Sonntag, 14. Oktober 2012

Deutsche Telekom: Substanz-Raubbau durch zu hohe Dividende

Die Deutsche Telekom steht als Ex-Monopolist seit Jahren mächtig unter Druck. Einst als "Volksaktie" an den Markt gebracht und in utopische Bewertungshöhen gepusht, folgte dann der jähe Absturz von Kursen jenseits der 100 EUR auf deutlich unter 10 EUR. Um diesen Stand - zumeist allerdings darunter - pendelt der Wert seit vielen Jahren mit einiger Volatilität.

Insbesondere der Ausflug in die USA bereitet Telekom-Chef Obermann seit Jahren Kopfzerbrechen und Ende letzten Jahres wollte man das traurige Kapital schließen, in dem man die US-Tochter an den dortigen Platzhirschen AT&T verkaufen wollte. Doch der Deal platze, weil die Genehmigungsbehörden in den USA negative Auswirkungen für die Verbraucher witterten und die Deutsche Telekom erhielt als Trostpflaster wenigstens Einmalprämien in Milliardenhöhe von AT&T. Das half dem Gesamtergebnis des Vorjahres durchaus. Und nun soll die US-Tochter, knapp ein Jahr später, mit dem direkt hinter ihr an fünfter Stelle rangierenden Anbieter MetroPCS fusioniert werden - und das interne Berechnungs- und Bewertungsergebnis würde bei der Telekom zu einer weiteren Milliardenabschreibung von rund 7 bis 8 Mrd. EUR auf den Wert der US-Tochter führen und den erwarteten Konzerngewinn von rund 2,6 Mrd. EUR mehr als aufzehren. Unter dem Strich dürfte diese Strategie allerdings die einzige zu sein, die dem siechen Geschäft in den USA auf die Beine helfen kann.

"Shit happens", sollte man meinen, aber es wird schlimmer. Denn Telekom-Chef Obermann will an der "Garantiedividende" festhalten und wieder 70 Cents je Aktie ausschütten. Damit wird an dem Kamikazekurs der Vorjahre festgehalten, denn seit Jahren schüttet die Deutsche Telekom mehr an ihre Aktionäre aus, als sie überhaupt verdient. Und während das Unternehmen sich stolz der höchsten Dividendenrendite aller DAX-Werte rühmt, dümpeln die Aktien weiter vor sich hin. Kein Wunder, denn der Raubbau an der Substanz des Konzerns geht ja an den Bilanzen nicht spurlos vorüber und die Anleger verstehen durchaus, dass man ihnen hier strotzende Gesundheit vorgaukelt, wo markzehrendes Siechtum folgen wird. Wer auf Dauer seine Rücklagen verbraucht, um Dividenden auszuzahlen, tut den Aktionären nichts Gutes! Nein, er schädigt das Unternehmen und damit das Vermögen der Aktionäre, das ihm anvertraut ist! Doch da die Deutsche Telekom anders nicht mehr zu punkten in der Lage ist, wird sich Obermann wohl nicht bekehren lassen und von seinem unternehmensschädigenden Plan absehen. Die Anleger sollten die Signale erkennen und die Reißleine ziehen. Sie sollten ihr Geld nehmen und woanders investieren, in Unternehmen, die solide Erträge erwirtschaften und die Aktionäre über Dividenden und Aktienrückkaufprogramme teilhaben lassen am unternehmerischen Erfolg. Und die nicht Raubbau an der Substanz betreiben.

3 Kommentare:

  1. Passend dazu kommt heute die Meldung des Handelsblatts, dass das Europageschäft weitere Umsatzverluste bringen und die Telekom daher weiteres Personal abbauen wird. Erst ab 2014 solle es in "ganz moderates Wachstum" übergehen. Ein positiver Ausblick klingt anders...

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  2. Telekommunikation in Deutschland ist hoch entwickelt. Sein Markt ist voll seit 1. Januar 1998 liberalisiert.

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    1. Richtig. Aber meine Kritik richtet sich gegen die Ausschüttung einer (hohen) Dividende, wenn diese nicht zuvor im operativen Geschäft verdient wurde oder durch einen Sonderfaktor berechtigt ist. Eine Ausschüttung aus der Substanz des Unternehmens lehne ich grundsätzlich ab, da dies den Wert des Unternehmens aushöhlt und damit nicht den Aktionärsinteressen dient.

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