Dienstag, 15. August 2017

MAX Automation mit Halbjahreszahlen: unaufgeregt, solide, weiterhin aussichtsreich...

Die international agierende Beteiligungsgruppe MAX Automation präsentierte Halbjahreszahlen und die sind durchaus einen Blick wert. So liegt der Auftragsbestand mit 189,1 Mio. Euro auf hohem Niveau, der Konzernumsatz legte um 12,6 % auf 180,2 Mio. Euro zu und das Konzern-EBIT vor PPA konnte auf 9,7 Mio. Euro nahezu verdoppelt werden. Infolgedessen hat das Management den Ausblick für Gesamtjahr 2017 bestätigt.

Soweit so gut. Doch die MAX Automation ist in den beiden Kernsegmenten Umwelttechnik und Industrieautomation tätig. Sie verfügt direkt oder indirekt über 11 Beteiligungsunternehmen, von denen nach dem Verkauf der altmayerBTD nur noch Vecoplan dem Bereich Umwelttechnik zuzuordnen ist. Und diese Sparte war bisher das Sorgenkind und hat regelmäßig schwache Ergebnisse eingefahren. Nun hat man "in einem weiterhin herausfordernden Umfeld" zumindest den Turnaround geschafft, vor allem durch Kostensenkungen. Das Ergebnis der Mühe sind nun deutlich verbesserte Zahlen bei Vecoplan. Und so bieten sich hier ganz neue Optionen...


MAX Automation war in der Vergangenheit eher als margenschwach einzustufen, entwickelt sich allerdings unter der neuen Führung und dem neuen Großaktionär ausgesprochen positiv, denn der Vorstand hat das erklärte Ziel, die Margen deutlich zu verbessern. Dieses soll auch gelingen, indem man "Verbundeffekte" zwischen den einzelnen Tochterunternehmen besser nutzt, zum Beispiel durch einen gemeinsamen Einkauf.

Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in China, der Druck auf die Automobilhersteller wegen Dieselgate und dem neuen Megatrend Elektromobilität geht auch an MAX nicht spurlos vorbei, sollte aber auch nicht überbewertet werden. Denn die Konzerntöchter sind vor allem im Bereich Automation tätig und ob die PKWs nun einen Verbrennungsmotor oder E-Motoren haben werden, wirkt sich kaum darauf aus, dass die Hersteller weiterhin auf effiziente Fertigungsstraßen setzen werden.

Wesentliche Konzernkennzahlen erstes Halbjahr 2017:
  • Der konsolidierte Auftragsbestand des MAX Automation-Konzerns lag zum Ende des ersten Halbjahres mit 189,1 Mio. Euro um 6,6 % über dem Wert zum Vorjahresstichtag (177,4 Mio. Euro) und nur geringfügig unter dem Rekordwert von 193,8 Mio. Euro zum Ende des Jahres 2016. 
  • Der konzernweite Auftragseingang reduzierte sich in den ersten sechs Monaten zwar um 13,1 % auf 176,4 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 203,0 Mio. Euro). Jedoch ist dabei zu berücksichtigen, dass die Bestellungen vor allem zum Ende des Vergleichszeitraums besonders hoch ausgefallen waren. Der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten 2017 war der zweithöchste in der Geschichte der MAX Automation. 
  • Der Konzernumsatz verbesserte sich im ersten Halbjahr um 12,6 % bzw. 20,1 Mio. Euro auf 180,2 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 160,1 Mio. Euro). 
  • Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sowie vor Abschreibungen aus Kaufpreisallokation (PPA-Abschreibungen) wuchs deutlich überproportional zum Umsatz und verdoppelte sich nahezu auf 9,7 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 5,0 Mio. Euro). 
  • Der Konzern schloss das erste Halbjahr mit einem Periodenergebnis von 5,0 Mio. Euro ab nach 0,4 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.

Der Konzernbereich Industrieautomation entwickelte sich im ersten Halbjahr erfreulich und profitiert unverändert von der Konzentration auf wichtige Wachstumstreiber wie Elektromobilität, der Trend zu Fahrassistenzsystemen, die Variantenvielfalt im Automobilbau oder die verschärften Vorgaben für CO2-Emissionen. So erhöhte sich  der Auftragsbestand sich per Ende Juni um 6,7% auf 164,5 Mio. Euro (Vorjahresstichtag: 154,2 Mio. Euro) und führte zu einer insgesamt hohen Auslastung bei den Gruppengesellschaften. Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten um beinahe 21% auf 133,6 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 110,8 Mio. Euro) und das EBIT vor PPA erhöhte sich um mehr als 50% auf 9,5 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 6,1 Mio. Euro).

Im Konzernbereich Umwelttechnik gelang es, das Geschäft durch die im Vorjahr umgesetzte Reduzierung der Kostenstruktur an das unverändert verhaltene Marktumfeld anzupassen. In der Folge konnte das Halbjahres-EBIT vor PPA von 0,3 Mio. Euro auf 2,6 Mio. Euro deutlich gesteigert werden. Dabei führten das erneuerte Produktportfolio und das ausgeweitete Servicegeschäft zu einem höheren Rohertrag. Der Auftragsbestand zu Ende Juni belief sich auf 24,6 Mio. Euro, 6,0% mehr als zum Vorjahresstichtag (23,2 Mio. Euro). Der Segment-Umsatz war in den ersten sechs Monaten um 5,6% auf 46,6 Mio. Euro rückläufig (Vorjahreszeitraum: 49,4 Mio. Euro).

 MAX Automation (Quelle: wallstreet-online.de
Übernahme in China geplant
Neben den vorgelegten Zahlen wartete MAX Automation vor einigen Tagen mit der Meldung auf, man plane mehrheitlichen Erwerb der Aktivitäten des chinesischen Maschinenbauers Shanghai Cisens Automation Co., Ltd. Dazu wurde ein Investment Agreement unterzeichnet und man plant im ersten Schritt eine Beteiligung von 51% mit der Option, in den kommenden Jahren alle restlichen Anteile zu erwerben. Zur Umsetzung soll der Geschäftsbetrieb von Shanghai Cisens Automation im Rahmen eines Asset Deals in eine neue Gesellschaft eingebracht werden, an der die MAX Automation AG 51% der Anteile und der Gründer und CEO Roger Lee eine Beteiligung von 49% halten wird. Das Transaktionsvolumen für die Akquisition liegt nach aktuellem Stand im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich und der Erwerb soll im vierten Quartal 2017 vollzogen werden. MAX Automation möchte mit der Beteiligung einen wesentlichen Schritt zum Aufbau einer eigenen Organisation in China, dem größten Automobilmarkt der Welt, tätigen. Das strategische Ziel ist hierbei, bei der Abwicklung von Kundenprojekten die lokale Wertschöpfung zu erhöhen.

Die Shanghai Cisens Automation ist ein Spezialist für die industrielle Automation und ihre mit Abstand größte Kundengruppe ist die Automobilindustrie. Das Unternehmen ist nachhaltig profitabel, beschäftigt rund 170 Mitarbeiter und verfügt über zwei Fertigungs- und zwei Servicestandorte in China. Für das laufende Jahr plant Shanghai Cisens Automation eine Umsatzverdoppelung auf rund 20 Mio. Euro.

Konzernfinanzierung neu aufgestellt
Da trifft es sich gut, dass MAX Automation kürzlich erst ihre Konzernfinanzierung verlängert und zugleich erweitert hat. So wurde die Erhöhung des im Jahr 2015 abgeschlossenen Konsortialkredits um 40 Mio. Euro auf ein Gesamtvolumen von 190 Mio. Euro vereinbart, während die ursprüngliche Laufzeit mit der Unterzeichnung einschließlich Verlängerungsoptionen bis zum Jahr 2024 ausgeweitet wurde. Das Unternehmen nutzt hierbei das anhaltend günstige Finanzierungsumfeld und konnte verbesserte Konditionen bei den Banken herausschlagen, so dass trotz des höheren Kreditvolumens absehbar keine erhöhten Zinsaufwendungen zu erwarten sind. Zugleich habe die Gesellschaft mit den Banken komfortablere Finanzkennzahlen (Covenants) vereinbart. Und wir können davon ausgehen, dass man die Übernahme in China bei Abschluss der neuen Kredite bereits fest im Blick hatte...

Was geschieht mit Vecoplan?
MAX Automation ist sehr gut positioniert im Bereich der Industrieautomation und kann hier erhebliche Synergien zwischen den Konzerntöchtern realisieren. Die Sparte Umwelttechnik, also Vecoplan, ist nach wie vor ein großer Umsatzbringer, aber liefert kaum Ergebnisbeiträge. Sie bindet Geld und Ressourcen, die der prosperierende andere Bereich besser einsetzen könnte. Nachdem man nun den Turnaround geschafft zu haben scheint bei Vecoplan, sollte man zielstrebig auf einen Verkauf hinarbeiten. Denn entweder, man stärkt die Sparte massiv und baut sie zu einer (wieder) tragenden Säule des Konzerns aus, oder man entlässt die stiefmütterlich behandelte Tochter in die Freiheit. Mir wäre das zweite Szenario lieber!

Meine Einschätzung
MAX Automation befindet sich auf meiner Empfehlungsliste. Die Bewertung ist vergleichsweise niedrig und die Dividendenrendite ziemlich attraktiv. Neben der Aussicht auf weitere attraktive Zukäufe, dürfte eine mögliche Veräußerung von Vecoplan eine Menge Potenzial freisetzen. In der Zwischenzeit arbeitet MAX an der Verbesserung seiner Margen und Ergebnisse und kann hier gute Erfolge vorweisen, zumal man auf aussichtsreiche Zukunftsmärkte setzt. Anleger dürften weiterhin viel Freude haben mit diesem unaufgeregten Investment.



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ERGÄNZUNG VOM 15.08.2017, 13:45

▸ MAX beschließt Barkapitalerhöhung zur Finanzierung des weiteren Konzernwachstums

Der Vorstand der MAX Automation AG hat heute mit Zustimmung des Aufsichtsrats eine Barkapitalerhöhung beschlossen. Sie dient vor allem der Finanzierung des weiteren Konzernwachstums im Rahmen der mittelfristigen Wachstumsstrategie 2021. Der Vorstand macht dazu von der Ermächtigung Gebrauch, das Grundkapital der Gesellschaft von aktuell 26.794.415 Euro um bis zu 2.665.000 Euro bzw. maximal 10 % gegen Bareinlagen zu erhöhen ("Genehmigtes Kapital II"). Das Bezugsrecht der Aktionäre des Spezialisten für den Hightech-Maschinenbau wird dabei nach § 186 Abs. 3 Satz 4 Aktiengesetz (AktG) ausgeschlossen.

Die neu auszugebenden Namensaktien sollen zu rund 70 % bei einer Beteiligungsgesellschaft des langjährigen Ankeraktionärs Günther SE, Hamburg, platziert werden. Eine entsprechende Investorenvereinbarung wurde heute abgeschlossen. Die verbleibenden Aktien sollen zunächst weiteren institutionellen Investoren und anschließend der Beteiligungsgesellschaft der Günther SE angeboten werden. Der Ausgabepreis je neuer Namensaktie beträgt 7,00 Euro, was einem Abschlag von 3,8 % gegenüber dem Xetra-Eröffnungskurs der MAX Automation-Aktie vom 15. August 2017 entspricht. Bei vollständiger Ausnutzung des Genehmigten Kapitals II würden das neue Grundkapital der Gesellschaft 29.459.415 Euro und der Mittelzufluss insgesamt rund 18,7 Mio. Euro betragen. Damit würde sich das Eigenkapital der MAX Automation von 115,8 Mio. Euro (Stand per Ende Juni 2017) auf 134,5 Mio. Euro erhöhen.

Die Strategie 2021 der MAX Automation sieht sowohl organische Zuwächse als auch ein Wachstum über Akquisitionen vor. Zur weiteren Finanzierung wurde bereits Ende Juli 2017 der bestehende Konsortialkredit der Gesellschaft um 40 Mio. Euro auf ein Gesamtvolumen von 190 Mio. Euro erweitert und dessen Laufzeit bis zum Jahr 2024 verlängert.

Meine Einschätzung zur Kapitalerhöhung
Die Kapitalerhöhung wird schnell über die Bühne gehen, denn sie wird durch den Mehrheitsaktionär Günther garantiert. Er übernimmt 70% und ggf. die restlichen Anteile, sollten sich keine Käufer hierfür finden. Das würde mich allerdings stark überraschen, denn die MAX Automation ist zu attraktiv, als dass hier nicht der eine oder andere institutionelle Investor zulangen würde.

Da die Verwässerung zur Übernahme von Beteiligungen dient und der Ausgabepreis sehr nahe am aktuellen Börsenkurs liegt, sollte der Kurs sich auch schnell wieder erholen und der Gewinn je Aktie nicht wirklich von der Kapitalerhöhung tangiert werden. Die neue(n) Beteiligung(en) werden ja auch einen Beitrag zum EPS leisten.



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ERGÄNZUNG VOM 18.08.2017, 08:45

▸ MAX Automation schließt Barkapitalerhöhung erfolgreich ab

Die MAX Automation AG hat die am 15. August angekündigte Barkapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechtes nach § 186 Abs. 3 Satz 4 Aktiengesetz erfolgreich abgeschlossen. Dabei überstieg die sehr lebhafte Nachfrage von institutionellen Investoren das verfügbare Aktienvolumen um ein Vielfaches. Die 2.665.000 neu ausgegebenen Namensaktien wurden zu rund 70 % bei einer Beteiligungsgesellschaft des langjährigen Ankeraktionärs Günther SE, Hamburg, und zu rund 30 % bei weiteren institutionellen Investoren platziert. Eine entsprechende Investorenvereinbarung mit der Günther SE war direkt im Vorfeld der Barkapitalerhöhung vereinbart worden. Der Ausgabepreis je neuer Namensaktie betrug 7,00 Euro.

Durch den erfolgreichen Abschluss der Barkapitalerhöhung steigt das Grundkapital des Spezialisten für den Hightech-Maschinenbau um 2.665.000 Euro bzw. 10% auf 29.459.415 Euro.

Insgesamt flossen der Gesellschaft brutto, also vor Abzug transaktionsbedingter Aufwendungen, 18,7 Mio. Euro zu. Der Mittelzufluss ist ein weiterer Baustein bei der Finanzierung der Mittelfriststrategie 2021 der MAX Automation. Diese sieht sowohl organische Zuwächse als auch ein Wachstum über Akquisitionen vor.

2 Kommentare:

  1. Sehr geehrter Herr Kissig,

    wenn Sie sich einigermaßen fundiert mit der Vecoplan AG auseinandergesetzt hätten würden Sie feststellen, dass die Vecoplan AG noch nie rote Zahlen geschrieben hat.

    Die Mühe einer sorgfältigen Analyse sollten Sie schon machen um eine sinnvolle Einschätzung geben zu können.

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    1. Vielen Dank für die konstruktive Kritik. Wenn Sie meine Formulierung genau gelesen hätten, wäre Ihnen sicher aufgefallen, dass ich nichts von Verlusten bei Vecoplan geschrieben habe. Ich habe von Verlusten in der Sparte Umwelttechnik geschrieben und zwar, als auch noch altmayerBTD neben Vecoplan dazu gehörte. Gerade altmayerBTD war ja (zuletzt) kein wirklicher Bringer für MAX und der Verkauf hat auch zu erheblichen Abschreibungen geführt.

      Ich habe die Formulierung nun aber auf "schwache Ergebnisse" geändert anstelle der "Verluste", das sollte das Problem entschärfen.

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