Donnerstag, 18. Mai 2023

Im Fokus: KKR & Co - Wie aus dem Corporate Raider ein Corporate Partner wurde. Und eine echte Erfolgsgeschichte!

In diesem Kurzportrait geht es um KKR & Co., den Pionier unter den Private Equity-Unternehmen und heute neben Blackstone. Apollo Global Management und Brookfield einer der global führenden Alternativen Asset Manager.

Kohlberg Kravitz Roberts wurde 1976 als Partnerschaft gegründet von Jerome Kohlberg und den beiden Cousins Henry Kravitz und George Roberts. Kohlberg leitete in den 1960ern und frühen 1970ern die Finanzabteilung der Wall Street-Investmentbank Bear Stearns, die 2008 im Zuge der Finanzkrise von JP Morgan Chase übernommen wurde.

Zu seinen Schützlingen bei Bear Stearns zählten unter anderem Henry Kravis und George Roberts. Nachdem Bear Stearns den Vorschlag der drei Banker ablehnte, eine firmeninterne Abteilung für Leveraged Buyouts zu bilden, verließen sie die Investmentbank und gründeten KKR.

Die drei Gründer gerieten jedoch immer wieder aneinander über die Art und Weise, wie man Geschäfte macht und welche Ziele KKR verfolgen sollte. Anfangs setzte KKR ausschließlich auf 'freundliche' Management Buyouts (MBOs), bei denen sie vom Management eingeladen wurden, sie bei der Übernahme der Firma zu unterstützen. Das war in den 1970ern 'en vogue', denn viele Firmen hatten sich in den vorangegangenen Jahren durch Übernahmen geradezu 'ver-diversifiziert', wie Börsenlegende Peter Lynch es nennt, und waren an- und schwerfällig geworden. Ihre Gewinne stiegen nicht und die Aktienkurse schleppten sich schon ein Jahrzehnt lang lustlos dahin. MBOs schienen der beste Weg, die versteckten Firmenwerte zu heben und den Aktionären viel Geld in die Tasche zu verdienen. Und dem Management noch mehr…

KKR war eine der ersten Firmen am Markt, aber sie fand schnell Nachahmer. Und die gingen viel aggressiver zu Werke. Sie gingen aktiv auf das Management der Firmen zu und forderten sie zu einem MBO auf. Für den Fall, dass sie abgewiesen würden, drohten sie unverhohlen mit einer 'unfreundlichen' Übernahme. Also einem Buyout ohne Beteiligung des Managements.

Viel Eigenkapital hatten die Firmenjäger damals nicht, aber durch ihre schnellen und großen Erfolge, bei denen sie Firmen zu hohen Preisen schluckten, die Aktionäre reich machten, und anschließend die Firmen filetierten und so enorme Profite einstrichen, bekamen sie bald großzügig Kredit. Und so wurden die LBOs geboren, die Leveraged Buyouts. Dabei brachten die Firmenjäger nur noch zehn Prozent des Kapitals auf und liehen sich die weiteren 90 Prozent zu üppigen Zinsen. So 'gehebelt gingen sie auf die Jagd und bald schon konnten sie sich sogar an Großkonzerne heranwagen, die sogar im Dow Jones notierten. Spätestens ab diesem Moment war klar, dass sich die Welt gewandelt hatte, denn auch die Karpfen konnten auf einmal die Haie angreifen.

Und das war nichts, was Jerome Kohlberg mit seiner Unternehmensethik vereinbaren konnte. Er wollte weiterhin ausschließlich auf die freundlichen Buyouts setzen, während die jüngeren Cousins Kravitz und Roberts sich die Chancen der LBOs keinesfalls entgehen lassen wollten.

Barbaren vor den Toren: Die Übernahmeschlacht um RJR Nabisco

1987 kam es zum Bruch und Jerome Kohlberg schied aus der Firma aus. Er hatte bereits gesundheitliche Probleme gehabt und war deshalb an vielen Entscheidungen der vorherigen zwei Jahre nicht mehr wirklich beteiligt worden. Und vor allem Kravitz hatte dieses Vakuum genutzt und KKR als führende LBO-Macht positioniert. Der Höhepunkt war 1988 das LBO bei RJR Nabisco, einem Tabak- und Lebensmittelkonzern, der selbst erst kurz zuvor aus der Fusion des Tabakkonzerns Reynolds mit Nabisco entstanden war.

In einer nie dagewesenen Übernahmeschlacht, bei der alle führenden Wall Street Investmentbanken und Anwälte gegeneinander und unter wechselnden Bündnissen in die Schlacht zogen, errang am Ende KKR den Sieg – und blätterte damals unvorstellbare 31 Mrd. USD auf den Tisch, der Großteil hiervon fremdfinanziert zu üppigen zweistelligen Zinssätzen.

Ausgangspunkt des Ganzen war übrigens, dass Henry Kravitz seinem Bekannten Ross Johnson, CEO von RJR Nabisco, ein MBO schmackhaft machen wollte. Nach über einem Jahr war Johnson überzeugt, weil der Aktienkurs von RJR Nabisco nicht aus dem Keller kommen wollte. Nur nahm er nicht KKR ins Boot, sondern ließ sich auf die American Express-Tochter Shearson ein, die gerade Lehman Brothers übernommen hatten und sich einen Namen in der M&A-Welt machen wollten (Merger & Acquisitions). Da die Investmentbanken und Private Equity-Firmen bei einem solchen Deal zwei- und dreistellige Millionenbeträge an Provisionen verdienen konnten, durfte KKR dies Johnson nicht einfach durchgehen lassen und zog in den Krieg. An der Seite von KKR stand die Investmentbank Drexel Burnham Lambert mit Junk Bond-König Michael Milken – und das wiederum war der Grund, weshalb von Anfang an und bis zum Ende das Kima zwischen allen Beteiligten vergiftet war. Milken dominierte damals den von ihm selbst geschaffenen Junk Bond-Markt und wollte auf keinen Fall einer anderen Investmentbank einen Anteil überlassen.

Funfact am Rande: Einer der engsten Mitarbeiter von Milken war Leon Black und dieser gründete nach dem Untergang von Milken/Drexel die Private Equity Boutique Apollo Global Management. Aber das ist eine andere Geschichte...

Diese spektakuläre Übernahmeschlacht wurde in dem Beststeller 'Barbarians at the Gate: The Fall of RJR Nabisco' verewigt. KKR gewann die Schlacht, bürdete dem Unternehmen die ganzen Schulden auf und spaltete es auf. Nabisco mit den berühmten Oreo-Keksen ist heute Teil von Mondelez. Das Unternehmen stand mit dem Rücken zur Wand und musste sich einer wahren Rosskur unterziehen, bei der viele Angestellte ihre Jobs verloren.

Das mediale Echo war groß und führte auch zu großer Aufmerksamkeit in Washington. Zumal Drexel und Milken sich 1987 bereits mit Anklagen wegen Insiderhandels und Wertpapierbetrugs konfrontiert sahen, die einige Jahre später zu einer langjährigen Haftstrafe für Milken und den Untergang von Drexel führten. Der Börsencrash von 1987 war auf den Beginn des Zusammenbruchs des Junk Bond Markts zurückzuführen und die RJR-Nabisco-Übernahme war auch der Schlusspunkt für die Ära der feindlichen LBOs.

Für KKR war es kein Schlusspunkt, sondern es erfolgte ein neuer Wandel. Anstelle der feindlichen Übernahmen wandelte sich KKR zum Asset Manager. Man sammelte fleißig Gelder vermögender Privatkunden ein und investierte sie in Firmenübernahmen. Wobei der 'Rüpel-Ruf' von KKR vermutlich des Öfteren Firmen dazu brachte, sich lieber zu fügen als zu kämpfen. KKR wandelte sein Businessmodell hin zu geschlossenen Themenfonds. Damit wurden zwei Ziele erreicht: die zuvor stark schwankenden Einnahmen wurden zumindest teilweise verstetigt und man konnte noch mehr externes Kapital für Investments einsammeln.

Bis zur Globalen Finanzkrise 2008/09 hat KKR dabei weiter auch auf Leverage gesetzt und Firmen mit enormen Fremdkapitalanteilen übernommen. So griff man 2007 für knapp 30 Mrd. USD beim Zahlungsdienstleister First Data zu (heute Fiserv) und für sogar 44 Milliarden Dollar beim texanischen Stromversorger TXU. Quasi am Vorabend der Finanzkrise, als erst die Immobilienmärkte und dann die Banken zusammenbrachen.

KKR geriet an den Rand des Abgrunds, denn man hatte viele Milliarden in teilweise kurzfristigen Überbrückungskrediten aufgenommen, die aus den Einnahmen von Teilverkäufen der übernommenen Unternehmen getilgt werden sollten. 2008 gab es für diese Unternehmen keine Kaufinteressenten mehr und die Banken waren damit beschäftigt, keine Kredite mehr zu vergeben und jeden ausgeliehenen Cent einzutreiben.

Für KKR und seine Partner war es eine schwere Zeit. Es erfolgten hohe Abschreibungen auf Beteiligungen, neu strukturierte Kreditverbindlichkeiten, Pleiten von Töchtern. Am Ende konnte KKR den Kopf aus der Schlinge ziehen – auch weil ihnen ihr Eigenkapital und das Investitionskapital vertraglich für eine feste Zeit zur Verfügung stand und ihre Investoren an diese Gelder nicht herankamen.

Aus dieser schwierigen Phase zog KKR neue Lehren. Man wandelte sich mit der Zeit vom Private Equity Investor zum Alternativen Asset Manager und wollte unbedingt die Eigenkapitalbasis erhöhen. Ein erfolgreicher Schritt auf diesem Weg war der Börsengang 2014, bei dem aus Partnern nun Aktionäre wurden. 2018 erfolgte dann eine weitere Umstellung, denn durch die Senkung der Unternehmenssteuern durch Präsident Donald Trump war es für Firmen wie KKR nicht länger attraktiver, sich als Limited Partnership zu organisieren anstelle einer 'normalen' Corporation. Seit der Umfirmierung in eine C-Corp sind die Aktien auch im S&P 500 enthalten und fanden Aufnahme in viele Indexfonds.

Anmerkung: KKR ist wohl mit 10 Mrd. USD (?) an TikTok beteiligt 
KKR hat aber nicht nur strauchelnde Investments getätigt, sondern auch extrem erfolgreiche. So nahm KKR in 10/2018 an einer Finanzierungsrunde der TikTok-Mutter ByteDance teil (bei einer Bewertung von 72 Mrd. USD) und in 12/2020 an einer weiteren (bei einer Bewertung von 178 Mrd. USD). KKR investierte wohl 250 Mio. sowie 500 Mio. USD und dieser Anteil dürfte inzwischen mehr als 10 Mrd. USD wert sein.

Der Alternative Asset Manager

Alternative Asset Manager investieren nicht nur in Aktiengesellschaften und Unternehmen, sondern auch in Rohstoffe, Währungen, Kredite, Anleihen oder Kunst. Im Prinzip in alles, was irgendwie Rendite verspricht. Vor allem investieren sie in Sektoren, die abgestürzt und aus der Mode gekommen sind. Sie kauften für schmales Geld notleidende Immobilienkredite auf oder Beteiligungen an europäischen Banken, als diese nach der Finanzkrise am Boden lagen. Und sie kauften Schiffsbeteiligungen, als reihenweise Reeder Bankrott gingen. Und als die Ölpreise abstürzten und viele US-Fracking-Unternehmen vor dem Exodus standen, griffen ihnen die Alternativen Asset Manager unter die Arme.

Sie investieren dort, wo Druck und Not herrscht und kaufen billig ein. Sie agieren antizyklisch und sie haben damit großen Erfolg. Nachdem die Zinsen seit mehr als 30 Jahren gefallen waren, verloren zinsbasierte Anlageformen immer stärker an Reiz. Zum Bedauern jener, die darauf angewiesen sind. Aus dieser Not heraus haben sich immer mehr Pensionsfonds, Family Offices, aber auch Versicherungen an die private Equity-Firmen gewandt, damit diese Geld für sie anlegen und Renditen erzielen, die sie selbst an den Anleihemärkten nicht mehr einfahren konnten.

Bei den Unternehmen und in der Wirtschaft werden KKR und andere Asset Manager inzwischen oft als Partner betrachtet. In Deutschland ist und war KKR an vielen freundlichen Buyouts beteiligt, das reicht von Tenovis über Wincor Nixdorf, Demag, MTU, ATU, Versatel, KION, WMF, Hertha BSC Berlin und ProSiebenSat1 bis hin zu Axel Springer und Hensoldt.

Versicherungsmarkt bringt langfristig verfügbares Kapital

KKR bleibt wandlungsreich und gerade jetzt vollzieht sich ein weiterer Wandlungsschub, der die Firma nochmals nachhaltig verändern wird. Bisher sammelt KKR Investorengelder über geschlossene Investmentfonds ein und dieses Kapital steht KKR dann für durchschnittlich acht Jahre zur Verfügung. Nicht immer kann ein neuer Fonds seine Gelder sofort und komplett investieren und je länger er hierfür benötigt, desto kürzer ist der restliche Zeitraum bis zur Rückzahlung, in dem die Gelder noch Rendite erwirtschaften können.

Des Weiteren investiert KKR auch antizyklisch in Branchen und Sektoren, die gerade verschmäht werden und wo es deshalb attraktive Kaufpreise gibt. Allerdings kann eine solche Phase auch wieder herrschen, wenn der Fonds vor der Auflösung steht und die Investoren ihr Geld zurückerhalten sollen. Für KKR wäre es also von großem Interesse, das Kapital lieber längerfristig zur Verfügung zu haben, um so alleine aufgrund von Markteinschätzungen und unter Chance-Risiko-Abwägungen Käufe und Verkäufe von Assets vorzunehmen.

Und man hat einen Weg gefunden, sich solch langfristiges Kapital zu sichern.

Denn KKR hat die Global Atlantic Financial Group übernommen und die betreut mit ihren Altersvorsorge- und Lebensversicherungsprodukten mehr als zwei Millionen Versicherungsnehmer. Das Unternehmen ist einer der größten Anbieter von festverzinslichen und fest indexierten Rentenversicherungen in den Vereinigten Staaten und bietet über ein Netzwerk von Banken, Broker-Dealern und Versicherungsagenturen Rentenversicherungen für Privatpersonen sowie Lebensversicherungen für Privatpersonen und Unternehmen an. Darüber hinaus bietet Global Atlantic seinen Kunden aus der Lebens- und Rentenversicherungsbranche maßgeschneiderte Rückversicherungslösungen an.

Ergänzung vom 29.11.2023: KKR erwirbt die verbleibenden 37 % des Versicherungsunternehmens Global Atlantic für 2,7 Mrd. USD und erhöht damit seinen Anteil auf 100 %. Nach Abschluss der Transaktion (wurde von KKR am 3.1.2024 bekanntgegeben) wird Global Atlantic weiterhin vom jetzigen Managementteam geführt und unter der Marke Global Atlantic operieren. KKR finanziert die Transaktion aus seiner eigenen Bilanz (also nicht über von ihm betreute Fonds), die zum 30. September 2023 über Barmittel in Höhe von 23 Mrd. USD verfügte.

Für KKR ist diese Übernahme wegweisend, denn die Anlagegelder bei Global Atlantic stehen teilweise bis zu 30 Jahre zur Verfügung. Durch die Übernahme konnte KKR den Anteil seines permanent verfügbaren Kapitals verdreifachen, was ihm noch mehr finanziellen Spielraum bietet. Dabei unterliegen Finanzinvestoren als alternative Asset-Manager deutlich geringeren regulatorischen Vorschriften als Banken und haben diesen gegenüber somit geschäftliche Vorteile. Sie können mehr wagen als Banken und sich auch in Geschäftsfelder tummeln, bei denen Banken zurückschrecken (müssen). Das ist mit überdurchschnittlichen Chancen verbunden, birgt aber natürlich auch Risiken.

Ende 2020 hatte Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase und laut Warren Buffett der wohl beste Banker unserer Zeit, die strangulierende Regulierung des Bankensektors als dessen Sargnagel öffentlich angeprangert.

"Das Bankensystem als Größe im Verhältnis zur Weltwirtschaft wird immer kleiner. (...) Inzwischen hat man 80 % des Hypothekengeschäfts außerhalb des Bankgeschäfts und es gibt eine immer größere Menge an Privatkrediten außerhalb des Bankwesens (...) und es werden immer mehr Bereiche, einer nach dem anderen, die das Bankgeschäft verlassen, weil sie draußen günstiger behandelt werden. Und die Aufsichtsbehörden (...) irgendwann werden sie die Banken aus dem Bankgeschäft herausreguliert haben."
(Jamie Dimon, Dezember 2020)

Die neue dauerhafte und höhere Kapitalbasis und die unregulierten größeren Möglichkeiten im Vergleich mit klassischen Banken sind starke Treiber für das Business und die Gewinne von KKR. Die Übernahme von Global Atlantic birgt aber noch einen weiteren wesentlichen Vorteil: es ist ein klassisches Versicherungsbusiness, bei dem die Versicherten über viele Jahre Prämien einzahlen und irgendwann einmal die zugesicherten Leistungen ausgezahlt bekommen. Diese Prämien bezeichnet man als 'Float' und dieser Float ist die treibende Kraft hinter dem großem Anlageerfolg von Warren Buffett. Denn der Float stellt ein zinsloses Darlehen dar, eine immer sprudelnde Quelle an frischer Liquidität, die bis zum Tag der Leistungserbringung zur Verfügung steht.

Klassische Versicherungen legen dieses Geld in Anleihen und Zinspapieren an. Sie versprechen ihren Kunden Ablaufrenditen von 4 oder 5 %. Buffett erzielte mit diesem Geld für Berkshire Hathaway über 50 Jahre hinweg durchschnittlich 20 % pro Jahr. Nicht nur, dass das Geld bei Auszahlung nach vielen Jahren durch die Inflation viel weniger wert ist ('Kaufkraftverlust'), die in der Zwischenzeit erzielte Überrendite konnte Buffett einbehalten und wieder in weitere Investments stecken. Der Float hat durch seine erfolgreichen Investments also einen eigenen Zinseszinseffekt erwirtschaftet. Und das alle fast ohne Fremdkapitalkosten! Auf Sicht von Jahrzehnten macht dieser Unterschied Milliardensummen aus.

Und nun steht KKR der Float von Global Atlantic zur Verfügung…KKR muss damit 'nur' noch Überrenditen erwirtschaften. Und das ist ihnen über die letzten 35 Jahre gelungen.

"Wenn man einen Float, also Bargeld aus Versicherungsprämien, das Berkshire Hathaway investieren kann, bevor Schäden bezahlt werden müssen, zu 3 % erwirtschaften und in Unternehmen investieren kann, die 13 % erwirtschaften, ist das ein ziemlich gutes Geschäft."
(Charlie Munger)

Seit 2004 konnte KKR die Assets under Management (AuM) mit einer jährlichen Wachstumsrate von 22 % steigern und damit doppelt so stark, wie die Branche der alternativen Asset Manager insgesamt. 44 % dieser AuM stehen KKR dauerhaft oder mindestens für eine Dekade zur Verfügung, 91 % für mindestens 8 Jahre. Dadurch stehen die damit getätigten Investments nicht unter zu großem Druck, schnell Ergebnisse einspielen zu müssen, sondern KKR hat genügend Zeit, sich die Assets zu entwickeln, um am Ende eine möglichst hohe Rendite für seine Investoren und sich selbst einzufahren.

Darüber hinaus bietet diese langfristige AuM-Basis für KKR eine zusätzliche Sicherheit, weil man so auch heftige wirtschaftliche Schwankungen besser überstehen kann. Das zeigte sich in der Corona-Pandemie, in der KKR sehr aktiv Geld investiert hat, während man in der Globalen Finanzkrise 2008/09 noch mit dem Rücken zur Wand stand und mehr oder weniger nur versucht hat, die überall auflodernden Brände zu löschen. Und dank der schellen Erholung der Märkte nach dem starken Einbruch im ersten Quartal und der nun immer stärker anziehenden Konjunktur, lag KKR mit seinem beherzten Vorgehen als 'most aggressive Buyer' goldrichtig.

KKR erzielt Einnahmen auf vier Arten:
  1. Vermögensverwaltungsgebühren sind Einnahmen, die KKR durch die  Anlageverwaltung für seine Kunden erzielt. Diese Gebühren werden in der Regel als Prozentsatz der gebührenpflichtigen AuM berechnet und liegen in der Regel zwischen 1,0 % und 1,3 %.
  2. Bei den kapitalbasierten Erträgen handelt es sich um erfolgsabhängige Provisionen, also einen Prozentsatz der Gewinne, die von den von der Firma verwalteten Investmentfonds oberhalb eines bestimmten Niveaus der Basisvergütung erzielt werden.
  3. Die Versicherungserträge umfassen Nettoprämien, Policengebühren und andere Einkommensformen im Zusammenhang mit dem Versicherungsgeschäft von KKR.
  4. Bei den Erträgen aus Versicherungsanlagen schließlich handelt es sich um Erträge aus Kapitalanlagen, die innerhalb der Bilanz des Versicherungsgeschäfts gehalten werden.

Erfolgreiches 1. Quartal 2023

Ende März verfügte KKR über 106 Mrd. USD an unverbrauchtem Kapital und hat somit genügend 'dry Powder', um auch weiterhin die vielen sich bietenden Opportunitäten zu nutzen. Während des Quartals wurde neues Kapital in Höhe von 12 Mrd. USD aufgenommen, während KKR 10 Mrd. USD investierte.

Das verwaltete Vermögen (AuM) stieg von 503,9 Mrd. USD am 31. Dezember 2022 auf 510,1 Mrd. USD am 31. März 2023, während die gebührenpflichtigen AuM auf 415,9 Mrd. USD stiegen von 411,9 Mrd. USD am Jahresende. Die gebührenabhängigen Erträge beliefen sich auf 548,6 Mio. USD bzw. 0,62 USD je Aktie, ein Rückgang gegenüber 559,4 Mio. USD bzw. 0,63 USD je Aktie in Q4/22 und gegenüber 604,9 Mio. USD bzw. 0,69 USD je Aktie in Q1/22. Die Einnahmen aus der Vermögensverwaltung steigen deutlich auf 1,13 Mrd. USD von 693,5 Mio. USD in Q4/22 und -165,2 Mio. USD in Q1/22. Die Versicherungseinnahmen stiegen auf 2,00 Mrd. USD von 1,84 Mrd. USD in Q4/22 und 1,16 Mrd. USD in Q1/22.

Der Umsatz in Q1/23 stieg von 2,53 Mrd. USD im Vorquartal auf 3,13 Mrd. USD; in Q1/22 hatte er noch bei 999,4 Mio. USD gelegen. Unterm Strich bliebe ein Gewinn je Aktie nach Steuern für das 1. Quartal von 0,81 USD nach 0,92 USD in Q4/22 und 1,11 USD in Q1/22.

"Volatilität ist letztlich positiv für unser Geschäft. Die Geschäfte, die wir in diesem schwierigen Umfeld tätigen, legen den Grundstein für potenziell bedeutende zukünftige Ausschüttungen."
(Stephen A. Schwarzman, Blackstone-Gründer und CEO, 2022)

Umsatz, AuM und Management-Provisionen sind also gestiegen, die Performance-Fees und der Gewinn sind gefallen. Beides ist der schwierigen Wirtschaftslage und der übellaunigen Börsenverfassung geschuldet - doch KKR investiert in dieser Phase kräftig und legt so den Grundstein für kräftig steigende Einnahmen und Gewinne in den kommenden Jahren.

Meine Einschätzung

Das Bild von KKR in der Öffentlichkeit ist noch geprägt von den Wildwestmanieren aus ihrer Anfangszeit. Inzwischen hat sich das Unternehmen zu einem erfolgreichen Manager Alternativer Assets gewandelt und ist einer der führenden globalen Player auf diesem Gebiet. KKR agiert als Partner der Unternehmen, die man übernimmt und dann gemeinsam mit dem Management weiterentwickelt. Das ist Lichtjahre vom Vorgehen früherer Jahre entfernt, als man feindliche Übernahmen durchzog, um anschließend die Unternehmen in Einzelstücke filetiert meistbietend zu versilbern.

Quelle: wallstreet-online.de
KKR hat es verstanden, immer erfolgreicher Investorengelder einzuwerben und war in der Coronakrise als 'most aggressive Buyer' aktiv - und die guten Investmentideen gehen KKR nicht aus. Durch den Zugriff auf den Float von Global Atlantic hat KKR seine Finanzkraft enorm gesteigert und kann nun auch deutlich längerfristige Investments eingehen - dies wird sich mit der Zeit in deutlich steigenden Provisionseinnahmen niederschlagen und damit die Gewinne antreiben.

Die Co-Gründer Henry Kravitz und George Roberts sind inzwischen beide Mitte 70 und haben das operative Geschäft bereits vor einigen Jahren in jüngere Hände gelegt. Die Vision von Henry Kravis für KKR ist übrigens, dass KKR seine Gründer überlebt und eine Finanzinstitution wird, wie es Goldman Sachs ist.

Hier schließt sich der Kreis. KKR ist heute weitgehend wieder das Unternehmen, dass sich Jerome Kohlberg bei der Gründung 1976 vorgestellt hat: ein finanzstarker Partner für Firmen, die mit dem frischen Geld Werte für ihre Aktionäre und Mitarbeiter schaffen. Und das Unternehmen ist heute erfolgreicher als jemals zuvor.

"Vor langer Zeit hat mir Ben Graham beigebracht, dass 'der Preis das ist, was du zahlst, und der Wert das ist, was du bekommst'. Ob wir über Socken oder über Aktien reden: Ich mag es, Dinge zu kaufen, wenn sie heruntergesetzt sind."
(Warren Buffett)

Dabei wird es niedriger bewertet als seine Peergroup, was wohl daran liegt, dass KKR stärker in Equity (Unternehmen) investiert als z.B. Wettbewerber Blackstone mit dem Schwerpunkt auf Immobilien. Beide Asset-Klassen werden an der Börse momentan abgestraft - aber das bietet Chancen für mutige Anleger, die antizyklisch zugreifen und die Geduld aufbringen, auf die absehbaren Überrenditen etwas warten zu können. Die Kunst des Investierens ist ein Marathon, kein Sprint...

Disclaimer: Habe Apollo Global Management, Blackstone, KION, KKR, Mondelez auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.


Mein Lese-Tipp
▶ "Barbarians At The Gate - The Fall Of RJR Nabisco" von Bryan Burrough und John Helyar
▶ "Der Club der Diebe" von James B. Stewart (zu meiner Rezension)

1 Kommentar:

  1. Ergänzung vom 29.11.2023
    KKR erwirbt die restlichen 37 % des Versicherungsunternehmens Global Atlantic für 2,7 Mrd. USD und erhöht damit seinen Anteil auf 100 %. Nach Abschluss der Transaktion wird Global Atlantic weiterhin vom jetzigen Managementteam geführt und unter der Marke Global Atlantic operieren. KKR finanziert die Transaktion aus seiner eigenen Bilanz (also nicht über von ihm betreute Fonds), die zum 30. September 2023 über Barmittel in Höhe von 23 Mrd. USD verfügte.

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