Heute bekam ich eine Leserfrage zur Blue Cap AG, wo ich ja einige Jahre Aktionäre war und fette Beute gemacht habe. Aber die Zeiten sind längst vorbei, denn nachdem Gründer und Chef Dr. Schubert die Aktienmehrheit verkauft hat, wendete sich alles zum Schlechte(re)n. Und bis heute hängen tiefschwarze Gewitterwolken über dem Unternehmen, denn das 27-prozentige Aktienpaket, das die PartnerFonds AG i.L. hält, soll muss unbedingt abgestoßen werden. Zur Not auch mit der Brechstange...
Die PartnerFonds AG i.L. hält aktuell noch 27,1 % an der Blue Cap AG. Nun bietet die sich selbst in Liquidation befindende PartnerFonds ihren eigenen Aktionären an, Aktien der PartnerFonds in von der Gesellschaft gehaltene Aktien der Blue Cap AG zu tauschen. Dabei wird die Aktie der Blue Cap mit einem Verkehrswert von 26,36 je Euro Aktie bewertet also einem Aufpreis von 40,2 % auf den heutigen XETRA-Schlusskurs (26.11.2025).Mit anderen Worten: PartnerFonds-Aktionäre können durch den Tausch Blue Cap-Aktien für 26,36 Euro erwerben, die sie sofort an der Börse mit einem Verlust von 40 % verkaufen können.
Klingt nach einem ganz beschissenen Deal!
Unter normalen Umständen sollte dies kein PartnerFonds-Aktionär annehmen. Aber... die Vorgeschichte von PartnerFonds ist ja keine geradlinige. Deren heutige Aktionäre waren mal einfache Investoren, die zwangsweise zu Aktionären gemacht wurden - ohne dass sie ihre Aktien irgendwie regulär über eine Börse verkaufen konnten. Die Gesellschaft wird abgewickelt/liquidiert und sitzt nur noch auf einem Berg von Blue Cap-Aktien - also Aktien eines Unternehmens, das allenfalls mittelmäßig erfolgreich agiert und wo der Börsenhandel sehr gering ist. Die Aktien sind also defacto unverkäuflich, jedenfalls in großer Stückzahl. Also kommt PartnerFonds bei seiner Selbstauflösung keinen Schritt vorwärts, denn man hat nun jahrelang versucht, die Blue Cap-Aktien zum angeblichen fairen Wert irgendwelchen anderen Investoren zu verkaufen. Aber keiner will die haben. Zumal er ja, sofern er etwas Geduld hat, die Aktien für unter 20 Euro über die Börse kaufen kann. Und PartnerFonds will ja nicht zu 20 Euro oder zu 17 Euro verkaufen, sondern am liebsten zu 35 Euro.
Für PartnerFonds-Aktionäre stellt sich also die Frage, ob und ggf. wie dringend sie an Geld kommen wollen. Dann haben sie jetzt die Möglichkeit endlich aussteigen zu können, wen auch mit einem fetten Verlust. Wer nicht auf das Geld angewiesen ist, sitzt die Sache vielleicht weiter einfach aus. PartnerFonds hat die restlichen Blue Cap-Aktien ja auch künftig im Depot. Und muss sich dann was Neues einfallen lassen, wie sie die loswerden.
Meine Einschätzung
Eine schwierige Lage für alle Beteiligten, quasi eine Lose-lose-Situation. Wenn (zu) viele PartnerFonds-Aktionäre da Angebot annehmen und dann ihre neu erworbenen Blue Cap-Aktien verkaufen, dürften der Aktienkurs mächtig unter Druck geraten. Und auch danach wird PartnerFonds ja noch einen großen Bestand haben, also ein echter Befreiungsschlag ist das hier nicht. Die elendige Hängepartie wird auch in Zukunft weitergehen und den Blue Cap-Kurs belasten. Unabhängig von der unterdurchschnittlich erfolgreichen unternehmerischen Entwicklung.
Möglicherweise soll dieses Angebot aber auch nur Mittel zum Zweck sein. Denn der "faire Wert" einer Blue Cap-Aktie wurde seitens PartnerFonds nun mit 26,36 Euro festgeschrieben - und vielleicht genau mit dem Hintergedanken, dass Blue Cap nach Ablauf des jetzigen Tauschangebots die verbliebenen Blue Cap-Aktien zu diesem Kurs von PartnerFonds kaufen könnte. Dann kann sich ja (fast) keiner mehr über den Preis beschweren (auf Seiten von PartnerFonds). Und solange Blue Cap selbst die Aktien nicht über NAV kauft, schädigt man auch die eigenen Aktionäre nicht wirklich - man nimmt dem Unternehmen nur operative Chance, weil die Kohle in Blue Cap-Aktien feststeckt, die man nicht loswird. Jedenfalls nicht zu 26,36 Euro.
FunfactDr. Henning von Kottwitz ist sowohl CEO von Blue Cap und auch Abwickler der PartnerFonds AG i.L. ツ
Blue Cap ist für mich (vor allem) aus dieser seit 2018 vorliegenden toxischen Eigentümer-Gemengelage uninvestierbar und das bleibt auch so. Solange das Aktionariat nicht komplett bereinigt ist, wird das operative Geschäft immer nur die zweite Geige spielen. Und das läuft schon schleppend genug ohne die ständigen negativen Einflüsse aus der PartnerFonds-Hängepartie.
Hintergrundinfos zum Blue Cap-PartnerFonds-Schmierentheater
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Disclaimer: Habe Blue Cap auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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