Freitag, 26. Oktober 2012

Celesio: nach Rosskur eröffnen sich neue Perspektiven

Die im deutschen MidCap-Index MDAX notierte Celesio AG ist wieder ein reinrassiger Pharmahändler. "Wieder", weil nach Jahren des starken Wachstums außerhalb des Kerngeschäfts - und noch dazu äußert unerfolgreich - vom seit gut einem Jahr amtierenden Chef Markus Pinger eine Rückbesinnung des Unternehmens auf seine Kernbereiche und Kernkompetenzen erfolgt. Und die ist auch dringend nötig, denn war Celesio bis 2007 ein Wachstumswert und eine Kursrakete, folgten der Irrstrategie schmerzhafte 70 Prozent Kursverlust. Weil nach 20 Jahren des Umsatz- und Ergebniswachstums innerhalb weniger Jahre die Ergebnisse auf nur noch knapp die Hälfte abgeschmolzen wurden und sich bisher nicht wieder erholten.

Neben teuren Akquisitionen erwies sich insbesondere der Kauf der niederländischen Internetversand-Apotheke Doc Morris als Wertvernichter. Nicht nur, weil der Europäische Gerichtshof die deutsche Rechtspraxis im Kern bestätigte und so Doc Morris in Deutschland die Geschäftsgrundlage weitgehend entzogen war, sondern weil Celesio sich klar als Konkurrent zu den von ihm belieferten Apotheken positioniert hatte. Und die verprellten Apotheken wanden sich reihenweise der Konkurrenz von Celsio zu.

Mit dem Verkauf von Doc Morris beendet Celesio das unrühmliche Kapitel und schreibt ein weiteres - und letztes - Mal 30 Mio. EUR ab. Das wird das Ergebnis des dritten Quartals rückwirkend entsprechend belasten. Des Weiteren wurden inzwischen Beteiligungen wie die am Marketing- und Vertriebsdienstleister Pharmexx und der Pharmalogistiker Movianto verkauft und aus einigen kleineren Ländern Europas zieht sich der Pharmagroßhändler zurück.

Der zweitgrößte deutsche Pharmagroßhändler bestätigte nach den Verkäufen seine Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll sich mindestens auf dem Niveau des Geschäftsjahres 2011 belaufen und nicht unter 550 Millionen Euro liegen.

Zum aktuellen Kurs von 15 EUR notiert Celesio in etwa zum Buchwert und mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,5. Die Chancen von Celesio stehen gut, wieder deutlich Marktanteile zurückzugewinnen und die Margen auszubauen - viele Jahre lang lag die EK-Rendite bei über 20%, während sie seit 2007 dramatisch auf zuletzt 4% eingebrochen war. Eine lesenswerte Analyse des Unternehmens mit einer Darstellung der Ergebnisse, Renditen und Dividenden der letzten 20 Jahre hat Till Schwalm in seinem Blog SFG Value Investing erst im Juli vorgenommen, und ich empfehle Ihnen diese Lektüre!

Ganz einfach wird es für Celesio nicht, zu alter Stärke zurückzukehren. Verlorenes Vertrauen muss zurückgewonnen und neue Märkte erschlossen werden und es gilt, die alte Renditestärke zurückzuerlangen. Gerade erst wurde die zweite Unternehmensanleihe über 350 Mio. EUR platziert und war sechsfach überzeichnet.

Auf dem aktuellen Kursniveau sollten die Chancen die Risiken deutlich überwiegen und für langfristig orientierte Anleger bietet sich eine attraktive Einstiegschance.

2 Kommentare:

  1. Hallo Michael, ich finde auch, dass Celesio nach diesem Absturz interessant ist. Vor allem mit der Industriellen-Familie Haniel im Hintergrund.
    Vg
    Tim

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  2. hallo Michael, was sagst du zu den 2,5 Mrd € Geschäftswert in der Bilanz? Das entspricht etwa genau dem Eigenkapital. Wenn man Eigenkapitalrenditen berechnet ist nun wirklich wichtig wie man das einschätzt.

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