Donnerstag, 23. Januar 2020

Mein Abschied von Navigator Equity Solutions und Rocket Internet

Zwei meiner Investments machen mir zuletzt keine Freude mehr, nämlich Navigator Equity Solutions und Rocket Internet. Beide habe ich vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren hier im Blog vorgestellt und bei beiden ging es im grundsätzlich darum, dass sie einen hohen Cash-Bestand aufwiesen und eine Reihe interessanter (Unternehmens-) Beteiligungen, diese Vermögenswerte aber im Aktienkurs nicht entsprechend abgebildet wurden. Bei einer Sum-of-the-Parts-Betrachtung (SOTP) ergab sich ein gehöriger Abschlag auf den NAV, den Nettoinventarwert, und mein Investmentcase basiert(e) drauf, dass dieser Abschlag mit der Zeit abgebaut würde. Was aber nicht wirklich passiert ist und inzwischen habe ich die Befürchtung, dass es auch nicht mehr passieren wird...

Navigator Equity Solutions

Seit dem überraschenden Verkauf der mit Abstand größten Beteiligung, der IT Competence Group, ist die Phantasie raus aus Navigator. Das Geld ist - teilweise - vereinnahmt, aber meine Überlegung, dass es den Aktionären zugute kommen würde, bevorzugt in Form von Aktienrückkäufen, oder in gewinnträchtige neue Unternehmungen investiert werden würde, haben sich bisher nicht erfüllt. Und es gibt auch keine (!) Anzeichen, dass sich hieran etwas ändern wird.

Rocket Internet

Die Startup-Schmiede hat ihr Geschäftsmodell geändert, ohne konkret zu erklären, was sie künftig vor hat. Es wurden fast alle "historischen" Beteiligungen verkauft und dabei massive Kurseinbrüche und -abschläge in Kauf genommen. Bei Delivery Hero und Hello Fresh hat man auf diese Art zweistellige Millionenbeträge versenkt, denn die Unternehmen und ihr Aktienkurs entwickeln sich seitdem prächtig. Bei Home24 hat man zum IPO sogar noch Aktien zugekauft, nur um sie dann wenige Monate später mit massiven Verlusten abzustoßen. Bei Westwing hat man ebenfalls seinen Bestand in einen fallenden Markt hinein gnadenlos abverkauft, stockte nun aber wieder auf.

Eine nachvollziehbare Strategie sieht anders aus. Zwischenzeitlich sollte nicht mehr in Startups, sondern in reife Unternehmen investiert werden, bevorzugt aus den Bereichen Fintech und Insurtech. Zu hören war hier wenig, außer dass Rocket Internet ab und an mal eines seiner früheren Startups aus diesem Sektor stilllegen musste. Dann kaufte man Aktien von United Internet und von Tele Columbus, um kurze Zeit später die Aktien mit United Internet zu tauschen. Schnallt keiner, was das soll. Ach ja, zwischenzeitlich wollte Rocket Internet auf einmal zum Immobilieninvestor in Berlin werden und dort ganz groß rauskommen. Bekanntlich wurde daraus (auch) nichts.

Meine Einschätzung

Ich bin verschiedentlich zu beiden Unternehmen gefragt worden, ob man die Aktien nun kaufen sollte und/oder wie mein Investmentcase heute aussieht, welche Perspektiven ich für die Unternehmen sehe. Und ich habe darauf keine Antwort (mehr). Daher habe ich mich dazu entschlossen, mich von beiden Werten zu trennen. Nicht, weil es keinen Abschlag zum NAV mehr geben würde und dieser nicht abgebaut werden könnte. Doch, das kann er, oder könnte er. Und die Frage ist inzwischen weniger wann das geschieht, sondern wie.

Warren Buffet sagte mal, er würde in Unternehmen investieren, bei denen er die Entwicklung relativ klar vorhersehen könnte. Er kauft, wenn er sich sicher ist, dass etwas eintritt. Nur wann das sein wird, das würde er nie wissen. Aber das sei dann auch gar nicht so wichtig.

Tja, weder bei Navigator noch bei Rocket Internet sehe ich eine klare Entwicklung vor mir. Nicht mehr. Daher ist die Aussicht darauf, dass der NAV-Abschlag doch irgendwann einmal gehoben werden könnte und die Aussicht daran schnell ordentlich Geld zu verdienen, zu unattraktiv geworden für mich. Es ist kein Investment mehr, sondern eher ein Vabanquespiel, fast wie Roulette, entweder kommt Schwarz oder Rot. Aber das ist nicht mein Spiel.

Hinzu kommt, dass ich nicht mit Aktien spekuliere, sondern mich an einem Unternehmen beteilige, Miteigentümer werde, Partner bin. Aber stelle ich mir nun die Frage, ob ich mich in dieser Rolle bei Navigator oder Rocket Internet wohl fühle, richtig aufgehoben fühle, dann lautet die Antwort: Nein. Ich habe nicht das Gefühl, als Partner erwünscht zu sein und entsprechend behandelt zu werden. Und ich möchte es auch gar nicht mehr. Aus diesen Gründen streiche ich beide Werte von meiner Beobachtungsliste.

Bei Navigator Equity Solutions verbleiben bei einem Kurs von €1,71 nach gut zwei Jahren 89% Rendite stehen bzw. 31,5% p.a., was doppelt so hoch liegt wie mein langfristiger Zielwert von 15%. Bei Rocket Internet ergibt ein Kurs von €21,50 nach knapp zweieinhalb Jahren eine Rendite von 15% oder 5,5% p.a. und damit eine deutlich unterdurchschnittliche Entwicklung ggü. meiner Zielsetzung.

5 Kommentare:

  1. Hallo, danke für die Erklärung. Ich finde es etwas übertrieben, aber jeder hat natürlich andere Vorstellungen, Einschätzungen und Anlageziele.
    Ich sehe bei Navigator in den letzten 4-5 Jahren einen erkennbaren Aufwärtstrend. Da ich "long" bin, bleibe ich auf jeden Fall dabei. Zudem bin ich im Plus, sehe daher mehr Chance als Risiko.

    Schönes Wochenende!

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  2. Ich dachte, dass du sowas nur noch in deinen Q-updates schreiben wolltest? Naja bin mal gespwnnt wie lange Navigator braucht um sich wieder zu erholen. Ist schon erstaunlich wie so ein enger Wert so leicht breinflusst werfen kann. :)

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  3. Ich teile Deine Auffassung, dass beide Unternehmen von "undurchsichtigen" Managements geführt werden. Jeder hat so seinen blinden Fleck, auf seine Art. Navigator ist oder war eine schmiede für Börseneinführungen. Resultat: zig Gesellschaften (alle mit niederländischer Zulassung) sind in der Versenkung verschwunden. Pleite und aus den Augen. Alles in allem undurchsichtige Geschäfte, die von einer kleinen Cluiqe gesteuert werden. Trotzdem habe ich gutes Gled mit Navigator verdient, habe nämlich bei 0,92 € dick zugekauft.
    Zu den Samwers will ich mich gar nicht äußern, das überlasse ich anderen. Hier leige ich leicht im minus, aber auch ich sehe keinen Horizont, wos hingehen soll. Wer keine Lust oder Nerven hat, sollte Michaels schritt folgen, der Rest kann weiterhin spekulieren und sich in den Händen dieser Manager unwohl fühlen, aber auf Profit hoffen.

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  4. Danke für deine Einschätzung! Habe Rocket Internet auch auf meiner Liste und werde es weiterhin verfolgen. Finde deine Entscheidung sehr krass aber kann es auf jeden Fall verstehen. Wie mein Vorredner schon sagte hat ja jeder andere Anlageziele. Ich bin weiterhin gespannt auf die Entwicklung deines Portfolios und was du vielleicht jetzt neu aufnimmst.

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  5. Ich bin vor zwei Wochen zum selben Schluss wie Du gelangt und habe meine Anteile an Rocket Internet nach 2,5 Jahren verkauft. Impulse die zum Aufholen des Abstandes zum NAV führen sind für mich nicht erkennbar und dem Management scheinen die Aktionäre eine Last zu sein. In den Earnings Calls oder der Presse gibt es keine belastbare Information - lediglich Spekulationen - zur künftigen Strategie. Insgesamt kein Management (mehr) dem ich mein Vermögen anvertrauen möchte. Am Markt finde ich aussichtsreichere Unternehmen.

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