Donnerstag, 16. November 2017

Zahlen & Mehr: Cisco Systems, MPC Capital, Ringmetall, VTG

In der Rubrik "Zahlen & Mehr" gehe ich kurz auf aktuelle Unternehmensmeldungen ein und bewerte diese im Hinblick auf meinen Investmentcase.

Cisco Systems
Der Netzwerkgigant scheint die Trendwende zu schaffen. Nach einer Serie von Quartalen mit zurückgehenden Umsatzerlösen musste Cisco für das abgelaufene Quartal zwar noch einmal ein Minus von 1,7% verkünden, aber gleichzeitig hob das Unternehmen die Guidance für das aktuelle zweite Geschäftsquartal an. Demnach sollen die Umsätze zwischen 1% und 3% zulegen. An den Gewinnen war sowieso wenig(er) auszusetzen gewesen, denn die hatte Cisco trotz sinkender Umsätze um 3% auf 2,4 Mrd. Dollar steigern können.

Meine Einschätzung
Cisco Systems befindet sich mitten im Wandel weg von seinem Hardware-Kerngeschäft Router und Switches hin zu Softwarelösungen, cloudbasierten Anwendungen und Cybersecurity. Bisher hatten die neuen Geschäftsfelder die Umsatzrückgänge im Stammgeschäft nicht kompensieren können, doch nun scheint sich der Trend umzukehren und der Strategieschwenk auszuzahlen. Dabei setzt Cisco neben der bewährten Strategie der gezielten Zukäufe auch zunehmend auf Kooperationen, wie zuletzt mit dem Suchmaschinengiganten Google (Alphabet).

Cisco Systems sollte seine Erholung weiter fortsetzen und zunehmend wieder stärkere Umsatz- und Ergebniszahlen vorlegen können. Sollte die Steuerreform in den USA tatsächlich kommen und es eine Art Amnestie für im Ausland liegende Cashbestände geben, wird es für Cisco hier einen indirekten Geldregen geben in Form gesparter Steuern.



MPC Capital
Der Assetmanager hat Neunmonatszahlen vorgelegt und die kann man nur als verhalten bezeichnen. Umsatz, Provisionsergebnis und Gewinn liegen deutlich unter den Vorjahreswerten: die Umsätze lagen bei 31,6 Mio. Euro (9M16: 37,4 Mio.), die Management Fees bei 26,7 Mio. Euro (9M16: 28,3 Mio.), die Transaction Fees bei 4,7 Mio. Euro (9M16: 9,0 Mio.) und das Ergebnis vor Steuern (EBT) bei 4,8 Mio. Euro (9M16: 11,2 Mio.).

Entscheidend ist jedoch der Blick auf das traditionell mit Abstand stärkste Quartal und MPC hat hier auf mehrere bedeutende Entwicklungen hingewiesen. Im Immobilienbereich hat MPC Capital Vorverträge mit Investoren unterzeichnet und erwartet noch in Q417 Erträge im achtstelligen Bereich. Lukrativ wäre der Verkauf der Immobilien für MPC gleich doppelt, da man auch nach dem Exit überwiegend das Immobilienmanagement betreiben soll, woraus sich weiterhin Management-Fees ergäben. Des Weiteren hat die niederländische Tochter die Ausschreibung für die Entwicklung eines der größten innerstädtischen Wohnentwicklungsprojekte in Amsterdam gewonnen. Der Kaufpreis für das Grundstück lag bei 84 Mio. Euro und das Investitionsvolumen wird etwa 300 Mio. Euro betragen.

Im Shipping-Bereich hat die von der MPC Capital AG initiierte und an der Osloer Börse gelistete MPC Container Ships AS ihr Investitionsvolumen auf 275 Mio. Dollar erhöht und ihre Flotte weiter ausgebaut. Von den mittlerweile 26 Containerschiffen im Feeder-Segment wird ein Großteil von MPC Capital bereedert und MPC hat darüber hinaus an weiteren Transaktionen im Container- und Bulker-Segment mitgewirkt.

Im Bereich Infrastructure hat MPC zwei neue Windparkprojekte in Portugal (25 Megawatt) und in der Mongolei (55 Megawatt) strukturiert. Im Zusammenhang mit dem Aufbau einer Plattform für erneuerbare Energien in der Karibik-Region wird aktuell über den Ankauf weiterer Projekte mit einer Gesamtleistung von 200 Megawatt verhandelt. Weitere Infrastrukturprojekte, die überwiegend Industrieanlagen in Schwellenländern betreffen, befinden sich in der Analyse.

Meine Einschätzung
Die Neunmonatszahlen sind schlecht, keine Frage. Der Blick nach vorne zeigt jedoch, dass MPC Capital sich auf Kurs sieht und aufgrund bereits konkreter Projekte und Verhandlungen hier auch nicht nur auf Hoffnungen setzt, sondern auf konkrete Erwartungen. Aufgrund der bereits kontrahierten und angebahnten Transaktionen erwartet MPC in Q417 eine deutlichen Steigerung der Erträge und geht daher für das Gesamtjahr 2017 weiterhin von einem Konzernumsatzwachstum von mindestens 10% sowie einem überproportionalen Anstieg des EBT aus.

MPC Capital bleibt daher auf Turnaroundkurs und aussichtsreichen Segmenten unterwegs. Neben dem weiter starken Immobilienbereich ziehen auch die Investments in Erneuerbare Energien an und auch von der sich zunehmend erholenden Schifffahrtsbranche wird MPC kräftig profitieren.


Ringmetall
Nicht mit neuen Zahlen, aber dennoch mit Neuigkeiten wartete Ringmetall auf. Die Halbjahreszahlen waren ja aufgrund steigender Stahlpreise und ungünstiger Wechselkursentwicklungen etwas verhalten gewesen, allerdings hatte der Vorstand die Jahresprognosen bestätigt. Und nun hat Ringmetall in bekannter Manier eine weitere kleine Kapitalerhöhung durchgeführt.

Es wurden knapp 2,52 Mio. Aktien zum Platzierungspreis von 3,80 Euro ausgegeben und spülten 9,56 Mio. Euro in die Ringmetall-Kassen. Die Aktien wurden von institutionellen Anlegern sowie Mitgliedern des Vorstands gezeichnet; diese hatten die Kapitalerhöhung auch garantiert.

Meine Einschätzung
Ringmetall ist eine Langzeitempfehlung von mir (damals noch unter H.P.I. Holding) und entwickelt sich erfreulich. Neben dem organischen Wachstum setzt der Spannringfertiger seit jeher auch auf Zukäufe und besorgt sich hierfür in unregelmäßigen Abständen frisches Kapital. Meistens in Form einer kleinen Kapitalerhöhung und max. 10% des bestehenden Grundkapitals. Insgesamt stehen Ringmetall nun liquide Mittel von rund 14, 5 Mio. Euro für das weitere interne und externe Wachstum zur Verfügung und stellt und eine gute Basis für weitere Unternehmensakquisitionen dar. Nach der großen Übernahme von Self Industries in den USA hatte man sich zuletzt eher auf deren Integration fokussiert und nun rückt die Expansion wieder in den Fokus. Betrachtet man den bisherigen Track-Record des Managements dürfen wir hier mit Freude auf die nächsten Ereignisse warten. Und ohne konkrete Übernahmeziele im Blick, hätte man jetzt auch kein frisches Geld eingesammelt. Denn einen positiven Einfluss auf das 2017er Ergebnis wird der hohe Cash-Bestand nicht entfalten und der Gewinn entsprechend verwässert. Ich gehe jedoch von Akquisen in H118 aus, so dass die Verwässerung im nächsten Jahr überkompensiert werden sollte.

Ringmetall bleibt für mich weiterhin ein sehr aussichtsreich positionierter Nischenwert, der mit einer Marktkapitalisierung von inzwischen 105 Mio. Euro so langsam auch in den Fokus institutioneller Investoren geraten könnte. Zumal man im Qualitätssegment Scale der Frankfurter Börse notiert.


VTG
Der Schienenenlogistikonzern legte ebenfalls Zahlen für die ersten 9 Monate des Geschäftsjahres vor und liegt weitgehend auf Kurs. Allerdings musste man für das Gesamtjahr eine Gewinnwarnung aussprechen und das kommt erfahrungsgemäß an der Börse nicht gut an. Der Kurs rauschte daraufhin zunächst in den Keller, liegt inzwischen jedoch sogar leicht über Vortagsniveau. Und das hat Gründe...

Der Konzernumsatz verbesserte sich auf 750,2 Mio. Euro (9M16: 742,0 Mio.), während das EBITDA mit 250,7 Mio. Euro (9M16: 255,9 Mio.) leicht sank. Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf Sonderaufwendungen aus der Ingangsetzung unvermieteter Wagen sowie der geplanten Übernahme der Nacco-Gruppe zurückzuführen. Das Konzernergebnis lag entsprechend mit 44,1 Mio. Euro ebenfalls geringfügig unter dem Wert des Vorjahreszeitraums (45,0 Mio.) und der Gewinn je Aktie (EPS) sank entsprechend auf 1,21 Euro (9M16: 1,24).

Das Konzern-EBITDA für das laufende Geschäftsjahr erwartete der Vorstand in der im August veröffentlichten Prognose in der Bandbreite von 330 Mio. bis 360 Mio. Euro. und geht nun davon aus, dass man diese Prognose nur am unteren Ende erreichen wird. Das liegt aber nicht an schleppenden Geschäften, sondern an der sich länger hinziehenden Übernahme der Nacco-Gruppe. Denn weil die Kartellbehörden länger brauchen, werden die eigentlich für das Q417 erwarteten Ergebnisbeiträge der Nacco-Gruppe so nicht erzielt, während die Aufwendungen für die Übernahme voll ins 2017er Ergebnis einfließen. Das Closing der Transaktion wird nun für das Q118 erwartet und dem entsprechend werden auch erst ab dann die Ergebnisbeiträge aus der Übernahme in die VTG-GuV einfließen.

Meine Einschätzung
VTG ist voll auf Spur. Das 2017er Ergebnis wird durch einmalige Sondereffekte deutlich belastet und fällt daher unterhalb der Erwartungen aus. Doch die hohen Investitionen in die Wiederbereitmachung bereits ausgemusterter Waggons und die Kosten der Nacco-Übernahme fallen ab 2018 weg, während die Erträge aus beidem dann fortlaufend fließen werden.Dem entsprechend wird das EPS deutlich zulegen und die optisch hohe Bewertung der VTG-Aktie ab 2018 wieder relativieren.

Einen weiteren Impuls könnte es geben, wenn Großaktionär Michael Kühne (Kühne & Nagel Spedition) weitere Anteile zukaufen sollte. Auch bei Hapag Lloyd, wo er ebenfalls eingestiegen ist, möchte er ja nachlegen. Aus seiner Sicht würde ein breitflächig aufgestellter und europaweit agierender Logistikkonzern aus Reederei, Schiffen, LKWs und Waggonvermieter großen Sinn ergeben. Und aus meiner Sicht auch. VTG bleibt daher weiter aussichtsreich und der jüngste Kursrücksetzer sollte eine erneute Nachkaufchance darstellen für langfristig orientierte Anleger.

Cisco Systems, MPC Capital, Ringmetall und VTG befinden sich auf meiner Empfehlungsliste.

5 Kommentare:

  1. Wow...Wahnsinn was hier alles zu lesen ist. Guru!

    AntwortenLöschen
  2. Finde die ZDT-Partnerschaft ("Zero Downtime") von Cisco mit dem Roboter-Weltmarktführer FANUC auch sehr vielversprechend ... Trend IoT lässt grüßen und CISCO voll dabei :-)

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Michael,
    danke für Deinen tollen Blog.
    Ich möchte VTG diskutieren. Ich bin seit langem hier dabei (seit Ende 2007, mit sukzessiven Zukäufen), weil mir das Geschäftsmodell gefiel und es günstig zu haben war (damals).
    Die aktuellen Zahlen sind entsprechend dem Rahmen der Ereignisse sicherlich gut und auch in den kommenden drei Jahren besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Gewinne ansteigen. Jedoch meine ich, dass selbst wenn 2,5 bis 3€/Aktie verdient werden, die Bewertung zu hoch ist. Mit einem KGV von 17-20 (bei 50€ Kurswert, bis vor kurzem) ist der Wert m.M. nach zu teuer. Denn ich sehe nicht wo denn das weitere hohe Wachstum herkommen soll, um das zu rechtfertigen (weitere Übernahmen? Die Verschuldung wächst!). Zudem übernimmt man Nacco zu einem doch recht hohen Preis (in Zeiten allgemein erhöhter Investmentpreise), der ja auch erst wieder reingeholt werden muss. Dass die Übernahme so gut klappt wie bei den Schweizern ist nicht auch sicher.
    Auf eine Übernahme/Fusion/was-auch-immer durch Kühne zu setzen, ist für mich auf jeden Fall kein Investment-Case, sondern reine Spekulation.
    Deshalb habe ich vor kurzem die Hälfte meines Bestandes versilbert. Und auch die aktuellen Kurse von 45-47€ sehe ich noch lange nicht als Nachkauf-Kurse…
    Freue mich auf Deine Antwort.
    Grüße
    Holger

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Holger,
      mit "Übernahme durch Kühne" fühle ich mich ein wenig überinterpretiert. Ich meine, Kühne wird tendenziell weiter aufstocken bei VTG, aber eine Komplettübernahme sehe ich eher nicht. Und auf eine Übernahme zu setzen, ist mir auch als Investmentcase zu wenig, das kann nur ein ggf. lukratives Zubrot sein.

      Ich gebe Dir Recht, dass VTG bei 50 Euro sehr gut bezahlt ist und die Luft für weitere Kurssteigerungen dünn ist. Die Übernahmen bergen noch einiges an Optimierungspotenzial, so dass die Gewinne weiter steigen können. Aber natürlich nur in bescheidendem Rahmen. Weitere Kurssteigerungen können sich eigentlich nur aus der erhöhten Rentabilität ergeben und aus weiteren Zukäufen. Zumindest wenn sie "passen" und nicht zu teuer sind. Die Europakarte weist ja durchaus noch einige weiße Flecken auf, die man schließen könnte. Für mich bei 50 Euro eine solide Halteposition. Bei 40 Euro (wieder) ein klarer Kauf.

      Löschen
  4. Hallo Michael,
    ja, sorry, da habe ich Dich "überinterpretiert".
    Wenn man davon ausgeht, dass sich diese Efizienzsteigerung so sukzessive einstellen werden, dann kann ich mir die solide Halteposition bei 50€ vorstellen. Auch wenn VTG bei der letzten Übernahme gezeigt hat, dass sie es gut hinkriegen können, bleibe ich erst einmal skeptisch bzw. besser gesagt vorsichtig. Die Fallhöhe, dass es nicht oder erst sehr viel später gut klappt, ist mir einfach zu hoch. Deshalb ist für mich die 50€ eine solide Verkaufsposition. Nach(Wieder)kauf ab 40€ kann ich mich anshcließen (besser 10% mehr Puffer, aber wer weiß ob es das in diesem Markt nochmal gibt; andererseits siehe Beispiel Deutsche Euroshop!).
    Weiter so mit dem Blog.

    AntwortenLöschen