Sonntag, 26. Oktober 2025

Kissigs Kloogschieterei: Der Oktobercrash ist längst Geschichte!

Am 19. Oktober 1987 beendete der "Schwarze Montag" mit einem Absturz des Dow Jones um 21 % die Ära der feindlichen Übernahmen und vernichtete ganze Existenzen. Und während sich dieses Datum sich gerade zum 38sten Mal jährte, fand der aktuelle Börsenhöhenflug jäh sein Ende. Die großen US-Banken eröffneten die neue Earnings Season und präsentierten Rekordgewinne, doch JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnte von "Kakerlaken" in den Bankbilanzen, nachdem Abschreibungen auf Kreditausfälle zunahmen. Und bekanntlich sind Kakerlaken keine Einzelgänger, so dass die Börsen in Angst vor einer weiteren Finanzkrise die stärksten Einbrüche seit Trumps Zollkriegseröffnungszug im April erlebten.
Bankaktien stürzten ab und mit ihnen der gesamte Finanzsektor. Déjà-vu. Ähnlich lief es auch im Frühjahr 2023, als mehrere US-Regionalbanken in die Pleite rutschten - die "kleine Finanzkrise" war geboren und bereitete Angst und Schrecken. Und auch aktuell sind es Regionalbanken, die unter steigenden Kreditausfällen leiden. Doch ein systemisches Risiko baut sich hier nicht auf, da die Großbanken solide dastehen und auch der Private Credit-Sektor wenig Anzeichen von Schwäche zeigt.
Aber wie heißt es so treffend? Achte nicht so sehr darauf, was die Leute sagen, sondern auf das, was sie tun

Moody's hat festgestellt, dass sich die US-Banken zu einer wichtigen Triebkraft von Private Credit entwickelt haben und im ersten Halbjahr 2025 rund 300 Mrd. Dollar an Darlehen für private Kreditfonds bereitstellten. Dabei leiten die Banken zunehmend Finanzierungen an private Kreditgeber weiter, anstatt sie direkt an hochverzinsliche oder nicht geratete Kreditnehmer zu vergeben, da sie dies als sichereren Weg ansehen, um am Wachstum der Anlageklasse teilzuhaben und gleichzeitig ein direktes Risiko zu vermeiden. Und JPMorgan Chase steht bei der Kreditvergabe an Private-Equity-Sponsoren mit 47 Mrd. Dollar an Kreditfazilitäten für Fondsmanager an der Spitze!
"Das Bankensystem als Größe im Verhältnis zur Weltwirtschaft wird immer kleiner. (...) Inzwischen hat man 80 % des Hypothekengeschäfts außerhalb des Bankgeschäfts und es gibt eine immer größere Menge an Privatkrediten außerhalb des Bankwesens (...) und es werden immer mehr Bereiche, einer nach dem anderen, die das Bankgeschäft verlassen, weil sie draußen günstiger behandelt werden. Und die Aufsichtsbehörden (...) irgendwann werden sie die Banken aus dem Bankgeschäft herausreguliert haben."
(Jamie Dimon, Ende 2020)
Und als unmittelbar nach der "kleinen Finanzkrise" die Börsenaufsicht den Banken neue striktere Regeln auferlegte, beklagte sich Jamie Dimon erneut lautstark.
"Das ist eine gute Nachricht für Hedge-Fonds, Private Equity, Private Credit, Apollo, Blackstone. Und sie tanzen in den Straßen."
(Jamie Dimon, Anfang 2023)
Jamie Dimon will also gar nicht wirklich vor der Asset Klasse Private Credit warnen, nachdem er seinen Tanker selbst voll auf diesen Kurs umgeschwenkt hat, sondern er will nur die Finanzinvestoren bashen, weil Apollo, Ares, Blackstone und KKR diese lukrative Spielwiese Jahr(zehnt)e vor ihm entdeckt und ihm das Geschäft weggeschnappt haben. Und nachdem wir seine Motive kennen, wissen wir nun auch, wie ernst wir seine "Warnung" in Bezug auf das Risiko bei Private Credit nehmen müssen können.

Beim Investieren geht es nicht um Risikovermeidung, sondern um Risikokontrolle. Und wo Anleger Risiken überschätzen und daher die Kurse (zu stark) unter Druck geraten, ergeben sich Chancen für kühle Rechner. Wer vor zweieinhalb Jahren während der "kleinen Finanzkrise" beherzt zugegriffen hat, wurde anschließend mit außergewöhnlichen Kursgewinnen belohnt. Auch heute könnte sich dieses Playbook wiederholen, denn inzwischen liegen 7,5 Billionen Dollar in Geldmarktfonds und verpassen die Börsenrallye, während die langfristigen US-Zinsen erstmals seit langer Zeit wieder unter 4 % gefallen sind.

Im Finanzsektor wird weiterhin gutes Geld verdient, auch wenn die Kurse das Gegenteil behaupten. Hier kann man ein Vermögen machen, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt.

Doch "Börsengewinne sind Schmerzensgelder", wie André Kostolany einst süffisant anmerkte: erst kommen die Schmerzen, dann das Geld. Und dieser Oktober macht da keine Ausnahme...

Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Apollo, Ares, Blackstone, KKR, Moody's auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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