Donnerstag, 16. August 2012

Greiffenberger: kleine Mittelstandsholding mit großem Potenzial

Den seit 1986 börsennotierten Small-Cap Greiffenberger AG hat kaum jemand auf dem Schirm, was auch an der geringen Marktkapitalisierung von rund 25 Mio. EUR liegen dürfte, denn daraus resultieren geringe Handelsumsätze und die Erfordernis, unbedingt mit Limits zu ordern.

Aber der Reihe nach... Die Greiffenberger AG ist eine familiengeführte Holding mit Beteiligungen in verschiedenen Industriezweigen, die in drei Unternehmensbereiche aufgeteilt sind. Den Unternehmensbereich Antriebstechnik bildet die größte Tochtergesellschaft ABM Greiffenberger Antriebstechnik GmbH, der Unternehmensbereich Metallbandsägeblätter & Präzisionsbandstahl wird durch die J. N. Eberle & Cie. GmbH bedient und die BKP Berolina Polyester GmbH & Co. KG ist im Bereich der Kanalsanierungstechnologie und Rohrummantelung tätig. Per 31.12.2011 beschäftigte die Greiffenberger-Gruppe 945 Mitarbeiter.

Die Tochter ABM Greiffenberger (Greiffenberger-Anteil 100%) stellt spezielle Elektromotoren her, die geräuschlos und ruckelfrei arbeiten. Neben der Medizintechnik ist die Lagerlogistik ein wichtiges Einsatzfeld für diese Motoren, mit denen sich der Energieverbrauch im Vergleich zu konventionellen Elektroantrieben um bis zu 40% senken lässt. Bei größeren Anlagen, in denen sehr viele Motoren zum Einsatz kommen, sind dadurch Kosteneinsparungen im sechsstelligen Euro-Bereich möglich. Die sog. Sinochron-Motoren kommen jedoch auch in Treppenliften zum Einsatz und sind auch als Antrieb für Windkraftanlagen und Biomasseheizungen (Pelletheizungen) geeignet - zwei Bereiche mit großen Wachstumsperspektiven.

Die GBC rechnet 2012 bei der größten Greiffenberger-Tochter mit einem leichten Umsatzwachstum von 3% auf rund 97 Mio. EUR. Viel spannender ist aber die Ergebnisentwicklung bei ABM, nachdem im letzten Jahr das Kostensenkungsprogramm "Impuls 2011" aufgelegt wurde. Mittelfristig sei laut Management eine Steigerung der EBIT-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von derzeit 3,7% auf 8% realistisch.

Die Tochter Eberle  (Greiffenberger-Anteil 100%) könnte nach Ansicht von GBC-Analyst Leipold in diesem Jahr doppelt so schnell wachsen wie die ABM und einen Umsatz von rund 50 Mio. EUR erzielen. Eberle stellt unter anderem hochqualitativen Präzisionsbandstahl her, der zum Beispiel in der Automobilindustrie und im Maschinenbau verwendet wird. Für einen weltweiten Automobilzulieferer in den USA liefert das Unternehmen Bandstahl, der zuvor von einem Partner in Detroit zugeschnitten und konfektioniert wird und anschließend beim Kunden in Stoßdämpfer eingebaut wird. Eberle setzt in diesem Bereich aber nicht auf mengengetriebenes Wachstum, sondern baut die Kapazitäten, die nahezu ausgelastet sind, gezielt auf. Dies kommt letztendlich auch dem Ergebnis zugute.

Die dritte Tochter BPK (Greiffenberger-Anteil 75%), ein Spezialist für die grabenlose Kanalsanierung, ist die treibende Kraft in der Gruppe. Das Unternehmen hat ein weltweit einzigartiges Verfahren zur Schlauchproduktion auf Basis von glasfaserverstärkten Kunststoffen entwickelt. In Deutschland werden jährlich 1,6 Milliarden Euro für die Kanalsanierung ausgegeben, davon 20% für die unterirdische Bauweise - Tendenz steigend.

























Für das Geschäftsjahr 2012 erwartet GBC bei einem Umsatz von 163 Mio. EUR einen Gewinn von 81 Cent pro Aktie und 2013 sei mit Erlösen von 169 Mio. EUR und einem Ergebnis von 1,19 Euro zu rechnen. Das KGV läge dann für 2012 bei 6,5 und für 2013 bei 4,4 - rekordverdächtig niedrig!

Risiken
Ein paar Wermutstropfen gibt es aber auch: neben der geringen Marktkapitalisierung und den mäßigen Handelsumsätzen ist die Eigenkapitalquote noch recht niedrig. Allerdings wird hier seit Jahren gegengesteuert - auch deshalb wird aktuell keine Dividende gezahlt - und die Eigenkapitalquote nähert sich mit großen Schritten der soliden 30%-Marke. Und das Fremdkapital muss verzinst werden. Hier hat Greiffenberger langfristig vorgesorgt und attraktive Zinsfestschreibungen erreicht - dennoch belasten die Zinsen natürlich die Ergebnisse.

Chancen
Die weitere Reduzierung der Nettoverschuldung und Erhöhung der Eigenkapitalquote sorgen nicht nur für (noch) bessere Ergebnisse, sondern ermöglichen perspektivisch auch die Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung. Darüber hinaus können die bestehenden Produktionskapazitäten ein deutlich höheres Umsatzniveau stemmen und infolge des Programms „Impuls 2011“ sollte sich die Marge bei ABM signifikant erhöhen.

Einschätzung
Die Greiffenberger AG ist solide finanziert und gut aufgestellt, Umsätze und Ergebnisse steigen beständig an. Die Bewertung liegt deutlich unter der vergleichbarer Beteiligungsunternehmen und die geringe Marktkapitalisierung rechtfertigt diesen Abschlag nicht. Vielmehr sollte einem Unternehmen mit derartigen Perspektiven ein KGV von 10 und mehr zugebilligt werden, was erhebliches Kurspotenzial verspricht.

Am 23. August legt das Unternehmen seine Halbjahreszahlen vor und ich rechne eher mit positiven als negativen Überraschungen. Greiffenberger findet sich daher als langfristige Beimischung in meinem Depot wieder.

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