Einen ausführlichen Artikel zu Dividenden und Dividendenrendite habe ich hier verfasst, daher möchte ich jetzt auf zusätzliche Aspekte eingehen. Denn neben der Absicherung, die Dividenden für den Anleger darstellen (wenn es mit den Kurssteigerungen mal nicht so läuft, erhält man immerhin die Dividende), machen Dividendenausschüttungen auf langfristige Sicht rund 40% des Gesamtertrages eines Depots aus. Ein Aspekt, den man also nicht einfach ausblenden sollte...
Auf der anderen Seite wird gegen Dividendenausschüttungen gerne der Zinseszinseffekt ins Feld geführt: auf das einmal investierte Kapital werden Erträge erwirtschaftet und dann einbehalten, so dass sich im nächsten Jahr Erträge auf das Ursprungskapital zuzüglich des eingehaltenen Gewinns ergeben. Wer also seine Gewinne nicht abzieht, sondern reinvestiert, erzielt langfristig eine viel höhere Rendite. Das funktioniert allerdings nicht nur, wenn Unternehmen die Gewinne einbehalten, sondern auch, wenn die Gewinne in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden und diese sie dann wieder investieren. Der Zinseszinseffekt ist also kein Argument für oder gegen Dividenden, sondern ausschließlich für das Wiederanlegen der Erträge!
»Der Zinseszinseffekt ist kein Argument für oder gegen Dividenden, sondern für das Wiederanlegen der Erträge.«
(Michael C. Kissig)
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Quelle: Bloomberg |
Welchen Unterschied Dividenden ausmachen, zeigt sich am DAX. Der in den Medien immer angeführte Index ist der sog. Performance-Index und der steht bei über 12.000 Punkten. In diesem werden Dividenden immer herausgerechnet und damit so behandelt, als wären sie unmittelbar wieder investiert worden. Die meisten gebräuchlichen Indizes der Weltbörsen werden allerdings als Preis-Index ermittelt, so dass dort Dividenden die Entwicklung bremsen, weil sie den Kurs belasten. Der DAX liegt auf dieser Basis bei gerade mal 6.000 Punkten - und damit auf dem Niveau des Jahres 2.000. Von Kursgewinnen also keine Spur! Das wird leider immer ausgeblendet, wenn DAX und DOW verglichen werden (oder S&P 500). der DAX hinkt den amerikanischen Werten meilenweit hinterher und nur die Dividenden lassen ihn einigermaßen positiv aussehen.
»Eine Kuh für ihre Milch, eine Henne für ihre Eier, und eine Aktie, verdammt, für ihre Dividende.«
(Bill Miller)
Mein Fazit
Ob man auf die Dividendenstrategie setzt, hängt vor allem von der eigenen Situation ab. Zielt man mit seinen Aktieninvestments auf einen stetigen Einnahmestrom, kommt man um regelmäßige Dividendenausschüttungen kaum herum. Und auch für Anleger, die sich erst kurz mit Aktienanlagen beschäftigen oder nur wenig Zeit mit dem Studium von Geschäftsberichten und somit eigenem Research verbringen möchten, sind solide Dividendenwerte eine ausgezeichnete Wahl, um langfristig Vermögen aufzubauen und unterjährig einen schönen Einkommensstrom zu generieren.Anleger, die sich intensiver mit der Materie beschäftigen und die gezielt auf Stock-Picking gehen, auch bei Nebenwerten oder Turnaroundkandidaten, für die sind hohe Dividendenrenditen nicht der Schwerpunkt. Denn diese Unternehmen benötigen zumeist ihren gesamten erzielten Cashflow, um zu überleben und/oder ihr Geschäft auszubauen und können sich daher eine Dividende gar nicht leisten. Oder müssen diese Summen im Anschluss über Kapitalerhöhungen wieder hereinholen, was keine sehr sinnvolle Strategie ist, da nur unnötig Steuerlasten auf Seiten der Aktionäre und Kosten beim Unternehmen (für die Dividendenausschüttung und die Durchführung der Kapitalerhöhung) anfallen.
Für den Durchschnittsanleger sind solide Dividendenwerte für die Langfristanlage eine gute Wahl. Große, ertragstarke Unternehmen mit einem breiten ökonomischen Burggraben und gerne solider - möglichst stetig steigender - Dividendenzahlung sollten die Basis eines jeden Wertpapierdepots bilden! Doch auch bei den beigemischten Nebenwerten sollte man auf solide Gewinne und eine attraktive Dividendenrendite achten.
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Bei der Auswahl dieser Aktien sollte man nicht einfach nur auf die Höhe der Dividendenrendite schauen. Denn eine zu hohe Dividendenrendite resultiert oftmals aus deutlich eingebrochenen Aktienkursen (wenn das Unternehmen Probleme hat; entsprechend werden dann auch die Gewinn- und Dividendenerwartungen in absehbarer zeit ebenso reduziert werden und die optisch hohe Dividendenrendite sinkt entsprechend) oder aus Einmaleffekten (z.B. wenn Tochterunternehmen verkauft und der Ertrag als Bonus an die Aktionäre ausgeschüttet wird). Dividendenrenditen sollten nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein.
Dies sind die Grundsätze bei der Auswahl von Dividendenwerten:
- das Unternehmen sollte mehr Gewinn gemacht haben als Dividende ausgeschüttet werden soll
(also kein Substanzverzehr) - die Ausschüttungsquote sollte zwischen 40% und 60% des Gewinns liegen,
- die Dividendenrendite sollte zwischen 2% und 6% liegen,
- die Dividenden sollten in der Vergangenheit regelmäßig gezahlt und möglichst gesteigert worden sein.
Als Einzelaktien-Anleger zahlt man vermutlich ueber die Jahrzehnte mehr Steuern (da keine Teilfreistellung auf Kursgewinne).
AntwortenLöschenNur mit ETFs lassen sich seit 2018 Steuern stunden und den Zinseszins darauf maximieren/vereinnahmen. Wen's interessiert: hier die Details (v.a. i.d. Kommentaren)
https://www.finanzwesir.com/blog/thesaurierend-detail
LG Joerg
"die Dividendenrendite sollte zwischen 2% und 6% liegen"
AntwortenLöschen...warum wäre eine Div von z.B. >6% oder <2% zu riskant?
Für Dividendeninvestoren ist das Einstreichen einer Dividende ja Zielvorgabe und da kommen Renditen von weniger als 2% eher nicht in Betracht. Über 6% sollte man auf jeden Fall genauer hinsehen, denn zu hohe Dividendenrenditen sind meistens ein echtes Warnsignal. Sie sind oft so hoch, weil Unternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten geraten sind und der Kurs abstürzte, während die Dividendenschätzungen der Analysten (noch) nicht reduziert wurden. Darüber hinaus kann eine hohe Dividendenrendite auch darauf hindeuten, dass dem Unternehmen die Ideen für Investitionen und Geschäftsfelderweiterungen ausgegangen sind und daher das Geld an die Aktionäre ausgelehrt wird. Derartige Unternehmen tendieren dazu, mittel- und langfristig von anderen verdrängt zu werden. Aus ihrem Markt oder aber, weil ihr Markt verschwindet (Produkte oder Dienstleistungen werden nicht mehr benötigt).
LöschenEine Ausnahme stellen ausdrücklich REITs oder BDCs dar, weil diese Steuervorteile genießen, sofern sie mindestens 90% ihres Gewinns ausschütten.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenmir nicht übel nehmen, aber in meinen Augen kann man den Grundsatz "das Unternehmen sollte mehr Gewinn gemacht haben als Dividende ausgeschüttet werden soll (also kein Substanzverzehr)" ersatzlos streichen, denn dieser wird vollständig vom zweiten Grundsatz "die Ausschüttungsquote sollte zwischen 40% und 60% des Gewinns liegen" abgedeckt.
Liebe Grüße
Konstantin
Ich sehe den zweiten Punkt als Konkretisierung zum ersten.
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