Mittwoch, 29. November 2017

Datagroup: Zahlen sich die vielen Übernahmen richtig aus?

Der IT-Dienstleister Datagroup ist eine meiner ältesten und erfolgreichsten Empfehlungen. Inklusive der Dividenden erzielte der Wert seit Anfang 2012 eine Rendite von 570% oder eine durchschnittliche Jahresrendite von 38,5%. In dieser Zeit hat sich auch die Marktkapitalisierung von 42,5 Mio. Euro auf aktuell 332 Mio. Euro in die Höhe geschraubt. Dieses Wachstum stemmte Datagroup durch operative Erfolge, aber auch insbesondere durch die erfolgreiche Integration einer Vielzahl von Übernahmen, wobei man immer das nötige Gespür für den richtigen Trend in der IT-Welt zeigte. Nun hat Datagroup vorläufige Zahlen für das am 30. September abgelaufene Geschäftsjahr 2016/17 vorgelegt und die großen Übernahmen der letzten Zeit haben ihre tiefen Spuren hinterlassen...


Einen sehr großen Schritt hatte Datagorup im vorangegangenen Geschäftsjahr mit der Übernahme des Hewlett-Packard-Geschäftsbereichs SAP- und Application Management-Services, als man auf Schlag 330 SAP- und Application Management-Experten von Hewlett Packard Enterprise (HPE) in Deutschland übernahm und sich einen lukrativen Vertrag mit HPE einhandelte: so erbringt Datagroup definierte IT-Services für HPE und sicherte sich damit ein garantiertes Umsatzvolumen im dreistelligen Millionenbereich über mindestens fünf Jahre. Einen Meilenstein. Doch wer dachte, Datagroup-Gründer, CEO und Großaktionär Max Schaber würde es von da an ruhiger angehen lassen, hatte sich geirrt. Es folgten weitere Übernahmen, wie zuletzt die Hamburger HanseCom, die Software für den öffentlichen Nahverkehr anbietet und die Firma ikb Data, die sich auf den Umgang mit sensiblen Finanzdaten spezialisiert hat.

Dabei stößt Datagroup gezielt in neue Geschäftsfelder und Sparten vor und ist aktiver Profiteur des Trends zu Digitalisierung und Automatisierung. Und das wirkt sich auch auf die Geschäftszahlen aus. So konnte Datagroup im Geschäftsjahr 2016/17 nach vorläufigen Zahlen den Umsatz um rund 28% auf 223,1 Mio. Euro steigern und den den Gewinn auf 11,2 Mio. Euro fast verdoppeln (VJ: 5,7 Mio.). Insbesondere der Handel mit sogenannten Cloud- und Outsourcing-Programmen wird für das Unternehmen mit seinen 1900 Mitarbeitern immer wichtiger und machte im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Darüber hinaus stattet Datagroup immer mehr Betriebe aus den unterschiedlichsten Branchen mit IT-Infrastruktur aus, so auch Stadtbüchereien mit Ausleihsystemen, Unternehmen des ÖPNV oder - ganz neu - aus dem Finanzsektor.


 Datagroup (Quelle: wallstreet-online.de
Meine Einschätzung
Datagroup ist eine Erfolgsgeschichte. Während reihenweise Firmenübernahmen scheitern, gehören sie bei Datagroup seit jeher zum Geschäftsmodell. Und die erfolgreiche Integration von mehr als 30 Unternehmen bisher zeigt, dass man auch dieses Handwerk blendend versteht.

Das Unternehmen wird hervorragend geführt und orientiert sich seit vielen Jahren immer wieder erfolgreich an neuen Trends im IT-Sektor aus und übernimmt schnell führende Positionen. So machen die Cloud-Umsätze inzwischen 56% aus, Tendenz steigend. Dabei sind die Firmenübernahmen nicht nur Ergänzungen im Portfolio, sondern werden zum gezielten Ausbau neuer Sparten genutzt. Wie bei der ikb Data, die im Konzern als spezialisierte Einheit für die Erbringung bankenspezifischer IT-Services ausgebaut werden soll.

Nachdem man die - im Jahresverlauf erhöhten - Ziele für 2016/17 deutlich übertroffen hat, setzt man sich neue Ziele. So will Datagroup bis 2021 der führende Anbieter von IT-Outsourcing-Dienstleistungen für den gehobenen deutschen Mittelstand sein. Worunter Datagorup Unternehmen mit 100 Mio. bis 5 Mrd. Euro Jahresumsatz versteht. Ein ehrgeiziges Ziel, das angesichts der Unternehmensgeschichte allerdings nicht unerreichbar scheint. Die Weichen hat man jedenfalls bereits gestellt, als man vor einiger Zeit eine weitere kleine Kapitalerhöhung um 10% vollzog, durch die 21 Mio. Euro an frischen Mitteln ins Unternehmen flossen und die auch für weitere Firmenübernahmen zur Verfügung stehen.

Der Kurs markierte in diesem Jahr bei fast 43 Euro einen neues Allzeithoch, brach im November allerdings auf 35 Euro ein. Nachrichtenlos. Ich hatte den Absturz für Nachkäufe genutzt und meine alte Position bei 37 und nochmals bei 36 Euro aufgestockt. Die Vorlage der hervorragenden Zahlen hat bereits spürbar für eine Erholung gesorgt und so pendelt der Kurs aktuell um die 40-Euro-Marke. Angesichts der hervorragenden Aussichten und des starken, immer profitabler werdenden Wachstums sollte dies allerdings auch nur ein Zwischenschritt sein und spätestens im nächsten Jahr die 50-Euro-Marke ins Visier genommen werden.

Die Aktien der Datagroup war über viele Jahre ein herausragendes Investment und alle Anzeichen sprechen dafür, dass es auch in den nächsten Jahren so weitergehen sollte. Das Unternehmen, das ich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot habe, eignet sich besonders für wachstumsorientierte Langfristanleger. Kursrücksetzer sind immer wieder Kaufgelegenheiten.

8 Kommentare:

  1. Lieber Herr Kissig,

    würden Sie den aktuellen Kursrutsch bei Datagroup nutzen, um noch einmal nachzukaufen?

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    1. Ja, ich habe am Freitag bei der Datagroup zugegriffen und mir ein paar zusätzliche Stücke ins Depot gelegt.

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    2. Ich habe bei mir nun auch noch einmal nachgelegt.
      Mal sehen, was die Quartalszahlen sagen werden.

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  2. Ist der Markt schlauer als ich oder sehe ich das richtig, dass es bei der Datagroup eigentlich fantastisch läuft, die Umsätze stabil (weil wiederkehrend) sind und ein Neukunde nach dem anderen angeworben wird, sodass der Zielerreichung des Plans Datagroup 2020 mit ~500 Mio € Umsatz an sich nichts im Wege steht?
    Ich kann mir den aktuellen Kursrutsch nur so erklären, dass die Abschreibungen auf die letzten 9 Monate nicht als einmaleffekte berücksichtigt wurden. Was sagen Sie dazu?

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    1. Grundsätzlich sehe ich das ähnlich. Was man kritisieren kann: Datagroup berichtet das EBITDA als Haupt-Ergebniskennzahl, wächst aber seit längerer Zeit vor allem durch Übernahmen. Die kosten Geld (Akquisition und Integration), sind aber im EBITDA nicht sichtbar. Dieses Phänomen kann man in den am 16.8. veröffentlichten 9M-Zahlen wieder beobachten.
      Am 21.8. ist auf EasyWISA folgende Analyse erschienen, in der das auch thematisiert wird: https://easywisa.blogspot.com/2018/08/datagroup-se-it-outsourcing-made-in-germany.html
      Mit dem Fazit, dass Datagroup möglicherweise etwas zu teuer sei. Vielleicht sehen das andere auch so. Wenn dann an der Börse gerade mal wieder Angst herrscht, kann es dann so ein vermeintlich überteuertes Unternehmen schon mal leichter erwischen.

      Einen konkreteren Grund für den heutigen Kursrückgang sehe ich aber nicht, und da Datagroup meines Wissens ausschließlich im deutschsprachigen Raum unterwegs ist, dürfte das Geschäft eigentlich immun gegen jegliche aktuell hochgekochten Risiken sein (Handels-, Währungs-, harter Brexit). Insofern wäre das dann eine neuerliche Gelegenheit, günstig nachzukaufen.

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    2. Bin gespannt, was Herr Kissig zu den aktuellen Veränderungen sagt und wie er diese einordnet.

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    3. Auch wenn hier der falsche Platz will ich dich einen Chart-Link dazu bringen.
      https://www.godmode-trader.de/video/datagroup-die-kaeufer-machen-zu-wenig,5838862
      Bei der Godmode-Chartanalyse vom Januar wurde nach unten die 32 genannt. Da wären wir ja jetzt.
      Als "einziges Problem" bei DG wurde da gesehen, dass "die Käufer zu wenig machen". Das könnte(sollte) sich ändern nach den anstehenden Investoren-Veranstaltungen im Herbst. An der jetzigen Marke würde sich ja ggf. sogar ein geschickter Hebel lohnen.

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