Sonntag, 22. November 2015

PayPal und die starken Männer

Der Zahlungsdienstleister PayPal wird seit seinem Spin-off von der ehemaligen Konzernmutter, dem Internet-Auktionshaus Ebay, als selbständiges Unternehmen an der Börse gelistet. Die Aufspaltung war Ergebnis der heftigen Kritik des aktivistischen Investors Carl Icahn, der das damalige Management von Ebay immer wieder mit öffentlichen Attacken zu einer Aufspaltung der beiden Konzernteile gedrängt hat.

Carl Icahn verkauft Ebay und kauft PayPal
Mit Erfolg. Und nachdem nun Großinvestoren in den USA ihre Aktivitäten im letzten Quartal gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC mittels des sog. 13F-Formulars offenlegen mussten, zeigt sich, dass Icahn hier keine halben Sachen machte. Er hat nach der Aufspaltung nämlich seine Ebay-Aktien vollständig veräußert und in gleichem Umfang in weitere PayPal-Aktien investiert, wodurch der New Yorker Milliardär nun 46,3 Millionen Anteilscheine und damit etwa 3,8 Prozent an dem Online-Bezahldienst hält.

George Soros kauft Ebay und PayPal
Vielleicht hat er seine Ebay-Aktien sogar an einen anderen illustren Star-Investor verkauft, denn George Soros stockte bei Ebay kräftig auf. 5,4 Millionen eBay-Aktien hat der Hedgefonds-Manager nun im Depot, ein Plus von 2,2 Millionen Stück im Vergleich zum Vorquartal. Der Gesamtwert des eBay-Paketes summiert sich auf knapp 154 Millionen Dollar. Daneben hält Soros nun 4,4 Millionen Aktien von PayPal im Wert von insgesamt 157 Millionen Dollar.

Umsatz und Gewinn steigen, die Take Rate sinkt
Beide nutzten den Kursabsacker, der auf den Spin-off folgte und positionierten sich bereits vor der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal. Obwohl PayPal weiterhin kräftig wächst, machen sich bei Anlegern Sorgen um die Zukunft breit. Denn die Erlöse kletterten von Juli bis September um rund 15 Prozent und verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreswert auf 2,3 Milliarden Dollar. Das gesamte von PayPal abgewickelte Zahlungsvolumen stieg sogar um 27 Prozent auf 70 Milliarden Dollar. Und hier zeigt sich auch das Problem, denn PayPal sog. "Take Rate" ist gesunken. Dies ist der Prozentsatz, den PayPal bei jeder Transaktion einbehält und der ist von 3,39 Prozent im Vorquartal auf nun 3,24 Prozent gesunken. PayPal verdient also an jeder abgewickelten Zahlung im Schnitt etwas weniger. Und das treibt Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn und lässt die Frage aufkommen, ob die Wachstums- und Erfolgsstory von PayPal vor dem Ende steht.

 PayPal Inc. (Quelle: comdirect.de)
Im Wesentlichen gibt es zwei Ursachen für das Sinken der Take Rate. Zum einen drängen mehr Anbieter in den Mart und versuchen dem Platzhirschen PayPal Marktanteile abzunehmen. Insbesondere Apple Pay scheint hier durchaus ein ernstzunehmender Konkurrent zu werden, denn Apple verfügt über die Kundenkonten (bei iTunes) und das Medium (iPhone) für mobiles Bezahlen. Bisher wickelt Apple Pay im Hintergrund viele Transaktionen über PayPal ab, aber das könnte sich mittelfristig ändern und würde PayPal dann Umsätze kosten. Und Gewinne.

Der zweite Grund liegt darin, dass PayPal Partnerschaften mit großen Unternehmen wie Macy’s oder dem größten lateinamerikanischen Wireless-Anbieter America Movil eingegangen ist, die zwar viel Umsatz bringen und Gewinne, aber aufgrund des hohen vermuteten Zahlungsaufkommens eben auch die Verhandlungspartner in die Lage versetzen, geringere Take Rates durchzusetzen. Daher steigen Umsatz und Gewinn durch die neuen Partnerschaften, aber die durchschnittliche Take Rate sinkt. Allerdings sollte man hierbei nicht übersehen, dass PayPals 3,24 Prozent immer noch ein stolzer Wert sind verglichen z.B. mit den 2 Prozent, die der Kreditkartenanbieter VISA generiert.

Meine Einschätzung
PayPal wächst weiterhin rasant und das in einem wachsenden Markt. Die neuen Herausforderer könnten daher PayPal Marktanteile abnehmen, ohne dass PayPals Umsätze und Gewinne schrumpfen müssten. Ob sich die alternativen Anbieter wirklich durchsetzen können, bleibt allerdings abzuwarten. Denn Nutzer sind Gewohnheitstiere und ändern ihr Verhalten nur langsam. Wer daran gewöhnt ist, mit PayPal zu zahlen, hat eine natürliche Hemmschwelle, woanders ein weiteres Konto einzurichten und sich noch mehr Daten merken zu müssen. Dies macht man nur, wenn man einen echten Mehrwert erhält, also mehr sinnvolle Funktionen oder ein gesteigertes Maß an Bequemlichkeit bzw. Anwendungsfreundlichkeit und Sicherheit. Das müssten die Herausforderer erst einmal unter Beweis stellen.

Ich glaube, dass sich PayPal weiterhin sehr gut im Markt behaupten und auch künftig stark wachsen wird bei Umsatz und Ertrag. Bei aktuellen 34 Euro liegt das 2016er Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 24 und das spricht nicht unbedingt für eine günstige Bewertung. Allerdings relativiert sich diese, wenn man das KGV ins Verhältnis zum Gewinnwachstum des Unternehmens setzt.

PayPal hat den großen Vorteil, dass es der Quasi-Standard des Online-Bezahlens ist, dass es viele Nutzerkonten hat und es ganz einfach - und sicher - ist, damit zu bezahlen. Nämlich mit wenigen Klicks. In der sich schnell wandelnden Welt der Internet- und Kommunikationsdienstleistungen von einem Wettbewerbsvorteil zu sprechen, ist per se etwas gewagt. Aber wenn ein Unternehmen hier so etwas wie einen ökonomischen Burggraben ("Moat") hat, dann ist es PayPal. Und daher bin und bleibe ich als Aktionär an Bord und habe PayPal auf meiner Empfehlungsliste. Und ich setze darauf, dass PayPal auch weiterhin kräftig zulegen kann und seine Marktstellung behaupten und vielleicht sogar noch ausbauen wird. Was sich dann auch positiv beim Aktienkurs bemerkbar machen dürfte.

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