vertreiben zu lassen, so lange sich das Unternehmen grundsätzlich in die richtige Richtung entwickelt und der ursprüngliche Investmentcase nicht über den Haufen geworfen wurde.

»Um einen Multibagger im Portfolio zu bekommen, muss man einen Multibagger im Portfolio halten. Halten kann qualvoll sein. Besonders Gewinner. (...) Für einen Multi-Bagger im Depot müssen Sie an einer Aktie festhalten, die billig, teuer, gehasst und geliebt sein wird.«
6. Cash is Trash!
Ich bin gerne voll investiert, weil sich nach meiner Erfahrung eine hohe Cash-Quote nur in der Theorie auszahlt (für günstige Nachkäufe), in der Praxis aber auf lange Sicht Rendite kostet. Denn die sich bietenden Nachkaufchancen nutzt man dann doch nicht und somit verschimmelt das Geld dauerhaft und unnötig unrentabel auf dem Konto. Folglich habe ich die Abstürze 2018, 2020, 2022 sowie den 'Flash-Crash' im August 2024 voll mitgemacht - dann aber auch bei den anschließenden Erholungsrallyes nicht nur zugeschaut.
 
»Ich halte niemals Barmittel, denn Barmittel aufzubauen würde bedeuten, aus dem Markt auszusteigen. Meine Vorstellung ist es, für immer im Markt zu bleiben und Aktien abhängig von der fundamentalen Lage umzuschichten.«
(Peter Lynch)
Opportunitätskosten machen den einen Unterschied!
Charlie Munger sagte einst: "Intelligente Menschen treffen Entscheidungen auf der Basis von Opportunitätskosten". Kein sofort eingänglicher Gedanke, sondern vielmehr vertieftes Nachdenken erfordert. Instinktiv wende ich ihn jedoch bereits seit einigen Jahren und zunehmend an. Opportunitätskosten sind die Renditenerwartungen, die man mit einer alternativen Geldanlage hätte verdienen können. Erzielt man 10 % Rendite, klingt das toll. Hätte man aber mit seiner zweitbesten Idee 15 % eingefahren, waren die 10 % kein gutes Geschäft.

Und wie macht das bei mir den einen Unterschied? Nun, bei jeder neuen Idee für ein Investment wäge ich dies gegen meine bereits bestehenden Positionen ab. Da ich stets voll investiert bin, muss ich ohnehin erstmal Geld freischaufeln, um etwas Neues kaufen zu können. Und das tue ich nur (noch), wenn die neue Idee, das neue Unternehmen ein deutlich besseres Chance-Risiko-Verhältnis aufweist. Ansonsten gibt es keinen Grund, meine Beteiligungen anzufassen - ggf. stocke ich sie sogar weiter auf.

Positiver Nebeneffekt des Opportunitätskosten-Ansatzes ist, dass ich so laufend meine Bestandspositionen und den ihnen zugrundeliegenden Investmentcase überprüfe und auf Lücken, Fehler, negative Entwicklungen abklopfe. Im Ergebnis haben sich meine Transaktionen in den letzten Jahren immer weiter reduziert, während sich die Ergebnisse verbessert haben. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, die ich aber im Blick behalten werde, ob und in wie weit sie sich auf längere Sicht schlägt.

Und noch ein bisschen mehr...
Neben den Quality Investments liegt mein Interessenschwerpunkt auf Deutschen Nebenwerten und abgerundet wird das Ganze mit einigen aussichtsreichen Turnaround-Spekulationen. Wenngleich mit den "heißen Wetten" natürlich größere Kursgewinne eingefahren werden können, jedenfalls für eine gewisse Zeit und durch ein viel höheres Risiko erkauft. Daher nehmen solche spekulativeren Werte nur kleine Positionen in meinem Depot ein, denn man braucht viel Geduld und muss auch zwischenzeitliche Rückschläge durchstehen.

Mein Investmentdepot

Investmentdepot inkl. Cash per 30.09.2025
Nun kommen wir aber zu den wesentlichen Veränderungen und Positionen in meinem Investmentportfolio: Am Ende des Quartals waren meine größten Positionen Rheinmetall, KKR, Costco, Comfort Systems, Amphenol, Sea Limited, PayPal, AeroVironment, SoFi Technologies, LendingClub. Damit gibt es fünf neue Werte in meiner Top 10 sowie einige Verschiebungen bei der Gewichtung. Zudem habe ich wieder weniger Unternehmen im Depot und es damit nochmals stärker fokussiert.

Meine 3 Top-Performer waren Comfort Systems, SoFi Technologies und Amphenol, die zwischen 26 und 57 % zugelegt haben. Alle drei Werte zählen zu meinen Neuerwerbungen im Quartal, so dass keiner von ihnen das gesamte Quartal über zur positiven Rendite beigesteuert hat.

Meine 3 Flop-Performer waren Costco, Apollo und PayPal mit Rückgängen zwischen 6 und 11 %. PayPal stieß erst im Quartalsverlauf hinzu, so dass meine Position aktuell rund 3,5 % im Minus notiert.




Mein Depot ist nicht nur hinsichtlich der Einzelwerte stark fokussiert, sondern ich habe in manchen Branchen 'Cluster' gebildet und meine Investments auf die zwei oder drei am besten positionierten Unternehmen verteilt.

Cluster  Alternative Asset Manager (14,5 %)

Alternative Asset Manager stehen bei mir schon viele Jahre und auch weiterhin hoch im Kurs; "Private Credit" boomt und weltweit werden Finanzierungslösungen gesucht für die großen Investitionsvorhaben. Infrastruktur, Energieversorgung, aber immer öfter auch im Bereich KI sind Banken nicht mehr erste Wahl. Allerdings habe ich mein Exposure bei den Finanzinvestoren zuletzt nochmals reduziert, weil ich Geld für Investments in anderen Bereichen benötigte.

KKR & Co. halte ich für am besten positioniert unter den Finanzinvestoren. Dem entsprechend traf es Apollo.
:: Performance Apollo: Q3/25: -6,5 % | Q2/25: -5 % | Q1/25: -21,75 % | 2024: 94,75 %
:: Performance Ares: Q3/25: -8,5 % | Q2/25: Q2/25: -9,5 % | Q1/25: -22,25 % | 2024: +38,5 %
:: Performance Blackstone: Q3/25: +11,75 % | Q2/25: -1,75 % | Q1/25: -23,75 % | 2024: +41,0 %
:: Performance KKR & Co.: Q3/25: -1,5 % | Q2/25: +5,5 % | Q1/25: -26,5 % | 2024: +92,25 %

Cluster Verteidigung (23 %)

DAX-Mitglied Rheinmetall hatte ich erst im 2. Quartal 2024 neu ins Depot gekauft und mich damit erstmals an einem Rüstungsunternehmen beteiligt. Die Kursentwicklung ist spektakulär und hat den Wert an die Spitze meines Depots geführt. Als Ergänzung hatte ich mich im 2. Quartal bei AeroVironment neu eingekauft und habe inzwischen meine Position deutlich aufgestockt.
:: Performance AeroVironment: Q3/25: +26,0 % | Q2/25: +119,5 %
:: Performance Rheinmetall: Q3/25: +11,5 % | Q2/25: +35,5 % | Q1/25: +119,0 % | 2024: +105,5 %

Cluster Retail (18,75 %)

Costco, der drittgrößte Einzelhändler der Welt, hat in den letzten Jahren oft mein Depot als Spitzenreiter angeführt. Das fast einzigartige Geschäftsmodell erweist sich als weitestgehend resilient in jeder Wirtschaftslage und bleibt der Top-Pick im Einzelhandel - online wie offline. Die "Subscriber Renewal Rate" liegt bei über 90 %; es erneuern also so viele Mitglieder ihre Mitgliedschaft wie nie zuvor und weitere werden laufend hinzugewonnen. Zudem hat man sich dazu durchgerungen, die Mitgliedsbeiträge anzuheben. Aufgrund der US-Buchungsvorschriften verteilen sich die Mehreinnahmen auf die einzelnen Monate, so dass das wahre positive Ausmaß erst ab dem 2. Halbjahr 2025 in den Geschäftszahlen zu sehen sein wird: Costcos Kosten erhöhen sich kaum, seine stetigen Einnahmen hingegen schon. Also steigen die Margen und die zusätzlichen Einnahmen werden in ein beschleunigtes Expansionstempo gesteckt. Von Costco kann man ich nie genug haben!

Von MercadoLibre habe ich mich wieder getrennt. Ein top Unternehmen mit eigentlich sehr positiven Zukunftsaussichten. Doch in Argentinien weht dem libertären Präsidenten Milei der Gegenwind inzwischen sehr heftig ins Gesicht und seine Partei verlor bei den Regionalwahlen massiv an Zustimmung. Doch ohne seine radikalen Wirtschaftsreformen dürfte Argentinien wieder im Elend und Chaos versinken. Meine Skepsis über die Erfolgsaussichten ist so stark angewachsen, dass ich mit mit meinem Investment nicht mehr wohl gefühlt habe.

Mit Sea Limited setze ich auf die Wachstumsregionen Lateinamerika und Südostasien. Zudem ist mane nicht nur im Onlinehandel erfolgreich unterwegs, sondern weist auch ein wachstumsstarkes und profitables FinTech-Segment auf - im Grunde zählt Sea Ltd. mit zu meinen FinTech-Favoriten.
:: Performance Costco: Q3/25: -6,0 % | Q2/25: -4,0 % | Q1/25: -1,5 % | 2024: +50,0 %
:: Performance MercadoLibre: Q3/25: -5,75 % | Q2/25: +23,0 %
:: Performance Sea Limited: Q3/25: +18,0 % | Q2/25: +12,75 %

FinTech-Spekulationen: LendingClub, PayPal, SoFi Technologies

Meine FinTech-Spekulationen habe ich wieder deutlich aufgestockt. Die historisch hohen Kreditkartenzinsen befeuern die Kreditgenerierung bei SoFi und LendingClub gleichermaßen und beide drängen in angrenzende Geschäftsfelder vor, um ihren Kunden ein Allfinanzangebot samt "Super-App" zu unterbreiten. Zudem kann LendingClub bei seinem strukturierte Zertifikate-Programm große Erfolge verbuchen und auch SoFi verkauft Kredite inzwischen an Finanzinvestoren weiter. Beide steigern ihre Profitabilität und wachsen stark.

Das sieht bei PayPal anders aus. PayPal wächst nur moderat, hat aber mehr als 400 Mio. monatliche aktive Kontoinhaber. Der Fokus auf Innovation und Profitabilität unter dem neuen CEO Alex Chriss liefert immer mehr Erfolge und es werden fast täglich neue viel versprechende Kooperation lanciert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Aktienkurs richtig ins Laufen kommt. Und bis dahin kauft PayPal für 6 Mrd. USD pro Jahr eigene Aktien zurück - je länger die Aktie unverstanden günstig bleibt, desto mehr kann PayPal billig zurückkaufen.
:: Performance LendingClub: Q3/25: +25,25 %
:: Performance PayPal: Q3/25: -11,0 %
:: Performance SoFi Technologies: Q3/25: +49,0 %

KI-Schaufelverkäufer: Amphenol und Comfort Systems

Der KI-Hype wird weiterlaufen, es werden ständig neue Investitionen in weitere KI-Rechenzentren verkündet; waren es zunächst eher hohe zweistellige Milliarden-Dollar-Ankündigungen, sind es nun bereits mehrfach auch dreistellige Investitionssummen gewesen. Ich habe mich in zwei der aussichtsreichsten "Schaufelverkäufer" eingekauft.

Amphenol zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Verbindungs-, Sensor- und Antennentechnologien und versteht sich im Kern als Anbieter für die "letzte Meile" elektronischer Systeme, also für jene Schnittstellen, an denen Komponenten, Module oder Subsysteme zuverlässig miteinander verbunden werden müssen. Diese Rolle als Connectivity-Spezialist verschafft dem Unternehmen ein Geschäft mit hoher Wiederholbarkeit und stabiler Nachfrage, verbunden mit sehr hohen Anforderungen an Präzision, Zuverlässigkeit und Widerstandsfähigkeit der Produkte.

Comfort Systems hat sich zu einem wichtigen Akteur in der Branche der mechanischen und elektrischen Bauunternehmen entwickelt. Dies beinhaltet eine Spezialisierung auf die Bereitstellung von mechanischen, elektrischen und sanitären Lösungen. Dazu gehören auch Heizung, Lüftung und Klimatisierung (HVAC) sowie Sanitär, Rohrleitungen, Steuerungen, Außenanlagen, Überwachung und Brandschutz. Der Kurstreiber in den letzten beiden Jahren ist ganz klar das noch vergleichsweise junge Segment der Kühlung von KI-Rechenzentren. Der dortige Boom und der zunehmende Trend hin zu immer leistungsstärkeren KI-Chips erfordert neue und verbesserte Kühlsysteme. Und Comfort Systems ist hier erste Wahl. Das Unternehmen profitiert von einem hohen Auftragsbestand, insbesondere in Sektoren wie Rechenzentren und Technologie, was zukünftige Umsatzströme relativ gut vorhersehbar macht. Die umfassende Erfahrung von Comfort Systems, der robuste operative Rahmen und die Konzentration auf strategische Akquisitionen stärken die Wettbewerbsposition des Unternehmens weiter.
:: Performance Amphenol: Q3/25: +26,5 %
:: Performance Comfort Systems: Q3/25: +57,0 %

Cluster Rohstoffe (10,5 %)

Mit Energiewerten war auch im letzten Quartal wieder kein Geld zu machen, jedenfalls nicht mit Öl und Gas. Mein "Quasi-Energiewert" Viper Energy liegt nicht in meinem Investmentdepot, sondern in meinem separaten Dividendendepot. Die OPEC fährt ihre Förderung weiter hoch und sorgt so für ein Überangebot an den Märkten. Die Aktie von Texas Pacific Land ist vor allem meinem Kapitalbedarf zum Opfer gefallen. Ich behalte die Aussichten aber im Blick, denn der KI-Boom erfordert auch erhebliche Zuwächse bei Energie; insbesondere in Texas, wo viele der neue KI-Rechenzentren entstehen (sollen). Und Texas Pacific Land dürfte dann zu den großen Profiteuren gehören.

Meine Wolfram-Spekulation Almonty Industries gehörte schon im 1. Quartal zu den Lichtblicken und hat in den letzten Wochen weiter zusätzlich gewaltig Fahrt aufgenommen. Nicht nur, weil China den Export vieler sog. "Seltener Erden" gebremst und bei Wolfram sogar ganz untersagt hat, sondern weil Almonty auch seinen Sitz von Kanada in die USA verlegt hat, dort nun zu den "kritischen" Militärlieferanten zählt. Zudem wurde das Listing an der NASDAQ aufgenommen und der lang erwartete Start der Wolfram-Produktion in Sangdong rückt näher. Die Aktie hat sich spektakulär entwickelt und inzwischen sehr viel zukünftiger Fantasie eingepreist. Daher habe ich meine Position entsprechend verkleinert und das Geld woanders investiert.

:: Performance Almonty Industries: Q3/25: +24,5 % | Q2/25: +94,75 % | Q1/25: +116,5 %
:: Performance Texas Pacific Land: Q3/25: -12,0 % | Q2/25: -26,75 % | Q1/25: +6,5 % | 2024: +124,0 %
:: Performance Viper Energy: Q3/25: -0,0 % | Q2/25: -22,5 % | Q1/25: -14,0 %

Raus: CHAPTERS GROUP

Auch die CHAPTERS Group fiel meinem Kapitalbedarf zum Opfer. Zuletzt wartete der Serial Acquirer nicht mehr mit Übernahmen auf, sondern mit eher verhaltenen Quartalszahlen. Nach dem vorangegangenen enormen Wachstum dürfte dies aber eher eine vorübergehende Phase sein.
    :: Performance CHAPTERS Group: Q3/25: -11,25 % | Q2/25: +22,5 %

    ▶ Meine Cash-Quote

    Ich habe vor einiger Zeit (endlich) erkannt, dass eine hohe Cash-Quote langfristig mehr Rendite kostet, als wenn man annähernd voll investiert ist - auch wenn man dann bei Kursabstürzen voll aufs Brett kriegt. Man muss dann eben 'nur' die Ruhe bewahren. Meine Cash-Quote lag Ende des Quartals bei für mich üblichen 1 %.

    Genau genommen ist sie sogar negativ, da ich einen Wertpapierkredit in Anspruch nehme; bei voller Inanspruchnahme macht er inzwischen 'nur noch' rund 15 % meines Investmentkapitals aus (Mitte 2022 zum Start waren es exakt 20 %). In 2022 war wegen des Börseneinbruchs die kreditgenerierte Hebelwirkung kostspielig, in 2023 hat sie sich sehr positiv ausgezahlt und auch 2024 rechnet sich das Ganze noch (obwohl anstelle der ursprünglichen 3 % p.a. inzwischen knapp 7,5 % 5,5 Zinsen anfallen). Ich werde den Kreditrahmen nicht erhöhen; sollte das Depot weiter zulegen, verringert sich damit der Kreditanteil an meinem verfügbaren Kapital entsprechend. Und selbstverständlich weiß ich, was Warren Buffett davon hält:
    »Geliehenes Geld hat keinen Platz im Investoren-Werkzeugkasten. An den Märkten kann jederzeit alles passieren. (...) Kredit ist wie Sauerstoff. Ist er vorhanden, bleibt seine Anwesenheit unbemerkt. Fehlt er, ist das alles, was bemerkt wird. (...) Wenn Du schlau bist, musst Du keinen Kredithebel für deine Investments nutzen und wenn Du dumm bist, solltest Du keinen nutzen.«
    Stimmt schon. Der Wertpapierkredit bleibt 'under review' - und ich frage mich immer mal wieder, ob ich 'nicht schlau' bin oder 'dumm' und ob ich das rausfinden kann, ohne dabei Pleite zu gehen. Mein Wertpapierkredit und ich haben ja keine ganz unkomplizierte Vorgeschichte...

    ▶ Mein 'operativer Net Worth'

    "Das Endergebnis aller Investitionen ist die Rendite" schrieb Value Investor Chuck Akre uns Anlegern ins Stammbuch. In 2024 war mein "operativer Net Worth" um +61,0 % gestiegen - ein neuer Rekordwert nach dem bereits extrem starken Jahr 2023. 2025 konnte in den ersten Wochen gut mithalten mit einem Plus von +8,0 %, doch dann wurde mein Depot kräftig niedergetrumpelt, so dass das 1. Quartal mit -5 % abschloss. Am Ende des 1. Halbjahrs hatte es sich auf +3,5 % erholt und im 3. Quartal ging es weiter nach oben auf +7,0 % (YTD).

    Da rund die Hälfte meines Depots in US-Werten investiert ist, wirkt sich der schwache Dollar (-10 % YTD) entsprechend negativ aus.

    Anmerkung: Mein 'operativer Net Worth' ist der variable Teil meines Vermögens (Cash, Fonds/ETFs, Wertpapiere), den ich durch Investieren oder Arbeitsleistung aktiv beeinflussen kann. Die ausgewiesene Rendite stellt also nicht alleine die Entwicklung meiner Investmenttätigkeit dar, aber sie liegt nahe dran, da mein Investmentdepot rund 95 % meines Gesamtvermögens ausmacht. Des Weiteren erzeugt die Inanspruchnahme eines Wertpapierkredits einen Hebeleffekt - positiv oder negativ. Mein Verschuldungsgrad ("Loan-to-Value Ratio"), also der in Anspruch genommene WP-Kredit im Verhältnis zum Depotwert zzgl. Cash, lag Ende des 3. Quartals bei 10,0 % (Q2: 11,5 %).

    Meine angepeilte durchschnittliche Jahresperformance liegt bei 15 % und die hatte ich 2022 deutlich verfehlt. 2023 habe ich voll zurück in die Erfolgsspur gefunden mit einem Zuwachs von 55,75 % und dieses Ergebnis in 2024 mit +61,0 % sogar nochmals toppen können. In den letzten 10 Jahren habe ich 8 Jahre mit Renditen zwischen 22 % und 61 % abgeschlossen, während ich mir 2018 ein sattes Minus von -10 % einhandelte und 2022 sogar -16,75 %. Und in 2025 reicht es nun knapp wieder für ein Plus von 7,0 %. Doch wie man der Tabelle entnehmen kann, sind selbst bei einer nur quartalsweisen Betrachtung die teilweise heftigen Schwankungen kaum zu sehen. Angefühlt hat sich das zwischendurch allerdings anders...

    Und noch ein Aspekt ist andenkenswert: der Ankereffekt, an dem ich ja selten ein gutes Haar lasse. Wie man sieht, war das 4. Quartal 2024 saustark mit einem Renditezuwachs von 25 %. Der legte die Messlatte entsprechend hoch. Nach 9 Monaten stehen also "nur" 7 % zubuche, aber auf Sicht von 12 Monaten sind es knapp 33 %. Und ein solches Jahresergebnis klingt nicht gerade danach, Trübsal blasen zu müssen... ツ

    Trotz der zwischenzeitlichen Rücksetzer zeigt die grundsätzliche Entwicklung weiter in die gewünschte Richtung. Seit ich 2014 mein Vermögen in meine GmbH überführt habe, hat es um durchschnittlich 19 % pro Jahr zugelegt. Sehr erfreulich und beinahe in Buffett'schen Sphären... ツ

    Mein Lieblingshobby Börse macht mir immer noch viel Spaß und ich schreibe auch immer noch gerne darüber. Auch wenn ich inzwischen doch viel Arbeit in bezahlte Börsenartikel stecke und mir dabei meine Themen nicht immer so frei aussuchen kann, wie das früher der Fall war, als ich ausschließlich dieses Blog bespielt habe. Aber ich will mich nicht beschweren, sondern bin sogar dankbar, dass ich als 'ungelernter' Schreiberling eine so tolle Beschäftigung gefunden habe, die mir viel Freude bereitet - fast so viel wie das Investieren selbst. Fast...

    So, geschafft. Und nun bin ich gespannt auf eure Anmerkungen und eure Kritik zu meinem Quartalsbericht.

    Möge die Rendite mit euch sein! ツ

    Disclaimer: Die meisten Werte befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

    6 Kommentare:

    1. Was ist eigentlich aus Broadcom geworden? War das nur ein kurzes Gastspiel oder war das nur in einem Wikifolio?

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      1. Broadcom war nur relativ kurz in meinem Depot; ich habe mich entschlossen, stattdessen Comfort Systems und Amphenol aufzustocken.

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    2. Was denkst du zu DroneShield? Die gehen ja gerade durch die Decke....ich denke hier ist (leider) noch viel Potenzial vor dem Hintergrund der naheliegenden Eskalation

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      1. DroneShield habe ich mir nur am Rande angesehen. Grundsätzlich sehr interessant, aber ich habe mich im Bereich Drohnen voll auf AeroVironment konzentriert.

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    3. Hattest Du nicht auch Kinsale in den letzten Monaten gekauft?

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      1. Meine Kinsale-Position ist meinem deutlichen Aufstocken der FinTechs zum Opfer gefallen.

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