In diesem Kurzportrait geht es um Rheinmetall, Europas größten Munitionsproduzenten. Doch am bekanntesten ist Deutschlands führende Rüstungsschmiede wohl für den weltbesten Kampfpanzer, den Leopard II.
CEO Armin Papperger führt das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft und erschließt neue Märkte und Aufträge auch über Joint Ventures mit großen Rüstungskonzernen sowie Übernahmen von aussichtsreichen kleinen Wettbewerbern. Zudem dringt er in neue Geschäftsbereiche vor und formt aus Rheinmetall einen Defence-Komplettanbieter. Dabei kommt er mit Riesenschritten voran, doch die letzten Quartalszahlen waren mit Enttäuschung aufgenommen worden - mit spürbaren Folgen für den Kurs...
Negativ bemerkbar machte sich vor allem der noch immer fehlende Bundeshaushalt 2025. Viele Aufträge können erst nach Verabschiedung des Etats durch den Bundestag vergeben werden und verschieben sich damit nach 2026. Inzwischen wurde die Message verstanden und der Kurs hat seine Konsolidierung wohl beendet.
Kaum überzeugende überraschende Geschäftszahlen
Im 2. Quartal stieg der Umsatz des Rheinmetall-Konzerns im Jahresvergleich um 9 % auf 2,4 Mrd Euro, was ausschließlich auf den Verteidigungsbereich zurückzuführen ist. Der steht für 80 % der Umsätze, während der inzwischen zum Verkauf stehende schwächelnde Automotive-Bereich nur noch 20 % beisteuert. Das operative Ergebnis (EBIT) wuchs um 2 % auf 276 Mio. Euro bei einer geschrumpften Marge von 11,3 %, wobei insbesondere die Anlaufkosten für die F-35-Teileproduktion sowie die Kosten im zivilen Bereich das Ergebnis belasteten.
Einige Aufträge wurde noch nicht erteilt, das dürfte aber im weiteren Jahresverlauf nachgeholt werden. Mit einem Auftragsbestand von 63 Mrd. Euro und damit rund sechsfachen des Umsatzes stellt das für Rheinmetall kein Problem dar. Die aktuellen Umsatzziele von 40 Mrd. bis 50 Mrd. Euro für 2030 beinhalten noch keine positiven Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen in der NATO mit den deutlich erhöhten Rüstungsaufwendungen (5 % des BIP), so dass das kurzfristige Stottern mittel- und langfristig deutlich positiveren Perspektiven gegenübersteht.
Das sieht auch das Management so und bekräftigte alle kurz- und mittelfristigen Ziele. Es ist zudem der Ansicht, dass sich die Wachstumskurve über das Jahr 2030 hinaus fortsetzen dürfte angesichts der 10-jährigen Beschaffungsperspektive in Deutschland und der 15-jährigen Roadmaps in Italien und anderen wichtigen NATO-Staaten, wo Rheinmetall zuletzt sehr erfolgreich agiert (z.B. mit dem Leonardo-Joint Venture für die Panzerproduktion). Rheinmetall-Chef Armin Papperger ließ den Worten Taten folgen und kaufte in den Kursrutsch hinein für mehr als 300.000 Euro Aktien "seines" Unternehmens.
M&A-Aktivität nimmt weiter Fahrt auf, Aufträge sprudeln herein
Auf der Londoner Branchenmesse DSEI skizzierte Papperger Pläne zur Expansion in die Bereiche Marinesysteme, Raketenproduktion und Luftverteidigung und bestätigte Gespräche über die Übernahme des Bremer Schiffbauers Naval Vessels Luerssen. Inzwischen ist man zu einer Einigung gekommen und damit wird der Schiffbau das wachsende Portfolio von Rheinmetall im Bereich Land- und Luftfahrt ergänzen.
NVL baut mit seinen 2.100 Beschäftigten Küstenwachboote und Marineschiffe. Neben dem Hauptsitz in Bremen gibt es Werften in Wilhelmshaven, Hamburg sowie Wolgast. Hinzu kommen Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei. Der Schiffbauer erwirtschaftet einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro pro Jahr und würde damit den Umsatz des Rheinmetall-Konzerns um etwa 10 % erhöhen. NVL wirtschaftet profitabel, doch Papperger erklärte, er erwartet starke Synergieeffekte durch den Zukauf. Da Rheinmetall weltweit politisch gut vernetzt sei, werde es gelingen, den Vertrieb der Kriegsschiffe und Ausrüstung weiter voranzubringen. Er erwarte für die NVL-Fregatten und -Korvetten nicht nur Aufträge von europäischen NATO-Staaten, sondern auch von Regierungen wie Neuseeland, Singapur oder Indonesien, ebenso wie den USA. Werft-Kapazitäten für den Bau von Kriegsschiffen seien vielerorts knapp. Darüber hinaus seien Synergieeffekte bei Entwicklung und Produktion zu erwarten, da Rheinmetall schon starkes Knowhow beim Bau von Kurzstreckenraketen, Drohnen oder Radarsystemen aufgebaut habe und künftig könne man die Schiffe annähernd komplett ausgestattet liefern.
Auf einer anderen "Spielwiese" bereitet Rheinmetall einen 500-Millionen-Euro-Auftrag über die Lieferung seiner mobilen Skyranger-Luftabwehrsysteme an die Ukraine vor, wobei die ersten Lieferungen bis zum Jahresende erfolgen sollen. Rheinmetall will seine Skyranger-Produktion im Rahmen der europäischen Sky Shield Initiative auf 200 Einheiten pro Jahr erhöhen.
In Zusammenarbeit mit Lockheed Martin wird Rheinmetall innerhalb der nächsten 16 Monate mit der Produktion von ATACMS- und Hellfire-Raketen in Norddeutschland beginnen und damit die Fähigkeit Europas stärken, kritische Munition im eigenen Land zu beschaffen. Papperger betonte die Notwendigkeit, die Produktion von Artilleriegranaten von derzeit 2 Millionen Schuss auf 3 Millionen pro Jahr zu erhöhen.
Zudem fährt Rheinmetall bereits die Produktion mit neuen Anlagen in Deutschland, Rumänien und Bulgarien hoch und trägt mit in Weeze gefertigten Teilen auch zum Stealthfighter-Programm F35 von Lockheed bei.
Im Gegenzug will man seine zivilen Geschäftsbereiche bis Anfang 2026 veräußern und sich damit auf die Entwicklung zu einem "One-Stop-Shop" für den europäischen Verteidigungsbedarf konzentrieren. Verhandlungen mit mehreren Interessenten laufen bereits.
In Zusammenarbeit mit Lockheed Martin wird Rheinmetall innerhalb der nächsten 16 Monate mit der Produktion von ATACMS- und Hellfire-Raketen in Norddeutschland beginnen und damit die Fähigkeit Europas stärken, kritische Munition im eigenen Land zu beschaffen. Papperger betonte die Notwendigkeit, die Produktion von Artilleriegranaten von derzeit 2 Millionen Schuss auf 3 Millionen pro Jahr zu erhöhen.
Zudem fährt Rheinmetall bereits die Produktion mit neuen Anlagen in Deutschland, Rumänien und Bulgarien hoch und trägt mit in Weeze gefertigten Teilen auch zum Stealthfighter-Programm F35 von Lockheed bei.
Im Gegenzug will man seine zivilen Geschäftsbereiche bis Anfang 2026 veräußern und sich damit auf die Entwicklung zu einem "One-Stop-Shop" für den europäischen Verteidigungsbedarf konzentrieren. Verhandlungen mit mehreren Interessenten laufen bereits.
Meine Einschätzung
Rheinmetall ist Deutschlands und Europas Rüstungschampion und hervorragend positioniert im gerade beginnenden Rüstungs-Superzyklus. Dank der Kursvervielfachung in den letzten Jahren hat die Börse eine Neubewertung vorgenommen und viele spekulative Anleger springen in die Aktien hin und wieder hinaus, je nach Nachrichten- und Stimmungslage. Das erzeugt zusätzliche Volatilität, auch wenn das zugrundeliegende Business davon unberührt bleibt. Zudem hat die Aussicht auf einen Waffenstillstand oder darüber hinausgehende Vereinbarungen in der Ukraine natürlich einen dämpfenden Einfluss, zumindest psychologisch. Auch ein Waffenstillstand oder gar ein Friedensabkommen ändert nichts an der dringende und zwingenden Notwendigkeit für Westeuropa, sich gegen Russland zu bewaffnen und seine Streitkräfte auf ein wieder abschreckendes Verteidigungsniveau zu bringen. Denn Putins Russland ist voll auf Kriegswirtschaft eingestellt und wenn es keine Krieg in der Ukraine mehr führen muss, wird es Putins Großmachtstreben folgend seinen Blick in Richtung Westen lenken auf die Baltischen Staaten und Polen. Also die NATO. Und was von den USA unter Trump dann an Hilfe zu erwarten ist, ist kaum noch der Rede wert. Europa und die EU müssen wieder zu eigener Stärke finden. Und das eher gestern als morgen.
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Quelle: wallstreet-online.de |
Doch bei Rheinmetall passen alle Faktoren zusammen. Aktuell sind die Margen unter Druck, weil (1.) das Automotive-Geschäft belastet, das ja verkauft werden soll, und (2.) viele neue Aufträge und/oder Joint Ventures zunächst einmal Investitionen in zusätzliche und neue Produktionsstätten erfordern. Diese Investitionen belasten kurzfristig, aber anschließend liefern sie zusätzliche Umsätze und Gewinne und da die Bewertung sich auf den Gewinn bezieht, sieht sie aktuell entsprechend hoch aus - noch. Denn die Nachfrage nach den Produkten und Leistungen von Rheinmetall steigen kräftig an.
"Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht."(Werner von Siemens)
Es ist daher aus meiner Sicht völlig absehbar, dass Rheinmetall in den nächsten Jahren massiv zulegen wird. Dank des wachsenden Auftragsbestands und des sogar noch zunehmenden Wachstumstempos dürften die Umsätze und Gewinne in den nächsten Jahren weiter zulegen und das Unternehmen wird wertvoller. Und hieraus speist sich auch künftige Kursfantasie, denn künftig rechtfertigen die höheren Umsätze und Gewinne eine höhere Bewertung. Was der Kurs (daraus) macht, morgen, übermorgen oder in drei oder sechs Monaten, weiß ich nicht. Ist mir auch ziemlich egal. Mittel- und langfristig sehe ich die Richtung klar vor mir. Und aus all diesen Gründen ist und bleibt Rheinmetall für mich der Top-Pick im Rüstungssektor!
Disclaimer: Habe Rheinmetall auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
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