Freitag, 5. Dezember 2025

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu KSB: Globaler Pumpenspezialist erfolgreich im Wandel

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 22/2025 vom 03.12.2025

Aktien in dieser Ausgabe: 2G Energy, KSB, Pfisterer

KSB: Globaler Pumpenspezialist erfolgreich im Wandel

Die KSB SE & Co. KGaA mit Hauptsitz in Frankenthal (Pfalz) zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Pumpen, Armaturen und zugehörigen Services. Mit rund 3 Mrd. Euro Jahresumsatz und mehr als 16.000 Mitarbeitenden in über 100 Ländern ist das Unternehmen fest im internationalen Maschinenbau verankert. Trotz konjunktureller Abhängigkeiten profitiert KSB vom globalen Ausbau der Wasser-, Energie- und Industrieinfrastruktur – ein Trend, der auch den Aktienkurs antreibt.

KSB-Produkte kommen in zahlreichen Sektoren zum Einsatz: von der Wasserwirtschaft über Energie und Industrie bis hin zur chemischen Verfahrenstechnik. Zum Portfolio gehören Kreiselpumpen, Armaturen sowie intelligente Automations- und Steuerungslösungen. Die Systeme sorgen weltweit dafür, dass Flüssigkeiten zuverlässig und effizient transportiert werden – ob in Wasserwerken, Industrieanlagen oder Kraftwerken.

Wachsender Stellenwert des Servicegeschäfts

Ein zunehmend wichtiger Erfolgsfaktor ist das weltweite Serviceangebot unter der Marke KSB SupremeServ. Es umfasst Wartung, Ersatzteile, Modernisierungen und digitale Zustandsüberwachung. Dieses Geschäft stärkt nicht nur die Kundenbindung, sondern liefert auch stetige, margenstarke Erlöse – ein strategischer Baustein für profitables Wachstum.

Digitalisierung und Strategie "Mission TEN30"

Um Effizienz und globale Integration zu verbessern, treibt das Unternehmen die Digitalisierung zentraler Prozesse voran, unter anderem durch die konzernweite Einführung von SAP S/4HANA. Die 2023 formulierte Unternehmensstrategie „Mission TEN30“ zielt darauf ab, bis 2030 die Profitabilität nachhaltig zu steigern und zweistellige operative Margen bei über 4 Mrd. Euro Umsatz zu erreichen. Der wachsende Anteil des Service- und Ersatzteilgeschäfts – bereits rund ein Drittel der Einnahmen – spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Zwischen Konjunktur und Transformation

Trotz langfristiger Wachstumschancen ist KSB nicht frei von zyklischen Schwankungen. Die vergangenen Jahre brachten mit Pandemie, Energiewende und globalen Marktveränderungen vielfältige Herausforderungen für Auftragseingang, Umsatz und Gewinn. Die strategischen Modernisierungsmaßnahmen sind daher nicht „nice to have“, sondern notwendig, um in einem volatilen Umfeld konkurrenzfähig zu bleiben.

Modernisierungsschub und internationale Expansion

2024 hat KSB seine Marke umfassend überarbeitet. Das neue Logo und der Claim "Solutions. For Life." betonen den Anspruch, als nachhaltiger, lösungsorientierter Technologielieferant aufzutreten.

Parallel investierte KSB in die Modernisierung seiner Produktionsstätten. Dazu zählen der Ausbau am Standort Pegnitz (Oberfranken) sowie erweiterte Kapazitäten für chemietaugliche Pumpen in China.

Geschäftszahlen mit mehr Licht als Schatten

Die im Frühjahr 2025 erneut entfachten Handelskonflikte unter Donald Trump sorgten weltweit für Unsicherheit. Viele Unternehmen verzeichneten Auftragsstornierungen und Verzögerungen – KSB eingeschlossen. Dennoch manövriert KSB recht erfolgreich durch die raue See und konnte im dritten Quartal 2025 die positive Entwicklung des ersten Halbjahres trotz schwieriger Rahmenbedingungen fortsetzen. Und so lagen Auftragseingang, Umsatz sowie das um die Kosten der Einführung von SAP S/4HANA bereinigte Ergebnis vor Finanzergebnis und Ertragsteuern (EBIT) über der Vorjahresperiode.

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2025 hat KSB den Auftragseingang um 2,7 % auf 2,448 Mrd. Euro (davon 750 Mio. im dritten Quartal) gesteigert. Bereinigt um Währungseffekte von 51 Mio. Euro hätte sich ein Wachstum des Auftragseingangs um 4,8 % ergeben.

Das Segment Pumpen wuchs mit einer Rate von 7,2 % auf 1,35 Mrd. Euro am stärksten. Danach folgt das Segment Armaturen mit einem Auftragseingang von rund 323 Mio. Euro (+ 1,0 %), während sich der Auftragseingang im Segment KSB SupremeServ aufgrund geringerer Ersatzteilnachfrage in den Märkten Bergbau und Energie um 3,7 % auf 775 Mio. Euro reduzierte. Innerhalb des Segments Pumpen, welches das Geschäft mit Neupumpen ohne Ersatzteile enthält, realisierte der Bereich Standardmärkte aufgrund des wachsenden Wassergeschäfts ein Wachstum von 8,1 % und der Marktbereich Bergbau steigerte den Auftragseingang um 6,5 %.

Nach einem Auftragsrückgang im ersten Halbjahr im Marktbereich Energie führten größere Einzelaufträge im dritten Quartal 2025 nunmehr zu einem kumulierten Anstieg für die ersten neun Monate von 2,7 %. Die Auftragseingänge in der Region Mittlerer Osten / Afrika stiegen um 9,2 %, in Europa um 2,3 %. Die Regionen Asien / Pazifik sowie Amerika verzeichneten währungsbedingt ein Wachstum von 2,5 % bzw. 2,0 %.

Die Umsatzerlöse hat KSB in den ersten drei Quartalen um 2,8 % auf 2,233 Mrd. Euro gesteigert (davon 768 Mio. im dritten Quartal). Bereinigt um den Währungseffekt von 45 Mio. Euro wäre der Umsatz um 4,9 % gestiegen. Mit einem Wachstum um 4,0 % auf 1,18 Mrd. Euro erzielte das Segment Pumpen den stärksten Anstieg. Dazu trugen insbesondere die Standardmärkte aufgrund des wachsenden Wassergeschäfts mit einem Wachstum von 4,4 % auf 962 Mio. Euro bei. Während der Marktbereich Energie einen Umsatzanstieg um 5,2 % realisierte, fielen die Umsatzerlöse im Marktbereich Bergbau mit -3,8 % etwas unterhalb des Vorjahres aus. Das Segment Armaturen realisierte ein Umsatzplus von 2,9 % auf 304 Mio. Euro. KSB SupremeServ erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen 2025 mit 749 Mio. Euro (+1,0 %) nur ein leichtes Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Der vergleichsweise geringe Anstieg ist bedingt durch größere Ersatzteilaufträge in der Vorjahresperiode in den Märkten Energie und Bergbau sowie negativer Währungseffekte in Höhe von 14 Mio. Euro.

Während die Umsatzerlöse in der Region Mittlerer Osten / Afrika um 5,1 % und in Europa um 3,4 % stiegen, belief sich das Wachstum in den Regionen Asien / Pazifik und Amerika währungsbedingt auf 3,1 % bzw. 0,5 %.

In den ersten drei Quartalen 2025 erzielte KSB ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe von 186,3 Mio. Euro bzw. 78,3 Mio. im dritten Quartal (Vorjahr 188,8 Mio. bzw. 72,5 Mio. im dritten Quartal). Belastet wurde dieses EBIT durch externe, nicht operative Transformationskosten für SAP S/4HANA in Höhe von 20,7 Mio. Euro gegenüber 7,5 Mio. in der Vorjahresperiode. Darüber hinaus wirkten sich negative Währungseffekte mit 6,0 Mio. Euro aus. Bereinigt um den SAP S/4HANA-Sondereffekt hat KSB das EBIT in den ersten neun Monaten auf 207,0 Mio. Euro und die EBIT-Marge auf 9,3 % gegenüber einer vergleichbaren Marge von 9,0 % im Vorjahreszeitraum gesteigert.

Das Segment Pumpen erzielte vor allem aufgrund der Ergebnissteigerung in den Standardmärkten ein EBIT von 50,5 Mio. Euro gegenüber 36,5 Mio. im Vorjahr. Das EBIT im Segment Armaturen mit -2,5 Mio. Euro lag um 4,4 Mio. unter dem Vorjahreswert. Im Segment KSB SupremeServ verringerte es sich aufgrund geringerer Ersatzteilverkäufe im Bergbau- und Energiemarkt im Jahr 2025 um 12,2 Mio. Euro auf 138,2 Mio. Sämtliche Segmentergebnisse sind durch die SAP S/4HANA-Transformationskosten in Höhe von 20,7 Mio. Euro belastet.

Vorstandssprecher Dr. Stephan Timmermann blickt voraus: "Der Fokus für das vierte Quartal liegt jetzt darauf, den weltweiten Auftragsbestand zu Umsatz werden zu lassen. Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen blicken wir zuversichtlich auf das Gesamtjahr 2025 und sind überzeugt, das Unternehmen weiterhin im Zielkorridor für Auftragseingang, Umsatz und Ergebnis zu halten - damit dürften wir erneut auf ein Rekordjahr zusteuern."

Die SE & Co. KGaA als Mischform mit starken Kontrollmechanismen

Eine Besonderheit für Anleger ergibt sich aus der Rechtsform, denn die KSB firmiert seit einigen Jahren als SE & Co. KGaA, also als eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, deren Komplementär eine Europäische Gesellschaft (SE) ist. Die Aktionäre sind Kommanditisten und besitzen weniger Mitspracherechte als in einer klassischen Aktiengesellschaft. Insbesondere haben sie keinen Einfluss auf die Besetzung des Vorstands und nur eingeschränkte strategische Mitbestimmung.

Trotz normal handelbarer Aktien am Kapitalmarkt ist die KGaA unter Anlegern weniger populär. Für Unternehmen – besonders familiengeführte – bietet sie jedoch den Vorteil, die Kontrolle zu behalten, selbst wenn die Mehrheit der Aktien verkauft wurde. Zahlreiche bekannte Unternehmen nutzen diese Form, darunter Merck, Henkel, Mutares, Fresenius, FMC oder CEWE.

Starke Aktienperformance trotz Strukturhandicap

Quelle: wallstreet-online.de
Die besondere Rechtsform hat dem Aktienkurs bislang nicht geschadet. Auf 12-Monats-Sicht steht ein Plus von rund 50 %, auf fünf Jahre betrachtet annähernd eine Vervierfachung. Zusätzlich lockt eine Dividendenrendite von knapp 3 %. Nach den Halbjahreszahlen gab es zwar eine Korrektur, doch Mitte Oktober hat sich der Kurs wieder gefangen und der langfristige Aufwärtstrend bleibt intakt und das Überschreiten des kürzlich markierten Allzeithochs dürfte nicht lange auf sich warten lassen.

Bullcase vs. Bearcase

KSB bedient globale Megatrends im Bereich Wasser- und Abwasserausbau, Urbanisierung, klimafreundliche Industrie und das immer wichtiger werden Themenfeld Energieinfrastruktur. Hier liefert robuste und effiziente Systeme für CO₂-arme Technologien und setzt in vielen Bereichen Standards. Dabei gewinnen Aftermarket und Service weiter an Bedeutung und liefern stabile Erlöse und Margen durch Ersatzteile, Verfügbarkeit und Lebenszyklusoptimierung. Das kommt bei den Börsianern gut an.

Allerdings ist KSB grundsätzlich in zyklischen Wirtschaftsbereichen aktiv und weist daher eine erhöhte Konjunkturabhängigkeit auf. Dem entsprechend wirken sich Investitionsstopps bei wirtschaftlichen Abschwüngen stärker auf den Geschäftsverlauf aus und geopolitische Unsicherheiten und Handelsbarrieren können zu empfindlichen Einbußen führen wie auch Störungen der globalen Lieferketten. Auch das Risiko durch Cyberattacken wächst weiter und im Jahr 2022 war KSB selbst von einer solchen betroffen. Das Unternehmen hat reagiert und entsprechend digital aufgerüstet, doch das gilt auch für die Cyberkriminellen. Der diesbezügliche erhöhten Aufwand für die digitale Gefahrenabwehr dürfte daher auch künftig hoch bleiben und weiter ansteigen.

Fazit

KSB verbindet mehr als 150 Jahre Maschinenbauerfahrung mit digital gestützter Service- und Lösungskompetenz. Die Strategie „Mission TEN30“, der Markenrelaunch und die konsequente Ausrichtung auf nachhaltige Technologien markieren klar den Weg zum lösungsorientierten Komplettanbieter.

Das Unternehmen ist robust aufgestellt, nutzt globale Trends und bleibt wachsam gegenüber externen Risiken. Tradition und Transformation ergeben bei KSB eine bisher äußerst erfolgreiche Kombination, sowohl für das Unternehmen als auch für seine Aktionäre.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über KSB wissen muss

  1. KSB ist ein globaler Technologieführer für Pumpen, Armaturen und Services mit einem Jahresumsatz von knapp 3 Milliarden Euro und weltweit über 16.000 Mitarbeitenden.
  2. Der hohen Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung trotzt KSB mit einem forcierten Ausbau des Aftermarket-Bereichs, um so die Gewinne zu verstetigen.
  3. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und einem gemischt ausgefallenen zweiten Quartal sieht sich der Pumpen- und Armaturenhersteller auf Kurs zu seinen Jahreszielen.
  4. Die Dividendenrendite ist mit annähernde 3 % auch für einkommensorientierte Investoren attraktiv, die sich nicht an der aktionsfeindlichen Rechtsform KGaA stören.
Disclaimer: Habe KSB weder auf meiner Beobachtungsliste noch im Depot/Wiki.

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