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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 14/2025 vom 22.07.2025
Aktien in dieser Ausgabe: Elmos, SMA Solar, Technotrans
SMA Solar: Zurück auf der Sonnenseite!?
SMA Solar Technology produziert, entwickelt und vermarktet effiziente und nachhaltige Systeme und Lösungen zur Solarstromerzeugung, -speicherung und -nutzung. Im Hype um regenerative Energien wurde im Herbst 2023 mit über 100 Euro sogar das alte Allzeithoch aus 2009 getoppt, doch danach folgte die Kursimplosion auf 15 Euro. Der Pulverdampf hat sich verzogen und nun spekulieren Anleger auf ein Widererstarken des einstigen Highflyers.
Zu den Produkten der bereits 1981 geründete SMA Solar Technology AG gehören Photovoltaik- und Batteriewechselrichter, Überwachungssysteme für Photovoltaikanlagen, Ladelösungen für Elektrofahrzeuge sowie Energiemanagementsysteme und digitale Dienste für die zukünftige Energieversorgung.
Dabei ist man in den Marktsegmenten Home Solutions, Commercial & Industrial Solutions sowie Large Scale and Project Solutions tätig. Der Börsengang erfolgte 2008 und heute ist SMA sowohl im SDAX als auch im TecDAX gelistet.
Seit dem Berichtszeitraum 2024 gliedert sich SMA in drei Segmente: In „Home Solutions“ dreht sich alles um Photovoltaik‑Systeme für Privathaushalte inklusive Speicherlösungen und Energiemanagement. In "Commercial & Industrial Solutions" (C&I) sind gewerbliche und industrielle Anwendungen, PV-Anlagen mit Energiemanagement, Batteriespeicher und Ladelösungen gebündelt. Und in "Large Scale & Project Solutions" bedient man Großprojekte, wie PV-Kraftwerke, Energiespeicher und Wasserstoff-Infrastruktur.
Neben Wechselrichtern und Energiesystemen bietet SMA Speichersysteme an und setzt zudem auf Systemlösungen und Energiemanagement. Die intelligenten Managementsysteme von SMA dienen zur Optimierung aller Energieflüsse, einschließlich dynamischer Stromtarife, z. B. in Kooperation mit LichtBlick in Deutschland.
Im Geschäftsjahr 2024 konnte SMA insgesamt Umsätze von 1,53 Mrd. Euro verbuchen, die sehr unterschiedlich auf die drei Sparten verteilten: im Large‑Scale-Segment wurden 1,18 Mrd. Euro erzielt, im C&I-Bereich 184 Mio. Euro und im Home‑Segment 170 Mio. Euro.
Die Schattenseiten
Der globale Markt für Wechselrichter wird mit von den beiden chinesischen Unternehmen Huawei und Sungrow dominiert mit einem gemeinsamen Marktanteil 52 %. SMA das einzige deutsche Unternehmen mit einem relevanten Marktanteil unter den weltweit größten Herstellern von Wechselrichtern, liegt mit 3 % aber abgeschlagen auf Rang sechs. Dabei ist der Markt grundsätzlich attraktiv, denn Fortune Business Insights prognostiziert, dass der globale Markt für Wechselrichter zwischen 2024 und 2032 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 18,6 % auf 193 Mrd. Euro erheblich zulegen wird.
Doch der Wettbewerbsdruck ist gewaltig, denn in China herrschen enorme Überkapazitäten, wodurch weltweit die Preise unter Druck stehen, da die chinesischen Firmen ihr Heil in einem aggressiven Verstärken ihrer Exporte suchen.
Das bekam und bekommt auch SMA zu spüren. Im Geschäftsjahr 2024 fiel der Umsatz um fast 20 % auf 1,53 Mrd. Euro, was SMA auf eine "niedrigere Nachfragesituation bei gleichzeitig hohen Lagerbeständen" zurückführte. Und damit durchschritt man dasselbe Jammertal wie viel Branchenvertreter. Besonders ernüchternd war allerdings, dass nach dem erzielten Rekordgewinn im Jahr 2023 erstmals seit 2021 wieder ein Verlust ausgewiesen werden musste.
Grund waren Wertberichtigungen auf zu hohe Lagerbestände sowie Restrukturierungsaufwendungen. Als Folge der Probleme kündigte der Vorstand im Januar die Zusammenlegung von Home Solutions und C&I zur neuen Division „Home & Business Solutions“ ab Mai 2025 an.
2025 startete passabel
SMA hat das erste Quartal 2025 im Rahmen der Erwartungen abgeschlossen. Der Konzernumsatz erreichte 327,7 Mio. Euro nach 361,8 Mio. Euro im ersten Quartal 2024. Dabei wurde die Umsatzentwicklung in den Segmenten Home Solutions sowie Commercial & Industrial Solutions erwartungsgemäß maßgeblich von einer normalisierten Nachfragesituation bei weiterhin teilweise hohen Lagerbeständen bei Distributoren und Installateuren beeinflusst.
Vor diesem Hintergrund lag der Umsatz im Segment Home Solutions bei 21,9 Mio. Euro (Q1 2024: 62,6 Mio.) und im Segment Commercial & Industrial Solutions bei 26,3 Mio. Euro nach 70,5 Mio. Euro im ersten Quartal 2024.
Das Segment Large Scale & Project Solutions verzeichnete planmäßig ein deutliches Umsatzwachstum von 228,7 Mio. Euro im Vorjahresquartal auf 279,5 Mio. Euro im ersten Quartal 2025.
Das operative Ergebnis (EBITDA) im Konzern erreichte 24,6 Mio. Euro gegenüber 49,9 Mio. Euro im Vorjahresquartal und einer entsprechenden EBITDA-Marge von 7,5 % (Q1 2024: 13,8 %). Gründe für die Verschlechterung waren in erster Linie der geringere Absatz und die daraus resultierende niedrigere Fixkostendegression in den Segmenten Home Solutions und Commercial & Industrial Solutions. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag bei 11,4 Mio. Euro (Q1 2024: 38,2 Mio.) und damit die EBIT-Marge bei 3,5 % (Q1 2024: 10,6 %).
Das Segment Large Scale & Project Solutions konnte seine Profitabilität im Vergleich zum Vorjahresquartal aufgrund des hohen Umsatzniveaus und der damit verbundenen Steigerung der Produktivität weiter verbessern und erreichte ein EBIT von 50,3 Mio. Euro (Q1 2024: 41,3 Mio.). In den Segmenten Home Solutions und Commercial & Industrial Solutions reduzierte sich das EBIT allerdings deutlich aufgrund des gesunkenen Umsatzniveaus. Das Segment Home erreichte -19,6 Mio. Euro (Q1 2024: -3,6 Mio.), das Segment C&I lag bei -26,4 Mio. Euro (Q1 2024: -18,2 Mio.).
Das Konzernergebnis betrug 5,5 Mio. Euro (Q1 2024: 28,5 Mio.) und das Ergebnis je Aktie lag somit bei 0,16 Euro (Q1 2024: 0,82). Der Free Cash Flow der SMA Gruppe erhöhte sich signifikant auf 96,1 Mio. Euro nach -45,7 Mio. im Vorjahr. Die Nettoliquidität hat sich durch die ersten Erfolge des Restrukturierungsprogramms ebenfalls wesentlich verbessert und lag zum 31. März 2025 mit 176,5 Mio. Euro deutlich über dem Niveau zum Jahresende 2024 mit 84,2 Mio.
Mit einer Eigenkapitalquote von 34,0 % (31. Dezember 2024: 35,9 %) verfügt SMA weiterhin über eine solide Eigenkapitalbasis. Zudem lag der Auftragsbestand am 31. März 2025 bei 1.293,9 Mio. Euro (31. März 2024: 1.467,8 Mio.), wovon mit 972,1 Mio. Euro dabei mehr als drei Viertel auf das Produktgeschäft entfallen (31. März 2024: 1.102,3 Mio.). Damit hat sich der produktbezogene Auftragsbestand im Vergleich zum Jahresende 2024 nur geringfügig vermindert.
SMA wird (noch) vorsichtiger
Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Reinert erklärte dazu: "Ein hoher Unsicherheitsfaktor bleibt die unklare Zollpolitik der USA und die möglichen Folgen für die globale Solarindustrie, etwa durch Investitionsverschiebungen" und zog daraus Konsequenzen in Form reduzierter Erwartungen.
Aufgrund der Verschlechterung des makroökonomischen Umfelds sowie der gestiegenen Unsicherheiten durch die volatile Zollpolitik und die daraus resultierenden potenziellen direkten und indirekten Auswirkungen auf das Geschäft von SMA erwartet der Vorstand einen Umsatz und ein EBITDA im unteren Drittel der Prognosebandbreite von 1,50 Mrd. bis 1,65 Mrd. Euro bzw. 70 bis 110 Mio. Euro.
Trumps Zolldrohungen lassen SMA nicht unbeeindruckt und man versucht zu reagieren. So wird man wird mit der lokalen Endmontage der Medium Voltage Power Station (MVPS) für den Einsatz auf dem US-amerikanischen Markt beginnen. Die kompakten Systemlösungen kombinieren einen Zentral- oder Batterie-Wechselrichter mit einem Transformator und einer Mittelspannungsschaltanlage und kommen in großen Solar- und Speicherprojekten zum Einsatz. Das erste Projekt mit lokaler Integration ist für das erste Quartal 2026 geplant, eine schrittweise Ausweitung folgt im zweiten Quartal. Parallel wird der Anteil lokal erbrachter Leistungen kontinuierlich erhöht. Die lokale Endmontage in den USA bringt sowohl logistische als auch mögliche Vorteile im Hinblick auf Förderprogramme wie den Inflation Reduction Act.
Allerdings hat Trump inzwischen sein "Big Beautiful Bill" getauftes Steuerpaket durch den Kongress gebracht und nimmt sukzessive die Förderungen seines Amtsvorgänger Joe Biden im Bereich E-Mobilität und regenerativer Energien zurück. Auf alte Förderzusagen und/oder Fördertöpfe kann man sich in Trumps Amerika nicht (mehr) verlassen.
Ergänzung vom 29.07.2025: Und dann der SchockWas SMA Solar dann aber an Zahlen für das 2. Quartal und damit für das 1. Halbjahr 2025 vorlegte, verhagelte allen den Sommer dank sinkender Umsätze und eines heftigen Ergebniseinbruchs. Auf Basis vorläufiger Zahlen ist für die ersten sechs Monate mit einem Umsatz von 684,9 Mio. Euro (H1 2024: 759,3 Mio.), einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 9,1 Mio. Euro (H1: 2024: 80,6 Mio.) und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von -19,0 Mio. Euro (H1: 2024: 56,2 Mio.) zu rechnen. Damit liegen das vorläufige EBITDA des 2. Quartals 2025 in Höhe von -15,5 Mio. Euro und das vorläufige EBIT von -30,4 Mio. Euro weiter unter Plan.Als Erklärung führte SMA Solar an, die Abweichung sei vor allem auf Wertminderungsaufwendungen auf Vorräte (46,8 Mio. Euro) in der Division Home & Business Solutions zurückzuführen. Operativ ohne Einmaleffekte liege das EBITDA im 2. Quartal nach vorläufigen Zahlen mit 31,3 Mio. Euro leicht über dem Niveau des Vorjahres (Q2 2024: 30,6 Mio.).Der Kurs sackte erstmal zweistellig ab, fing sich danach aber wieder und setzte zu einer Erholung an. Einmalige Abschreibungen und daraus resultierende Ergebniseinbrüche sind unschön, aber eben auch einmalig - hoffentlich. Operativ lief es im Rahmen der Erwartungen und drauf richten sich die Erwartungen der Anleger.
Bullcase vs. Bearcase
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Quelle: wallstreet-online.de |
"Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich", heißt es. Und so drängen heute erneut chinesische Firmen in den Markt, die von hohen Subventionen profitieren, allerdings diesmal in China, und die ihre aufgebauten Überkapazitäten dringend loswerden müssen. Nicht nur, weil ihr eigentlicher Zielmarkt, die USA, dank Donald Trumps Zoll- und Energiepolitik die Tore geschlossen hat.
Dem steht ein stark wachsender Weltmarkt gegenüber, der auch SMA Solar Möglichkeiten bietet – wenn man preislich nicht zu sehr ins Hintertreffen gerät und seine hohen Qualitätsstandards beibehalten kann.
Fazit
Der jüngste Kursaufschwung zeigt die Hoffnung der Anleger, dass es nach dem kolossalen Absturz endlich wieder besser wird. Das Management dämpft zurecht die Erwartungen, weil sich die Rahmenbedingungen nicht wirklich verbessert haben. Dem entsprechend besteht ein erhöhtes Risiko, dass der Kurserholung bald wieder die Puste ausgeht. Anleger sollten nicht nur auf die Chancen schauen, sondern vor allem die Risiken im Blick behalten. Und das größte Risiko sitzt im Weißen Haus.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über SMA Solar wissen muss
- Führender Anbieter für Wechselrichter, Energiesysteme und Energiemanagementlösungen im Solarbereich.
- Der Weltmarkt wird den chinesischen Firmen Unternehmen Huawei und Sungrow dominiert mit zusammen 52 % Marktanteil, während SMA auf 3 % kommt.
- Überkapazitäten in China und Trumps Rückdrehen der Energiewende in den USA sorgen für erheblichen Preis- und Wettbewerbsdruck, nicht nur in Deutschland.
- SMA musste 2024 Umsatzeinbußen hinnehmen und erstmals wieder einen Jahresverlust. Und auch 2025 startete verhalten. Die jüngste Kurserholung steht auf tönernen Füßen.
Disclaimer: Habe SMA Solar weder auf meiner Beobachtungsliste noch im Depot/Wiki.
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